LOCOL 80mg Retardtabletten

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 27.05.2017
Hersteller: Novartis Pharma GmbH
Wirkstoff: Fluvastatin
Darreichnungsform: Retardtablette
Rezeptpflichtig

Hinweis

Der Artikel wurde vom Anbieter vom Markt genommen. Sollte dies aus wirtschaftlichen Gründen geschehen sein, ist das Präparat meist noch eine Weile aus Restbeständen erhältlich.

Wirkung

LOCOL 80mg Retardtabletten enthalten den Wirkstoff Fluvastatin. Zu beachten ist außerdem die besondere Wirkung von LOCOL 80mg Retardtabletten.

Fluvastatin wird zur Senkung eines erhöhten Cholesterinspiegels im Blut (Hypercholesterinämie) eingesetzt, wenn eine fettarme und cholesterinarme Diät, eine Gewichtsabnahme und körperliches Training den Cholesterinspiegel nicht ausreichend senken konnten.

Außerdem schützt Fluvastatin vor Ablagerungen in den Gefäßen (Atherosklerose). Besonders in den Herzkranzgefäßen können solche Ablagerungen zu gefährlichen Verengungen führen. Bei Patienten mit einer Einengung der Herzkranzgefäße können die Gefäße mit Hilfe eines Herzkatheters wieder eröffnet und erweitert werden (Stent). Spätestens nach einer solchen Operation wird Fluvastatin zur Vermeidung eines Rückfalls verwendet.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Fluvastatin sind vertiefende Informationen verfügbar:

Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Statine, Cholesterinsenker, zu welcher der Wirkstoff Fluvastatin gehört.

Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben

  • Cholesterinüberschuss im Blut ohne körperliche Ursache mit Ausnahme einer besonderen erblichen Form dieser Erkrankung (homozygote familiäre Hypercholesterinämie)
  • Überschuss an Cholesterin und Fetten im Blut, wenn der Cholesterinüberschuss im Vordergrund steht

Dosierung

Vor Behandlungsbeginn wird der Arzt den Patienten eine cholesterinarme Diät vorschreiben, die während der Behandlung fortgesetzt werden sollte.
Im Allgemeinen beginnt die Behandlung mit 40 Milligramm Fluvastatin
oder 20 Milligramm abends (hierfür stehen LOCOL Hartkapseln zu 40 und 20 Milligramm zur Verfügung). Bei Patienten, die mit LOCOL 40 mg Hartkapseln
nicht ausreichend therapiert werden können, kann der Arzt die Dosis auf eine LOCOL 80mg Retardtablette erhöhen.

Der Arzt wird die Dosierung frühestens vier Wochen später anhand der Konzentrationen von LDL-Cholesterin im Blut überprüfen.

Nehmen Sie das Medikament zu jeder Tageszeit mit oder nach einer Mahlzeit
unzerkaut mit einem Glas Wasser ein.

Zur Wirkungsverstärkung kann der Arzt das Medikament mit gallensäurebindendem Ionenaustauscherharz wie Colestyramin, mit Fibraten oder Nikotinsäure kombinieren. Werden die Hartkapseln gleichzeitig mit Colestyramin oder anderen Ionenaustauscherharzen angewandt, so sollte es frühestens vier Stunden nach diesen Arzneimitteln eingenommen werden, um eine Wirkungsabschwächung durch Bindung an das Harz zu verhindern.

Kinder und Jugendliche mit erblichen Fettstoffwechselstörungen einer bestimmten Form (heterozygote familiäre Hypercholesterinämie) können ab neun Jahren mit dem Medikament behandelt werden. Vorher sollten aber auch sie eine cholesterinsenkende Standard-Diät halten. Die Behandlung dieser Patientengruppe beginnt mit 40 oder 80 Milligramm Fluvastatin. In leichten Fällen kann eine Dosis von 20 Milligramm ausreichend sein. Über die Anwendung von Fluvastatin in Kombination mit Nikotinsäure, Colestyramin oder Fibraten bei Kindern und Jugendlichen gibt es bisher keine Studien.

Sonstige Bestandteile

Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

  • Hyprolose
  • Hypromellose
  • Magnesiumstearat
  • mikrokristalline Cellulose
  • Titandioxid (E 171)
  • Eisen(III)-hydroxid-oxid (E 172)
  • Kaliumhydrogencarbonat
  • Macrogol 8000
  • Povidon K 30

Nebenwirkungen

Häufige Nebenwirkungen:
Verstopfung, Durchfall, Blähungen, Magenbeschwerden, Bauchschmerzen, Übelkeit, Sodbrennen, Schwindel, Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, Gelenkschmerzen, Müdigkeit.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Erhöhung der Leberwerte, veränderter Muskelstoffwechsel.

Seltene Nebenwirkungen:
Hautausschlag, Nesselsucht, Muskelempfindlichkeit, Muskelschmerzen, Muskelschwäche, Muskelerkrankungen.

Sehr seltene Nebenwirkungen:
Bauchspeicheldrüsenentzündung, Empfindungsstörungen, verminderte Berührungsempfindlichkeit, gestörte Berührungsempfindung, Nervenerkrankungen, Hautveränderungen wie Ausschlag, Entzündungen oder Blasenbildung; Gefäßentzündung, Muskelentzündungen, Leberentzündung, Abnahme der Blutplättchen, Muskelzellabsterben (Rhabdomyolyse), Wassereinlagerungen im Gewebe, Veränderungen der Muskelwerte im Blut, Muskelzerfall aufgrund einer Autoimmunreaktion.

Besonderheiten:
Allen Vertretern der Wirkstoffgruppe der Statine scheint eine schädliche Wirkung auf die Nerven gemeinsam zu sein, die sich besonders an den Beinen zeigt. Taubheitsgefühle, brennende Mißempfindungen oder Muskelzuckungen sind die Zeichen. Bei solchen Symptomen ist die Behandlung mit einem Statin sofort zu beenden. Besonders gefährdet sind Diabetiker, weil der Arzt die geschilderten Beschwerden häufig einer Nervenschädigung durch die Zuckerkrankheit (diabetische Neuropathie) zuordnet und das verursachende Statin nicht abgesetzt wird.

Während oder nach der Behandlung kann es in sehr seltenen Fällen zu einem Muskelzerfall aufgrund einer Autoimmunreaktion kommen. Anzeichen ist eine anhaltende Muskelschwäche, die trotz Ende der Behandlung fortbesteht. Eine solche Muskelschwäche muss dem Arzt sofort mitgeteilt werden.

Weitere, allen Statinen gemeinsame Nebenwirkungen wie Schlaf­störungen, Gedächtnisverlust, sexuelle Störungen, Depressionen und Schäden an den Lungenbläschen (interstitielle Lungenkrankheit) können auch bei Fluvastatin auftreten.

Wie alle Statine kann auch Fluvastatin den Blutzuckerspiegel erhöhen und die Entstehung einer Blutzuckererkrankung (Diabetes mellitus) begünstigen. Die Häufigkeit ist abhängig von dem Vorhandensein oder dem Fehlen von anderen Risikofaktoren wie schon bestehendem Zuckerüberschuss im Blut, Übergewicht, Bluthochdruck und dem Ausmaß der Fettstoffwechselstörung.

Wechselwirkungen

Die Kombination des Wirkstoffs Phenytoin gegen Epilepsie mit Fluvastatin kann zu einer Erhöhung der Phenytoinkonzentration im Blut und damit zu Nebenwirkungen führen. Die Phenytoinkonzentration muss deshalb überprüft werden. Auch Antikoagulanzien können in Kombination mit Fluvastatin in ihren Wirkungen und Nebenwirkungen verstärkt werden. Deshalb muss der Arzt die Dosis der Antikoagulanzien anpassen. Andernfalls können gefährliche Blutungen auftreten.

Bei Patienten, die Rifampicin gegen Tuberkulose einnehmen, ist eventuell eine Dosisanpassung erforderlich, da Rifampicin die Fluvastatinkonzentration und damit die Wirkung des Statins verringern kann. Außerdem müssen Anionenaustauscherharze wie Colestyramin mindestens vier Stunden vor der Einnahme von Fluvastatin angewandt werden, da die Anionenaustauscherharze sonst den Wirkstoff binden und seine Wirkung vermindern.

Besondere ärztliche Vorsicht ist bei gleichzeitiger Anwendung von Fluvastatin und Fibraten, dem Wirkstoff Nikotinsäure, dem Mittel gegen PilzerkrankungenItraconazol und dem Makrolid-AntibiotikumErythromycin geboten. Diese Kombinationen erhöhen das Risiko gefährlicher Muskelerkrankungen.

Die gemeinsame Einnahme von Statinen mit Ciclosporin kann zu schweren Fällen der Muskelerkrankung Rhabdomyolyse führen. Ist die gleichzeitige Gabe der Wirkstoffe nicht zu vermeiden, müssen die Statine vom Arzt schwächer dosiert werden.

Gegenanzeigen

Fluvastatin darf nicht angewendet werden bei:
  • Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff
  • Lebererkrankung, einer dauerhaften Erhöhung der Blut-Leberwerte oder einer Galleabfluss-Störung
  • Skelettmuskelerkrankung mit Muskelfaserzerstörung oder bei einer Erhöhung von Blutwerten, die darauf hindeuten.
Weiterhin sollte Fluvastatin nur unter ärztlicher Vorsicht und auch nur nach einer sorgfältigen Nutzen-Risiko-Abwägung angewendet werden bei
  • Menschen über 70 Jahren
  • Alkoholmissbrauch
  • begünstigenden Faktoren für eine Muskelerkrankung wie
    • Nierenfunktionsstörungen
    • Schilddrüsenunterfunktion
    • erbliche Muskelstörungen in der persönlichen Vorgeschichte oder der Familie
    • muskelschädigenden Wirkungen durch eine frühere Einnahme eines Fibrates oder Statins
    • Situationen, in denen erhöhte Blutkonzentrationen des Wirkstoffs auftreten können, beispielsweise bei asiatischen Patienten, bei Leber- oder Nierenfunktionsstörungen oder bei gleichzeitiger Anwendung anderer Wirkstoffe wie Ciclosporin (gegen Organabstoßung) und manchen AIDS-Mitteln aus der Gruppe der HIV-1-Proteasehemmer
    • gleichzeitiger Anwendung von Fibraten.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Fluvastatin darf während der Schwangerschaft und Stillzeit nicht eingenommen werden, weil der Wirkstoff das Kind schädigen kann.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Zur Verwendung des Wirkstoffes bei Kindern machen die hersteller unterschiedliche Angaben. Manche erlauben den Einsatz nicht, andere ab neun Jahren. Dann dürfen aber nur Fälle behandelt werden, bei denen die Fettstoffwechselstörung erblich erworben wurde und nur auf einem Gen ausgeprägt ist (heterozygote familiäre Hypercholesterinämie). Die jugendlichen Patienten werden vor Behandlungsbeginn auf eine cholesterinsenkende Standard-Diät gesetzt, die während des gesamten Behandlungszeitraums fortzusetzen ist.

Wenn Personen unter 18 Jahren mit dem Wirkstoff behandelt werden sollen, ist die Packungsbeilage genau zu lesen oder ein Arzt oder Apotheker zu befragen.

Warnhinweise

  • Schmerzen, Schwäche und besondere Empfindlichkeit der Muskulatur müssen umgehend dem Arzt mitgeteilt werden.
  • Vor und nach der Therapie sollten die Leberwerte im Blut kontrolliert werden.
  • Vor und nach der Therapie sollte eine augenärztliche Untersuchung erfolgen, da der Wirkstoff zu einer Linsentrübung führen kann.
  • Bei Muskelbeschwerden und mehr als fünffacher Erhöhung bestimmter Muskelwerte muss die Behandlung abgebrochen werden.
  • Bei Atembeschwerden, Hustenreiz, Erschöpfung, Gewichtsverlust und Fieber sollte die Behandlung abgebrochen werden.
  • Hat ein Patient schon Risikofaktoren für die Entwicklung einer Zuckerkrankheit, muss der Blutzucker während der Behandlung regelmäßig geprüft werden.
  • Kommt es trotz Behandlungsende zu einer fortbestehenden Muskelschwäche, muss dies sofort dem Arzt mitgeteilt werden.
  • Das Medikament darf nicht wärmer als 30 Grad aufbewahrt werden.
  • Das Medikament ist in der Originalpackung und fest verschlossen zu lagern.

Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.

Packungsgrößen

Packungsgröße und Darreichungsform
Wirkstoffgehalt (Dosierung pro Stück Retardtabletten)
100 Stück Retardtabletten
80 Milligramm Fluvastatin
98 Stück Retardtabletten
80 Milligramm Fluvastatin

Vergleichbare Medikamente

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über LOCOL 80mg Retardtabletten sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Fluvastatin (ggf. auch Generika).


Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.