Frau mit Meralgia paraesthetica fasst sich an den schmerzenden Oberschenkel.
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Meralgia paraesthetica: Symptome, Ursachen und Behandlung

Von: Paula Vradelis (Medizinautorin)
Letzte Aktualisierung: 03.02.2025

Anhaltend brennende Schmerzen und Missempfindungen an der Außenseite des Oberschenkels können belastend sein. Eine mögliche Ursache ist die Meralgia paraesthetica – eine Nervenirritation, die gut behandelbar ist. Lesen Sie hier, welche weiteren Symptome möglich sind, wie die Erkrankung entsteht und welche Übungen helfen können.

FAQ: Häufige Fragen und Antworten zum Thema Meralgia paraesthetica

Kühlende Umschläge und lockere Kleidung können kurzfristig helfen, die Empfindungsstörungen zu lindern. Zudem können gezielte physiotherapeutische Übungen und bei Bedarf entzündungshemmende Medikamente die Beschwerden oftmals eindämmen.

In der Physiotherapie erlernen Betroffene insbesondere Übungen zur Dehnung und Stärkung der Muskulatur des Oberschenkels. Dadurch soll der Druck auf den eingeklemmten Nerven reduziert werden.

Die Symptome klingen meist innerhalb von Wochen bis Monate ab. Bei chronischen Verläufen kann eine längere Therapie notwendig sein.

Was ist eine Meralgia paraesthetica?

Eine Meralgia paraesthetica stellt einen Beschwerdekomplex dar, der durch die Einengung (Kompression) oder Reizung eines Nervs entsteht. Der betroffene Nerv, der Nervus cutaneus femoris lateralis, ermöglicht die Wahrnehmung von Berührungen und Reizen an der Außenseite des Oberschenkels. Wird er zum Beispiel durch enge Kleidung, Übergewicht oder eine ungünstige Körperhaltung eingeengt, kann dies zu Taubheitsgefühlen, Kribbeln und Schmerzen führen. In den meisten Fällen lässt sich eine solche Nervenkompression gut behandeln.

Weitere Bezeichnungen der Krankheit sind: 

  • Bernhardt-Roth Syndrom 
  • Inguinaltunnel-Syndrom

Meralgia paraesthetica: Welche Symptome können auftreten?

Die Symptome einer Meralgia paraesthetica reichen von leichtem Unbehagen bis hin zu intensiven Schmerzen und treten typischerweise im Bereich der Außenseite des Oberschenkels auf. 

Weitere charakteristische Beschwerden sind:

  • brennende oder stechende Schmerzen, die sich wie ein elektrisierendes Gefühl anfühlen können
  • Missempfindungen (Parästhesien) wie Taubheitsgefühle oder Kribbeln an der Außenseite des Oberschenkels
  • Berührungsempfindlichkeit
  • Beschwerden beim Gehen oder Stehen
  • Linderung der Symptome beim Beugen der Hüfte

In der Regel treten die Beschwerden nur einseitig auf. Der Bewegungsfreiraum ist nicht eingeschränkt.

Was sind die Ursachen einer Meralgia paraesthetica?

Die Meralgia paraesthetica entsteht durch die Einengung oder Reizung des Nervus cutaneus femoris lateralis (NCFL). Ursachen dafür können sein:

  • mechanischer Druck: Enge Kleidung, enge Gürtel oder Sicherheitsgurte können den Nerv einklemmen.

  • Übergewicht: Ein hoher Druck auf die Leistenregion durch Übergewicht (Adipositas) kann das Risiko erhöhen.

  • Diabetes mellitus: Die bei Diabetes erhöhte Anfälligkeit für Nervenschäden (diabetische Neuropathie) kann das Risiko für eine Meralgia paraesthetica steigern.

  • Schwangerschaft: Die veränderte Statik und der erhöhte Druck auf das Becken während der Schwangerschaft können die Beschwerden auslösen.

  • Operationen oder Lagerungsschäden: Bestimmte Lagerungsarten während Operationen oder längerem Liegen, z. B. in der Bauchlage, können zu einer Nervenirritation führen.

  • Trauma oder Verletzungen: Stöße oder andere Verletzungen in der Leistengegend können den Nerv reizen.

Manchmal bleibt die genaue Ursache unklar. Diese Fälle werden als idiopathisch bezeichnet.

Meralgia paraesthetica: Behandlung mit Übungen und Medikamenten

Die Behandlung richtet sich nach der Ursache und dem Schweregrad der Beschwerden.
Zunächst sollte der betroffene Bereich entlastet werden. Dies kann beispielsweise durch das Tragen lockerer Kleidung und die Vermeidung von Druck auf die Leistengegend erreicht werden.

Physiotherapie sowie gezielte Massagen stellen eine ergänzende Behandlung bei Meralgia paraesthetica dar. Durch spezielle Übungen und Kräftigung bestimmter Muskelgruppen können Verspannungen gelöst und der Nerv entlastet werden.

Schmerzlindernde Medikamente wie zum Beispiel Ibuprofen oder spezielle Arzneimittel gegen Nervenschmerzen (z. B. Gabapentin) können weiterhin Abhilfe schaffen. In einigen Fällen verordnen Fachleute auch Injektionen mit örtlichen Betäubungsmitteln oder Kortison, um die Reizung zu reduzieren.

Wann ist eine Operation notwendig?

Sollten die Beschwerden trotz konservativer Therapie bestehen bleiben, kann in seltenen Fällen eine Operation notwendig sein. Dabei entlasten Fachleute den betroffenen Nerv chirurgisch im Rahmen einer Neurektomie, also der Durchtrennung des Nervs. Im Anschluss an den Eingriff verbleibt ein dauerhaftes Taubheitsgefühl am äußeren Oberschenkel. Dies hat jedoch keinerlei Einfluss auf die Motorik, da der Nerv ausschließlich für sensible Reize zuständig ist.

Wie wird eine Meralgia paraesthetica diagnostiziert?

Während einer körperlichen Untersuchung prüft die*der Ärztin*Arzt, ob bestimmte Punkte am Oberschenkel druckempfindlich sind. Zur weiteren Abklärung können spezielle Tests durchgeführt werden, zum Beispiel der umgekehrte Lasègue-Test. Hierbei wird das Bein gestreckt nach hinten geführt, um zu überprüfen, ob dies die Beschwerden auslöst.

Auch das sogenannte Hoffmann-Tinel-Zeichen, bei dem der Nervus cutaneus femoris lateralis durch leichtes Beklopfen im Bereich des Leistenbands stimuliert wird, kann einen Schmerzreiz hervorrufen und auf eine Nervenirritation hinweisen.

Ergänzend können bildgebende Verfahren wie beispielsweise ein Ultraschall oder eine Magnetresonanztomographie (MRT) eingesetzt werden, um strukturelle Ursachen zu erkennen. Nervenmessungen (ENG) können zusätzliche Informationen über die Leitfähigkeit des Nervs liefern.

Ein wichtiger Bestandteil der Diagnostik ist außerdem der Ausschluss anderer Ursachen, die ähnliche Symptome bereiten. Dazu gehören unter anderem Bandscheibenvorfälle, Hüftgelenkserkrankungen wie Arthrose im Hüftgelenk oder andere neurologische Erkrankungen wie Polyneuropathie.

Wie ist die Prognose bei einer Meralgia paraesthetica?

Die meisten Betroffenen erholen sich innerhalb weniger Wochen bis Monate, besonders wenn die Beschwerden frühzeitig behandelt werden. In etwa 25 Prozent aller Fälle bessern sich die Symptome spontan ohne Behandlung.

Bei seltenen chronischen Verläufen kann eine längerfristige Therapie notwendig sein. Je länger die Schädigung der Nerven unbehandelt bleibt, desto länger dauert der Heilungsprozess. In manchen Fällen bleiben Taubheitsgefühle dauerhaft bestehen.