Radepur 10 mg

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 20.05.2008
Hersteller: AWD.pharma
Wirkstoff: Chlordiazepoxid
Darreichnungsform: überzogene Tablette
Rezeptpflichtig

Wirkung

Radepur 10 mg enthält den Wirkstoff Chlordiazepoxid.

Mit Chlordiazepoxid werden akute und chronische Angststörungen, Spannungszustände und Erregungszustände behandelt, sofern diese nicht durch andere Maßnahmen oder die Behandlung einer auslösenden Grunderkrankung (beispielsweise einer Depression oder Psychose) beeinflusst werden können. Es können mit dem Wirkstoff nur Symptome und nicht die Ursache der Erkrankung behandelt werden.

Bei behandlungsbedürftigen Schlafstörungen, die durch Angststörungen bedingt sind, sollte Chlordiazepoxid nur dann verwendet werden, wenn gleichzeitig am Tag noch eine beruhigende Wirkung erwünscht ist.


Zu folgenden Anwendungsgebieten von Chlordiazepoxid sind vertiefende Informationen verfügbar:

Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Benzodiazepine, Schlafmittel, zu welcher der Wirkstoff Chlordiazepoxid gehört.

Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben

  • symptomatische Behandlung von akuten und chronischen Angstzuständen, Spannungszuständen und Erregungszuständen
  • Schlafstörungen, nur wenn gleichzeitig Benzodiazepin-Wirkungen (beruhigende Wirkungen) auch am Tag erwünscht sind

Dosierung

Dosierung und Anwendungsdauer sind im Einzelfall von der individuellen Reaktionslage, dem Allgemeinzustand, vom Alter und Gewicht des Patienten sowie von der Art und Schwere des Krankheitsbildes abhängig. Hierbei gilt der Grundsatz, die Dosis so gering und die Behandlungsdauer so kurz wie möglich zu halten.

Dosierung:
Erwachsene nehmen täglich bis zu sechs Tabletten (entsprechend 60 Milligramm Chlordiazepoxid) ein. Die Einnahmen werden so verteilt, dass nicht mehr als drei Tabletten (entsprechend 30 Milligramm Chlordiazepoxid) auf einmal eingenommen werden. Ältere und geschwächte Patienten sowie Patienten mit reduziertem Allgemeinzustand erhalten in der Regel die Hälfe.
Nach stabiler Besserung über einen Zeitraum von zehn Tagen kann versuchsweise die Dosis täglich um eine Tablette verringert werden.

Art und Dauer der Anwendung:
Die Tabletten sind teilbar.
Die Tabletten sind mit ausreichend Flüssigkeit (ca. ein Glas Wasser) unzerkaut einzunehmen.
Die abendliche Einnahme vor dem Schlafengehen soll nicht auf vollen Magen erfolgen, da sonst die Wirkung verzögert eintreten kann. Abhängig von der Schlafdauer muss mit verstärkten Nachwirkungen am nächsten Morgen gerechnet werden.
Die Behandlung mit dem Wirkstoff soll einschleichend beginnen. Die Hauptdosierung richtet sich nach der tageszeitlichen Abhängigkeit der Beschwerden.
Die Behandlung soll so kurz wie möglich sein.
Bei längerer Einnahmedauer (länger als eine Woche) soll beim Absetzen des Wirkstoffs die Dosis schrittweise verringert werden. Hierbei ist das vorübergehende Auftreten von Absetzphänomenen zu berücksichtigen.

Sonstige Bestandteile

Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

  • Lactose 1H2O
  • Calciumcarbonat
  • Carnaubawachs
  • Farbstoff E 104
  • Farbstoff E 131
  • Gelatine
  • Glucosesirup
  • Kartoffelstärke
  • Magnesiumstearat
  • Talkum

Nebenwirkungen

Da der Wirkstoff Chlordiazepoxid zur Wirkstoffgruppe der Benzodiazepine gehört, können Nebenwirkungen auftreten, die für diese Substanzgruppe typisch sind. Das sind:

Häufige Nebenwirkungen:
Müdigkeit, Schläfrigkeit, Mattigkeit, Schwindelgefühl, Benommenheit, Reaktionsvermögenseinschränkung.

Seltene Nebenwirkungen:
Muskelschwäche, Libido-Abnahme, depressive Verstimmungen, Mundtrockenheit, Blutdruckabfall, Atemschwäche (insbesondere bei Atemwegsverlegung zum Beispiel durch Tumoren und Hirnschädigung).

Sehr seltene Nebenwirkungen und Einzelfälle:
Menstruationsstörungen.

Nebenwirkungen ohne Häufigkeitsangabe:
Muskelerschlaffung (bei älteren Patienten), Überempfindlichkeitsreaktionen wie zum Beispiel Allergien, Kopfschmerzen, Verwirrtheit, Sprechstörungen, Schwindel, gegensätzliche Reaktionen wie zum Beispiel akute Erregungszustände und Wutanfälle, Erinnerungslücken, Sehstörungen, Doppelbilder.

Bei hoher Dosierung und Langzeitbehandlung:<7b>
Vorübergehende Bewegungsunsicherheit, Gangunsicherheit, vorübergehende unkontrollierte Augenbewegungen (Nystagmus), Magen-Darm-Beschwerden, Anstieg der Leberwerte.

Speziell für den Wirkstoff Chlordiazepoxid werden noch folgende Nebenwirkungen genannt:
Gewichtszunahme durch Appetitsteigerung, krankhafte Milchabsonderung aus der Brustdrüse.

Besonderheiten:
Die Einnahme von Benzodiazepinen kann zur Abhängigkeit mit Entzugserscheinungen führen. Bereits bei täglicher Anwendung über wenige Wochen kann sich eine Abhängigkeit entwickeln. Dies gilt nicht nur für die missbräuchliche Anwendung besonders hoher Dosen, sondern auch für den üblichen Dosisbereich während einer Behandlung.

Nach längerer Einnahme und plötzlichem Absetzen treten Schlafstörungen und vermehrtes Träumen, Angst, Spannungszustände, Erregung, innere Unruhe, Zittern, Schwitzen, Erhöhung der Krampfbereitschaft mit Auslösen von Krampfanfällen und Psychosen mit Gedächtnisstörungen, Denkstörungen und Wahnvorstellungen auf. Die Behandlung mit dem Wirkstoff sollte daher immer mit langsam verminderten Dosen beendet werden.

Die abendliche Einnahme von Chlordiazepoxid kann noch am nächsten Morgen zu verminderter Reaktions- und Konzentrationsfähigkeit sowie Restmüdigkeit führen.

Wegen der muskelerschlaffenden Wirkung ist besonders bei älteren Patienten eine erhöhte Sturzgefahr gegeben. Die Patienten müssen daher vor allem bei nächtlichem Aufstehen vorsichtig sein.

Die Wirkstoffgruppe der Benzodiazepine kann zeitlich oder inhaltlich begrenzte Erinnerungslücken verursachen. Diese treten meist einige Stunden nach der Einnahme auf. Die Patienten sollten deshalb dafür sorgen, dass sie nach der Einnahme von Chlordiazepoxid eine ununterbrochene Schlafdauer von etwa sieben bis acht Stunden einhalten können.

Wechselwirkungen

Chlordiazepoxid gehört zu der Gruppe der Benzodiazepine. Daraus ergeben sich folgende allgemeine Wechselwirkungen mit anderen Wirkstoffen:
  • Medikamente, die das Gehirn beeinflussen wie zum Beispiel Psychopharmaka, Schlaf- und Beruhigungsmittel, opioide Schmerzmittel und Narkosemittel oder auch H1-Antihistaminika und Alkohol verstärken sich mit Benzodiazepinen in der Wirkung gegenseitig.
  • Benzodiazepine verstärken die Wirkung von Muskelrelaxanzien, Schmerzmitteln und Lachgas.
  • Cimetidin verstärkt und verlängert die Wirkung von Benzodiazepinen, weil es ihren Abbau in der Leber verzögert.
  • Bei Dauerbehandlung mit blutdrucksenkenden Medikamenten, die auch das Gehirn beeinflussen, mit Betablockern und Gerinnungshemmern wie Antikoagulanzien sind Wechselwirkungen möglich, deren Art und Umfang nicht vorhersehbar sind.
Besonders die gleichzeitige Anwendung von opioiden Schmerzmitteln kann zu Betäubung, Unterdrückung der Atemfunktion, Koma und Tod führen. Erachtet der Arzt eine gleichzeitige Verschreibung in Ausnahmefällen für notwendig, wird er die niedrigste wirksame Dosis wählen und die Behandlungsdauer so kurz wie möglich halten.

Für Chlordiazepoxid sind noch weitere Wechselwirkungen bekannt: Disulfiram, ein Alkoholentwöhnungsmittel und hormonhaltige Verhütungsmittel (orale Kontrazeptiva) verringern die Ausscheidung und erhöhen damit die Wirkung von Chlordiazepoxid.

Gegenanzeigen

Chlordiazepoxid darf wie alle Benzodiazepine nicht angewendet werden bei
  • einer Überempfindlichkeit gegen Benzodiazepine
  • einer Abhängigkeit von Medikamenten, Drogen und Alkohol.
Eine besonders sorgfältige ärztliche Überwachung ist erforderlich bei
  • Myasthenia gravis
  • Bewegungsablaufstörungen, die vom erkrankten Rückenmark oder Gehirn verursacht werden.
  • akuter Vergiftung mit Alkohol, Schlafmitteln oder Schmerzmitteln, Neuroleptika, Antidepressiva und Lithium
  • schweren Leberschäden (zum Beispiel Gelbsucht aufgrund eines Gallengangverschlusses)
  • schwerer chronischer Atemnot, insbesondere bei akuter Verschlechterung
  • Schlaf-Apnoe-Syndrom.
Hinweis:
Bei älteren Patienten kann die Ausscheidung von Chlordiazepoxid verlängert sein, was die Wirkung verstärkt. Außerdem können sie empfindlicher auf die Anwendung reagieren, besonders bei einer Herzerkrankung mit schwerer Atemnot. Deshalb sollte der Arzt bei älteren Patienten und Patienten in schlechterem Allgemeinzustand, mit hirnorganischen Veränderungen, Kreislaufschwäche und krankhaften Atembeschwerden die individuelle Reaktion auf den Wirkstoff kontrollieren.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Chlordiazepoxid und seine Hauptstoffwechselprodukte gelangen über den Mutterkuchen zum Ungeborenen. Sie können sich dort anreichern, was beim Kind zu Überdosierungen mit der Folge von Fehlbildungen und geistigen Einschränkungen führen kann.

Erhalten Mütter während der Schwangerschaft Benzodiazepine als Dauerbehandlung, in hohen Dosen oder während der Geburt, können die Kinder Entzugssymptome wie Atembeschwerden, erschlaffte Muskeln, erniedrigte Körpertemperatur und Trinkschwäche zeigen. Deshalb sollte Chlordiazepoxid während der Schwangerschaft nur angewendet werden, wenn es der Arzt für zwingend erforderlich hält.

Chlordiazepoxid und seine Stoffwechselprodukte gehen in die Muttermilch über. Da der Wirkstoff von Neugeborenen wesentlich langsamer abgebaut wird als von Kindern oder Erwachsenen, kommt es zu Atembeschwerden und Trinkschwäche. Es sollte also bei einer Behandlung mit Chlordiazepoxid nicht gestillt beziehunsgweise abgestillt werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Der Wirkstoff Chlordiazepoxid darf bei Kindern und Jugendlichen nicht angewendet werden.

Warnhinweise

  • Die Reaktionsfähigkeit kann so weit beeinträchtigt sein, dass die aktive Teilnahme am Straßenverkehr und das Führen von Maschinen gefährlich werden.
  • Zusammen mit Alkohol können sich die dämpfenden Wirkungen gegenseitig verstärken.
  • Während der ersten Tage nach Verabreichung des Wirkstoffs sollten gefahrvolle Tätigkeiten (Bedienen von Maschinen, Führen von Fahrzeugen) unterbleiben.
  • Bei einer bestehenden Sorbit- oder Fructose-Unverträglichkeit ist Vorsicht geboten.
  • Eine längere Anwendung des Medikaments kann zu einer Abhängigkeit und zu einem Nachlassen der Wirksamkeit führen.
  • Nach einer längeren Anwendung muss die Dosierung zum Beenden der Therapie schrittweise verringert werden.
  • Ältere Patienten und Patienten mit einer eingeschränkten Leberfunktion benötigen geringere Dosierungen.
  • Die Dosierung wird individuell für den einzelnen Patienten festgelegt.
  • Das Medikament kann zu einer Verminderung des Reaktionsvermögens führen.

Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.

Packungsgrößen

Packungsgröße und Darreichungsform
Wirkstoffgehalt (Dosierung pro Stück überzogene Tablette)
20 Stück überzogene Tabletten
10 Milligramm Chlordiazepoxid
50 Stück überzogene Tabletten
10 Milligramm Chlordiazepoxid

Vergleichbare Medikamente

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Radepur 10 mg sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Chlordiazepoxid (ggf. auch Generika).

Medikament
Darreichungsform
Filmtabletten
überzogene Tabletten

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.