Bictegravir + Emtricitabin + Tenofovir

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 10.09.2018

Allgemeines

Die Kombination wird zur Behandlung von Erwachsenen angewendet, die mit dem humanen Immundefizienz-Virus 1 (dem AIDS-Erreger) infiziert sind. Gegen das HI-Virus müssen sich aktuell wie auch in der Vergangenheit Integrase-Inhibitoren, Emtricitabin oder Tenofovir als wirksam erwiesen haben.

Welchen Zwecken dient diese Wirkstoffkombination?

  • Ablesung des Viren-Erbgutes behindern
  • Einbau des Viren Erbgutes in das Erbgut der Zelle verhindern
  • Neubildung von Viren unterbinden

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Bictegravir + Emtricitabin + Tenofovir im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann dürfen Bictegravir + Emtricitabin + Tenofovir nicht verwendet werden?

Bei Überempfindlichkeit gegen die Wirkstoffe darf die Kombination nicht eingesetzt werden.

Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt und unter seiner Kontrolle darf die Kombination eingesetzt werden bei
  • Patienten mit gleichzeitiger chronischer Leberentzündung vom Typ B oder C, weil sie ein erhöhtes Risiko für das Auftreten schwerwiegender Nebenwirkungen an der Leber aufweisen
  • vorbestehender Leberfunktionsstörung, weil sich diese verschlimmern kann.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Obwohl sich auch in Tierversuchen mit den Bestandteilen der Kombination keine Hinweise auf Schädigungen der Nachkommen ergaben, sollte sie während der Schwangerschaft nur angewendet werden, wenn der Arzt den Nutzen über das mögliche Risiko für das ungeborene Kind stellt.

Es ist nicht bekannt, ob Bictegravir oder Tenofovir wie Emtricitabin in die menschliche Muttermilch übergehen. In Tierversuchen war dies der Fall. Da es keine ausreichenden Informationen über die Auswirkungen der Wirkstoffe auf Neugeborene/Kleinkinder gibt, sollte die Kombination in der Stillzeit nicht angewendet werden. Überhaupt wird empfohlen, dass HIV-infizierte Frauen ihre Kleinkinder auf keinen Fall stillen, um eine Übertragung der Infektion auf das Kind zu vermeiden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Die Sicherheit und Wirksamkeit der Kombination bei Kindern unter 18 Jahren ist bisher noch nicht in klinischen Studien erwiesen.

Welche Nebenwirkungen können Bictegravir + Emtricitabin + Tenofovir haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Bictegravir + Emtricitabin + Tenofovir. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Häufige Nebenwirkungen:
Depression, unnormale Träume, Kopfschmerzen, Schwindelgefühl, Durchfall, Übelkeit, Müdigkeit.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Blutarmut, Selbstmordversuche, Angst, Schlafstörungen, Erbrechen, Bauchschmerzen, Verdauungsstörungen, Blähungen, Überschuss an Bilirubin im Blut, Gesichtsschwellungen, Ausschlag, Juckreiz, Gelenkschmerzen.

Besonderheiten:
Bei HIV-infizierten Patienten mit schwerer Beeinträchtigung der körpereigenen Abwehr kann sich zum Zeitpunkt des Behandlungsbeginns eine entzündliche Reaktion auf verborgene Infektionen entwickeln, die zu einem schweren Verlauf oder einer Verschlechterung von Beschwerden führt.

Bei manchen Patienten (mit fortgeschrittener AIDS-Erkrankung und/oder Langzeitbehandlung mit virenhemmenden Mitteln) kann es zu Knochenabbau kommen, besonders im Kiefer. Begünstigt wird dies wahrscheinlich durch die Anwendung von Glukokortikoiden, Alkoholkonsum, Übergewicht oder einen schweren Defekt der körpereigenen Abwehr.

Welche Wechselwirkungen zeigen Bictegravir + Emtricitabin + Tenofovir?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Weil sie die Wirkung mindern, darf die Kombination nicht zusammen mit Johanniskraut (gegen Depressionen) und dem Tuberkulose-MittelRifampicin angewendet werden.

Aus dem gleichen Grund wird der gemeinsame Einsatz nicht empfohlen bei den Tuberkulose-Mitteln Rifabutin und Rifapentin, dem virenhemmenden MittelBoceprevir, den AntiepileptikaCarbamazepin, Phenobarbital, Phenytoin und Oxcarbazepin sowie dem säurehemmenden MittelSucralfat.

Weil es zu mehr Nebenwirkungen kommen kann, sollte die Kombination nicht zusammen eingesetzt werden mit Ciclosporin (gegen Organabstoßungen), den Makrolid-AntibiotikaAzithromycin und Clarithromycin sowie den virenhemmenden MittelnAtazanavir und Cobicistat.

Weil Magnesium und Aluminium (wie beispielsweise in Antazida) mit den Wirkstoffen unlösliche Komplexe bilden, sollten sie nicht zusammen eingenommen werden. Die Einnahme der Kombination hat entweder nüchtern mindestens zwei Stunden vorher oder mit Nahrung zwei Stunden nachher zu erfolgen.

Auch sollte die Kombination nüchtern mindestens zwei Stunden vor der Einnahme eines Eisen-Präparates angewendet werden. Zusammen mit Nahrung kann man sie allerdings auch gemeinsam einnehmen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Die Therapie sollte nur durch einen Arzt begonnen werden, der in der Behandlung der HIV-Infektion erfahren ist.
  • Möglicherweise auftretendes Schwindelgefühl macht Autofahren und das Bedienen von Maschinen gefährlich.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Bictegravir + Emtricitabin + Tenofovir?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Bictegravir + Emtricitabin + Tenofovir enthalten sind.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

Medikament
Darreichungsform

So wirkt Bictegravir + Emtricitabin + Tenofovir

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Bictegravir + Emtricitabin + Tenofovir. Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen virenhemmende Mittel, Reverse-Transkriptase-Hemmer, zu welcher die Wirkstoffkombination Bictegravir + Emtricitabin + Tenofovir gehört.

Anwendungsgebiet der Wirkstoffkombination Bictegravir + Emtricitabin + Tenofovir

Die Kombination wird zur Behandlung von Erwachsenen angewendet, die mit dem humanen Immundefizienz-Virus 1 (dem AIDS-Erreger) infiziert sind. Gegen das HI-Virus müssen sich aktuell wie auch in der Vergangenheit Integrase-Inhibitoren, Emtricitabin oder Tenofovir als wirksam erwiesen haben.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Bictegravir + Emtricitabin + Tenofovir sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Bictegravir + Emtricitabin + Tenofovir

In der Kombination wirken drei Substanzen mit unterschiedlichen Wirkmechanismen zusammen, die sich ergänzen.

Damit neue Viren in den Zellen produziert werden können, schleust das HI-Virus seinen Bauplan, die Viren-DNA, in das Erbgut der Zellen ein. Für den Einbau ist sehr wesentlich ein Viren-Enzym verantwortlich, die Integrase. Dieses Enzym schneidet das Zell-Erbgut an einer Stelle auf und "flickt" das Viren-Erbgut in die Lücke ein. Beim Ablesen des behandelten DNA-Stranges kann die Zelle dann nicht anders, als neue Viren zu bilden.

Bictegravir ist ein Integrase-Strangtransfer-Inhibitor, der an das aktive Zentrum der Integrase bindet. Damit wird die Aktivität der Integrase gehemmt und der Einbau von Viren-Erbgut verhindert. Bictegravir zeigt Wirkung gegen die Virus-Typen HIV-1 und HIV-2.

Emtricitabin wie auch Tenofovir haben eine Struktur, die Erbgut-Bausteinen sehr ähnlich sind, ihre Funktion jedoch nicht ausführt. In der Zelle werden Emtricitabin wie Tenofovir durch das Viren-Enzym Reverse Transkriptase (RT) in das Viren-Erbgut eingebaut. Sie stören aber das "Ablesen" des Erbgutes, und so werden keine neuen Viren erzeugt. Beide Wirkstoffe sind zugleich gegen HIV-1 und -2, aber auch gegen den Erreger der Leberentzündung (Hepatitis B) wirksam.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.