Man sieht ein Tropffläschchen mit Teebaumöl.
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Teebaumöl: Naturheilmittel mit Allergiepotenzial

Von: Dr. rer. nat. Geraldine Nagel (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 10.01.2022

Von Akne bis Nagelpilz – Teebaumöl soll sich bei diversen Gesundheitsproblemen als Heilmittel nutzen lassen. Was ist da dran?

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Anwendungsbereiche für Teebaumöl

Das leicht gelbliche Teebaumöl mit dem typischen, etwas würzigen Geruch findet in zahlreichen Kosmetik- und Pflegeprodukten Verwendung – etwa in Gesichtscremes, Shampoos oder Pickelstiften. Daneben nutzen manche das pure Öl für die heimische Selbstbehandlung.

Äußerlich angewandt soll Teebaumöl eine entzündungshemmende, antibakterielle, antivirale und pilzhemmende Wirkung entfalten. Die Wirkung von Teebaumöl ist allerding nur für wenige Anwendungsbereiche untersucht – und selten gut. Gesicherte Studienergebnisse liegen bislang im Grunde nicht vor.

Teebaumöl gegen Pickel

Möglicherweise kann Teebaumöl gegen Akne helfen. Zu diesem Zweck kommen meist Cremes, Gele oder Öle mit 5 Prozent Teebaumöl zum Einsatz. Vereinzelte Studien lassen einen leicht positiven Effekt auf Pickel erkennen. Im Vergleich zu einer Behandlung mit 5%igem Benzoylperoxid traten unter Studienbedingungen seltener Nebenwirkungen wie Hautirritationen auf.

Teebaumöl gegen Nagelpilz

Nagelpilz ist oft hartnäckig und selbst mit Medikamenten manchmal schwer zu bekämpfen. Er lässt sich womöglich auch mit Teebaumöl behandeln – in diesem Fall sind jedoch deutlich höhere Konzentrationen als beim Kampf gegen Pickel nötig. Einer Studie zufolge war die Erfolgsquote unter Studienbedingungen offenbar besser als mit dem Wirkstoff Clotrimazol: Statistisch gesehen besserten sich bei etwa sechs von zehn Betroffenen, die sechs Monate lang zweimal täglich eine 100%ige Teebaumöl-Lösung auf die Nägel auftrugen, die Beschwerden ganz oder teilweise. Zwei von zehn Betroffenen waren danach frei von Nagelpilz.

Teebaumöl gegen Lippenherpes

Teebaumöl werden neben antibakteriellen und pilzhemmenden Effekten auch antivirale Effekte nachgesagt. Im Reagenzglas lässt sich das bestätigen. Ob Teebaumöl auch gegen Lippenherpes wirkt, ist am Menschen nicht gut untersucht. Auch wenn einzelne Betroffene berichten, dass sich bei ihnen Lippenherpes durch Teebaumöl bessert, lässt sich dies bislang durch Studien nicht bestätigen.

Andere Anwendungsbereiche für Teebaumöl

Neben Pickeln und Nagelpilz soll Teebaumöl noch bei vielen anderen Gesundheitsproblemen helfen können, so zum Beispiel gegen:

Die bisherigen Studienergebnisse lassen jedoch in Bezug auf diese Beispiele bislang keine sicheren Schlüsse zu. Problematisch für eine Einschätzung ist häufig auch, dass die im Handel erhältlichen Teebaumöl-Produkte unter Umständen anders zusammengesetzt sind als die in den Studien verwendeten. Selbst wenn eine Studie also Hinweise auf leicht positive Effekte bei Schuppen mit einem 5%igem Teebaumöl-Shampoo hat, heißt das noch nicht, dass ein Schuppen-Shampoo aus dem Handel mit 5%igem Teebaumöl ebenso wirkt.

Generell gilt: Tragen Sie 100%iges Teebaumöl besser nicht unverdünnt auf Haut oder Schleimhäute auf. Um Hautreizungen zu vermeiden, sollte der Teebaumöl-Anteil in Kosmetik- oder Pflegeprodukten höchstens 5 Prozent betragen.

Allergierisiko durch Teebaumöl

Wenn Inhaltsstoffe aus Teebaumöl mit Sauerstoff in Kontakt kommen, beginnen sie zu oxidieren. Je mehr Oxidationsprodukte sich ansammeln, desto mehr steigt das Allergiepotenzial. Von frisch destilliertem Teebaumöl geht im Grunde kein Allergierisiko aus. Das ändert sich jedoch rasch. Schon ab dem vierten Lagerungstag beträgt die Konzentration mancher Oxidationsprodukte bereits das Zehnfache. In einer groß angelegten Untersuchung zeigte fast jeder zweite Proband allergische Hautreaktionen auf Teebaumöl.

Australisches Teebaumöl

Teebaumöl wird hauptsächlich aus den Blättern des australischen Teebaums (Melaleuca alternifolia) gewonnen, manchmal auch aus Blättern von Melaleuca linariifolia oder Melaleuca dissitiflora. Diese zählen wie der australische Teebaum zu den Myrtengewächsen (Myrtaceae). Mit der Teepflanze, die für Schwarz- oder Grüntee genutzt wird, hat der Teebaum nichts zu tun.

Durch Wasserdampfdestillation erhält man aus Teebaumblättern ein ätherisches Öl, dass sich vielseitig verwenden lässt. Es setzt sich aus über 100 Komponenten zusammen, von denen noch nicht alle bekannt sind. Zu den Inhaltsstoffen zählen unter anderem verschiedene Terpene, Cineol und Myrcen.

Um als qualitativ hochwertiges Teebaumöl eingestuft zu werden, muss der Terpinen-4-ol-Gehalt mindestens 30 Prozent betragen und der 1,8-Cineol-Gehalt unter 15 Prozent liegen.