Hydrozele: Wasserbruch am Hoden
Eine Hydrozele (Wasserbruch) ist eine übermäßige Flüssigkeitsansammlung im Hoden. Der Hodensack wirkt dadurch prall und vergrößert. Zudem kann die Schwellung die Beweglichkeit einschränken. Eine Hydrozele kann angeboren sein, ohne konkrete Ursache auftreten oder auf eine Erkrankung zurückgehen. Welche Behandlung hilft und was sind mögliche Komplikationen?
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
FAQ: Häufige Fragen und Antworten zum Thema Hydrozele
Nein, eine Hydrozele ist an sich nicht gefährlich. Sie kann jedoch auf eine Erkrankung zurückgehen, die behandelt werden muss. Zu den möglichen Ursachen gehören ein Leistenbruch, Entzündungen am Hoden und Tumoren.
Wenn sie durch einen Leistenbruch verursacht wird oder sich Betroffene dadurch eingeschränkt fühlen, kann bei einer Hydrozele eine OP angezeigt sein.
Ja, das ist möglich, insbesondere bei Säuglingen, wenn die Hydrozele angeboren ist.
Was ist eine Hydrozele?
Als Hydrozele, Wasserbruch oder Hydrocele testis wird eine übermäßige Ansammlung von Flüssigkeit in der Haut bezeichnet, die den Hoden umgibt. In mehr als neun von zehn Fällen betrifft die Hydrozele nur einen Hoden. Abhängig davon, wo genau sich die Flüssigkeitsansammlung befindet, wird zwischen verschiedenen Formen unterschieden:
nicht-kommunizierende Hydrozele: Diese Form ist bei Erwachsenen am häufigsten. Hier befindet sich die Flüssigkeit in der Tunica vaginalis testis, der Hodenhülle.
kommunizierende Hydrozele: Beim Absinken des Hodens aus der Bauchhöhle über eine Ausstülpung im Bauchfell des Fötus kann eine Lücke zum Bauchfell bestehen bleiben. Hier liegt neben der Flüssigkeit im Hoden gleichzeitig eine Verbindung zur Bauchhöhle vor. Diese Form tritt fast ausschließlich im Kindesalter auf.
Funikulozele (Hydrocele funiculi): Die Flüssigkeitsansammlung befindet sich um den Samenstrang und entsteht durch einen unvollständigen Verschluss des Bauchfells. Diese Form kommt vorwiegend bei Kindern vor.
Nuck-Zyste: In Ausnahmefällen kann eine Hydrozele auch Personen mit biologisch weiblichem Geschlecht betreffen. Durch eine offen gebliebene Ausstülpung des Bauchfells kommt es hier zu einer Flüssigkeitsansammlung entlang eines Bandes, das die Gebärmutter fixiert, bis hin zu den äußeren Vulvalippen.
Die vermehrte Flüssigkeitsansammlung tritt bei sechs von 100 Neugeborenen männlichen Geschlechts auf, im Erwachsenenalter bei rund einem von 100 Männern. Eine angeborene Hydrozele wird oft erst im Alter von einem bis zwei Jahren festgestellt. Im späteren Verlauf des Lebens tritt die Hydrozele zumeist erst wieder bei Personen über 40 auf.
Welche Symptome treten bei einer Hydrozele auf?
Bei einer Hydrozele ist der Hoden prall-elastisch geschwollen. Die Vergrößerung des Hodensacks ist zwar schmerzlos, kann aber die Bewegungsfreiheit einschränken. Zudem leiden Betroffene oft unter dem optischen Erscheinungsbild der Schwellung.
Bei Kindern ist meistens der rechte Hoden betroffen. Die Flüssigkeitsmenge kann sich bei ihnen im Lauf des Tages verändern. So führt eine aufrechte Haltung beziehungsweise Sitzposition beispielsweise dazu, dass sich die Schwellung vergrößert.
Abhängig vom Auslöser kann ein Wasserbruch von weiteren Beschwerden begleitet werden. Weitere mögliche Symptome sind:
- Schwellung in der Leiste
- ziehende Schmerzen in der Leiste
- Rötung oder Überwärmung der Hoden
- Hodenschmerzen
- Fieber
- Krampfadern im Hodensack (Varikozele)
Ursachen: Was führt zu einer Hydrozele?
Eine Hydrozele kann angeboren sein, wenn sie bereits im Säuglings- oder Kleinkindalter auftritt. Bleibt beim Absinken des Hodens eine Verbindung zur Bauchhöhle bestehen, gelangt Flüssigkeit in den Hoden. Risikofaktoren für eine angeborene Hydrozele sind:
- Hodenhochstand
- Fehlbildung der Harnblase
- angeborene Störungen des Bindegewebes, etwa das Ehlers-Danlos-Syndrom (EDS)
- Frühgeburt
Bei Erwachsenen tritt die Hydrozele oft ohne erkennbare Ursache (idiopathisch) auf. Sie kann aber auch zurückzuführen sein auf:
- Leistenbruch
- Verletzung der Hoden
- Hodentorsion
- Entzündung der Hoden, des Samenstrangs oder der Nebenhoden
- Operationen
- systemische (den ganzen Körper) betreffende Infektionen
- Nierentransplantation
- Veränderungen der Peritonealflüssigkeit (Flüssigkeit im Bauchraum), etwa durch Bauchfelldialyse, Leberzirrhose oder eine Herzschwäche
- Hodentumoren oder Tumoren im Bauchraum
Wie wird eine Hydrozele diagnostiziert?
Die Diagnose einer Hydrozele erfolgt in einer Praxis für Urologie. Neben einem ärztlichen Gespräch finden dort auch Untersuchungen statt. Die*der Ärztin*Arzt tastet den betroffenen Hoden ab und durchleuchtet ihn (Diaphanoskopie).
Bei Bedarf kann auch eine Ultraschalluntersuchung erfolgen. Ebenfalls möglich ist die Entnahme einer Flüssigkeitsprobe mit einer Hohlnadel für Labortests.
Besteht der Verdacht, dass der Wasserbruch die Folge einer Erkrankung ist, können weitere Maßnahmen notwendig sein, wie:
Welche Behandlung hilft bei einer Hydrozele?
Eine Hydrozele bei Säuglingen geht oft von selbst zurück, vor allem wenn sie angeboren ist. Größere Flüssigkeitsansammlungen im Hoden können jedoch auch im Säuglingsalter auf einen behandlungsbedürftigen Leistenbruch hindeuten. Verschwindet der Wasserbruch nicht von allein, kann die Verbindung zur Bauchhöhle in einem kleinen operativen Eingriff verschlossen werden. Diese OP erfolgt erst nach dem ersten oder zweiten Lebensjahr.
Auch bei erworbenen – also nicht angeborenen – Hydrozelen im Erwachsenenalter ist eine Selbstheilung ohne Therapie möglich. Geschieht dies nicht und ist die betroffene Person durch die Schwellung eingeschränkt, sollte eine Behandlung erfolgen. Zudem müssen mögliche zugrunde liegende Ursachen therapiert werden.
Bei einer erworbenen Hydrozele ist eine Behandlung mitunter auch ohne OP möglich. Dabei wird entweder eine Verödung vorgenommen oder mit einer Hohlnadel die überschüssige Flüssigkeit aus dem Hodensack entfernt. Das bringt jedoch oft nur vorübergehend Erleichterung. Zudem besteht bei einer Punktion mit einer Hohlnadel ein Infektionsrisiko. Beide Methoden kommen daher nur noch selten zum Einsatz.
Hydrozele: Operative Behandlung
Alternativ kann eine Hydrozelen-OP erfolgen, die sogenannte Hydrozelenresektion. Über einen Schnitt in der Haut wird zunächst die überschüssige Flüssigkeit entfernt. Anschließend werden die Hodenhüllen vernäht, um einer erneuten Flüssigkeitsansammlung vorzubeugen.
Um nach der Hydrozelen-OP Komplikationen zu vermeiden, sollten die Hoden nach dem Eingriff zwei bis drei Tage lang hochgelagert werden. Dazu dienen beispielsweise Hodenbänkchen. Aber auch Kissen oder eine um die Oberschenkel gewickelte elastische Binde können zum Einsatz kommen. Zum Kühlen nach der Operation sollten nur feuchte Waschlappen genutzt werden, niemals Eis.
In den zwei bis vier Wochen nach dem Eingriff sollten Betroffene ein Suspensorium tragen, also einen Genitalschutz. Körperliche Anstrengung und Geschlechtsverkehr sind vorerst zu vermeiden. Wann beides wieder möglich ist, beurteilt die*der Ärztin*Arzt.
Verlauf und Komplikationen bei einer Hydrozele
Ein Wasserbruch am Hoden kann sehr unangenehm sein, ist in der Regel jedoch nicht gefährlich. Vor allem bei Säuglingen heilt er oft ohne Behandlung aus.
Bleibt eine stark ausgeprägte Hydrozele unbehandelt, kann es jedoch zu einer Hodendrehung kommen. Bei einer solchen Hodentorsion handelt es sich um einen medizinischen Notfall. Die Durchblutung im Hoden kann so stark eingeschränkt sein, dass schlimmstenfalls Gewebe abstirbt.