Tamoxifen

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 25.10.2016

Allgemeines

Tamoxifen wird zur weiterführenden Behandlung nach einer Erstbehandlung von Brustkrebs eingesetzt. Tamoxifen dient auch zur Behandlung von Tochtergeschwüren bei einem Brustkrebs-Tumor.

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • Wiederauftreten von Brustdrüsen-Krebserkrankungen vorbeugen
  • Entstehung von Tochtergeschwülsten hemmen
  • Brustdrüsenkrebszellen und deren Tochtergeschwülste zerstören

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Tamoxifen im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Tamoxifen nicht verwendet werden?

Tamoxifen darf bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff nicht angewendet werden.

Nur unter strenger ärztlicher Nutzen-Risiko-Abwägung und regelmäßigen Kontrollen ist Tamoxifen einzusetzen
  • bei einem Mangel an weißen Blutkörperchen oder Blutplättchen
  • wenn die Kalziumkonzentration im Blut zu hoch ist
  • außergewöhnlichen Monats-Blutungen und Blutungen nach den Wechseljahren, weil ein erhöhtes Risiko für Gebärmutterkrebs besteht
Hinweis:
Die Ausstattung des Menschen an Enzymen ist sehr unterschiedlich. So haben manche Patienten weniger von dem Enzym CYP2D6, welches Tamoxifen im Körper zu dem eigentlichen Wirkstoff Endoxifen umbaut. Das kann erklären, warum gleiche Dosierungen oft unterschiedlich stark das Krebswachstum hemmen. In wie weit der Arzt in solchen Fällen die Dosis anpassen muss, wird momentan noch untersucht.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Während einer link="A">Schwangerschaft darf Tamoxifen nicht angewendet werden. In Tierversuchen haben sich Fehlbildungen gezeigt. Daher sollte vor Behandlungsbeginn mit Tamoxifen eine Schwangerschaft ausgeschlossen werden und auch während der Behandlung muss eine sichere Schwangerschaftsverhütung gewährleistet sein.

Tamoxifen hemmt beim Menschen die Milchbildung. Die Milchproduktion setzt auch nach dem Ende der Therapie nicht wieder ein. Stillen ist deshalb während der Behandlung mit dem Wirkstoff nicht möglich. So muss entweder das Stillen unterlassen werden oder Tamoxifen kann für die Dauer der Stillperiode nicht eingesetzt werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Tamoxifen darf bei Kindern nicht angewendet werden.

Welche Nebenwirkungen kann Tamoxifen haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Tamoxifen. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Hitzewallungen, Zyklusveränderungen, Regelblutungs-Unterdrückung, Ausfluss.

Häufige Nebenwirkungen:
Blutarmut (vorübergehend), Benommenheit, Kopfschmerzen, Sehstörungen (nur teilweise vorübergehend, durch Grauen Star, Hornhauttrübungen und/oder Netzhautschäden), Übelkeit, Hautausschlag, Haarausfall, Flüssigkeitsstau im Körper, Fettstoffwechselstörung (Blut-Triglycerid-Wertanstieg), Durchblutungsstörungen im Gehirn, Wadenkrämpfe, Blutgefäßverstopfungen (einschließlich tiefliegender Beinvenen und Lungenembolien), Knochenschmerzen (zu Therapiebeginn), Schmerzen an der Tumorstelle, Scheidenjucken, Scheidenblutung, Myom-Vergrößerung, Gewebsneubildung an der Gebärmutterschleimhaut (auch Endometriose und Endometrium-Polypen).

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Blutbildstörungen (Neutrophilen-Mangel, Weiße Blutkörperchen-Mangel, vorübergehender Blutplättchenmangel), Erbrechen, Überempfindlichkeitsreaktionen (einschließlich Kehlkopfschwellungen), Blut-Kalziumüberschuss (bei Patientinnen mit Knochenmetastasen, vor allem zu Beginn der Therapie), Schlaganfall, Leber-Enzym-Wertveränderung, Gebärmutterschleimhautkrebs.

Seltene Nebenwirkungen:
Sehnervschäden, Sehnerventzündung, Fettleber, Gallenstau, Leberentzündung, Gelbsucht, Eierstock-Zyste, Gebärmutterkrebs.

Sehr seltene Nebenwirkungen:
Neutrophilen-Mangel (schwer), Mangel an allen Blutzellen, Erblindung, Lungenentzündung, Erythema multiforme, Stevens-Johnson-Syndrom, Hautblasenkrankheit (bullöser Pemphigus), schwerer Blut-Triglycerid-Überschuss (teilweise dadurch Bauchspeicheldrüsenentzündung).

Nebenwirkungen unbekannter Häufigkeit:
Fehlen von Granulozyten, Hautblutgefäß-Entzündung.

Besonderheiten:
Das Risiko für die Entwicklung von Grauem Star steigt mit der Dauer der Tamoxifeneinnahme.

Die Häufigkeit von Verstopfungen der Venen ist besonders bei gleichzeitiger Chemotherapie erhöht.

Aktuellen Erkenntnissen zufolge steigt mit zunehmender Dauer einer Behandlung mit Tamoxifen das Risiko einer Krebserkrankung der Gebärmutterschleimhaut auf das Zwei- bis Vierfache, verglichen mit Frauen, die kein Tamoxifen erhalten.

Hitzewallungen und andere Nebenwirkungen wie beispielsweise Zyklusstörungen sind zum Teil auf die Effekte des Tamoxifens zurückzuführen, das wie erwünscht die Wirkung des weiblichen Sexualhormons Östrogen unterdrückt.

Welche Wechselwirkungen zeigt Tamoxifen?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Hormonpräparate, besonders Östrogene, verursachen eine Wirkungsverminderung von Tamoxifen.

Bei gleichzeitiger Anwendung von Tamoxifen und dem Wirkstoff Letrozol, der die Bildung von Östrogenen verhindert (gehört zur Untergruppe der Aromatasehemmstoffe), war der Blutgehalt von Letrozol um 37% vermindert. Daher hat die Kombination beider Wirkstoffe keinen Sinn.

Zusammen mit Thrombozytenaggregationshemmern erhöht Tamoxifen die Blutungsgefahr. Gleiches gilt für die gleichzeitige Einnahme von Antikoagulanzien vom Cumarin-Typ wie zum Beispiel Warfarin. Auch hier sollte eine sorgfältige ärztliche Überwachung der Blutgerinnung stattfinden.

Tamoxifen scheint das Risiko von Blutgefäßverstopfungen zu erhöhen. Eine gleichzeitige Behandlung mit Chemotherapeutika wie Antibiotika oder anderen Zytostatika verstärkt diese Häufigkeit.

Wirkstoffe, die das Enzym CYP2D6 hemmen, behindern auch die Wirkung von Tamoxifen. So nimmt der Blutgehalt des aktiven Umwandlungsproduktes Endoxifen um bis zu 75% ab. Die verminderte Wirksamkeit von Tamoxifen führt zu einer erhöhten Sterblichkeit der Krebspatientinnen. Die gleichzeitige Verabreichung von Antidepressiva der Gruppe der selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (wie beispielsweise Paroxetin) oder anderer Antidepressiva wie Fluoxetin oder Bupropion, des AntiarrhythmikumsChinidin und Cinacalcet (bei Überfunktion der Nebenschilddrüsen) sollte möglichst vermieden werden. Im Falle der Antidepressiva kann der Arzt als Alternative Venlafaxin wählen, da es das Enzym nicht behindert.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Veränderungen der Sehkraft sollten durch eine augenärztliche Untersuchung abgeklärt werden.
  • Bei Blutungen aus der Scheide nach den Wechseljahren und sonstigen unklaren Blutungen ist umgehend ein Frauenarzt zu befragen.
  • Mit zunehmender Therapiedauer steigt das Risiko eines Gebärmutterkrebses.
  • Während der Behandlung mti dem Medikament sollte eine regelmäßige ärztliche Kontrolle des Blutbilds erfolgen.
  • Behandelte Patientinnen sollten mindestens jährlich vom Frauenarzt im Hinblick auf Gebärmutterveränderungen untersucht werden.
  • Die Behandlung mit dem Medikament kann zu positiven Dopingtest-Ergebnissen führen.
  • Das Medikament darf nur von Ärzten angewendet werden, die Erfahrung mit der Behandlung von Krebsleiden haben.
  • Falls das Medikament Erschöpfung, Benommenheit und Beeinträchtigung des Sehvermögens vervorruft, können das Führen von Maschinen und Autofahren während der Behandlung gefährlich sein.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Tamoxifen?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Tamoxifen enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

So wirkt Tamoxifen

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Tamoxifen. Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Antiöstrogene, Zytostatika, zu welcher der Wirkstoff Tamoxifen gehört.

Anwendungsgebiet des Wirkstoffs Tamoxifen

Tamoxifen wird zur weiterführenden Behandlung nach einer Erstbehandlung von Brustkrebs eingesetzt. Tamoxifen dient auch zur Behandlung von Tochtergeschwüren bei einem Brustkrebs-Tumor.

Darüber hinaus hat sich Tamoxifen in einer vierjährigen klinischen Studie (NSABP-Studie = National Surgical Adjuvant Breast and Bowel Projekt) auch zur Verhütung von Brustkrebs bei Hochrisikopatientinnen als wirksam erwiesen.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Tamoxifen sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Tamoxifen

Manche Krebsarten werden in ihrer Entstehung und ihrem Wachstum durch Hormone gefördert. Die ist zum Beispiel der Fall bei Brustkrebs, dessen Entwicklung und Ausbreitung von dem weiblichen Sexualhormon Östrogen abhängig ist. Das Östrogen heftet sich dabei an spezielle Hormon-Rezeptoren an den Krebszellen und regt sie zum Wachstum an.

Tamoxifen gehört zur Wirkstoffgruppe der Antiöstrogene und blockiert typischerweise die Bindung von Östrogen an den Hormonrezeptor der Krebszellen. Infolge des fehlenden Wachstumssignals durch das Hormon kommt es zu einer Abnahme der Zellvermehrung. Bei dem Metastasen-bildenden Brustkrebs tritt durch die Behandlung mit Tamoxifen in etwa 30 Prozent der Fälle eine vollständige oder teilweise Rückbildung vor allem der Tochtergeschwülste in den Weichteilen und Knochen ein. Die Rückbildungswahrscheinlichkeit liegt sogar bei etwa 50 bis 60 Prozent, wenn das Vorhandensein von Östrogen-Rezeptoren im Tumorgewebe nachgewiesen wurde.

Bei Brustkrebs im frühen Stadium kann durch die Tamoxifen-Therapie nach der Operation eine Verlängerung des rückfallfreien Zeitraums und der Überlebenszeit erreicht werden.

Tamoxifen selbst wirkt nicht hemmend auf das Wachstum der Krebszellen. Der Wirkstoff wird nach Aufnahme in den Körper in der Leber durch das Enzym CYP2D6 in die aktive Form Endoxifen umgebaut.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.