Verbrennung und Verbrühung: Was tun? Erste Hilfe & Behandlung
Ob durch heiße Flüssigkeiten, einer Herdplatte oder offenes Feuer: Verbrennungen und Verbrühungen gehören zu typischen Alltagsverletzungen – insbesondere bei Kindern. Doch was ist im Ernstfall zu tun? Wie lässt sich die Haut richtig versorgen – und wann ist ärztliche Hilfe nötig?
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
FAQ: Häufige Fragen und Antworten zu Verbrennungen und Verbrühung
Ärztliche Hilfe sollte zeitnah eingeholt werden, wenn die Verletzung großflächig, tief oder schwer einzuschätzen ist – besonders bei betroffenen Bereichen wie Gesicht, Händen, Füßen oder Genitalien sowie bei Babys, Kleinkindern und älteren Personen. In akuten, lebensbedrohlichen Fällen ist sofort der Notruf 112 zu wählen.
Die Dauer einer Krankschreibung hängt vom Ausmaß der Verletzung und der betroffenen Körperstelle ab. Wie lange man krankgeschrieben wird, legt das behandelnde Fachpersonal fest. Kleine Wunden heilen oft innerhalb weniger Tage bis Wochen, größere oder schlecht heilende benötigen meist länger.
Nach einer Verbrennung produzieren die Pigmentzellen der Haut oft mehr Melanin, wodurch sich die betroffene Stelle bräunlich verfärbt. Auch Blutbestandteile im Gewebe können die Haut anfangs dunkler erscheinen lassen. Die Verfärbung ist jedoch meist harmlos und bildet sich im Verlauf der Heilung von selbst zurück.
Nässende Brandwunden sollten in der Regel ärztlich untersucht werden, da die Versorgung der Wunde möglichst steril sein sollte. Auf Salben oder Hausmittel ist in solchen Fällen ganz zu verzichteten, da sie die Heilung beeinträchtigen können.
Verbrennung oder Verbrühung: Was ist was?
Verbrennungen und Verbrühungen sind Formen thermischer Gewebeverletzungen, die durch Hitzeeinwirkung verursacht werden. Sie unterscheiden sich jedoch in der Art der Hitzeeinwirkung:
Verbrühungen entstehen meist durch nasse Hitze – etwa durch heiße Flüssigkeiten oder Dampf.
Verbrennungen werden in der Regel durch trockene Hitze verursacht, wie sie beispielsweise bei sehr heißen Oberflächen oder Flammen auftritt.
Laut dem Verbrennungsregister der Deutschen Gesellschaft für Verbrennungsmedizin (DGV) kommt es in Deutschland jährlich zu rund 4.000 bis 5.000 stationären Fällen. Die meisten Verletzungen treten im häuslichen Umfeld oder am Arbeitsplatz auf.
Schwere Verbrennungen – etwa von großen Hautflächen oder tieferen Gewebeschichten – sind selten und machen nur einen kleinen Teil aus.
Hinweis: Neben thermischen Verbrennungen – also solchen durch Hitze – gibt es auch elektrische oder chemische Verbrennungen, etwa durch aggressive Reinigungsmittel, Säure oder Stromunfälle. Diese müssen sofort ärztlich behandelt werden.
Erste Hilfe: Was tun bei Verbrennung oder Verbrühung?
Bei Verbrennungen oder Verbrühungen ist schnelles Handeln entscheidend. Richtiges Vorgehen lindert Schmerzen und kann Spätfolgen wie Narbenbildung verhindern. Diese Schritte geben eine Orientierung:
Ruhe bewahren, betroffene Person beruhigen, Panik vermeiden.
Kein Eis oder Kühlpacks direkt auf die Haut legen. Die betroffene Stelle stattdessen vorsichtig mit zimmerwarmen Wasser kühlen (ca. 10–20 Minuten).
Keine Hausmittel wie Salben, Öle oder Puder auftragen.
Blasen zulassen und nicht aufstechen – diese schützen die Wunde.
Wunde leicht abdecken, sauber halten, aber nicht luftdicht verschließen – etwa mit einer sterilen Kompresse.
Zeitnah ärztliche Praxis aufsuchen, wenn die Verletzung großflächig, tief oder schwer einzuschätzen ist. Das gilt besonders, wenn Gesicht, Hände, Füße oder Genitalien betroffen sind – oder wenn Babys, Kleinkinder oder ältere Personen verletzt wurden.
Sofort den Notruf 112 wählen bei starken Schmerzen, großflächigen Verbrennungen, Kreislaufproblemen, Atemnot, Bewusstlosigkeit oder dem Verdacht auf Rauchgasvergiftung infolge eines Feuers.
Verbrennung oder Verbrühung: Symptome erkennen
Die Beschwerden bei einer Verbrennung oder Verbrühung hängen davon ab, wie stark das Gewebe geschädigt ist. Erste Symptome treten oft direkt nach dem Unfall auf. Typische Anzeichen können sein:
- gerötete, geschwollene oder schmerzende Haut
- Spannungsgefühl
- Blasenbildung
- verminderte oder fehlende Schmerzempfindung
- Verfärbungen oder Verkohlung der Haut
Der Schweregrad der Verbrennung kann sich in den ersten Tagen noch verschlimmern. Fachleute sprechen dann vom sogenannten Nachbrennen. Besonders bei großflächigen oder tiefen Verletzungen ist es daher wichtig, die Wunde regelmäßig zu beobachten und ärztlich kontrollieren zu lassen.
Verbrennungsgrade im Überblick
Die folgende Übersicht zeigt die gängige Einteilung in medizinische Schweregrade – von oberflächlicher Rötung bis hin zu tiefgreifender Gewebeschädigung:
| Verbrennungsgrad | Symptome und Merkmale |
| 1. Grad | Rötung, Schwellung, Schmerzen; oberste Hautschicht betroffen; keine Narben |
| 2. Grad (a) | Rötung, Blasenbildung, starke Schmerzen; obere Hautschichten betroffen; meist gute Heilung, Narben selten |
| 2. Grad (b) | Tiefere Blasen, stärkere Gewebeschädigung; Narbenbildung wahrscheinlich |
| 3. Grad | Tiefe Gewebeschäden, helle oder weiß-braune Haut, oft Narben |
| 4. Grad | Zerstörung von Muskeln, Knochen; verkohlte Haut; keine Schmerzen, starke Narbenbildung |
Diagnose von Verbrennungen und Verbrühungen
Vor der Behandlung von Verbrennungen oder Verbrühungen steht immer die medizinische Beurteilung. Dabei ermitteln Ärzt*innen den Schweregrad der Hautschädigung anhand von drei wichtigen Faktoren:
- Tiefe der Verbrennung (1. bis 3. Grades)
- Größe der betroffenen Hautfläche (in Prozent der Körperoberfläche)
- Ort der Verletzung, z. B. Gesicht, Hände, Füße oder Genitalbereich
Besteht zudem der Verdacht, dass heiße Gase, Dampf oder Rauch eingeatmet wurden, veranlassen Ärzt*innen in der Regel ein Röntgenbild der Lunge, um ein mögliches Inhalationstrauma festzustellen. Auch eine Bronchoskopie – eine Spiegelung der Atemwege mit einem dünnen Schlauch – kann nötig sein.
Bei Verbrennungen im Gesicht werden häufig Fachärzt*innen für Augenheilkunde oder Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde hinzugezogen. Außerdem wird geprüft, ob Begleitverletzungen, Infektionen oder Kreislaufprobleme vorliegen.
Verbrennungen oder Verbrühungen: Wie wird behandelt?
Wie eine Verbrennung oder Verbrühung behandelt wird, hängt davon ab, wie tief die Haut geschädigt ist und wie groß die betroffene Fläche ist – je nach Schwere und Art werden therapeutische Maßnahmen individuell angepasst.
Behandlung bei leichten Verbrennungen (1. Grades)
Oberflächliche Hautschäden, etwa durch heiße Flüssigkeit oder kurzzeitigen Kontakt mit Hitze, können oft zu Hause behandelt werden:
Haut sauber und trocken halten
bei intakter Haut kann eine Brandsalbe aus der Apotheke helfen
Wunde locker mit steriler Kompresse abdecken (nicht luftdicht)
kurzzeitige Einnahme von Schmerzmittel wie Paracetamol oder Ibuprofen
Wunde regelmäßig kontrollieren: Wird sie rot, dick oder nässt, ist ärztlicher Rat nötig
Behandlung bei schwereren Verbrennungen (ab 2. Grades)
Sobald sich Blasen bilden oder größere Hautareale betroffen sind, ist eine ärztliche Versorgung notwendig. Je nach Schweregrad können folgende Maßnahmen infrage kommen:
Reinigung der Wunde und gegebenenfalls Entfernen abgestorbener Haut
Anwendung von antibakteriellen Wundauflagen oder speziellen Verbänden
Verordnung und Gabe von Schmerzmitteln und Antibiotika bei Entzündung
Tetanus-Impfung prüfen und auffrischen, falls notwendig
Behandlung bei besonders schweren Verbrennungen (2b, 3. und 4. Grades)
In besonders schweren Fällen sind auch Flüssigkeitsinfusionen, intensive Schmerzbehandlung und chirurgische Maßnahmen wie Hauttransplantationen notwendig.
Eine stationäre Behandlung in einem Krankenhaus oder eine Versorgung in einem speziellen Brandverletztenzentrums ist meist erforderlich, wenn:
mehr als 10 Prozent der Körperoberfläche verletzt ist
tiefe Verbrennungen (3. Grades) vorliegen
Gesicht, Hände, Füße oder Genitalien verbannt sind
es zu Kreislaufproblemen oder Flüssigkeitsverlust kommt
Säuglinge, Kinder oder ältere Menschen betroffen sind
Können Hausmittel bei Verbrennungen oder Verbrühung helfen?
Hausmittel wie Quark, Mehl, Öl oder Zahnpasta sind nicht geeignet, um eine Verbrennung zu behandeln. Diese können die Haut zusätzlich reizen, Keime einschließen oder die Wundbeurteilung erschweren. Bei leichten Verletzungen eignen sich beispielsweise:
- Wasser zum Kühlen (nicht zu kalt und kein Eis)
- Aloe-Vera-Gel aus der Apotheke
- Schwarztee-Umschläge bei oberflächlicher Rötung.
Wichtig: Hausmittel ersetzen keine medizinische Versorgung. Insbesondere nässende, offene oder großflächige Wunden müssen immer ärztlich untersucht werden.
Verbrennung oder Verbrühung: Verlauf und Prognose
Der Heilungsverlauf bei Verbrennungen und Verbrühungen hängt von der Tiefe der Hautschädigung und der Größe der betroffenen Fläche ab:
leichte Verbrennungen (1. Grades): heilen meist schnell und ohne Narbenbildung.
Verbrennungen 2. Grades (2a): brauchen einige Wochen zur Heilung. Wichtig ist, die Wunde sauber zu halten, Verbände regelmäßig zu wechseln und Schmerzen zu lindern. Narbenbildung ist hier oft gering bis mäßig.
schwere Verbrennungen (2b, 3. und 4. Grades): betreffen tiefere Hautschichten oder große Bereiche. Narbenbildung ist in der Regel ausgeprägt. Auch eine stationäre Behandlung im Krankenhaus ist meist notwendig.
Um die Narbenbildung bestmöglich zu verhindern oder zu minimieren, können verschiedene Maßnahmen ergriffen werden. Dazu zählen
- Kompressionskleidung,
- Narbenmassagen und
- spezielle Wundauflagen,
die den Heilungsprozess unterstützen. Bei tieferen Verletzungen ist zudem eine intensive Nachsorge mit Physiotherapie und gegebenenfalls plastischer Chirurgie wichtig, um die Funktion der betroffenen Körperstellen und ihr Aussehen bestmöglich wiederherzustellen.
Auch das Alter, die Größe der Verbrennungsfläche und Vorerkrankungen wie Diabetes oder Durchblutungsstörungen beeinflussen die Heilung. Ältere Menschen regenerieren langsamer, große Wunden bergen zudem oft ein höheres Infektionsrisiko. Deshalb ist bei schweren Verbrennungen eine langfristige Betreuung wichtig, um Komplikationen zu vermeiden und die Lebensqualität zu erhalten.