Ethosuximid

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 03.08.2014

Allgemeines

Ethosuximid dient der Behandlung bestimmter Epilepsie-Formen. Hier sind zunächst Absencen zu nennen, reine Bewusstseinstrübungen, die zumeist wenige Sekunden anhalten. Wenn sie häufiger auftreten, werden sie pyknoleptisch genannt; kommen noch Krampfanfälle hinzu, handelt es sich um sogenannte komplexe und atypische Absencen. Zur Vermeidung letzterer wird Ethosuximid häufig mit entsprechend wirksamen Antiepileptika wie Primidon oder Phenobarbital kombiniert. Nur bei pyknoleptischen Absencen von Schulkindern kann auf eine solche zusätzliche vorbeugende Behandlung verzichtet werden.

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • Angebotes am Nervenbotenstoff GABA im Gehirn vermehren
  • Abbau des Nervenbotenstoffs GABA im Gehirn hemmen

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Ethosuximid im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Ethosuximid nicht verwendet werden?

Bei Überempfindlichkeit gegen Ethosuximid und chemisch verwandten Substanzen (Succinimiden) darf der Wirkstoff nicht angewendet werden.

Bei Patienten mit seelischer Erkrankung in der Vorgeschichte können psychische Nebenwirkungen (Verfolgungswahn, Wahnvorstellungen, Angstzustände, Aufregung) auftreten. Ethosuximid ist bei dieser Patientengruppe mit besonderer ärztlicher Vorsicht einzusetzen.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Frauen im gebärfähigen Alter müssen eine während der Behandlung eingetretene Schwangerschaft sofort ihrem Arzt mitteilen. Die Behandlung mit Ethosuximid sollte während der Schwangerschaft nicht ohne ärztliche Zustimmung unterbrochen werden. Ein plötzlicher Therapieabbruch oder eine unkontrollierte Verminderung der Dosis kann nämlich zu epileptischen Anfällen der Schwangeren führen, die ihr und/oder dem Ungeborenen Schaden zufügen können. Dennoch sollte insbesondere zwischen dem 20. und 40. Schwangerschaftstag die niedrigste Dosis gegeben werden, die Anfälle hemmt. Die Konzentration an Ethosuximid im Blut der Schwangeren ist regelmäßig vom Arzt zu überprüfen.

Ethosuximid durchdringt den Mutterkuchen, dennoch sind keine speziellen Schädigungen der Ungeborenen bekannt. Das Risiko von Missbildungen durch eine Antiepileptika-Therapie ist zwei- bis dreimal höher als normal. Die am häufigsten berichteten Fehlbildungen sind Lippenspalten, Fehlbildungen an Herz und Gefäßen sowie dem Rückenmark. Kombinationen erhöhen dieses Risiko, sodass während der Schwangerschaft möglichst nur mit einem Antiepileptikum behandelt werden sollte.

Ethosuximid wird so stark in die Muttermilch ausgeschieden, dass dort fast die gleiche Konzentration erreicht wird wie im mütterlichen Blut. Daher darf während der Behandlung nicht gestillt werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Der Wirkstoff kann schon Babys unter einem Jahr verabreicht werden, dann allerdings in einer geeigneten Arzneiform (Lösung, Saft).

Welche Nebenwirkungen kann Ethosuximid haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Ethosuximid. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Häufige Nebenwirkungen:
Schluckauf, Übelkeit und Erbrechen, Bauchschmerzen.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Appetitstörungen, Gewichtsverlust, Ängstlichkeit, Schlafstörungen, Antriebslosigkeit, Zurückgezogenheit, schwere Kopfschmerzen, Gangstörungen, Durchfall, Verstopfung.

Seltene Nebenwirkungen:
Verfolgungswahn und Wahnvorstellungen über Tage und Wochen.

Sehr seltene Nebenwirkungen:
vereinzelt innerhalb der ersten zwölf Behandlungsstunden: unbewusste Bewegungen und Zuckungen, die nach Absetzen von Ethosuximid wieder vergehen oder durch Gabe von Diphenhydramin in die Vene gelindert werden.

Besonderheiten:
Dosisabhängige Nebenwirkungen lassen sich durch eine vorsichtige Dosierung (langsame Steigerung bei Therapiebeginn) und die Einnahme während oder nach den Mahlzeiten vermindern.

Ethosuximid kann das Knochenmark schädigen. Zur Erfassung möglicher knochenmarkschädigender Wirkungen werden regelmäßige (zunächst monatliche, nach zwölf Monaten halbjährliche) ärztliche Blutbildkontrollen empfohlen. Kommt es zu Fieber, Halsentzündung oder Blutungen, ist sofort der Arzt zu informieren.

Bei Dauertherapie mit Ethosuximid kann es zu einer Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit kommen. Sie zeigt sich bei Kindern und Jugendlichen beispielsweise in einem Abfall der schulischen Leistungen.

Welche Wechselwirkungen zeigt Ethosuximid?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Die gleichzeitige Anwendung von Substanzen mit Wirkung auf das Gehirn wie Alkohol oder krampfverursachenden Stoffe und Ethosuximid ist zu vermeiden.

Ethosuximid verändert in der Regel die Konzentration anderer Antiepileptika im Blut wie Primidon, Phenobarbital und Phenytoin nicht. Es wurde jedoch vereinzelt von einem Anstieg der Phenytoin-Konzentration bei gleichzeitiger Verabreichung von Ethosuximid berichtet.

Bei gleichzeitiger Gabe des Antiepileptikums Carbamazepin wird die Wirkung von Ethosuximid abgeschwächt. Valproinsäure hingegen kann bei der Mehrzahl der Patienten die Blutkonzentration von Ethosuximid erhöhen und damit die Wirkung verstärken.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Kommt es zu Fieber, Halsentzündung oder Blutungen, ist sofort der Arzt zu informieren.
  • Autofahren, die Bedienung von Maschinen oder sonstige gefährliche Tätigkeiten sind zumindest während der Einstellungsphase der Behandlung zu unterlassen. Es darf auf keinen Fall Alkohol getrunken werden.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Ethosuximid?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Ethosuximid enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

So wirkt Ethosuximid

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Ethosuximid. Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Antiepileptika, zu welcher der Wirkstoff Ethosuximid gehört.

Anwendungsgebiet des Wirkstoffs Ethosuximid

Ethosuximid dient der Behandlung bestimmter Epilepsie-Formen. Hier sind zunächst Absencen zu nennen, reine Bewusstseinstrübungen, die zumeist wenige Sekunden anhalten. Wenn sie häufiger auftreten, werden sie pyknoleptisch genannt; kommen noch Krampfanfälle hinzu, handelt es sich um sogenannte komplexe und atypische Absencen. Zur Vermeidung letzterer wird Ethosuximid häufig mit entsprechend wirksamen Antiepileptika wie Primidon oder Phenobarbital kombiniert. Nur bei pyknoleptischen Absencen von Schulkindern kann auf eine solche zusätzliche vorbeugende Behandlung verzichtet werden.

Ethosuximid wird auch bei sogenannten myoklonisch-astatische Anfällen von Klein- und Kindergartenkindern eingesetzt. Bei solchen Anfällen knicken die Kinder in den Knien ein und fallen dabei hin. Oft ist der Anfall mit dem Sturz bereits beendet, nur in wenigen Fällen kommt es anschließend noch zu vereinzelten Zuckungen. Auch Krampfanfälle von Jugendlichen (Impulsiv-petit-mal-Anfälle) werden mit Ethosuximid behandelt. Dieser Wirkstoff kommt aber erst dann zum Einsatz, wenn andere Präparate nicht wirksam waren und/oder nicht vertragen wurden.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Ethosuximid sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Ethosuximid

Ethosuximid gehört zur Wirkstoffgruppe der Antiepileptika. Der Wirkmechanismus ist weitgehend ungeklärt. Es wurde unter anderem eine hemmende Wirkung auf den Abbau des Nervenbotenstoffe Gamma-Amino-Buttersäure (GABA) gefunden.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.