Mein Thema? Wie war das noch? - Ähm, irgendwie macht da jeder ganz was anderes draus. Kommt davon, wenn man zuviel auf einmal sagen will. :-)
Und jetzt siehst auch Du den Zusammenhang nicht??
Dann muss ich irgendwas falsch machen. Jedenfalls hab ich selbst den Faden noch nicht verloren, bei dem Durcheinander. Eigentlich blick ich
sogar jetzt mehr durch.
Also ich versuch mal anders. Du stehst ja so auf kulinarische Beispiele. Ich - vor zwei Jahren - koche Essen für meine Familie, meine Kinder,
meinen Partner. Es gibt fünf Stücke Fleisch (bist Vegetarier-oder?), drei für die Kinder, eins für meinen Partner und eines für mich??-falls
es denn kein anderer will. Die Kinder sowieso, nur das Beste für sie - die gesund egoistisch sind - und sich das auch gern nehmen und einfordern.
Dann auch noch mein Partner, der sich bemüht, "möchtest Du das wirklich nicht". "Nein, ich möchte heute kein Fleisch." Und dann gehe ich scheinbar
auf in dem Glück, andere zufrieden zu stellen. Ich möchte wirklich keines, wenn nur meine Schützlinge sondern auch ein "erwachsener" Partner
zufrieden sind. Liebe Deinen Nächsten MEHR als Dich selbst. Das tue ich. Es machte mich glücklicher, andere zufriedenzustellen als mich selbst. Ganz allgemein:
Das Wohl der anderen war mir wichtiger als meines.
Vielleicht hört sich das sehr nobel an, vielleicht auch ziemlich unwirklich. Aber genauso so war es. Als ich dann vor zwei Jahren in die Therapie ging,
war ich ausgelaugt bis zum geht-nicht-mehr. Die Bedürfnisse meines Partners und die meiner Kinder waren ja überhaupt nicht identisch, sondern ganz im
Gegenteil, waren ja von Eifersucht und Neid geprägt. Und sie hatten mich zum Ping-pong-Ball gemacht. Alle zerrten an dem Stück Fleisch - an mir - unzufrieden
blieben sie sowieso.
Und dann fing ich an zu begreifen, wie wesentlich es ist, meine eigenen Bedürfnisse zu spüren. Was war dennn passiert mit einem so menschlichen, instinktiven
Wunsch, auch eine Portion, von dem was ich gekocht und bezahlt hatte, zu wollen?? Dieses Bedürfnis war einfach ganz ganz tief verbuddelt, nicht mehr wahrnehm
bar.
Auch nicht wahrnehmbar war eine innere Unzufriedenheit, die einfach zwangsläufig und natürlich ist, wenn man sein Leben nur für andere lebt. Und ganz besonders
schwer wahrnehmbar dadurch, dass man jeden Keim dieser aufkommenden Unzufriedenheit verdrängt und ersäuft.
Inzwischen erspüre ich sie - meine Bedürfnisse. Das ist aber sehr sehr schwierig, es geht aber immer besser. Gefühle zulassen, seine unterbewussten ertasten,
auch die negativen annehmen. Das sind meine Bedürfnisse, das sind die der anderen, dann entscheiden. Grenzen setzen - sehr wichtig: da bin ICH - da bist DU.
Grenzen setzen kann man erst, wenn man deutlich spürt, wo überhaupt die eigenen Bedürfnisse liegen. Und erst dann kann man auch Verantwortung zu übernehmen.
Frage: Wie kommt es überhaupt dazu, dass ich ein solch gesundes Selbstverständnis verloren habe (denn eigentlich kommen wir doch damit auf die Welt, ein Baby
sieht nur sich und seine Bedürfnisse und ist ganz weit weg von dem Gedanken, Portionen mit anderen zu teilen)?
Das kann entweder wie in meinem Fall z.B. durch Gewalt gegenüber dem Kind oder aber auch andersrum in einer Überversorgung passieren - in beiden Fällen sind
die Erwachsenen selbst nicht in einem Gleichgewicht mit ihren eigenen Bedürfnissen und denen der anderen (ich - moral). Meinen Eltern war es immer wichtiger,
ein angepasstes gehorsames Kind zu haben, als dessen Individualität zu fördern. Nicht weil sie schlecht sind, sondern weil sie in der gleichen Problematik stecken.
Und das macht das Ausbrechen aus diesem Kreislauf so schwer.
Soo - lange Einleitung. Was aber sind die Folgen?? Was tut ein Mensch, der seine eigenen Bedürfnisse so wenig spürt, keine Grenzen setzen und schon mal gar nicht
Verantwortung übernehmen kann? Viele natürlich, um zweierlei geht es mir konkret:
1. wird er seine Kinder genauso erziehen, sie also genausowenig zu verantwortungsfähige Menschen machen (der Kreislauf, der jetzt hoffentlich nachvollziehbar ist
aber viel wichtiger:
2. er wird sich seinem Partner gegenüber genauso verhalten, seine Bedürfnisse über die eigenen stellen. Daraus folgert dann ein Rollenspiel, einer spürt wieviel
der andere gibt und nimmt (das eine ist frauen- das andere männertypisch - warum sich das so unterscheidet, wäre ein weiteres Thema). In jedem Falle sind das
keine guten Voraussetzungen für eine gleichberechtigte Beziehung.
Das macht für mich plausibel, warum Beziehungen heutzutage nicht funktionieren. Dieses Prinzip hat nur deshalb so lang funktioniert (denn die Frage stellt sich
ja: Warum ging das früher alles ?), weil da Abhängigkeiten bestanden haben. Man konnte sich einfach nicht so voneinander lösen, das war so gut wie unmöglich.
Nein, meine Eltern waren keine verantwortungsbewussten Eltern, bestimmt nicht. Mein Vater wusste nicht, was er tat, es sei ihm verziehen, aber verantwortungs-
bewusst ist das allerletzte Attribut, was ich seiner Willkür zuschreiben würde. Sie hatten aber gar nicht die Wahl, sie blieben zusammen, weil sie kinder hatten und
verheiratet waren. weil Menschen, die sich selbst nicht spüren, in der Befriedigung der Bedürfnisse des anderen aufgehen, dafür leben und eins werden, und wenn
der andere Teil stirbt, gleich mitumfallen oder endlich im hohen Alter noch eine Identität formen.
Ja, so hat das mal funktioniert. Heute eben nicht mehr. Warum, da hab ich noch zahlreiche Ideen, weil die Identifikation mit einer Person oder ein kleinen,
für die wir wohl ausgerichtet sind - wie ironheart meint. Stimmt - is wesentlich einfacher,w enn die moral aus dem Elternhaus mit derer aus dem Dorf übereinstimmt.
Selbst wenn wir auf dem Dorf leben, so konfrontiert uns das Internet mit ganz ganz vielfältigen möglichen Moral-Möglichkeiten!
Meine Schlussfolgerung also:
Das ist zunächst mal nicht nur ein Problem einer komischen SandraD. Dass Beziehungen nicht mehr funktionieren wie früher ist Fakt. Oftmals resultieren aus diesem
Nicht-Funktionieren aber Kinder. Gerade deshalb, weil jemand der so bedürftig ist, sich das so sehr wünscht. Kinder und die Einheit mit dem Partner.
Und daran muss man arbeiten - die Gesellschaft - der Staat, wir alle. Die dummen sind die Kinder!
Es liegt in unserer aller Verantwortung, diese Entwicklung zu begreifen und darauf zu reagieren, bevor wir noch eine ganz andere Generation von Menschen heranziehen.
Mir geht es nicht um böse frauen, böse männer. Mir gehts um drei tote Babys.
Die dummen sind die Kinder.
Es wird nicht einfacher werden, Beziehungen auszuhalten, wenn der Faktor der Abhängigkeit sich so minimiert hat.
Es wird aber einfach bleiben, Kinder in die Welt zu setzen.
Ich sehe die Zusammenhänge - ich hoffe, ich konnte es ein wenig nachvollziehbar machen.
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