Loperamid

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 16.06.2016

Allgemeines

Der Wirkstoff dient der symptomatischen Behandlung akuter und chronischer Durchfallerkrankungen (Diarrhöen). Er kommt bei Durchfallerkrankungen zum Einsatz, deren Ursache nicht festzustellen ist oder die aus anderen Gründen nicht ursächlich behandelt werden können.

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • Darmbewegungen hemmen
  • schnelle, überschießende Darmbewegungen hemmen
  • Häufigkeit der Stuhlentleerung verringern
  • Spannungszustände des Darms verringern
  • Durchfall stoppen

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Loperamid im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Loperamid nicht verwendet werden?

Der Wirkstoff darf nicht angewendet werden, wenn eine Überempfindlichkeit gegen Loperamid bekannt ist. Auch darf der Wirkstoff nicht eingenommen werden bei Erkrankungen und Beschwerden, bei denen eine Verlangsamung der Darmtätigkeit vermieden werden muss wie bei Blähungen, Verstopfung, Darmlähmungen oder Darmverschluss.

Bei Durchfallerkrankungen mit Fieber oder blutigem Stuhl sowie Durchfall, der durch die Einnahme von Antibiotika (pseudomembranöse Kolitis) ausgelöst wurde, darf Loperamid ebenfalls nicht verordnet werden. Dies gilt auch bei Magen-Darm-Entzündungen (Colitis ulcerosa) im akuten Schub sowie für durch Bakterien verursachte Darmerkrankungen wie Salmonellen, Shigellen oder Campylobacter.

Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt sollten Patienten mit chronischem Durchfall und Patienten mit bestehenden oder durchgemachten Lebererkrankungen mit Loperamid behandelt werden.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Ausreichende Erfahrungen liegen nicht vor. Deshalb sollte der Wirkstoff in der Schwangerschaft und Stillzeit nicht angewendet werden. Der Wirkstoff geht in die Muttermilch über.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Kinder unter zwei Jahren dürfen nicht mit dem Wirkstoff behandelt werden.

Kinder im Alter zwischen zwei und zwölf Jahren sollten nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt mit Loperamid behandelt werden.

Aufgrund des hohen Wirkstoffgehalts sind Kapseln und Tabletten für Kinder im Alter zwischen zwei und acht Jahren nicht geeignet, für diese Altersgruppe muss der Arzt die Dosierung nach dem Körpergewicht berechnen.

Welche Nebenwirkungen kann Loperamid haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Loperamid. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Häufige Nebenwirkungen:
Mundtrockenheit, Übelkeit und Erbrechen, Blähungen, Luft- und Gasansammlungen im Darm, Bauchkrämpfe und Koliken, Verstopfung, Kopfschmerzen, Schwindelgefühl.

Seltene Nebenwirkungen:
Hautausschläge und Juckreiz, Darmlähmung oder Darmverschluss (Ileus), Reizmagen oder Dickdarmerweiterungen mit schweren Störungen des Transports des Darminhalts (Megakolon), Schläfrigkeit, Harnverhaltung.

Sehr seltene Nebenwirkungen:
Allergische Reaktionen bis zum anaphylaktischen Schock, Angioödem (Schwellungen und Rötungen der Haut), schmerzhafte Blasenbildungen an Haut und Schleimhäuten (Stevens-Johnson-Syndrom), schwere entzündliche Hautrötungen (Erythema multiforme), Syndrom der verbrühten Haut (Lyell-Syndrom).

Besonderheiten:
AIDS-Patienten, die nach Gabe von Loperamid einen aufgetriebenen Leib bekommen, müssen die Durchfall-Behandlung sofort unterbrechen.

Bei Missbrauch oder Überdosierung kann es zu schwerwiegenden Herzrhythmusstörungen kommen.

Welche Wechselwirkungen zeigt Loperamid?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Die gleichzeitige Anwendung von Loperamid mit Substanzen, die dessen Abbau im Körper behindern, kann zu schweren Herzrhythmusstörungen führen. Zu den bedenklichen Wirkstoffen gehören das AntiarrhythmikumChinidin, die Magenmittel CimetidinRanitidin, die Makrolid-AntibiotikaClarithromycin und Erythromycin, der Blutfettsenker Gemfibrozil, die Pilzmittel Itraconazol und Ketoconazol, das Malaria-Mittel Chinin und das virenhemmende MittelRitonavir.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Das Medikament kann eine allergische Reaktion auslösen.
  • Langfristig darf das Medikament nur unter ärztlicher Beobachtung angewendet werden.
  • Wichtigste Maßnahme bei Durchfall ist auch bei Gabe des Medikaments der Ersatz von Flüssigkeit und Mineralien.
  • Bei AIDS-Patienten muss nach Auftreten eines aufgetriebenen Bauches nach Einnahme des Medikaments die Behandlung sofort abgebrochen werden.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Loperamid?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Loperamid enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

So wirkt Loperamid

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Loperamid. Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Mittel gegen Durchfallerkrankungen, zu welcher der Wirkstoff Loperamid gehört.

Anwendungsgebiet des Wirkstoffs Loperamid

Der Wirkstoff dient der symptomatischen Behandlung akuter und chronischer Durchfallerkrankungen (Diarrhöen). Er kommt bei Durchfallerkrankungen zum Einsatz, deren Ursache nicht festzustellen ist oder die aus anderen Gründen nicht ursächlich behandelt werden können.

Langfristig darf Loperamid nur unter ärztlicher Beobachtung angewendet werden.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Loperamid sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Loperamid

Loperamid gehört zur Gruppe der Mittel gegen Durchfallerkrankungen. Der Wirkstoff ist ein so genannter Durchfallstopper. Das heißt, er bekämpft nicht die Ursache des Durchfalls, sondern hemmt die Darmbewegung. Dazu greift der Wirkstoff an den gleichen Bindungsstellen (Rezeptoren) der Darmwand an, die auch die verstopfende Wirkung der opioiden Schmerzmittel bedingen. Die Besetzung dieser so genannten my-Opiat-Rezeptoren hemmt die Darmbewegungen, verlägert die Verweilzeit des Darminhaltes und lässt eine verstärkte Wiederaufnahme von Wasser und Mineralien zu. Dadurch dickt der Darminhalt ein, der Durchfall kommt zum Stehen.

Die Darmflora (Besiedelung mit nützlichen Bakterien) wird durch Loperamid nicht verändert. Günstig bei der Behandlung des Durchfalls mit Loperamid ist die Erhöhung der Spannung im Aftermuskel, wodurch sich die Symptome Stuhldrang und Inkontinenz bessern.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.