Man sieht eine Touristin auf einem Kamel.
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MERS (Middle East Respiratory Syndrome)

Von: Dr. rer. nat. Geraldine Nagel (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 02.03.2020

MERS (Middle East Respiratory Syndrome) ist eine schwere Atemwegserkrankung, die bisher hauptsächlich in Ländern der Arabischen Halbinsel oder deren Nachbarstaaten auftritt. Ursache der Erkrankung ist ein neues Virus: das MERS-Coronavirus (MERS-CoV).

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Überblick

Als ursprüngliche Ansteckungsquelle für MERS gelten Kamele, da das Virus in mehreren Ländern der Arabischen Halbinsel bei ihnen nachgewiesen werden konnte. Die ersten Krankheitsfälle entstanden wahrscheinlich durch den engen Kontakt zu den Tieren.

Das MERS-Virus ist auch von Mensch zu Mensch übertragbar, hierfür muss jedoch ein enger Kontakt zum Erkrankten bestehen (z.B. bei der Pflege) – und auch dann kommt es nicht immer zu einer Erkrankung. Wie die Infektion im Detail erfolgt, ist noch nicht bekannt und bedarf weiterer Forschung.

Wenn man sich mit MERS infiziert hat, dauert es im Durchschnitt 2 bis 14 Tage, bis sich die ersten Symptome zeigen. Typischerweise kommt es anfangs zu grippeähnlichen Beschwerden wie

Teilweise berichten Betroffene auch von Magen-Darm-Beschwerden wie Durchfall, Übelkeit und Erbrechen.

In vielen Fällen nimmt MERS einen schweren Verlauf, der mit lebensbedrohlichen Komplikationen wie Lungenentzündung, Organversagen und Blutvergiftung einhergehen kann. In solchen schweren Fällen ist eine intensivmedizinische Betreuung erforderlich.

Personen mit einem geschwächten Immunsystem oder mit Vorerkrankungen (z.B. Diabetes mellitus, chronische Atemwegserkrankungen) haben wahrscheinlich ein höheres Risiko für eine MERS-Infektion und auch für einen schweren Krankheitsverlauf.

MERS kann jedoch auch mild verlaufen und eher einer Erkältung ähneln oder sogar ganz ohne Beschwerden auftreten. In solchen Fällen heilt die Erkrankung wahrscheinlich problemlos aus.

Zurzeit gibt es keine Medikamente, die das MERS-Virus direkt bekämpfen können, sodass die Therapie vor allem darin besteht, die Symptome zu lindern.

Für die von MERS betroffenen Länder bestehen bislang keine Reisewarnungen. Reisenden wird jedoch geraten, verstärkt auf einfache Hygienemaßnahmen wie Händewaschen zu achten und den Kontakt zu Personen mit Atemwegserkrankungen möglichst zu meiden. Auch im Umgang mit Kamelen (insbesondere mit kranken Tieren) sollte man eher vorsichtig sein beziehungsweise von diesen fernbleiben.

MERS-Ausbrüche

Arabische Halbinsel: Die ersten MERS-Erkrankungen traten im März 2012 in Ländern der Arabischen Halbinsel (vor allem in Saudi-Arabien) auf. Bis Anfang 2013 erkrankten hier pro Monat nur etwa 5 Personen an MERS, dann steigerte sich die Zahl auf 10 bis 20 Fälle pro Monat. Im Jahr 2014 und im ersten Halbjahr 2015 kam es dann zu mehreren kleineren Erkrankungswellen, bei denen wöchentlich circa hundert Personen an MERS erkrankten.

Südkorea: Im Mai 2015 ereignete sich zudem ein MERS-Ausbruch in Südkorea, in deren Verlauf bisher mehr als 183 Personen erkrankten, wovon 33 verstarben. Auslöser der Krankheitswelle war ein Reisender, der mehrere Länder der Arabischen Halbinsel besucht hatte und sich dort mit dem MERS-Coronavirus infiziert hatte. Nach seiner Heimkehr nach Südkorea entwickelte er Symptome einer Atemwegsinfektion, in deren Verlauf er ins Krankenhaus eingewiesen wurde. Da man nicht sofort an MERS dachte, wurden anfangs keine entsprechenden Schutzmaßnahmen ergriffen. So konnten sich in der Folge weitere Personen mit MERS infizieren – unter den Betroffenen waren anfangs vor allem Pflegepersonal, Mitpatienten aus demselben Krankenzimmer und Familienmitglieder. Diese steckten wiederum andere Menschen an.

Weltweit gab es bis Mitte Juni 2015 insgesamt 1.354 MERS-Erkrankungen, von denen 520 Fälle einen tödlichen Verlauf nahmen.

Definition

MERS (Middle East Respiratory Syndrome) ist eine neue, schwere Atemwegserkrankung. Erste Erkrankungsfälle traten Mitte 2012 in Saudi-Arabien auf, hier gibt es auch bislang die meisten Krankheitsfälle. Auslöser der Erkrankung sind spezielle Viren: die MERS-Coronaviren (MERS-CoV).

Häufigkeit

Im Zeitraum von April 2012 bis Mitte Juni 2015 gab es weltweit insgesamt 1.354 MERS-Fälle, 520 davon verliefen tödlich. In Deutschland traten bisher drei Erkrankungsfälle auf, von denen zwei tödlich endeten. Alle drei Patienten hatten sich bei Reisen in den Nahen Osten infiziert.

Ursachen

Ursache der Atemwegserkrankung MERS (Middle East Respiratory Syndrome) ist eine Infektion mit dem MERS-Coronavirus (MERS-CoV). Bislang tritt MERS vor allem in den Ländern auf, die zur Arabischen Halbinsel gehören oder benachbart sind. Zu diesen Ländern zählen:

  • Bahrain
  • Irak
  • Iran
  • Westjordanland und Gazastreifen
  • Jordanien
  • Kuwait
  • Libanon
  • Oman
  • Katar
  • Saudi-Arabien
  • Syrien
  • Vereinigte Arabische Emirate
  • Jemen

Auch MERS-Fälle oder -Ausbrüche, die etwa in Südkorea, Europa oder den USA festgestellt wurden, hatten ihren Ursprung in Ländern der Arabischen Halbinsel. Reisende infizierten sich hier und erkrankten dann nach der Rückkehr in ihr Heimatland. Teilweise kam es in der Folge zur Ansteckung weiterer Personen, so etwa bei der Erkrankungswelle in Südkorea im Mai 2015.

Personen, die ein geschwächtes oder durch Medikamente unterdrücktes Immunsystem haben oder bei denen Vorerkrankungen bestehen, erkranken wahrscheinlich leichter an MERS beziehungsweise müssen eher mit einem schweren Krankheitsverlauf rechnen. Das gilt zum Beispiel für Erkrankungen wie:

Erreger

Das MERS-Virus scheint eine neuartige Form der Coronaviren zu sein. Bislang ist nicht vollständig geklärt, was die eigentliche Quelle des MERS-Virus ist. Man vermutet, dass die Viren ursprünglich bei Tieren vorkamen und dann von Tieren auf den Menschen übergegangen sind – aller Wahrscheinlichkeit nach von Kamelen. Denn bei Kamelen konnte man das MERS-Virus in verschiedenen Ländern (Katar, Oman, Ägypten, Saudi-Arabien) nachweisen.

Aber auch Fledermäuse in Saudi-Arabien hatten offenbar Kontakt zu dem MERS-Virus, wie Untersuchungen zeigten. Ob außerdem noch andere Tierarten das MERS-Virus beherbergen, bedarf weiterer Forschung.

Übertragungsweg

Eine MERS-Übertragung von Mensch zu Mensch ist möglich, insbesondere bei engem Kontakt – etwa wenn man mit einer erkrankten Person zusammenlebt oder MERS-Kranke pflegt (z.B. Gesundheitspersonal). Die Übertragung erfolgt dabei wahrscheinlich über Tröpfcheninfektion (also z.B. durch Husten, Niesen oder Sprechen).

Hierbei ist es wichtig zu betonen, dass es auf diesem Weg zwar zu Infektionen kommen kann, jedoch nicht kommen muss: In der Mehrzahl der Fälle erkranken Personen, die engen Kontakt zu Infizierten haben, nicht an MERS.

Ebenso könnte der enge Kontakt zu infizierten Kamelen (möglicherweise auch durch andere infizierte Tiere) eine MERS-Infektion zur Folge haben – ob das so ist und auf welchem Weg die Übertragung hier erfolgt, ist jedoch nicht vollständig geklärt.

Inkubationszeit

Vom Zeitpunkt der Infektion bis zum Ausbruch der ersten Symptome können zwischen 2 und 14 Tage vergehen.

Symptome

Bei Betroffenen, die sich mit MERS (Middle East Respiratory Syndrome) infiziert haben, entwickelt sich innerhalb von 2 bis 14 Tagen eine akute, grippeähnliche Atemwegserkrankung. Diese geht mit verschiedenen Symptomen einher, wie:

Manchmal treten bei MERS außerdem Magen-Darm-Beschwerden auf, so zum Beispiel:

In vielen Fällen nimmt die Erkrankung einen schwerwiegenden und lebensbedrohlichen Verlauf, bei dem Komplikationen wie Lungenentzündung, Organversagen (z.B. Lungenversagen, Nierenversagen) oder eine Blutvergiftung (Sepsis) bis hin zum septischen Schock auftreten.

Manchmal äußert sich MERS aber auch durch eher milde, erkältungsähnliche Symptome (z.B. Halsschmerzen, Kopfschmerzen, laufende Nase, Gliederschmerzen, Schüttelfrost) oder macht sich sogar gar nicht durch Beschwerden bemerkbar. In solchen Fällen heilt die MERS-Infektion wahrscheinlich folgenlos aus.

Wenn Sie solche Symptome bei sich feststellen und innerhalb der letzten zwei Wochen

  • in einem Land der Arabischen Halbinsel oder einem benachbarten Staat unterwegs waren,
  • Kontakt zu Reisenden mit Krankheitsanzeichen hatten, die sich dort aufgehalten haben, oder
  • Kontakt zu Personen mit einer nachgewiesenen MERS-Infektion hatten,

sollten Sie die Beschwerden ärztlich abklären lassen und auch Ihren Auslandsaufenthalt erwähnen. Weisen Sie die Arztpraxis bereits bei der Terminvereinbarung telefonisch auf den möglichen MERS-Verdacht hin. Weitere Reisen sollten Sie verschieben, bis Sie wieder beschwerdefrei sind.

Diagnose

Besteht der Verdacht auf eine MERS-Infektion, können verschiedene Laboruntersuchungen Aufschluss geben:

  • PCR-Test: Mit der sogenannten PCR (polymerase chain reaction, Polymerase-Kettenreaktion) kann man Teile der Erreger-DNA, also des Erbmaterials, in Proben aus den unteren Atemwegen (z.B. Auswurf) nachweisen. Der PCR-Test dient vor allem dazu, eine gerade im Körper ablaufende Infektion nachzuweisen.
  • Antikörper-Nachweis: Bei Kontakt mit dem MERS-Virus stellt das Immunsystem Antikörper her, die sich in einer Blutprobe mit verschiedenen Tests nachweisen lassen. Ein positiver Antikörper-Test zeigt, dass eine Infektion stattgefunden hat und eine Immunantwort abgelaufen ist.

Therapie

Bislang gibt es keine direkte Therapie gegen MERS (Middle East Respiratory Syndrome) beziehungsweise das ursächliche Coronavirus. Die Behandlung läuft deshalb vor allem darauf hinaus, die Symptome zu lindern. Eine Kombination der Wirkstoffe Interferon alpha-2b und Ribavirin kann den Krankheitsverlauf möglicherweise günstig beeinflussen.

Schwere Fälle oder Fälle mit Komplikationen erfordern unter Umständen eine intensivmedizinische Behandlung.

Verlauf

MERS (Middle East Respiratory Syndrome) ist eine schwere Atemwegserkrankung, die einen lebensbedrohlichen Verlauf nehmen kann. Etwa 36 Prozent der Fälle verlaufen tödlich – häufig bei Betroffenen, bei denen bereits eine Grunderkrankung besteht (z.B. Diabetes mellitus, chronische Atemwegserkrankung).

Vorbeugen

Bislang gibt es keine Schutzimpfung, mit der Sie einer MERS-Infektion direkt vorbeugen können.

Sie können jedoch das Infektionsrisiko durch allgemeine Hygienemaßnahmen verringern und so indirekt vorbeugen. Wenn Sie sich in einem Land aufhalten, in dem ein erhöhtes MERS-Risiko besteht (z.B. Arabische Halbinsel und Nachbarstaaten), sollten Sie folgende Tipps beherzigen:

  • Waschen Sie sich regelmäßig die Hände mit Seife und Wasser, insbesondere nach dem Kontakt zu Kranken. Stehen Ihnen Seife und Wasser nicht zur Verfügung, nutzen Sie Händedesinfektionsmittel.
  • Fassen Sie sich mit ungewaschenen Händen nicht an Augen, Nase oder Mund.
  • Vermeiden Sie den Kontakt zu Personen mit Atemwegserkrankungen – und hier insbesondere Situationen, bei denen Speichel übertragen werden könnte, wie z.B. beim Küssen oder beim gemeinsamen Nutzen von Bechern, Tellern oder Besteck.
Betroffene mit Vorerkrankungen sollten verstärkt auf Hygienemaßnahmen achten und den Kontakt zu erkrankten Personen meiden.

Kontakt zu Kamelen

Wie hoch das Risiko tatsächlich ist, sich bei Tieren mit dem MERS-Virus zu infizieren, ist unklar. Dennoch empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation (WHO), bei Kontakten zu Kamelen in MERS-betroffenen Regionen – z.B. auf Bauernhöfen, Märkten oder Ähnlichem – vorsichtig zu sein und die Tiere eher zu meiden. Das gilt vor allem für kranke Tiere. Wer (gesunde oder kranke) Kamele angefasst hat, sollte sich danach die Hände waschen oder desinfizieren.

Fleisch und insbesondere Kamelfleisch sollten Sie generell nur gut durchgegart verzehren. Verwenden Sie nur hitzebehandelte Kamelmilch. Auch auf rohen Kamelurin sollte verzichtet werden – dieser gilt in einigen Ländern als traditionelles Heilmittel gegen verschiedenste Erkrankungen.