Ein kleiner Junge steht barfuß auf einer orthopädischen Matte
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Plattfuß: Symptome, Ursachen und Therapie der Fehlstellung

Von: Julia Heidorn (Medizinautorin)
Letzte Aktualisierung: 01.12.2023

Beim Plattfuß handelt es sich um die Extremform des Senkfußes. Bei dieser Fehlstellung ist das Fußgewölbe abgeflacht, die Innenseite des Fußes berührt beim Stehen den Boden. Oft löst die Fußfehlstellung keine Beschwerden aus. Es sind jedoch Schmerzen und Schwellungen möglich. Die Therapie erfolgt in der Regel mit Fußübungen oder Einlagen. Was sollten Betroffene wissen?

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Häufige Fragen und Antworten zum Plattfuß

Als Extremform des Senkfußes ist der Plattfuß eine Fehlstellung, bei der das Längsgewölbe des Fußes sich absenkt. Die Innenseite des Fußes berührt im Stand den Boden.

Die Fehlstellung ist mit bloßem Auge erkennbar. Oft verspüren Betroffene aber keine Beschwerden. Schmerzen an der Innenseite des Sprunggelenks, später auch an der Außenseite und im Fuß können im fortgeschrittenen Stadium auftreten.

Bei Kindern ist ein Plattfuß normal und muss nicht behandelt werden. Jugendliche können ihm mit Übungen entgegenwirken. Im Erwachsenenalter erfolgt die Behandlung vor allem mit orthopädischen Einlagen, die die Belastung durch das Körpergewicht besser verteilen und/oder das Fußgewölbe unterstützen.

Plattfuß: Deformität des Fußes

Der Plattfuß – in der Fachsprache Pes planus – stellt die Extremform des Senkfußes dar. Gesunde Füße weisen sowohl ein Quer- als auch ein Längsgewölbe auf. Dadurch liegt die Fußsohle normalerweise nicht vollständig auf dem Boden auf, sondern die Innenseite des Mittelfußes scheint über dem Boden zu »schweben«.

Ein Senkfuß liegt vor, wenn das Längsgewölbe teilweise abgesunken ist. Bei einem völlig abgesunkenen Fußlängsgewölbe berührt die Innenseite beim Stehen den Boden. Fachleute sprechen dann von einem Plattfuß.

Hier gibt es zwei Formen:

  • flexibel: Wird der Fuß nicht belastet, ist die Fehlstellung nicht zu erkennen. Diese Form ist häufig und verursacht weniger Probleme.
  • starr: Beim starren Plattfuß ist die Deformität auch sichtbar, wenn der Fuß nicht belastet wird.

Der Plattfuß ist häufig, löst aber nicht immer Beschwerden aus. Schätzungsweise zwei bis vier von zehn Menschen haben einen Plattfuß. Nur bei Symptomen wie Schwellungen und Schmerzen wird eine Behandlung empfohlen. Oft tritt der Senk- oder Plattfuß nicht allein, sondern in Verbindung mit anderen Fehlstellungen auf, beispielsweise als Senk-Spreizfuß oder Knick-Senkfuß.

Wie zeigt sich ein Plattfuß?

Der Plattfuß ist oft auch für Laien erkennbar: Die Innenseite des Fußes sinkt ab, der Vorfuß zeigt zunehmend nach außen (Vorfußabduktion). Längst nicht immer löst ein Plattfuß Beschwerden aus. Gerade in fortgeschrittenen Fällen kann es jedoch zu Symptomen kommen:

  • Schwellungen und Druckschmerz am Sprunggelenk
  • Schwielen und bei Belastung Schmerzen an der Unterseite des Fußes
  • Wadenkrämpfe
  • Schmerzen im Bereich der Tibialis-posterior-Sehne (am Innenknöchel)

Im fortgeschrittenen Stadium kann es auch zu Problemen am Außenknöchel kommen: Hier entsteht ein Engpass, durch den die Sehnen zwischen den Knochen eingeklemmt werden (Impingement). Dies macht sich durch Schmerzen am äußeren Sprunggelenk bemerkbar.

Wie entsteht ein Plattfuß?

In seltenen Fällen ist der Plattfuß angeboren. Dann tritt er in der Regel mit anderen Erkrankungen auf, etwa einer Spina bifida (offenen Rücken) oder einer Bänderschwäche. Ein Großteil der Betroffenen hat jedoch einen erworbenen Plattfuß, der sich im Lauf des Lebens entwickelt.

Dabei hat die Fehlstellung nicht immer Krankheitswert: Bei Kindern ist ein Senk- oder Plattfuß ganz normal, da sich das Fußgewölbe erst mit dem Wachstum richtig ausbildet.

Erwachsene sind häufig ab dem 40. Lebensjahr betroffen. Viele Menschen mit Plattfuß sind übergewichtig. Das erhöhte Körpergewicht stellt eine Belastung für den Bewegungsapparat dar und kann genau wie Überlastung durch intensives Training zu Beschwerden führen. Außerdem haben viele Betroffene allgemein einen schwachen Kapsel-Band-Apparat.
Auch Verletzungen und chronische Erkrankungen kommen als Ursachen in Betracht:

Das Fußlängsgewölbe wird durch die Tibialis-posterior-Sehne stabilisiert. Wenn sie nicht mehr in der Lage ist, diese Aufgabe zu erfüllen, sinkt das Längsgewölbe ab. Im weiteren Verlauf ist auch das Pfannenband im unteren Sprunggelenk beteiligt.

Vier Stadien des Plattfußes

Je nach Ausprägung der Beschwerden und dem Zustand der Tibialis posterior-Sehne wird der Plattfuß in vier Stadien eingeteilt:

  • Stadium I: Die Fehlstellung ist nur leicht ausgeprägt, die Symptome mild.

  • Stadium II: Die Posterior-tibialis-Sehne ist verändert und schmerzhaft. Es liegt eine flexible Fehlstellung vor. Wenn sich Betroffene auf die Zehenspitzen stellen, knickt die Ferse leicht nach innen.

  • Stadium III: Die Deformität ist starr. Im hinteren und mittleren Teil des Fußes sowie außen am Sprunggelenk treten Schmerzen auf. Der Zehenspitzenstand ist teilweise nicht mehr möglich. Stellen sich Betroffene auf die Zehenspitzen, bleibt die Ferse nach außen geknickt. 

  • Stadium IV: Zusätzlich zu den bereits genannten Veränderungen und Symptomen ist hier auch das obere Sprunggelenk (OSG) mitbetroffen.

Wie lässt sich ein Plattfuß diagnostizieren?

Grundlage für die Diagnose eines Plattfußes ist die körperliche Untersuchung. Ergänzend dazu können Röntgenuntersuchungen und eine Ganganalyse zum Einsatz kommen. Eine Magnetresonanztomografie (MRT), Computertomografie (CT) oder eine Ultraschalluntersuchung sind nur selten notwendig.

Was tun beim Plattfuß?

Solange der Plattfuß keine Beschwerden macht und auch nicht zu erwarten ist, dass er zu Folgeerkrankungen führt, ist eine Behandlung nicht zwingend notwendig. Das gilt insbesondere im Kindesalter.

Plattfuß bei Kindern und Jugendlichen

Ausreichend weite und gut sitzende Schuhe sind beim kindlichen Plattfuß wichtig. Betroffene Kinder sollten so viel wie möglich barfuß laufen, um die natürlichen Bewegungsabläufe zu fördern.

Nicht zwingend notwendig, aber hilfreich können sensomotorische Einlagen oder Fußorthesen sein, die nicht nur stützend, sondern auch stimulierend wirken und die Körperwahrnehmung verbessern. Ein sicherer Nachweis über die Wirksamkeit dieser Einlagen liegt bisher nicht vor. 

Hat sich der Plattfuß im Jugendalter noch nicht zurückgebildet, sind in Absprache mit der ärztlichen oder physiotherapeutischen Praxis Übungen ratsam. Wichtig hierbei ist das regelmäßige eigenständige Durchführen der Übungen.

Einlagen bei Plattfuß

In den meisten Fällen wird der Plattfuß – auch im Erwachsenenalter – konservativ behandelt. Eine Operation ist dann nicht notwendig. Im Vordergrund steht die Versorgung mit Einlagen:
Bettungseinlagen sorgen dafür, dass das Körpergewicht gleichmäßig auf die dafür vorgesehenen Stellen an der Fußsohle verteilt wird.

Stützeinlagen unterstützen beim Plattfuß das natürliche Längsgewölbe.

Welche Behandlung hilft gegen Plattfüße?

Reichen Einlagen nicht aus, können Fußbettungen oder orthopädische Maßschuhe verordnet werden. 

Übergewichtige Betroffene sollten ihr Körpergewicht reduzieren, um die auf das Fußgewölbe einwirkende Last zu verringern.

Muss ein Plattfuß operiert werden?

Eine Operation ist nur in seltenen Fällen und vor allem beim angeborenen Plattfuß und starren Deformitäten notwendig. Zur Verfügung stehen verschiedene Methoden, die je nach Bedarf auch miteinander kombiniert werden können.

Die postoperativen Behandlungsmaßnahmen hängen stark von den durchgeführten Maßnahmen und zugrunde liegenden Erkrankungen ab.  

Plattfuß: Verlauf und Vorbeugen

Folgeschäden durch einen Plattfuß sind nur selten zu befürchten. Die dauerhafte Fehlstellung kann jedoch – gerade im fortgeschrittenen Stadium – Beschwerden in anderen Bereichen des Bewegungsapparats auslösen, etwa weil das obere Sprung- oder Kniegelenk falsch belastet wird.

Wie beugt man einem Plattfuß vor?

Um dem erworbenen Plattfuß vorzubeugen, ist ein gesunder Lebensstil hilfreich. Normalgewicht und eine nicht zu intensive Belastung der Gelenke schützen vor diversen Problemen mit dem Bewegungsapparat, so auch vor einem Plattfuß.