Raucherentwöhnungsmittel

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 12.12.2007

auch bezeichnet als:
Mittel gegen Nikotinabhängigkeit

Wirkstoffe

Folgende Wirkstoffe sind der Wirkstoffgruppe "Raucherentwöhnungsmittel" zugeordnet

Anwendungsgebiete dieser Wirkstoffgruppe

Die Einatmung von Zigarettenrauch schädigt zahlreiche Organe und verursacht eine Vielzahl schwerwiegender Erkrankungen. Neben Krebserkrankungen, Herzinfarkten und "Raucherbein" kommt dabei der chronischen Raucherbronchitis (COPD) eine wachsende Bedeutung zu. War die COPD vor wenigen Jahren noch an Platz 7 der Todesursachenstatistik, so steht sie heute schon an Platz 4. Bis zum Jahre 2020 wird die COPD die dritthäufigste Todesursache sein. Den meisten Rauchern sind diese Gefahren durchaus bewusst. Angst vor möglicher Gewichtszunahme sowie oftmals nicht zu unterschätzende Entzugssymptome wie Nervosität und Reizbarkeit verhindern jedoch häufig die Abstinenz.

Um die Entzugserscheinungen zu mildern und den Suchtdruck zu vermindern, stehen Wirkstoffe wie Bupropion oder Vareniclin zur Verfügung. Eine weitere Behandlungmöglichkeit ist der Einsatz von Nikotin selbst. Nikotin-haltige Mittel können entweder als Pflaster über die Haut, als Kaugummi oder Nasenspray über die Schleimhäute verabreicht oder als Tabletten eingenommen werden. Wichtig ist hierbei, den Bedarf dieser Ersatzmittel schrittweise zu verringern. Unterstützt durch Raucherentwöhnungsmittel gelingt es so beinahe jedem zweiten Raucher, das Rauchen dauerhaft einzustellen.

Wirkung

Im Gehirn gibt es spezielle Bindungsstellen (α4-β2-Rezeptoren), an denen das Genussgift Nikotin andockt. Die Verbindung von Nikotin mit dem Rezeptor löst in einem bestimmten Gehirnteil, dem so genannten Limbischen System, eine Erregung aus. Erregungen des Limbischen Systems gehen mit der Ausschüttung des Nervenbotenstoffes Dopamin einher und bewirken angenehme Gefühle. Allerdings birgt dieser Mechanismus eine Suchtgefahr: Körper und Geist gewöhnen sich an das künstlich erzeugte Wohlgefühl und es werden immer höhere Dosen von Nikotin zur Anregung des Limbischen Systems benötigt. Führt man wenig oder gar kein Nikotin mehr zu, löst dieser Mangel Nervosität, Zittern, Gereiztheit und ein unerträgliches Nikotinverlangen aus.

Will man sich aus der Nikotin-Abhängigkeit lösen, kann die Entwöhnung durch spezielle Medikamente unterstützt werden.

Eines der Raucherentwöhnungsmittel ist zum Beispiel Nikotin selbst. Ohne den schädlichen und krebserregenden Zigarettenrauch führt man dabei dem Körper Nikotin in kontrollierter Dosierung zu. Über eine gewisse Zeit wird damit die Nikotinkonzentration im Blut stabilisiert. Das mildert die körperlichen Entzugssymptome. Da Nikotin für kleine Kinder schon in geringen Mengen sehr gefährlich sein kann, dürfen diese Arzneimittel nicht in Kinderhände gelangen. Aus Sicherheitsgründen gilt diese Vorsichtsmaßnahme auch für gebrauchte Wirkstoffpflaster.

Neben dem Nikotin gibt es noch zwei weitere Wirkstoffe, die zur Raucherentwöhnung eingesetzt werden: Bupropion und Vareniclin. Bupropion hemmt die Wiederaufnahme bestimmter Botenstoffe in die Nervenzellen. Wie genau der Wirkstoff die Raucherentwöhnung unterstützt, ist nicht bekannt.

Vareniclin bindet sich an dieselben Strukturen im Gehirn wie Nikotin (Nikotin-Rezeptoren). Ohne selbst eine ausgesprochene Nikotin-ähnliche Wirkung zu haben, verdrängt der Wirkstoff das Nikotin von seinem Rezeptor, da die Vareniclin-Bindung stärker ist als die Nikotin-Bindung. Damit wird die Nikotin-Wirkung aufgehoben.