Birkenpollen

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 06.10.2019

Allgemeines

Der Wirkstoff wird bei erwachsenen Patienten zur Behandlung von mittelschwerem bis schwerem allergischen Schnupfen mit oder ohne Bindehautentzündung eingesetzt, die durch Pollen von Bäumen der Birken-homologen Gruppe verursacht werden. Zur Birken-homologen Gruppe gehören etwa Birke, Erle, Hainbuche, Haselnuss, Eiche und Buche.

Welchem Zweck dient dieser Wirkstoff?

    Gegenanzeigen

    Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Birkenpollen im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

    Wann darf Birkenpollen nicht verwendet werden?

    Der Wirkstoff darf nicht eingesetzt werden bei
    • Patienten mit einem um mindestens ein Drittel verminderten Ausatemvolumen, wenn sie bereits gegen Asthma behandelt werden
    • einer schweren Asthma-Phase in den letzten drei Monaten vor Beginn der Behandlung
    • einem unkontrollierten Asthma in den letzten drei Monaten vor Beginn der Behandlung
    • aktiven systemischen Autoimmunerkrankungen, die nicht erfolgreich behandelt werden können
    • Patienten mit Störungen der körpereigenen Abwehr, Immunschwäche oder unterdrückter Immunabwehr
    • gegenwärtig bestehenden Krebserkrankungen
    • Patienten mit akuter schwerer Entzündung in der Mundhöhle oder Wunden im Mund
    Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt und unter seiner Kontrolle darf der Wirkstoff angewendet werden bei
    • depressiven Patienten, die mit trizyklischen Antidepressiva oder MAO-Hemmern behandelt werden. Bei ihnen kann Adrenalin, das der Therapie eines möglichen allergischen Schocks dient, zu lebensbedrohlichen Folgen führen. Gleiches gilt für Parkinson-Patienten, die Entacapon oder Tolcapon erhalten
    • Behandlung mit Betablockern, weil diese die Wirkung des Notfall-Medikaments Adrenalin aufheben
    • Patienten mit Herzerkrankungen, weil es dazu keine genügenden therapeutischen Erfahrungen gibt
    • Patienten, die bereits früher auf eine Spritzenkur mit Baumpollen-Allergenen eine allgemeine allergische Reaktion zeigten
    • einem schweren Asthma-Anfall in den letzten zwölf Monaten
    • gebesserten Autoimmunerkrankungen, weil diese wieder aufflammen können

    Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

    Es gibt keine klinischen Studien zur Anwendung von Birkenpollen-Allergenextrakten bei Schwangeren. Tierexperimente weisen nicht auf ein erhöhtes Risiko für das Ungeborene hin, dennoch sollte die Therapie mit dem Wirkstoff nicht während einer Schwangerschaft begonnen werden.

    Während der Stillzeit sind keine nachteiligen Auswirkungen auf den Säugling zu erwarten.

    Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

    Der Wirkstoff ist nicht für Patienten unter 18 Jahren zugelassen.

    Welche Nebenwirkungen kann Birkenpollen haben?

    Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Birkenpollen. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

    Sehr häufige Nebenwirkungen:
    Juckreiz der Ohren, Rachenreizung, Mundschwellung, Juckreiz im Mund, nervliche Missempfindung im Mund, Juckreiz der Zunge

    Häufige Nebenwirkungen:
    Schnupfen, allergische Reaktion im Mund, Schmeckstörung, Husten, trockener Rachen, Sprechstörung, Schmerz in Mund und Rachen, Rachenschwellung, nervliche Missempfindung im Rachen, Bauchschmerz, Durchfall, Verdauungsstörung, Schluckstörung, Sodbrennen, Zungenbrennen, Unempfindlichkeit im Mund, Lippenschwellung, Juckreiz der Lippen, Mundbeschwerden, Blasen an der Mundschleimhaut, Zahnfleischentzündung, Zungenschwellung, Nesselsucht, Beschwerden im Brustraum, Fremdkörpergefühl

    Gelegentliche Nebenwirkungen:
    Kehlkopfschwellung, Engegefühl im Rachen, Zungenentzündung, Lippenbläschen, Mundgeschwüre, Reizung der Speiseröhre, Gesichtsschwellung

    Nebenwirkungen ohne Häufigkeitsangabe:
    allergischer Schock

    Besonderheiten:
    Gesichtsrötung, Juckreiz, Hitzegefühl, allgemeines Unwohlsein und Unruhe oder Angst können auf eine beginnende allgemeine allergische Reaktion hinweisen. In solchem Fall ist die Behandlung zu unterbrechen und ein Arzt zu befragen.

    Asthma-Patienten müssen unverzüglich einen Arzt aufsuchen, wenn sich ihr Leiden plötzlich verschlechtert.

    Bei Patienten mit Asthma und einer akuten Infektion der Atemwege wird der Arzt den Beginn der Behandlung mit Birkenpollen verschieben, bis die Infektion abgeklungen ist.

    Haben Patienten schwere Entzündungen oder Wunden im Mund, nach chirurgischen Eingriffen in der Mundhöhle einschließlich Zahnziehungen oder nach dem Verlust eines Zahns, sollte eine Behandlung mit dem Wirkstoff verschoben oder unterbrochen werden, damit die Mundhöhle abheilen kann.

    Patienten mit schweren oder anhaltenden Magen-Darm-Nebenwirkungen, wie Schluck- oder Verdauungsstörungen, müssen einen Arzt befragen.

    Welche Wechselwirkungen zeigt Birkenpollen?

    Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

    Es wurden keine Studien zur Erfassung von Wechselwirkungen beim Menschen durchgeführt und es sind bisher auch keine solchen bekannt. Eine gleichzeitige Behandlung mit Antiallergika zum Einnehmen kann Nebenwirkungen der Immuntherapie unterdrücken. Dies muss der Arzt besonders berücksichtigen, wenn diese Medikamente abgesetzt werden sollten.

    Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

    • Bei schweren oder anhaltenden Magen-Darm-Nebenwirkungen wie Schluck- oder Verdauungsstörungen muss ein Arzt befragt werden.
    • Bei schweren Entzündungen oder Wunden im Mund nach chirurgischen Eingriffen in der Mundhöhle einschließlich Zahnziehungen oder nach dem Verlust eines Zahns muss die Mundhöhle vor Behandlungbeginn abheilen.
    • Patienten mit Asthma und einer akuten Infektion der Atemwege dürfen vor Abklingen der Infektion nicht mit dem Medikament behandelt werden.
    • Asthma-Patienten müssen unverzüglich einen Arzt aufsuchen, wenn sich ihr Leiden plötzlich verschlechtert.
    • Bei Anzeichen einer allergischen Reaktion (Gesichtsrötung, Juckreiz, Hitzegefühl, allgemeines Unwohlsein und Unruhe oder Angst) ist die Behandlung zu unterbrechen und ein Arzt zu befragen.
    • Die Therapie mit dem Medikament sollte nur von Ärzten mit Erfahrung in der Therapie allergischer Erkrankungen begonnen werden.
    • Die erste Anwendung sollte unter ärztlicher Aufsicht erfolgen und der Patient sollte anschließend mindestens 30 Minuten ärztlich überwacht werden.

    Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

    Welche Medikamente beinhalten Birkenpollen?

    Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Birkenpollen enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

    Medikament
    Darreichungsform
    Tabletten

    So wirkt Birkenpollen

    Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Birkenpollen. Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Immunstärkende und -schwächende Mittel, zu welcher der Wirkstoff Birkenpollen gehört.

    Anwendungsgebiet des Wirkstoffs Birkenpollen

    Der Wirkstoff wird bei erwachsenen Patienten zur Behandlung von mittelschwerem bis schwerem allergischen Schnupfen mit oder ohne Bindehautentzündung eingesetzt, die durch Pollen von Bäumen der Birken-homologen Gruppe verursacht werden. Zur Birken-homologen Gruppe gehören etwa Birke, Erle, Hainbuche, Haselnuss, Eiche und Buche.

    Voraussetzung für eine Behandlung mit Allergenextrakt aus Birkenpollen sind anhaltende allergische Beschwerden trotz Verwendung entsprechend wirkender Antiallergika und der Nachweis einer Überempfindlichkeit gegen die Pollen der oben genannten Bäume. Darauf testet man mit einem Hautprick-Test oder einem Test auf bestimmte Bluteiweiße (spezifisches IgE).

    Zu folgenden Anwendungsgebieten von Birkenpollen sind vertiefende Informationen verfügbar:

    Wirkungsweise von Birkenpollen

    Der Allergenextrakt aus Birkenpollen gehört zur Wirkstoffgruppe der immunstärkenden und -schwächenden Mittel und ist ein Spezialfall der Antiallergika. Er kommt bei einer überschießenden Reaktion der körpereigenen Abwehr auf Pollen von Bäumen wie Birke, Erle, Hainbuche, Haselnuss, Eiche und Buche zum Einsatz. Diese Reaktion will man bei allergischen Personen durch die wiederholte Gabe des entsprechenden Allergens verändern. Die Allergie-Immuntherapie zielt auf die körpereigene Abwehr, wobei der genaue Mechanismus der Wirksamkeit noch nicht völlig geklärt ist.

    Eine allergische Reaktion beginnt im Allgemeinen damit, dass sich an das Allergen - also hier die Baumpollen - ein Bluteiweiß, das IgE, anheftet. IgE wirkt wie eine Signalfahne, die Zellen der körpereigenen Abwehr herbeiwinkt. Diese Zellen versuchen dann, die als fremd und feindlich markierten Pollen zu zerstören. Dabei schütten sie Botenstoffe aus, die die Entzündungsreaktion bedingen.

    In mehreren klinischen Studien wurde als Reaktion auf die Allergie-Immuntherapie ein allergentypisches Bluteiweiß, das IgG4, gebildet. Dieses IgG4 konkurriert mit IgE um die Bindung an die Allergene, was die Aktivierung von Immunzellen vermindert. Zwar wird bei der Gabe von Birkenpollen nur IgG4 gegen Pollen dieses Baumes gebildet, doch ist es im Sinne einer Kreuzreaktion auch gegen die anderen Bäume der Birken-homologen Gruppe wirksam. Es wird also davon ausgegangen, dass auch die Allergie immer gegen alle diese Baumarten gleichzeitig besteht.

    Der Anstieg der Blutkonzentration an IgG4 wird ungefähr nach einmonatiger Behandlung beobachtet und hält über die gesamte Behandlungszeit hin an.

    Disclaimer:
    Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.