Ältere Frau mit guter Laune im herbstlichen Park
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Häufige Fragen zu den Wechseljahren – mit Expertenrat

Von: Onmeda-Redaktion, Till von Bracht (Medizinredakteur, M.A. Sportwissenschaften)
Letzte Aktualisierung: 29.12.2021

Für die meisten Frauen sind die Wechseljahre eine Lebensphase der Veränderungen, die viele Fragen aufwirft. Was sind die ersten Anzeichen der Wechseljahre? Kann man in den Wechseljahren noch schwanger werden? Und was hilft gegen die Beschwerden? Antworten auf die häufigsten Fragen rund um das Thema Wechseljahre gibt Ihnen unsere Expertin Dr. med. Nikoleta Athanassiou!

Die 11 häufigsten Fragen

Frau Dr. med. Nikoleta Athanassiou ist Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe und war viele Jahre an der Universitätsklinik Gießen tätig.

Wann beginnen die Wechseljahre?

Wann genau sich die Wechseljahre einstellen, ist von Frau zu Frau verschieden. Das Durchschnittsalter von Frauen in den Wechseljahren beträgt 51 Jahre – bei einigen Frauen treten die hormonellen Veränderungen aber auch deutlich früher, bei anderen deutlich später ein.

Dr. med. Athanassiou rät: "Die weiblichen Eierstöcke können bereits ab 28 Jahren an Gewicht verlieren, ab 35 Jahren kann es etwas schwieriger werden, schwanger zu werden und ab 40 können sich Zyklusunregelmäßigkeiten einstellen.

Der oft erst mit 50 berichtete Kräfteverlust, die Hitzewallungen, die Schlafstörungen und Stimmungsschwankungen mit Depressionsneigungen sind dann eigentlich nur die "Eisbergspitze" des ganzen Prozesses. Es kann aber auch durchaus sein, dass Frauen mit 55 Jahren noch regelmäßig eine Periode bekommen. Auch dies ist völlig normal."

Wie lange dauern die Wechseljahre an?

Auch wenn die hormonellen Veränderungen der Wechseljahre über mehrere Jahre andauern, heißt das noch lange nicht, dass jede Frau über Jahre hinweg mit Wechseljahresbeschwerden zu tun hat. Bei einigen Frauen machen sich die hormonellen Veränderungen kaum bemerkbar, bei anderen Frauen treten stärkere Beschwerden auf. Hitzewallungen, Schweißausbrüche und andere Begleiterscheinungen verschwinden bei vielen Frauen innerhalb von ein bis zwei Jahren von selbst, bei einem Drittel aller Frauen im entsprechenden Alter dauern sie etwa fünf Jahre an. Bei sehr wenigen Frauen halten Beschwerden noch länger an.

Dr. med. Athanassiou rät: "Die Beschwerden, die in der Zeit der Wechseljahre auftreten, können passager sein, das heißt innerhalb von wenigen Wochen ist alles überstanden. Leider ist es aber auch so, dass Frauen über einen längeren Zeitraum unter Beschwerden wie Hitzewallungen, Schweißausbrüchen, Schlaflosigkeit und Stimmungsschwankungen leiden können. Genau hierin liegt die Schwierigkeit in der Beratung. Es gibt leider meines Wissens nach auch keinen Test, der besagt, wie lange eine Frau unter ihren Beschwerden leiden wird."

Woher weiß ich, dass ich in den Wechseljahren bin?

Jede Frau erlebt die Wechseljahre anders. Allen gemeinsam ist die letzte Regelblutung, die meistens nicht plötzlich eintritt, sondern sich durch unregelmäßiger werdende Monatsblutungen ankündigt.

Dr. med. Athanassiou rät: "Der einfachste Hinweis auf beginnende Wechseljahre liegt in der Veränderung des Blutungsverhaltens: kürzere Abstände von Periode zu Periode, Vor- und Nachschmieren, also Zyklusunregelmäßigkeiten.

Stimmungsschwankungen, Hitzewallungen, Schlafstörungen oder Scheidentrockenheit können im entsprechenden Alter auf die hormonellen Veränderungen in den Wechseljahren zurückzuführen sein. Manchmal bleiben diese Beschwerden jedoch trotz Wechseljahre komplett aus.

Weitere Hinweise, dass sich eine Frau in den Wechseljahren befindet, kann eine Blutuntersuchung liefern, wobei Ihr Arzt die Konzentration verschiedener Hormone bestimmt."

Welche positiven Seiten haben die Wechseljahre?

Die Wechseljahre sind eine Zeit der Veränderung und gehen oft mit Unannehmlichkeiten einher. Viele Frauen verbinden mit den Wechseljahren eher negative Gefühle – für andere Frauen haben die Wechseljahre jedoch auch einen positiven Wert: Sie nutzen die Phase, um ihr Leben neu zu sortieren und sich über ihre ganz persönlichen Interessen klar zu werden.

Dr. med. Athanassiou rät: "Wechseljahre sind nicht nur eine Zeit der hormonellen Umstellung. Sie bergen auch die Chance, für den neuen Lebensabschnitt das bisherige Lebenskonzept zu überdenken: Was hat sich für mich bewährt? Mit welchen Qualitäten möchte ich alt werden? Was ist mir wichtig?

Viele Frauen kümmern sich in und nach den Wechseljahren intensiver um sich selbst, hören in sich hinein und werden gelassener. Viele empfinden es darüber hinaus als eine Erleichterung, dass sie sich nicht mehr um Verhütung kümmern müssen und ihr Sexualleben unbeschwert genießen können."

Hormontherapie oder pflanzliche Mittel bei Wechseljahresbeschwerden?

Um Wechseljahresbeschwerden wie Hitzewallungen zu lindern und die Rückbildung der Scheide zu verhindern, gibt es für Frauen in den Wechseljahren verschiedene Östrogen-Gestagen-Kombinationspräparate. Ob eine Hormontherapie bei der jeweiligen Frau empfehlenswert ist, hängt von Intensität der Beschwerden, Art der Hormontherapie und Dauer der Einnahme ab. Bei der Entscheidung sollten Sie zusammen mit Ihrem Arzt Risiken und Nutzen abwägen.

Auch pflanzliche Mittel scheinen bei einigen Frauen gegen die Wechseljahresbeschwerden zu helfen, die Wirksamkeit ist allerdings umstritten.

Dr. med. Athanassiou rät: "Es gibt vielleicht nicht "die besten Hormone" für alle Frauen, es bleibt oft eine individuelle Entscheidung, die mit Anwendbarkeit, Verträglichkeit und Risikoabschätzung zu tun hat. Das beste Hormon für Sie ist jenes, welches Sie am besten vertragen und das seine Wirkung erzielt. Da gibt es oft eine Phase des Ausprobierens, bis Sie Ihre bestmögliche Behandlung gefunden haben.

Wenn Sie ein hohes Risiko haben, an Osteoporose zu erkranken oder vielleicht schon daran erkrankt sind, empfehlen auch die sogenannten Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe eine Hormoneinnahme, besonders wenn Sie die Standardtherapie nicht gut vertragen.

Auch bei Hitzewallungen (orale Gabe) und bei der Rückbildung der äußeren Geschlechtsorgane (Vulvaatrophie, lokale Anwendung) konnte eine Wirkung der Hormontherapie nachgewiesen werden. Außerdem wurde nachgewiesen, dass bei oraler Gabe weniger Knochenbrüche auftraten. Keine Wirkung konnte laut Leitlinien hinsichtlich Verbesserung von Lebensqualität, Harninkontinenz, Herzerkrankungen (Schlaganfall), Thromboseprophylaxe, Hautalterung und der Verbesserung der Kognition und Demenz nachgewiesen werden.

Für eine gesunde Frau ohne Beschwerden um die 50 Jahre gibt es keine offizielle Empfehlung, ein Hormonpräparat "prophylaktisch" einzunehmen.

Viele Frauen wünschen sich naturheilkundliche Ansätze als Alternativen zur Hormontherapie – vor allem seitdem die Östrogen-Gestagen-Hormontherapie unter Verdacht steht, das Risiko für Brustkrebs zu erhöhen. Einige Patientinnen berichten, dass diese naturheilkundlichen Ansätze eine Linderung verschaffen konnten. Jede Frau muss für sich selbst entscheiden, ob und wie sie Wechseljahresbeschwerden behandeln möchte und ihren ganz persönlichen Nutzen abwägen."

Kann man Wechseljahresbeschwerden vorbeugen?

Ob und wie stark es zu Wechseljahresbeschwerden kommt, ist von Frau zu Frau verschieden. Stimmungsschwankungen, Hitzewallungen oder Scheidentrockenheit kann man nicht direkt vorbeugen, es spricht jedoch viel dafür, dass Frauen diese Phase durch eine gesunde Lebensführung positiv beeinflussen können.

Dr. med. Athanassiou rät: "Nicht jede Frau bekommt zwangsläufig Beschwerden während der Wechseljahre! Ungefähr ein Drittel der Frauen hat keine oder kaum Beschwerden, ein weiteres Drittel hat leichte Beschwerden und circa ein weiteres Drittel hat mit stärkeren Beschwerden zu tun. Gesundheit hängt allgemein von einer guten Prophylaxe ab: Dazu gehört eine gesunde Ernährung, zum Beispiel aus Sojaprodukten – dies hat so mancher Frau ruhige Nächte beschert.

Ich rate meinen Patientinnen ab 40 Jahren außerdem, achtsamer mit sich selber umzugehen: Wie kann ich meine Kraft erhalten? Lege ich genügend Pausen in meinen Tag? Habe ich genug Zeit für mich? Was tue ich mir Gutes? Außerdem verbessert regelmäßige Bewegung bei vielen Frauen das allgemeine Wohlbefinden, was auch die Lebensphase der Wechseljahre und die damit zusammenhängenden Beschwerden positiv beeinflussen kann.

Gleichzeitig erkläre ich auch, dass Frauen, die eine hormonelle Verhütung wie zum Beispiel ein Pillenpräparat noch bis über die Zeit der Wechseljahre einnehmen, deutlich weniger von Beschwerden in Bezug auf die Wechseljahre berichten."

Was kann man gegen Stimmungsschwankungen in den Wechseljahren tun?

Während der Wechseljahre sind Stimmungsschwankungen keine Seltenheit. Einige Frauen berichten von einer Besserung der Symptome durch pflanzliche Präparate. Eine Hormontherapie wirkt gut gegen Wechseljahresbeschwerden, wird wegen ihrer Risiken allerdings eher selten empfohlen.

Dr. med. Athanassiou rät: "In den Wechseljahren können sich Stimmungsschwankungen, Gedankenkreisen und innere Unruhe verstärken. Einige Frauen kennen dies bereits in Ansätzen, noch bevor sie an die Wechseljahre denken. Die Gedanken zu beruhigen gelingt am besten, wenn man beginnt, sein Leben zu entschleunigen. Ich empfehle Yoga und Meditation. Die einfachste Übung beim Meditieren ist, ruhig und gelassen dem eigenen Atem zu folgen. Der Atem selbst kennt kein Gedankenkarussell, wir können viel von ihm lernen.

Im Yoga lernt man Übungen, die helfen, sich besser zu "bewurzeln", sich besser zu zentrieren. Beides hilft, wenn man es in den Alltag einbaut, das heißt, nicht erst wartet, bis man abgehetzt am Abend etwas Gutes für sich tut. Das Geheimnis liegt in der Achtsamkeit sich selber gegenüber, auch am Tag.

Wenn Sie während der Wechseljahre unter leichten Stimmungsschwankungen und Depressionen leiden, stehen auch pflanzliche Präparate wie Johanniskraut zur Verfügung.

Gerade bei der Winterdepression besteht die Möglichkeit einer Lichtbehandlung, auch zuhause. Die Einnahme eines Antidepressivums gehört in die Hände eines erfahrenen Arztes. In jedem Fall empfehle ich betroffenen Frauen, Kontakt zu Selbsthilfegruppen aufzunehmen. Der dort gesammelte Erfahrungsschatz kann sehr hilfreich sein."

Was kann man gegen Hitzewallungen und Schweißausbrüche tun?

In den Wechseljahren kann es vorkommen, dass sich die direkt unter der Haut befindlichen Gefäße plötzlich weiten und mehr warmes Blut aus dem Körperinneren durch die Haut strömt. Die Frau empfindet dies als heiße Welle, die den Körper überflutet. Auch Schweißausbrüche treten bei vielen Frauen in den Wechseljahren auf.

Dr. med. Athanassiou rät: "Wir Frauenärzte erhalten immer wieder die Rückmeldung, dass bei Hitzewallungen ein Hormonpräparat gut helfen kann. Auch in den Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe ist vermerkt, dass bei der Einnahme von Hormonen eine Wirkung bei Hitzewallungen nachgewiesen werden konnte.

Viele Frauen wünschen sich naturheilkundliche Alternativen zur Hormontherapie. Auch wenn eine Wirkung umstritten ist, gibt es einige Möglichkeiten, von denen Frauen berichten, dass sie sich bei Hitzewallungen und Schweißausbrüchen bewährt haben. In der Hoffnung, dass die Anwendung Erleichterung verschaffen möge, gebe ich diese Erfahrungswerte weiter: Seitens der Ernährung sollen Sojaprodukte helfen. Darüber hinaus empfehle ich Salbeitee und Salbeidragees und Östrogene pflanzlicher Herkunft. Auch die chinesische Medizin bietet Ansätze, so zum Beispiel das Akupunktieren von hitzeausleitenden Punkten und unterstützende Tinkturen für Niere, Leber und Milz.

Um den Säure-Basen-Haushalt zu regulieren, soll Kräutertee hilfreich sein. Nehmen Sie sich vor allem Zeit und Ruhe für Ihre Teezeremonie. Schließlich können Sie Basentabs versuchen, darüber hinaus haben sich Fuß- oder Vollbäder mit Badesalz bei manchen Patientinnen bewährt."