Ein mann mit Knieschmerzen greift sich mit beiden Händen an das Knie.
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Tendinopathie: Ursachen und was gegen Sehnenbeschwerden hilft

Von: Charlotte Herhold (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 16.10.2025

Tendinopathien sind Erkrankungen der Sehnen, die sich durch Schmerzen, Druckempfindlichkeit und eingeschränkte Beweglichkeit bemerkbar machen können. Besonders häufig betrifft es sporttreibende Personen, doch auch wer im Alltag immer wieder einseitige Bewegungen ausführt, kann betroffen sein. Was sind die Ursachen für Sehnenbeschwerden und wie lassen sie sich behandeln?

FAQ: Häufige Fragen und Antworten rund um Tendinopathien

Typisch sind belastungsabhängige Schmerzen, Schwellungen und Bewegungseinschränkungen. Häufig zeigen sich auch Steifigkeit und Druckempfindlichkeit der betroffenen Sehne.

Akute Symptome bessern sich oft innerhalb weniger Wochen. Sehnen heilen jedoch meist langsam, besonders bei chronischen Verläufen. Beschwerden können in einigen Fällen auch trotz Behandlung bestehen bleiben.

Zunächst helfen meist Schonung und physiotherapeutische Übungen. Bei stärkeren Beschwerden kommen Medikamente und in seltenen Fällen Operationen infrage.

Was ist eine Tendinopathie?

Eine Tendinopathie (von lateinisch tendo = Sehne und griechisch páthos = Leiden) beschreibt krankhafte Veränderungen der Sehnen, die meist durch Abnutzung oder Überlastung entstehen. Anders als oft angenommen, handelt es sich dabei nicht vorrangig um eine Entzündung, sondern um eine strukturelle Schädigung des Sehnengewebes. Als Synonyme werden häufig die Begriffe Tendopathie, Sehnenerkrankung, Sehnenleiden sowie Sehnenbeschwerden verwendet.

Typische Stellen, an denen Tendinopathien auftreten können, sind:

  • Knie: unterhalb der Kniescheibe (Patellarsehne)
  • Achillessehne: an der Ferse, verbindet Wadenmuskel mit Fersenbein
  • Ellenbogen: an der Außenseite ("Tennisellenbogen") oder Innenseite ("Golferellenbogen")
  • Schulter: an der Rotatorenmanschette, die das Schultergelenk stabilisiert
  • Handgelenk und Unterarm: an Sehnen, die Finger und Hand bewegen
  • Fuß: an Spann und Fußrücken

Arten von Tendinopathien

Tendopathien können sich auf verschiedene Weise äußern, je nachdem, welcher Teil der Sehne oder des umliegenden Gewebes betroffen ist. Die Einteilung hilft dabei, die Beschwerden besser zu verstehen, gezielt zu behandeln und den Heilungsverlauf einzuschätzen.

Zu den häufigsten Formen gehören:

  • Veränderungen des Gewebes um die Sehne herum (Paratendinosen)
  • Probleme an der Übergangszone zwischen Muskel und Sehne (Myotendinosen)
  • akute Entzündung der Sehne (Tendinitis)
  • chronische, abnutzungsbedingte Veränderungen der Sehne (Tendinosen)
  • Entzündung der Schleimbeutel in der Nähe der Sehnen (Bursitiden)
  • Beschwerden an den Ansatzstellen der Sehne am Knochen (Enthesiopathien/Insertionstendinopathien)
  • Entzündung der Sehnenscheide (Tendovaginitis)

Darüber hinaus zählen auch sogenannte traumatische Sehnenerkrankungen wie Sehnenrisse (Rupturen) zu den Tendinopathien.

Ursachen: Wie entsteht ein Sehnenleiden?

Tendinopathien entwickeln sich in der Regel aus einer Kombination von mechanischer Überlastung und kleinen Schäden im Sehnengewebe. Diese Verletzungen (auch Mikrotraumen genannt) heilen nicht vollständig ab und führen so langfristig zu strukturellen Veränderungen. Häufige Auslöser sind: 

  • Über- und Fehlbelastungen (Sport, monotone Tätigkeiten im Beruf)
  • ungünstige Bewegungsabläufe oder falsche Techniken (z. B. beim Heben)
  • Alterungsprozesse (da Sehnen im Laufe der Jahre an Elastizität verlieren)
  • vorangegangene Verletzungen (z. B. Risse oder Zerrungen)
  • Begleiterkrankungen (z. B. Rheuma)
  • Morphologische Veränderungen (etwa Kalkablagerungen im Sehnenverlauf oder Verknöcherungen an Sehnenansätzen)

Weitere Risikofaktoren sind:

  • Fehlstellungen (z. B. Beinlängenunterschied)
  • Übergewicht (erhöhte Belastung für Gelenke, Sehnen und Muskeln),
  • Stoffwechselstörungen (z. B. Diabetes, Fettstoffwechselstörungen)
  • höheres Alter (verminderte Elastizität und Regeneration der Sehnen)
  • Geschlecht (hormonelle und anatomische Einflüsse)

Auch bestimmte Medikamente, wie Kortikosteroide (z. B. Hydrocortison), die bei Allergien oder Rheuma eingesetzt werden, sowie bestimmte Antibiotika, können die Sehnen anfälliger für Verletzungen machen und so Sehnenbeschwerden begünstigen.

Symptome: Woran lässt sich eine Tendinopathie erkennen?

Die Beschwerden durch ein Sehnenleiden setzen meist schleichend ein und nehmen mit der Zeit zu. In Ruhe klingen die Schmerzen häufig ab, unter Belastung kehren sie zurück. Mögliche Symptome einer Tendinopathie sind:

  • Schmerzen an der betroffenen Sehne
  • lokale Schwellung
  • Einschränkungen der Beweglichkeit
  • Steifigkeit nach Ruhephasen, vor allem morgens
  • Reibegeräusche ("Krepitation") bei Bewegung

Wie wird eine Tendinopathie diagnostiziert?

Bei dem Verdacht einer Tendinopathie ist oft zunächst die hausärztliche Praxis erste Anlaufstelle. Meist erfolgt daraufhin eine Überweisung an eine orthopädische oder sportmedizinische Fachpraxis. Wichtig für die Diagnose ist eine ausführliche Anamnese, bei der die*der Ärzt*in nach dem Schmerzverlauf, mögliche Belastungen, sportlichen und alltäglichen Aktivitäten sowie früheren Verletzungen fragt.

Anschließend folgt meist die körperliche Untersuchung, bei der verschiedene Schritte durchgeführt werden können:

  • Abtasten der Sehne (Palpation): Die Sehne wird vorsichtig untersucht. Schmerzen beim Drücken können auf eine Tendinopathie hinweisen, reichen aber alleine nicht für eine sichere Diagnose.

  • Bewegungstests: Durch bestimmte Bewegungen, zum Beispiel langsames Strecken oder Anspannen der Sehne, lassen sich oftmals typische Beschwerden hervorrufen und erkennen.

  • Sichtprüfung: Schwellungen, Rötungen oder Verdickungen der Sehne können darauf hindeuten, dass die Erkrankung schon länger besteht. 


Ergänzend können bildgebende Verfahren eingesetzt werden, um auszuschließen, dass andere Erkrankungen vorliegen. Dazu gehören:

  • Sonografie (Ultraschall): zeigt Verdickungen, Gewebeveränderungen und Flüssigkeitsansammlungen

  • Röntgen: macht Kalkablagerungen oder Verknöcherungen sichtbar

  • Magnetresonanztomografie (MRT): zeigt die Sehnenstruktur und erkennt Entzündungen, Risse, Verdickungen oder Veränderungen im umliegenden Gewebe

In seltenen Fällen ist die Entnahme einer Gewebeprobe (Biopsie) aus der betroffenen Sehne notwendig. Dazu wird meist unter Bildgebung eine kleine Probe aus dem betroffenen Sehnenbereich entnommen. Diese Probe wird anschließend mikroskopisch analysiert (histopathologische Untersuchung).

Behandlung: Welche Therapie hilft bei Tendinopathien?

Die Therapie richtet sich nach der Schwere der Erkrankung und der Ursache der Tendinopathie. Im Vordergrund steht fast immer die Entlastung der betroffenen Sehne in Kombination mit physiotherapeutischen Maßnahmen. Ziel ist es, Schmerzen zu lindern, die Heilung zu fördern und die Belastbarkeit wiederherzustellen.

Behandlung bei leichten Beschwerden

Eine Behandlung ohne Operation ist möglich, wenn die Beschwerden mild bis moderat sind. Folgende Maßnahmen kommen infrage:

  • Schonung und Entlastung der betroffenen Sehne
  • Ruhigstellung bei stärkeren Beschwerden (z. B. Funktionsverband)
  • Kühlung mit Eis (nur im Akutfall)
  • Physiotherapie mit Dehn- und Kräftigungsübungen

Mittelschwere bis starke Beschwerden

Bei stärker ausgeprägten Beschwerden können nach ärztlicher Anweisung Schmerz- und Entzündungshemmer hilfreich sein – etwa nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR wie Ibuprofen) in oder eine antiphlogistische Salbe (entzündungshemmende Salbe zur äußerlichen Anwendung).

Wann ist eine Operation nötig?

Operative Eingriffe können notwendig sein, wenn die Beschwerden trotz konservativer und medizinischer Behandlung stark bleiben und nicht abklingen – in der Regel ab etwa 6 Monaten. Mögliche Eingriffe umfassen:

  • chirurgische Reparatur nicht heilender Sehnenverletzungen
  • Einsatz resorbierbarer Implantate (Rekonstruktion) zur Unterstützung der Heilung und Stabilität der Sehne

Hinweis: Bei einer Tendinopathie kommen teils zusätzliche Verfahren zum Einsatz – etwa Ultraschall zur Schmerzlinderung und Unterstützung der Heilung oder Injektionen mit aufbereitetem Eigenblutplasma (ACP/PRP). Diese Verfahren sollen körpereigene Regenerationsprozesse anregen und die Genesung fördern. Meist gelten sie als IGeL-Leistungen und müssen selbst bezahlt werden. Erste Studien und klinische Erfahrungen deuten darauf hin, dass ACP bei manchen Betroffenen die Beschwerden lindern kann. Fachleute weisen zugleich auf die noch begrenzte Datenlage hin. Eine ärztliche Beratung hilft, Nutzen und mögliche Grenzen im Einzelfall realistisch einzuschätzen.

Lässt sich einer Tendinopathie vorbeugen?

Ob sich eine Tendinopathie entwickelt, hängt stark von der körperlichen Belastung ab. Zwar lässt sich eine Erkrankung nicht immer verhindern, doch bestimmte Maßnahmen können das Risiko senken. Zum Beispiel:

  • gründliches Aufwärmen vor dem Sport
  • Trainingsintensität und Dauer langsam erhöhen
  • Vermeidung von Überlastung
  • regelmäßige Pausen und Regeneration 
  • saubere Technik bei funktionellen Bewegungen (z. B. Heben) 
  • gezielte Dehn- und Kräftigungsübungen für Muskeln und Sehnen

Tendopathie: Verlauf und Prognose

Bei rechtzeitiger Entlastung und Behandlung klingen leichte Beschwerden oft nach wenigen Wochen wieder ab. Halten sie jedoch länger als drei bis sechs Monate an, sprechen Fachpersonen von einer chronischen Tendinopathie.

Sehnenbeschwerden können sich oft über einen längeren Zeitraum hinziehen, weil die Sehnen nur schlecht mit Blut versorgt werden. Dadurch heilt das Gewebe langsamer als Muskeln oder Knochen. Die Regenerationsfähigkeit der Sehne hängt zudem von Faktoren wie dem Alter, dem Geschlecht und möglichen Vorschädigungen ab.

Mit einer frühzeitigen, angepassten Behandlung sind die Heilungschancen in der Regel gut.  In einigen Fällen können Beschwerden jedoch trotz Behandlung bestehen bleiben – insbesondere bei chronischen Verläufen ist die Wahrscheinlichkeit hoch.