Prosopagnosie (Gesichtsblindheit)
Menschen mit Prosopagnosie (Gesichtsblindheit, engl. face blindness) können Gesichter nicht unterscheiden. Wer zufällig irgendwo Kollegen, Bekannte oder Verwandte trifft und ohne ein Zeichen des Wiedererkennens an ihnen vorbeigeht, ist also nicht unbedingt unhöflich oder launenhaft, sondern vielleicht gesichtsblind (d.h. ein Prosopagnostiker).

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Die Prosopagnosie ist eine sogenannte visuelle Agnosie: Bei einer solchen Störung funktionieren die Augen, die Reizweiterleitung zum Gehirn und die Wahrnehmung grundlegender Merkmale (wie Farben, Formen) zwar ungestört, dennoch können die Betroffenen Zusammenhänge und Besonderheiten der Dinge, die sie sehen, nicht erkennen. Bei der Gesichtsblindheit betrifft diese Störung die Fähigkeit, Gesichter zu unterscheiden (daher die Bezeichnung Prosopagnosie: griech. prosopon = Gesicht, agnosia = Nichterkennen): Betroffene erkennen zwar, dass sie ein Gesicht vor sich haben, können es aber nicht einer bestimmten Person zuschreiben. Es ist ihnen daher nicht möglich, ihre Mitmenschen allein anhand des Gesichts zu unterscheiden
Die Störung der Gesichtserkennung ist häufig angeboren und bleibt dann von den Betroffenen selbst oft unbemerkt, sodass die Prospagnosie in vielen Fällen unentdeckt bleibt. Eine Prosopagnosie kann aber auch durch einen erst später erworbenen Gehirnschaden entstehen – zum Beispiel nach
- einer Kopfverletzung,
- einem Kreislaufstillstand,
- Schlaganfall oder
- Hirntumor.
In jedem Fall sind Menschen mit Gesichtsblindheit sozial massiv eingeschränkt:


Täglich begegnen wir unzähligen Menschen, von denen uns die meisten unbekannt sind. Verwandte, Bekannte, Lebenspartner und Kollegen erkennen wir an vielen Merkmalen, doch ein besonders wichtiges Merkmal zur Wiedererkennung ist das Gesicht. Dabei ist nicht das individuelle Gesicht für die Gesichtserkennung wichtig, sondern die Abweichung von einem Mittelwert aus den ganzen Gesichtern, die wir jeden Tag zu sehen bekommen.
Bei der Prosopagnosie ist der Mechanismus zur Berechnung von Mittelwert und Abweichung gestört. Dies bedeutet: Für Menschen mit Gesichtsblindheit kann jede Person, der sie begegnen, fremd sein. Prosopagnostiker erkennen das Gesicht zwar als eine Kombination aus Augen, Nase und Mund, doch können sie die Information "Gesicht" nicht mit ihnen bekannten Personen in Verbindung bringen. Daher kann es passieren, dass Gesichtsblinde auf der Straße an nahen Verwandten vorbeilaufen oder gar das eigene Spiegelbild nicht wiedererkennen.