PYRAFAT 500mg Filmtabletten

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 11.06.2012
Hersteller: RIEMSER Arzneimittel AG
Wirkstoff: Pyrazinamid
Darreichnungsform: Filmtablette
Rezeptpflichtig

Wirkung

PYRAFAT 500mg Filmtabletten enthält den Wirkstoff Pyrazinamid.

Pyrazinamid dient der Therapie aller Arten von Tuberkulose, verursacht durch Mycobacterium tuberculosis. Der Wirkstoff wird je nach Empfindlichkeit der Erreger mit anderen Tuberkulose-Mitteln kombiniert.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Pyrazinamid sind vertiefende Informationen verfügbar:

Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Antibiotika, Tuberkulose-Mittel, zu welcher der Wirkstoff Pyrazinamid gehört.

Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben

  • alle Arten von Tuberkulose, die durch den Erreger Mycobacterium tuberculosis verursacht sind - in Kombination mit anderen Tuberkulose-Mitteln

Dosierung

Erwachsene und Jugendliche ab 15 Jahren nehmen zur täglichen Therapie zwischen 20 und 30 Milligramm Pyrazinamid/Kilogramm Körpergewicht ein, mindestens 1500 und höchstens 2500 Milligramm. Das entspricht bei Patienten mit einem Körpergewicht unter 50 Kilogramm drei Filmtabletten, bei einem Körpergewicht von 50 bis 75 Kilogramm vier und bei über 75 Kilogramm fünf Filmtabletten.
Ist eine tägliche Gabe nicht möglich, erhalten die Patienten entweder zweimal wöchentlich 40 bis 60 Milligramm Pyrazinamid/Kilogramm (Tageshöchstdosis 3500 Milligramm) oder dreimal wöchentlich zwischen 30 und 40 Milligramm Pyrazinamid/Kilogramm Körpergewicht bis zu einer Tageshöchstdosis von 2500 Milligramm.

Kinder und Jugendliche bis 14 Jahre erhalten zur täglichen Therapie 30 Milligramm Pyrazinamid/Kilogramm Körpergewicht, höchstens aber nur 1500 Milligramm. Das entspricht bei Kindern von vier bis zehn Jahren einer bis zwei Filmtabletten, bei Kindern von 11 bis 14 Jahren zwei bis drei Filmtabletten. Eine unterbrochene Einnahme sollte bei Kleinkindern nur bei lebensbedrohlichen Situationen erfolgen. Die Dosierung beträgt dann zweimal wöchentlich 50 Milligramm Pyrazinamid/Kilogramm Körpergewicht.

Bei Nierenfunktionsstörungen ist die unterbrochene Einnahme des Mittels anzuwenden. Sie gewährleistet ausreichende Wirkung, vermeidet aber gleichzeitig die unerwünschte Wirkstoffanhäufung im Körper. Bei Blutwäsche-Patienten ist ebenfalls eine unterbrochene Verabreichung erforderlich.
Hierbei sollte das Medikament jeweils sechs Stunden vor der Dialyse eingenommen werden.

Die Tabletten werden als Einmalgabe pro Tag nach einer Mahlzeit unzerkaut mit ausreichend Flüssigkeit (beispielsweise mit einem Glas Wasser) eingenommen.

Bei Erstbehandlungsfällen wird nach bisherigen Erfahrungen das Pyrazinamid zur Verhinderung eines Rückfalls in der Anfangsphase der Therapie eingesetzt. Der gewünschte Zweck wird dabei im Allgemeinen mit einer zwei- bis dreimonatigen Anwendungsdauer erreicht.

Ist die Tuberkulose chronisch oder der Rückfall durch unempfindliche Keime verursacht, kann das Medikament — je nach Ausfall der Empfindlichkeitssprüfung der Bakterien — auch als Kombinationspartner eingesetzt werden, um zu vermeiden, dass Tuberkuloseerreger widerstandsfähig gegen Tuberkulosemittel werden. In diesen Fällen ist das Medikament so lange zu verabreichen, wie ein anderer Kombinationspartner ebenfalls verabreicht würde, das heißt über mehrere Monate hinweg bis zur
sicheren Ausrottung der Bakterien.

Sonstige Bestandteile

Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

  • hochdisperses Siliciumdioxid
  • Hypromellose
  • mikrokristalline Cellulose
  • Copovidon
  • Croscarmellose-Natrium
  • Crospovidon
  • Lactose-Monohydrat

Nebenwirkungen

Häufige Nebenwirkungen:
Appetitlosigkeit, Brechreiz, Übelkeit und Erbrechen, Sodbrennen, Krämpfe im Unterbauch, Gewichtsabnahme, erhöhte Leberwerte (Transaminasen), Leberfunktionsstörungen, Lichtempfindlichkeit der Haut, vermehrte Harnsäureausschüttung.

Seltene Nebenwirkungen:
Kopfschmerzen , Schwindel , Erregbarkeit, Schlaflosigkeit.

Sehr seltene Nebenwirkungen:
Störungen der Blutbildung, Blutarmut (sideroblastische Anämie), Stoffwechselstörungen (Porphyrie), Blutplättchenmangel, Beeinträchtigung der Nebennierenrindenfunktion, Beschwerden ähnlich dem Vitamin B6-Mangel (Pellagra), schwere Hautreaktion (Erythema multiforme), Nierengewebeentzündung (tubulointerstitielle Nephritis), Bluthochdruck.

Besonderheiten:
Vor und während der Behandlung haben regelmäßig etwa alle drei bis vier Wochen ärztliche Leber- und Nierenfunktionsprüfungen zu erfolgen. Bei leichter Vorschädigung der Leber und erhöhter Anfälligkeit (beispielsweise gleichzeitigem Alkoholmissbrauch) ist die Leberfunktion häufiger zu prüfen.

Ein Überschuss an Harnsäure kann bei entsprechend anfälligen Patienten zu Gelenkschmerzen führen. Deshalb sollte der Arzt die Harnsäurekonzentration im Blut regelmäßig alle drei bis vier Wochen bestimmen. Bei sehr hohen Harnsäurewerten im Blut kann eine Behandlung mit Gichtmitteln wie beispielsweise Benzbromaron notwendig werden.

Eine Pyrazinamid-Therapie kann Lichtempfindlichkeit der Haut auslösen. Die Patienten sollten sich deshalb keiner starken Sonneneinwirkung aussetzen.

Wechselwirkungen

Pyrazinamid geht mit folgenden Wirkstoffen unerwünschte Wechselwirkungen ein:
  • Acetylsalicylsäure (ASS)
  • Ascorbinsäure (Vitamin C)
  • jodhaltige Kontrastmittel für Röntgenuntersuchungen
  • Gichtmittel, welche die Ausscheidung von Harnsäure beeinflussen (wie beispielsweise Probenecid): die Ausscheidung sowohl der Harnsäure wie von Probenecid wird verzögert
  • orale Antidiabetika: Beschleunigung der Blutzuckersenkung
  • Rifampicin: verminderte Rifampicin-Wirkung durch geringere Blutkonzentrationen und verstärkte Ausscheidung
  • Alkohol: die Leberschädlichkeit wird verstärkt.

Gegenanzeigen

Pyrazinamid darf nicht bei schweren Leberfunktionsstörungen, bei akuten Lebererkrankungen (beispielsweise Leberentzündung) sowie bis zu sechs Monate nach einer überstandenen Leberentzündung angewendet werden. Ebenso verbietet sich der Einsatz bei einer Allergie gegen Pyrazinamid.

Nur nach einer sorgfältigen Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt und unter seiner Kontrolle darf Pyrazinamid angewendet werden bei
  • Patienten, die an Gicht leiden
  • herabgesetzter Nierenfunktion, hier darf der Einsatz nur zeitweilig erfolgen
  • Patienten mit regelmäßigem Alkoholgebrauch oder -missbrauch wegen der Gefahr vermehrter Leberschäden
  • Diabetikern, weil hier insbesondere hohe Dosierungen (die meist höher als die Standarddosierung liegen) zu Schwierigkeiten bei der Dosierung von Insulin führen.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Bei Pyrazinamid wurden in Tierexperimenten keine direkten oder indirekten schädlichen Auswirkungen auf Schwangerschaft, Entwicklung von Un-, Neugeborenem, Geburt oder Entwicklung der Jungen festgestellt. Allerdings gibt es keine hinreichenden Studien mit Schwangeren. Da Pyrazinamid zudem in die Muttermilch übergeht, sollte es in Schwangerschaft und Stillzeit nur nach strenger Abwägung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses durch den Arzt verwendet werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Auch Kinder können mit Pyrazinamid behandelt werden, sofern der Wirkstoff nach Körpergewicht dosiert wird.

Warnhinweise

  • Das Medikament kann auch bei bestimmungsgemäßem Gebrauch das Reaktionsvermögen soweit verändern, dass Autofahren, das Bedienen von Maschinen oder Arbeiten ohne sicheren Halt gefährlich sind. Dies gilt in verstärktem Maße im Zusammenwirken mit Alkohol.
  • Die Bestimmung des Bilirubins, des Eisenwertes im Blut, der Harnsäure, der Gerinnung, der Leber- und Schilddrüsenwerte können durch das Medikament verfälscht werden.
  • Vor und während der Behandlung sind regelmäßig etwa alle drei bis vier Wochen ärztliche Leber- und Nierenfunktionsprüfungen durchzuführen.
  • Der Arzt sollte besonders bei Empfindlichen die Harnsäurekonzentration im Blut regelmäßig alle drei bis vier Wochen bestimmen.
  • Das Medikament macht die Haut lichtempfindlich. Die Patienten sollten sich deshalb keiner starken Sonneneinwirkung aussetzen.
  • Das Medikament enthält Lactose (Milchzucker), die von manchen Patienten schlecht vertragen wird.

Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.

Packungsgrößen

Packungsgröße und Darreichungsform
Wirkstoffgehalt (Dosierung pro Stück Filmtablette)
50 Stück Filmtabletten
500 Milligramm Pyrazinamid
100 Stück Filmtabletten
500 Milligramm Pyrazinamid

Vergleichbare Medikamente

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über PYRAFAT 500mg Filmtabletten sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Pyrazinamid (ggf. auch Generika).

Medikament
Darreichungsform

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.