GFR-Wert mit Tabelle: Wann ist der Wert im Blut zu niedrig?
Der GFR-Wert (glomeruläre Filtrationsrate) gibt Aufschluss über die Nierenfunktion – vor allem bei Verdacht auf eine chronische Nierenschwäche oder um deren Verlauf zu kontrollieren. Wie wird er berechnet, welche Normwerte gelten und was tun bei zu niedrigen Werten?
FAQ: Häufige Fragen und Antworten zum GFR-Wert
Der GFR-Wert zeigt, wie gut die Nieren das Blut filtern – ein niedriger Wert kann auf eine krankhafte Nierenfunktion hindeuten.
Der GFR-Wert von gesunden Menschen liegt bei 90 bis 130 Millilitern pro Minute. Ab dem 40. Lebensjahr nimmt er jährlich durchschnittlich um circa 1 Milliliter pro Minute ab. Das gilt als normaler altersbedingter Prozess.
Die häufigsten Ursachen für eine verminderte GFR sind chronische Nierenerkrankungen wie etwa eine chronische Glomerulonephritis (Entzündung der Nierenkörperchen), Diabetes mellitus und Bluthochdruck. Auch Medikamente oder das Alter spielen eine Rolle.
Eine erhöhte Flüssigkeitsaufnahme verbessert den GFR-Wert nicht. Es gibt also keinen Grund, bei niedrigen Werten mehr zu trinken als empfohlen. Die individuelle Trinkmenge sollte sich immer nach medizinischen Empfehlungen richten.
Überblick: Was ist der GFR-Wert?
Die glomeruläre Filtrationsrate, kurz GFR, zeigt an, wie gut die Nieren arbeiten. Sie gibt Auskunft darüber, wie viel Blut die Nieren pro Minute reinigen.
Eine gesunde Niere entfernt durch die Reinigung Abfallstoffe und schädliche Substanzen, die über den Urin ausgeschieden werden. Sinkt der GFR-Wert deutlich – zum Beispiel auf 50 Milliliter pro Minute – deutet das meist auf eine eingeschränkte Nierenfunktion hin.
Der GFR-Wert ist der wichtigste Laborwert zur Beurteilung der Nierenfunktion. Anhand dieses Werts lässt sich eine Niereninsuffizienz frühzeitig erkennen und in verschiedene Stadien einteilen.
Wann wird der GFR-Wert gemessen?
Der GFR-Wert wird vor allem bei einem Verdacht auf eine chronische Nierenschwäche oder zur Kontrolle bereits bekannter Nierenerkrankungen bestimmt. Besonders wichtig ist die Messung bei Menschen mit Erkrankungen, die das Risiko für Nierenschäden erhöhen – dazu zählen vor allem Diabetes mellitus oder Bluthochdruck (Hypertonie). Bei diesen Krankheiten können die feinen Blutgefäße in den Nieren Schaden nehmen.
Auch zur Kontrolle einer nierenunterstützenden Behandlung oder zur Einschätzung, ob und wann eine Dialyse (ein Blutreinigungsverfahren, das auch Blutwäsche genannt wird) erforderlich wird, ist der GFR-Wert hilfreich.
Bei langfristiger Einnahme bestimmter Medikamente, etwa Schmerzmitteln, kann eine regelmäßige Überprüfung der Nierenwerte ebenfalls sinnvoll sein.
Tabelle: Was bedeuten die GRF-Werte?
Die Normwerte der glomerulären Filtrationsrate liegen bei gesunden Erwachsenen etwa bei 90 bis 130 Millilitern pro Minute. Ab dem 40. Lebensjahr nimmt sie jährlich durchschnittlich um circa 1 Milliliter pro Minute ab. Ein leicht niedriger GFR-Wert kann im Alter jedoch durchaus normal sein.
Abhängig von dem gemessenen GFR-Wert werden chronische Nierenerkrankungen in fünf Stadien unterteilt:
Stadium | GFR-Wert | Fortschritt der Nierenschwäche |
1 | 90 ml/min oder höher | Nierenfunktion ist insgesamt normal ausgeprägt. |
2 | 60 bis 89 ml/min | Nierenschaden mit leicht verminderter GFR, meist ohne erkennbare Symptome. |
3 | 30 bis 59 ml/min | Mäßig eingeschränkte Nierenfunktion; Beschwerden wie Bluthochdruck, Müdigkeit und eingeschränkte Leistungsfähigkeit können auftreten. |
4 | 15 bis 29 ml/min | Stark eingeschränkte Nierenfunktion; Beschwerden wie Juckreiz, Übelkeit, Erbrechen oder Nerven- und Knochenschmerzen können auftreten |
5 | unter 15 ml/min | Niereninsuffizienz im Endstadium (terminale Niereninsuffizienz): Die Nieren können das Blut nicht mehr ausreichend reinigen, Dialyse oder Nierentransplantation sind nötig. |
Hinweis: Bei Kindern hängt die normale glomeruläre Filtrationsrate stark vom Alter, der Körpergröße und der Nierenreife ab. Eine pauschale Angabe wie bei Erwachsenen ist daher nicht möglich.
Abweichungen: Zu niedriger GFR-Wert: Was tun?
Eine verringerte glomeruläre Filtrationsrate ist oft ein Hinweis auf Niereninsuffizienz. Ein dauerhaft niedriger GFR-Wert weist aber nicht nur auf eine eingeschränkte Nierenfunktion hin, sondern kann auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen, weil sich Schadstoffe im Blut ansammeln und die Gefäße zusätzlich belasten können. Eine frühzeitige Diagnose und gezielte Behandlung sind daher besonders wichtig, um gesundheitlichen Komplikationen vorzubeugen.
Die Behandlung zielt darauf ab, das Fortschreiten einer Niereninsuffizienz zu verlangsamen oder möglichst aufzuhalten. Dafür wird vor allem die Ursache – zum Beispiel ein schlecht eingestellter Diabetes oder ein zu hoher Blutdruck – behandelt. Gleichzeitig werden Beschwerden wie Blutarmut, Wassereinlagerungen (Ödeme) oder ein gestörter Salzhaushalt gezielt behandelt.
Zu hohe GFR-Werte
Ein ungewöhnlich hoher GFR-Wert kann auf eine Überfunktion der Nieren hinweisen – etwa in der Frühphase eines Diabetes mellitus. Auch eine erhöhte Eiweißzufuhr oder Schwangerschaft können den Wert vorübergehend ansteigen lassen. In der Regel ist ein hoher GFR-Wert kein Anzeichen für eine Nierenerkrankung, sollte aber im Zusammenhang mit anderen Laborwerten und Symptomen immer ärztlich beurteilt werden.
Wie wird der GFR-Wert bestimmt und berechnet?
Die glomeruläre Filtrationsrate (GFR) lässt sich nicht direkt messen, da kein Messgerät in die Niere eingeführt werden kann, um die Menge des gereinigten Blutes zu erfassen.
Früher wurde der GFR-Wert oft durch die Sammlung und Untersuchung von Urin über 24 Stunden bestimmt. Gesunde Nieren entziehen dem Blut das Abfallprodukt Kreatinin, sodass die Kreatinin-Konzentration im Urin, mit der im Blut verglichen werden konnte, um den Grad der Nierenschwäche zu beurteilen. Diese Methode ist jedoch aufwendig und fehleranfällig, weshalb sie heutzutage nur noch selten verwendet wird.
Stattdessen berechnen Ärzt*innen den GFR-Wert heute häufig mit speziellen Formeln. Dafür wird eine Blutprobe genommen, in der unter anderem der Kreatininwert gemessen wird. In die Berechnung fließen dann auch weitere Faktoren ein – etwa Alter, Geschlecht sowie teils auch Körpergewicht, Hautfarbe, der Harnstoffwert oder das Vorliegen einer Proteinurie (Eiweiß im Urin). Das Ergebnis ist die sogenannte "geschätzte glomeruläre Filtrationsrate" (abgekürzt eGFR aus dem englischen "estimated GFR").
Es gibt verschiedene Formeln zur Berechnung des eGFR, darunter:
- MDRD-Formel
- CKD-EPI-Formel
- Mayo-Klinik-Formel
- Cockcroft-Gault-Formel.
Jede dieser Formeln wurde für unterschiedliche Patient*innengruppen entwickelt, zum Beispiel für Kinder, ältere Menschen, gesunde Personen oder Betroffene mit bereits bestehender Nierenschädigung.