Eine Frau ist im Begriff, eine Schmerztablette zu nehmen
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Darf man Schmerzmittel wie Ibuprofen vor oder nach einer Impfung einnehmen?

Von: Dr. rer. nat. Geraldine Nagel (Medizinredakteurin), Jasmin Leukel (ehem. Krsteski) (Biologin und Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 08.09.2025

Nach einer Impfung kommt es manchmal zu Impfreaktionen wie Kopfschmerzen, Gliederschmerzen oder leichtem Fieber. Darf man dann Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol einnehmen? Oder schwächt das den Impfschutz?

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

FAQ: Häufige Fragen und Antworten zur Schmerzmitteleinnahme bei Impfungen

Nach einer Impfung können bei Beschwerden Paracetamol oder Ibuprofen eingenommen werden. Acetylsalicylsäure (ASS) wird bei Kindern und Jugendlichen wegen des Risikos für das Reye-Syndrom nicht empfohlen.

Schmerz- oder Fiebermittel sollten erst eingenommen werden, wenn Beschwerden tatsächlich auftreten – nicht vorsorglich.

Wer Acetylsalicylsäure (ASS) dauerhaft wegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen einnimmt, sollte die Therapie nicht wegen einer Impfung unterbrechen. Zur Linderung von Impfreaktionen werden zusätzlich eher Paracetamol oder Ibuprofen empfohlen.

Nach der Gürtelrose-Impfung können häufiger Schmerzen an der Einstichstelle, Müdigkeit, Kopf- oder Gliederschmerzen und Fieber auftreten. Deshalb ist es sinnvoll, Paracetamol oder Ibuprofen bereitzuhalten, um die Beschwerden bei Bedarf zu lindern.

Darf man Schmerzmittel vor einer Impfung einnehmen?

Einige Vakzine, wie die Grippe-, Covid-19- oder Gürtelrose-Impfung, sind bekannt dafür, häufiger Impfreaktionen zur Folge zu haben. Vor allem Kinder reagieren oft auf Impfstoffe. Um Beschwerden zu verhindern, fragen sich viele Menschen, ob sie vorbeugend fiebersenkende und schmerzlindernde Mittel einnehmen können. Die Antwort: Lieber nicht.

Schmerzmittel können Impfwirkung abschwächen

Steht eine Impfung an, sollte insbesondere auf eine vorbeugende Einnahme von Schmerzmitteln verzichtet werden. Denn diese können den Impfeffekt unter Umständen schwächen. 

Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen oder Acetylsalicylsäure (ASS) wirken, indem sie im Körper bestimmte Enzyme hemmen. So verhindern sie, dass schmerz- und entzündungsvermittelnde Botenstoffe freigesetzt werden.

Diese Enzyme spielen jedoch auch eine Rolle bei Impfungen: Das Immunsystem benötigt sie, um nach der Impfung Abwehrzellen zu aktivieren und Antikörper herzustellen. Durch die Einnahme von Schmerzmitteln kann die Immunantwort deshalb geringer ausfallen.

Ähnliches gilt für Paracetamol: Auch hier zeigen Studien, dass die vorbeugende Einnahme die Antikörperantwort verringern kann. 

Ausnahme: Meningokokken-B-Impfung

Bei der Meningokokken-B-Impfung für Kinder unter zwei Jahren empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) die vorsorgliche Gabe von Paracetamol. Denn die Impfung gegen bestimmte Bakterien, die unter anderem eine Hirnhautentzündung auslösen können, hat sehr häufig Impfreaktionen wie hohes Fieber zur Folge. In Studien konnte gezeigt werden, dass Paracetamol das Risiko für solche unerwünschten Wirkungen senkt, ohne die Wirksamkeit der Impfung zu beeinträchtigen.

Darf man Schmerzmittel nach einer Impfung einnehmen?

Auch kurz nach einer Impfung sollte man Wirkstoffe wie Ibuprofen, ASS oder Paracetamol besser nicht einnehmen. Denn durch die Einnahme von Schmerzmitteln um den Impfzeitpunkt herum kann der Impfeffekt möglicherweise geringer ausfallen als erwünscht. Gegen die Erreger-Bruchstücke im Impfstoff werden dann gegebenenfalls weniger Antikörper hergestellt.

Ob die hemmende Wirkung auf die Immunreaktion aber so weit geht, dass eine Impfung komplett wirkungslos wird, lässt sich nach aktuellem Stand der Forschung nicht sagen. Fachleute halten dies für eher unwahrscheinlich.

Wer Impfreaktionen hat, darf Schmerzmittel nehmen

Wer Nebenwirkungen oder Impfreaktionen wie Schmerzen an der Einstichstelle oder Fieber hat, darf Schmerzmittel wie Ibuprofen, ASS oder Paracetamol einnehmen, um die Beschwerden zu lindern. Denn Impfreaktionen zeigen sich in der Regel nicht sofort nach der Impfung, sondern erst mehrere Stunden danach. 

Fachleuten zufolge ist der zeitliche Abstand zur Impfung zu diesem Zeitpunkt groß genug, sodass dann keine oder höchstens eine schwache Beeinträchtigung der Immunantwort zu erwarten ist.