Das Bild zeigt eine Frau, die sich eine Kontaktlinse einsetzt.
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Kontaktlinsen: Arten, Einsetzen, Vor- und Nachteile

Von: Miriam Funk (Medizinredakteurin und Redaktionsleitung)
Letzte Aktualisierung: 04.04.2023

Kontaktlinsen kommen vorwiegend zum Einsatz, um eine Fehlsichtigkeit (besonders Kurzsichtigkeit) zu korrigieren oder bestimmte Augenverletzungen zu behandeln. Es gibt aber auch farbige Kontaktlinsen, die heute seltener medizinischen, sondern eher kosmetischen Zwecken dienen.

FAQ Kontaktlinsen

Ja, es gibt spezielle torische Kontaktlinsen. Diese sind bei ausgeprägter Hornhautverkrümmung geeignet, um diese auszugleichen.

Nein, diese Angst ist unbegründet, da der Augapfel von einer Bindehaut umgeben ist. Die Kontaktlinsen können also nicht hinter das Auge rutschen.

Wie lange Kontaktlinsen getragen werden können, ist unterschiedlich. Je nach Material kann die Tragedauer zwischen 10 und 16 Stunden liegen. Auch die Befeuchtung des Auges ist entscheidend: Bei trockenen Augen oder einem Fremdkörpergefühl sollten die Linsen herausgenommen werden.

Ja, auch Menschen, die Kontaktlinsen tragen, sollten eine Brille haben. Denn bei Reizungen oder Entzündungen kann auf diese ausgewichen werden, um gut sehen zu können. Allerdings muss natürlich keine Brille aufgesetzt werden, wenn Kontaktlinsen in den Augen sind.

Nein, die Stärke der Brille und der Kontaktlinsen ist unterschiedlich, da die Kontaktlinse näher am Auge liegt. Eine individuelle Anpassung der Kontaktlinsen ist unbedingt notwendig.

Welche Kontaktlinsen gibt es?

Kontaktlinsen sind dünne Linsen aus Kunststoff, die man direkt auf das Auge setzt, sodass sie auf der Tränenflüssigkeit schwimmen. Kontaktlinsen gleichen Fehlsichtigkeiten aus und sind hinsichtlich Verträglichkeit und Tragekomfort heute sehr gut. Es gibt viele unterschiedliche Arten von Kontaktlinsen:

  • harte/formstabile Kontaktlinsen
  • weiche Kontaktlinsen (Monats-, Wochen- oder Tageslinsen)
  • Ortho-K-Linsen (Nachtlinsen)
  • farbige Kontaktlinsen (ohne Sehstärke)

Bei den harten und weichen Linsen gibt es jeweils nochmal verschiedene Arten. Dazu gehören:

  • torische Linsen (bei Hornhautverkrümmung)
  • bifokale Linsen (mit zwei Stärken, ähnlich wie bei einer Gleitsichtbrille)
  • multifokale Linsen  (mit mehreren Stärken, ähnlich wie bei einer Gleitsichtbrille)

Wichtig: Jede Kontaktlinse beeinträchtigt den Hornhautstoffwechsel, was die Hornhaut auf Dauer schädigen kann. Daher sind Tragepausen (z. B. nachts) und regelmäßige Kontrollbesuche in der augenärztlichen Praxis empfehlenswert. Außerdem ist sorgfältige Hygiene im Umgang mit Kontaktlinsen unverzichtbar, da verunreinigte Linsen eine ständige Infektionsgefahr darstellen.

Kontaktlinsen einsetzen

Die Augen sollten nicht gereizt oder entzündet sein, wenn Kontaktlinsen eingesetzt werden sollen. Folgende Schritte gilt es beim Einsetzen von Kontaktlinsen zu beachten:

  1. Kontaktlinsen und Flüssigkeit vor dem Spiegel bereitlegen
  2. Hände gründlich waschen und abtrocknen (fusselfreies Handtuch!)
  3. Ein paar Tropfen Kontaktlinsenflüssigkeit auf den Finger geben, mit dem die Linse eingesetzt werden soll (bei den meisten idealerweise Zeigefinger, bei Rechtshändern rechte, bei Linkshändern linke Hand)
  4. Linse mit dem Finger durch Berühren aufnehmen und umdrehen, damit die Wölbung nach unten zeigt
  5. Mit Zeigefinger und Daumen der anderen Hand Ober- und Unterlid nach oben, beziehungsweise unten ziehen und das Auge so öffnen
  6. Auge ruhig halten und Linse auf den Augapfel setzen

Die Linse saugt sich dann automatisch an. Falls es Probleme gibt und die Linse beispielsweise ins Waschbecken fällt, sollte sie unbedingt nochmal mit Kontaktlinsenflüssigkeit abgespült werden, bevor erneut versucht wird, sie einzusetzen.

Gerade am Anfang braucht es etwas Geduld, um die Linse einzusetzen. Meist ist das aber Übungssache und geht bald problemlos. Es ist sehr wichtig, wirklich steril und sauber zu arbeiten, damit keine Keime oder Fremdkörper ins Auge kommen. Harte Kontaktlinsen erfordern eine längere Eingewöhnungszeit als weiche.

Für die Verträglichkeit von Kontaktlinsen sind einige Faktoren wie ausreichende Tränenflüssigkeit und deren Zusammensetzung besonders entscheidend. Außerdem ist es mit Kontaktlinsen ratsam, langes Starren auf einen Bildschirm zu vermeiden und häufiger mit den Augen zu blinzeln, um das Auge zu befeuchten. Wer Kontaktlinsen trägt und zu trockene Augen neigt, kann mit speziellen Kochsalzlösungen nachhelfen.

Vorteile von Kontaktlinsen

Kontaktlinsen sind heute komfortabel und bieten mehrere Vorteile:

  • Das Blickfeld wird nicht durch eine Brillenfassung eingeengt.
  • Brillengläser weisen zum Rand hin weniger Schärfe auf, Kontaktlinsen verschaffen eine klare Rundumsicht.
  • Kontaktlinsen verkleinern beziehungsweise vergrößern das Bild nicht wie eine Brille (besonders bei starker Fehlsichtigkeit).
  • Kontaktlinsen sind für das Gegenüber unsichtbar und verändern nicht das Aussehen.
  • Sie beschlagen nicht.
  • Kontaktlinsen stören nicht bei sportlichen Aktivitäten.
  • Tageslinsen können auch nur gelegentlich getragen werden.

Unter bestimmten Umständen sind Kontaktlinsen aus medizinischen und/oder optischen Gründen sogar einer Brille vorzuziehen – zum Beispiel:

  • wenn beide Augen stark unterschiedlich fehlsichtig sind,
  • bei irregulärem Astigmatismus (Hornhautverkrümmung) und
  • bei extremer Kurz- oder Weitsichtigkeit von mehr als 8 Dioptrien.

In solchen Fällen übernimmt die Krankenkasse unter bestimmten Bedingungen die Kosten für Kontaktlinsen. Dies ist jedoch individuell abzuklären. Die Kosten für Kontaktlinsen-Pflegemittel müssen immer selber getragen werden.

Nachteile von Kontaktlinsen

Kontaktlinsen haben auch einige Nachteile. Der größte ist, dass eine Infektionsgefahr besteht, weshalb Hygiene unerlässlich ist. Auch müssen weiche Kontaktlinsen regelmäßig gewechselt und sollen nur für den angegebenen Zeitraum getragen werden. Bei unsachgemäßer Handhabung kann es sonst beispielsweise zu Augenentzündungen wie Bindehautentzündung oder Hornhautentzündung kommen.

Weitere Nachteile sind:

  • höhere Anschaffungskosten, regelmäßige Kosten durch neue Linsen und Pflegemittel
  • Verlustgefahr, beispielsweise beim Schwimmen, wenn geöffnete Augen unter Wasser kommen
  • Eingewöhnungszeit
  • in seltenen Fällen kann es zu einer allergischen Reaktion auf das Material der Kontaktlinsen oder auf das Pflegemittel kommen

Ortho-K-Linsen: Nachtlinsen

Seit 2003 sind spezielle harte Kontaktlinsen für die Nacht auf dem deutschen Markt erhältlich: sogenannte Orthokeratologie-Kontaktlinsen (kurz: Ortho-K-Linsen oder OK-Linsen) – auch Nachtlinsen genannt. Die Ortho-K-Linsen werden im Optikerfachgeschäft oder der augenärztlichen Praxis angepasst, um Kurzsichtigkeit über Nacht vorübergehend (für einen Zeitraum von bis zu 16 Stunden) zu beheben.

Wie funktionieren Ortho-K-Linsen?

Ortho-K-Linsen werden nachts für mindestens acht Stunden getragen, also im Schlaf. Während dieser Zeit üben die Nachtlinsen sanften und konstanten Druck aus und modellieren dadurch die Hornhaut. Das Ergebnis: Die Brechkraft der Hornhaut verändert sich, sodass man tagsüber auf das Tragen von Sehhilfen völlig verzichten kann. Die Wirkung hält bis zum nächsten Abend an.

Diese Kontaktlinsen für die Nacht sind aber nicht für alle Menschen geeignet: Ortho-K-Linsen funktionieren nur bei einer Kurzsichtigkeit von höchstens -6 Dioptrien und ansonsten gesunden Augen. Für Weitsichtigkeit sind sie nicht geeignet. Auch Menschen mit Erkrankungen wie beispielsweise Diabetes und Rheuma dürfen keine Ortho-K-Linsen tragen.

Durch den Einsatz von Nachtlinsen ist die Hornhaut nicht gefährdet. Neben der genauen Anpassung dieser Linsen ist jedoch eine regelmäßige Kontrolle durch eine*n Kontaktlinsenspezialist*in unerlässlich.

Tipps zum Tragen von Kontaktlinsen

  • Kontaktlinsen nie mit Leitungswasser abspülen, nur mit speziellen Reinigungsmitteln – das gilt vor allem für weiche Linsen.
  • Kontaktlinsenbehälter täglich reinigen und regelmäßig erneuern. Behälter an der Luft trocknen lassen, denn Erreger vermehren sich in feuchter Umgebung besonders gut.
  • Kontaktlinsen immer in frischer Aufbewahrungslösung lagern.
  • Nicht mit Kontaktlinsen duschen oder baden – Linsen vorher herausnehmen (Ausnahme: Tageslinsen).
  • Beim Schwimmen mit Kontaktlinsen, dafür sorgen, dass kein Wasser in die Augen gelangt (z. B. mit einer gut sitzenden Schwimmbrille), oder Einweglinsen tragen.