Schwangerschaftsbauch mit CTG
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Plazentainsuffizienz

Von: Onmeda-Redaktion
Letzte Aktualisierung: 03.09.2021 - 15:14 Uhr

In der Schwangerschaft wird das ungeborene Kind über die Plazenta mit Sauerstoff und den nötigen Nährstoffen versorgt. Ist dieser Stoffaustausch beeinträchtigt, spricht man von einer Plazentainsuffizienz.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Überblick

Eine Plazentainsuffizienz kann plötzlich auftreten (akute Plazentainsuffizienz) oder sich über eine längere Zeit entwickeln (chronische Plazentainsuffizienz):

  • Die chronische Plazentainsuffizienz entwickelt sich über mehrere Tage bis Monate. Sie erfordert in der Regel eine strenge Überwachung von Mutter und Kind, es ist aber oft möglich, das Kind über die volle Schwangerschaftszeit hinweg auszutragen.
  • Die akute Plazentainsuffizienz tritt innerhalb weniger Minuten bis Stunden auf. Sie stellt einen für das Baby lebensgefährlichen Notfall dar und erfordert gewöhnlich die umgehende Entbindung des Kindes, häufig per Kaiserschnitt.

Eine Plazentainsuffizienz kann vielfältige Ursachen haben, etwa Infektionen oder Vorerkrankungen der Mutter oder das sogenannte Vena-cava-Syndrom. das auftreten kann, wenn die Hochschwangere auf dem Rücken liegt und das Gewicht das Babys auf die untere Hohlvene drückt. Zu diesem Syndrom kommt es, wenn die Hochschwangere auf dem Rücken liegt und das Gewicht das Babys auf die untere Hohlvene der Mutter drückt. Als Folge gerät der Kreislauf der Schwangeren aus dem Lot, was sich auch auf die Durchblutung der Plazenta auswirkt. Zudem können Rauchen oder Alkohol- und Drogenkonsum sowie Mangelernährung in der Schwangerschaft zu einer Plazentainsuffizienz führen.

Um das Risiko einer Plazentainsuffizienz zu senken, ist es daher sinnvoll, sich während der Schwangerschaft gesund zu ernähren und auf Zigaretten, Alkohol und Drogen zu verzichten. Außerdem sollten Schwangere die regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen wahrnehmen: Mithilfe von CTG und Ultraschall kann der Frauenarzt Anzeichen einer Plazentainsuffizienz erkennen und entsprechende Schritte einleiten.

Chronische Plazentainsuffizienz

Die chronische Plazentainsuffizienz ist nicht lebensgefährlich für das Baby. Sie entwickelt sich über einen Zeitraum von mehreren Tagen bis Monaten und hat häufig eine Mangelentwicklung des Fötus zur Folge.

Es gibt unterschiedliche Ursachen für eine chronische Plazentainsuffizienz – oft ist jedoch unklar, wie sie genau entstanden ist, oder es spielen mehrere Faktoren eine Rolle.

Ursachen für eine chronische Plazentainsuffizienz können sein:

Wie äußert sich die chronische Plazentainsuffizienz?

Die chronische Plazentainsuffizienz verursacht keine äußerlich sichtbaren Symptome. Im Rahmen der regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen kann der Arzt im Ultraschall aber sehen, ob der Fötus sich entsprechend entwickelt, gut wächst und ausreichend versorgt wird.

Stellt der Frauenarzt fest, dass sich der Fötus mangelhaft entwickelt oder ungenügend versorgt wird, ist das ein Hinweis auf eine chronische Plazentainsuffizienz.

Was kann passieren?

Eine chronische Plazentainsuffizienz wird engmaschig ambulant überwacht und stellt zunächst keine unmittelbare Gefahr für das Kind dar.

Wird der Fötus aber über längere Zeit unterversorgt, kann er sich nicht gesund entwickeln. Werden die Ursachen der chronischen Plazentainsuffizienz nicht beseitigt oder der Fötus nicht ausreichend überwacht, können im weiteren Verlauf einer chronischen Plazentainsuffizienz folgende Komplikationen auftreten:

  • Wachstumsstillstand
  • ungenügendes Sauerstoffversorgung des Kindes (Hypoxämie)

Was kann man tun?

In manchen Fällen lässt sich die chronische Plazentainsuffizienz beheben oder ihr Ausmaß verbessern. Dies hängt von der Ursache ab. So können bestehende Erkrankungen behandelt werden, oder die Schwangere ändert ihr Verhalten in der Schwangerschaft entsprechend (z.B. indem sie auf Zigaretten verzichtet).

Verzichten Sie in der Schwangerschaft auf Alkohol, Zigaretten und Drogenkonsum! Achten Sie auf eine gesunde Ernährung und nehmen Sie die regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen wahr.

Solange das Baby zwar kleiner als altersgemäß ist, sich aber stetig weiterentwickelt, besteht kein weiterer Handlungsbedarf, als die Ursachen der chronischen Plazentainsuffizienz möglichst zu beheben.

Stellt der Frauenarzt im Verlauf der Schwangerschaft aber fest, dass der Fötus sich gar nicht mehr weiterentwickelt, wird er empfehlen, die Geburt einzuleiten. Ab der 24. Schwangerschaftswoche bestehen dank der modernen Medizin bereits gute Chancen, dass das Baby überlebensfähig ist. Muss die Geburt vor der 34. Schwangerschaftswoche eingeleitet werden, wird der Frauenarzt vor der Entbindung das Glukokortikoid Betamethason verabreichen, um die Lungenreife des Babys zu beschleunigen. Ab der 35. Schwangerschaftswoche ist das nicht mehr nötig, da die Lunge des Babys dann ausgereift ist.

Solange keine akute Gefahr für das Baby besteht, ist eine normale Geburt möglich. Bei akuter Gefährdung (z.B. bei Hypoxämie) wird ein Kaiserschnitt vorgenommen.

Akute Plazentainsuffizienz

Die akute Plazentainsuffizienz stellt meist einen für das Baby lebensbedrohlichen Notfall dar. Sie entwickelt sich binnen weniger Minuten bis Stunden. Zu einer akuten Plazentainsuffizienz kommt es, wenn die Sauerstoffversorgung des Fötus abrupt unterbrochen und nicht wieder hergestellt wird. Ursachen hierfür können sein:

  • Vena-cava-Syndrom
  • Eklampsie
  • Nabelschnurprobleme (Knoten, Durchblutungsstörung, ...)
  • vorzeitige Plazentaablösung
  • Blutungen aufgrund einer Placenta praevia
  • Wehensturm (beispielsweise durch Einnahme eines Rizinus-Cocktails in Eigenregie, um die Geburt einzuleiten)

Wie äußert sich die akute Plazentainsuffizienz?

Eine akute Plazentainsuffizienz kann unterschiedliche Symptome verursachen, die sich mittels CTG oder Ultraschall feststellen lassen. Die einzelnen Symptome können, müssen aber nicht zwingend auf eine Plazentainsuffizienz hinweisen.

Ohne CTG und Ultraschall ist es schwer, eine akute Plazentainsuffizienz zu bemerken. Direkte Anzeichen, die von außen feststellbar sind, gibt es bei der akuten Plazentainsuffizienz nicht.

Beachten Sie daher:

  • Wenn Sie Blutungen haben,
  • sich Sorgen machen, weil Ihr Baby sich Ihrer Meinung nach zu selten oder weniger kräftig bewegt oder
  • Sie sich aus anderen Gründen Sorgen um die Schwangerschaft machen,

zögern Sie nicht, Ihren Frauenarzt anzurufen oder aufzusuchen.

Was kann passieren?

Infolge der akuten Plazentainsuffizienz erhält der Fötus zu wenig Sauerstoff. Mögliche Folge: eine sogenannte Hypoxämie. Dabei enthält das Blut des Fötus zu wenig Sauerstoff – ein lebensbedrohlicher Zustand.

Was kann man tun?

Im Rahmen der regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen oder bei Verdacht auf eine akute Plazentainsuffizienz wird der Frauenarzt mithilfe von CTG und Dopplersonographie überprüfen, ob der Fötus ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird.

Auffälligkeiten im CTG (vorzeitige Wehen, auffällige Herztöne), ungenügend durchblutete Plazenta- und Nabelschnurgefäße oder zu wenig Fruchtwasser können auf eine akute Plazentainsuffizienz hinweisen.

Bei Verdacht auf eine akute Plazentainsuffizienz wird, wenn möglich, die Ursache beseitigt – beispielsweise durch Lagewechsel, wenn das Vena-cava-Syndrom Auslöser war. Lässt sich die Ursache nicht beheben, wird die Schwangere stationär im Krankenhaus aufgenommen. Hier werden Schwangere und Baby per CTG und Dopplersonographie überwacht.

Sobald die akute Plazentainsuffizienz eine direkte Gefährdung des Kindes darstellt, muss es zur Welt gebracht werden, in diesem Fall gewöhnlich per Kaiserschnitt. Ab der 24. Schwangerschaftswoche (SSW) haben Frühchen dank der modernen Medizin bereits Überlebenschancen. Um das Baby optimal zu unterstützen, wird der Frauenarzt im Vorfeld das Glukokortikoid Betamethason verabreichen, um die Lungenreife des Babys zu fördern. Ab der 35. SSW ist das nicht mehr nötig, da die Lunge bis dahin ausgereift ist.