Neupogen 30 Mio.E. (300 µg/ 1,0 ml)

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 02.09.2007
Hersteller: AMGEN GmbH
Wirkstoff: Filgrastim
Darreichnungsform: Injektionsflasche
Rezeptpflichtig

Wirkung

Neupogen 30 Mio.E. (300 µg/ 1,0 ml) enthält den Wirkstoff Filgrastim. Zu beachten ist außerdem die besondere Wirkung von Neupogen 30 Mio.E. (300 µg/ 1,0 ml).

Filgrastim wird ganz allgemein überall dort eingesetzt, wo eine Blutbildstörung im Sinne von Mangel an Neutrophilen Blutzellen (Neutropenie) verhindert werden muss. Das ist der Fall
  • bei Patienten, die wegen einer Krebserkrankung mit Zytostatika behandelt werden müssen. Diese Wirkstoffgruppe verursacht häufig eine Neutropenie und begleitendes Fieber.
  • Fortgeschrittener HIV-Infektion. Bei der für diese Krankheit typischen Zerstörung der körpereigenen Abwehr kommt es auch zur Neutropenie. Die Neutropenie verschlimmert die allgemeine Abwehrschwäche und es kommt vermehrt zu Infektionen mit Bakterien.
  • Knochenmarksbehandlungen und -zerstörungen. Die Unterdrückung der Knochenmarksaktivität oder die Zerstörung des Knochenmarks ruft eine Neutropenie hervor.
Filgrastim wird aber auch bei gesunden Personen eingesetzt, die Blutstammzellen spenden wollen. Filgrastim führt bei den Spendern zu einer starken Bildung von Blutstammzellen, die dann aus dem Blut filtriert und einem Patienten übertragen werden.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Filgrastim sind vertiefende Informationen verfügbar:

Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Immunstärkende und -schwächende Mittel, koloniestimulierende Faktoren, Zytostatika, zu welcher der Wirkstoff Filgrastim gehört.

Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben

  • Verkürzung der Dauer von Neutropenien (einer Blutkrebserkrankung mit Mangel an weißen Blutkörperchen) sowie Verminderung der Häufigkeit von damit verbundenem Fieber bei Patienten, die wegen einer Krebserkrankung (außer chronisch myeloischer Leukämie und myelodysplastischem Syndrom) mit den üblichen Krebsmitteln während einer Chemotherapie behandelt werden
  • Verkürzung der Dauer von Neutropenien (einer Blutkrebserkrankung mit Mangel an weißen Blutkörperchen) bei Patienten, die eine Rückenmarksabtragung mit anschließender Knochenmarksübertragung erhalten, bei denen ein erhöhtes Risiko für einen verlängerten schweren Mangel an weißen Blutkörperchen besteht
  • Aktivierung von Stammzellen für die Blutbildung, die sich nicht im Zentrum der Blutbildung befinden
  • Langzeitbehandlung bei Patienten mit einem Mangel an weißen Blutkörperchen, der angeboren ist, allergisch bedingt oder ohne erkennbare Ursache aufgetreten ist
  • Risikominderung von Infektionen durch Bakterien bei länger bestehendem Mangel an weißen Blutkörperchen bei Patienten mit fortgeschrittener HIV-Infektion

Dosierung

Erwachsene und Kinder erhalten nach einer Chemotherapie fünf Mikrogramm pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag als 30-minütige Infusion in eine Vene oder unter die Haut gespritzt. Beginn frühestens 24 Stunden nach einer Chemotherapie. Die Anwendung findet solange statt, bis die Anzahl der weißen Blutkörperchen wieder im Normbereich liegt.
Zur Mobilisierung peripherer Blutstammzellen bei gesunden Spendern vor einer Blutstammzelltransplantation bekommt der Patient zehn Mikrogramm pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag unter die Haut gespritzt, und dies an vier bis fünf aufeinanderfolgenden Tagen.
Bei Patienten mit schwerer chronischer Blutarmut der weißen Blutkörperchen besteht die Anfangsdosis aus zwölf Mikrogramm pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag, die unter die Haut gespritzt werden.
Bei Patienten mit HIV-Infektion wird zu Beginn der Therapie ein Mikrogramm pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag unter die Haut gespritzt. Bis die Anzahl der weißen Blutkörperchen wieder im Normbereich ist und dort gehalten werden kann, wird schrittweise auf eine Tagesdosis von maximal vier Mikrogramm pro Kilogramm Körpergewicht erhöht.

Sonstige Bestandteile

Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

  • Natriumacetat
  • Polysorbat 80
  • Sorbitol
  • Wasser für Injektionszwecke

Nebenwirkungen

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Gesunde Spender:
Schmerzen (leicht bis mäßig stark) des Bewegungsapparates, Kopfschmerzen, Weiße-Blutkörperchenüberschuss, Blutplättchenmangel
Neutropenie-Patienten:
Schmerzen des Bewegungsapparates, Blutarmut, Milzvergrößerung, vorübergehend Blutzuckerwerterniedrigung, Enzym-Werterhöhung im Blut (LDH, alkalische Phosphatase), Blutharnsäurespiegelerhöhung, Nasenbluten
HIV-Patienten:
Schmerzen (leicht bis mäßig stark) des Bewegungsapparates.

Häufige Nebenwirkungen:
Krebspatienten:
Schmerzen (leicht bis mäßig stark) und schwere Schmerzen des Bewegungsapparates, Blutwerterhöhung an LDH, alkalischer Phosphatase, Harnsäure, Gamma-GT (vorübergehend, dosisabhängig)
Gesunde Spender:
Blutwerterhöhung an LDH, alkalischer Phosphatase (vorübergehend, geringfügig)
Neutropenie-Patienten:
Kopfschmerzen, Durchfall, Blutplättchenmangel, Leberschwellung, Osteoporose, Haarausfall, Haut-Blutgefäßentzündung, Schmerzen an der Einstichstelle, Hautausschlag
HIV-Patienten:
Milzvergrößerung.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Krebspatienten:
vorübergehender Blutdruckabfall
Gesunde Spender:
Blutharnsäurewerterhöhung und SGOT-Enzymwerterhöhung (vorübergehend, geringfügig), Verschlechterung rheumatischen Gelenksentzündung, schwere allergische Reaktionen (Schock)
Neutropenie-Patienten:
Milzerkrankungen, Blut im Urin, Eiweiß im Urin.

Seltene Nebenwirkungen:
Krebspatienten:
Blutgefäß-Funktionsstörungen
Krebspatienten und gesunde Spender von Blut­stammzellen:
Entzündung der Hauptschlagader.

Sehr seltene Nebenwirkungen:
Krebspatienten:
Sweet-Syndrom, allergische Reaktionen wie Schwellungen und Juckreiz (nach i.v.-Gabe häufiger), Harnträufeln, Lungenergüsse (können zu Lungenversagen oder Atemnot mit tödlichem Ausgang führen), Haut-Blutgefäßentzündung, Verschlechterung einer rheumatischen Gelenksentzündung
Gesunde Spender:
Milzriss.

Besonderheiten:
Vereinzelt kommt es bei der Therapie mit dem Wirkstoff zu einem sogenannten Kapillarlecksyndrom. Dabei werden die Wände der kleinsten Blutgefäße durchlässig für das Blutwasser. Die Blutmenge nimmt dadurch stark ab, es kommt zu starker Wasseransammlung im Gewebe, Blutdruckabfall, Mangel an Bluteiweißen und einer Eindickung des Blutes. Das Auftreten dieses schweren Krankheitsbildes ist unterschiedlich in Häufigkeit und Schweregrad und kann auch tödlich verlaufen. Bisher sind weltweit 34 Fälle von Kapillarlecksyndrom berichtet worden, davor verliefen sechs tödlich.

Anzeichen einer Entzündung der Hauptschlagader sind Fieber, Bauchschmerzen, Unwohlsein und Rückenschmerzen. Bei solchen Beschwerden sollte sofort ein Arzt befragt werden.

Wechselwirkungen

Sich schnell teilende Knochenmarkszellen reagieren sehr empfindlich auf eine Therapie mit Zytostatika. Daher sollte Filgrastim innerhalb eines Zeitraumes von 24 Stunden vor bis 24 Stunden nach einer entsprechenden Behandlung nicht angewendet werden.

Gegenanzeigen

Filgrastim darf nicht angewendet werden bei
  • Überempfindlichkeit gegen Filgrastim
  • Patienten mit schwerer und angeborener Verminderung von weißen Blutkörperchen im Blut, auch Kostman-Syndrom genannt.
  • zur Erzwingung einer besseren Verträglichkeit von überhöhten Zytostatika-Dosen
  • Sichelzellenanämie.
Die Wirksamkeit und Unbedenklichkeit einer Anwendung von Filgrastim bei Patienten mit einer Fehlbildung des Knochenmarks oder mit chronischer myeloischer (Knochenmark-bedingter) Leukämie ist nicht ausreichend erwiesen. Filgrastim sollte deshalb nicht bei diesen Erkrankungen eingesetzt werden.

Bei myeloischer Leukämie muss der Arzt sehr sorgfältig untersuchen, ob der Patient an der akuten oder der chronischen Form leidet. Nur bei der akuten Form kann Filgrastim eingesetzt werden. Aber es gibt mit dieser Behandlung kaum Erfahrungen, so dass der Arzt mit äußerster Vorsicht vorgehen muss.

Bei Patienten mit Osteoporose wird eine Überwachung der Knochendichte empfohlen, wenn die Behandlung mit Filgrastim länger als sechs Monate dauert.

Die Behandlung mit Filgrastim sollte dann abgebrochen werden, wenn erste Anzeichen für ein Atemnotsyndrom aufteten. Diese sind: Husten, Fieber und Atemnot in Verbindung mit Einlagerungen in der Lunge (Röntgenbild).

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Filgrastim scheint bei Schwangeren in den Mutterkuchen eindrigen zu können. Im Tierversuch an Kaninchen verursachte Filgrastim keine Missbildungen, jedoch eine erhöhte Sterblichkeit der Ungeborenen. Daher muss das Risiko einer Behandlung mit Filgrastim in der Schwangerschaft gegen den erwarteten therapeutischen Nutzen vom Arzt sorgfältig abgewogen werden.

Da nicht bekannt ist, ob Filgrastim in die Muttermilch übertritt, sollte Filgrastim während der Stillzeit nicht angewendet werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Die Wirksamkeit und Unbedenklichkeit den Wirkstoffs ist bei Erwachsenen und Kindern, die eine Therapie mit Zytostatika erhalten, vergleichbar.

Warnhinweise

  • Die Anwendung des Medikaments darf nur unter Aufsicht von Ärzten mit Erfahrung in der Krebstherapie erfolgen.
  • Treten während der Behandlung allgemeine Schwellungen, selteneres Wasserlassen, Atembeschwerden, Schwellung im Bereich des Bauchraumes und Müdigkeit auf, muss sofort ein Arzt verständigt werden.
  • Bei Patienten mit vorbestehender Osteoporose muss die Knochendichte ärztlich überwacht werden, wenn die Behandlung länger als sechs Monate dauert.
  • Bei Auftreten von Fieber, Bauchschmerzen, Unwohlsein und Rückenschmerzen während der Behandlung sollte sofort ein Arzt befragt werden.
  • Verträgt der Patient bekannterweise Sorbit bzw. Fructose nicht, so ist bei der Verwendung des Medikaments Vorsicht geboten.
  • Die Anwendung des Medikaments sollte nur unter Aufsicht onkologisch erfahrener Ärzte erfolgen.
  • Die Durchstechflaschen sind nur für den einmaligen Gebrauch bestimmt.
  • Die Leukozytenwerte müssen regelmäßig kontrolliert werden.

Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.

Packungsgrößen

Packungsgröße und Darreichungsform
Wirkstoffgehalt (Dosierung pro Stück Injektionsflasche)
5 Stück Injektionsflaschen
300 Mikrogramm Filgrastim

Vergleichbare Medikamente

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Neupogen 30 Mio.E. (300 µg/ 1,0 ml) sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Filgrastim (ggf. auch Generika).


Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.