Tizanidin

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 12.09.2007

Allgemeines

Tizanidin wird eingesetzt, um Muskelverspannungen oder Muskelkrämpfe zu lösen. Der Wirkstoff ist bei solchen Krämpfen wirksam, die durch fehlerhafte Signalverarbeitung im Gehirn oder Rückenmark entstehen. Als Ursache für diese Art von Krämpfen kommen beispielsweise multiple Sklerose, Rückenmarksverletzungen oder Hirnschädigungen in Frage.

 

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • Muskelverspannungen lösen
  • Muskelkrämpfe lösen.

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Tizanidin im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Tizanidin nicht verwendet werden?

Der Wirkstoff darf nicht angewendet werden bei:

  • Überempfindlichkeit
  • deutlich eingeschränkter Leberfunktion
  • gleichzeitiger Gabe von Fluvoxamin.

Der Wirkstoff darf nur unter ärztlicher Aufsicht eingesetzt werden bei:

 

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Tizanidin sollte in der Schwangerschaft oder in der Stillzeit nicht eingenommen werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Tizanidin sollte bei Säuglingen und Kindern nicht angewendet werden.

Welche Nebenwirkungen kann Tizanidin haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Tizanidin. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Häufige Nebenwirkungen:
Schläfrigkeit, Müdigkeit, Schwindel, Mundtrockenheit, geringfügiger Blutdruckabfall, verlangsamter Herzschlag.

Seltene Nebenwirkungen:
Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen, vorübergehender Anstieg der Leberwerte, Schlafstörungen, Muskelschwäche, Sehschwäche, Bewegungsstörungen, Angststörungen, Verwirrtheit, Halluzinationen, Kopfschmerzen, allergische Reaktionen.

Sehr seltene Nebenwirkung:
Akute Leberentzündung.

 

Welche Wechselwirkungen zeigt Tizanidin?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Mittel gegen Bluthochdruck und Entwässerungsmittel können in Kombination mit Tizanidin zu einem starken Blutdruckabfall führen.

Alkohol und Medikamente, die im Bereich des Gehirns oder Zentralnervensystems wirken, wie Schlafmittel, bestimmte Schmerzmittel, Narkosemittel und Psychopharmaka, können die Wirkungen von Tizanidin deutlich verändern.

Wirkstoffe, die den Abbau von Tizanidin hemmen, können die Blutspiegel des Wirkstoffs massiv erhöhen und damit seine Wirkung verstärken und verlängern. Dies kann sich durch eine lang anhaltende Blutdrucksenkung mit Schläfrigkeit, Schwindel und verminderter Muskelreaktion bemerkbar machen.
Zu diesen Wirkstoffen zählen besonders Fluvoxamin und Ciprofloxazin sowie die Antiarrhythmika Amiodaron, Mexiletin, Propafenon; die Fluorchinolone Enoxacin, Perfloxacin, Norfloxacin; Mittel zur Empfängnisverhütung; Rofecoxib oder Ticlopidin.

Die Kombination mit anderen muskelentspannenden Wirkstoffen (Muskelrelaxanzien) kann die Wirkung gegenseitig verstärken.

 

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Der Wirkstoff darf keinesfalls mit Alkohol kombiniert werden.
  • Bei Leberschäden, Nierenschäden und Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind engmaschige ärztliche Kontrollen erforderlich.
  • Das Reaktionsvermögen kann durch diesen Wirkstoff beeinträchtigt werden.
  • Die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen können eingeschränkt sein.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

 

Welche Medikamente beinhalten Tizanidin?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Tizanidin enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

 
Medikament
Darreichungsform

 

So wirkt Tizanidin

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Tizanidin. Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Muskelrelaxanzien, zu welcher der Wirkstoff Tizanidin gehört.

Anwendungsgebiet des Wirkstoffs Tizanidin

Tizanidin wird eingesetzt, um Muskelverspannungen oder Muskelkrämpfe zu lösen. Der Wirkstoff ist bei solchen Krämpfen wirksam, die durch fehlerhafte Signalverarbeitung im Gehirn oder Rückenmark entstehen. Als Ursache für diese Art von Krämpfen kommen beispielsweise multiple Sklerose, Rückenmarksverletzungen oder Hirnschädigungen in Frage.

Tizanidin wird in niedriger Dosierung ebenfalls eingesetzt, um schmerzhafte Muskelverspannungen bei Wirbelsäulenerkrankungen oder nach Wirbelsäulenoperationen zu behandeln.

 

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Tizanidin sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Tizanidin

Tizanidin zählt zu den so genannten zentralen Muskelrelaxanzien. Es entfaltet seine Wirkung im Gehirn und Rückenmark.

Im Normalfall führt die Aktivierung eines Nerven zur Auslösung einer Signalweitergabe. Das entsprechende Signal gelangt über zuführende Nervenfasern innerhalb des Rückenmarks in die Bereiche im Gehirn, die die motorischen Aktivitäten verarbeiten. Aus diesem so genannten "motorischen Cortex" werden die Signale dann über ableitende Nervenbahnen zu den einzelnen Muskeln gesendet. So sind an einer Muskelaktivität eine Reihe von Nerven beteiligt. Letztendlich kommt das Signal an einer Muskelzelle an. Der Muskel wird angesprochen, sodass er sich zusammenzieht. Ist die Aktion ausgeführt, sorgen "ausschaltende" Signale aus dem Gehirn für ein Ende der Muskelaktivität.

Bei Schädigungen in Gehirn oder Rückenmark kann dieser Anschalt-Abschalt-Effekt gestört sein. Es kann beispielsweise durch multiple Sklerose zu einem dauerhaften Anschalt-Signal kommen, ohne dass die Muskelaktivierung wieder abgeschaltet wird. Dadurch entstehen Verspannungen und Krämpfe.

Tizanidin bindet im Gehirn und Rückenmark an die Bindungsstellen, an denen auch das Anschalt-Signal von Nerv zu Nerv weitergegeben wird. Dockt Tizanidin an diesen Stellen an, blockiert es das Anschalt-Signal. Die Muskulatur wird so ruhig gestellt und kann keine Verkrampfungen mehr aufweisen.

 

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.