Statine zur Cholesterinsenkung

[Ria41]

Hallo, Frau Dr. Pipping,

welche Alternativen gibt es zu Statinen, durch die ich arge Muskelprobleme bekomme? Während eines kürzlichen Krankenhausaufenthaltes bekam ich sieben Wochen Ezetrol und bemerkte keine negativen Nebenwirkungen. Mein Doc will mir das nicht verschreiben, nicht mal, wenn ich es selbst bezahle. Es gäbe über Ezetrol keine verläßlichen Studien, daß es gefäßschonend wirke. Er ließ sogar durchblicken, daß ich mir die durch das Statin sehr deutlich spürbaren negativen NW nur einbilde ...dabei habe ich ihm in zehn Jahren niemals Anlaß zur Vermutung von psychischen Problemen gegeben.

[Alina-Marie]

RE: Statine zur Cholesterinsenkung


Hallo Ria,

Muskelprobleme (das sog. "Myositis-Syndrom") sind eine seltene, aber mögliche Nebenwirkung einer Therapie mit Statinen, die zum Absetzen derselben zwingt. Ein Blutwert, der auf das Vorliegen dieser Erkrankung hinweist ist die sog. "CK". Neben bestimmten Leberwerten (Transaminasen) und dem Besuch beim Augenarzt sollte dieser Wert während einer längerdauernden Behandlung mit Statinen regelmäßig kontrolliert werden. Natürlich müssen deine Muskelbeschwerden (vor der Statin-Therapie auch schon da?) nicht auf die Statin-Therapie zurückzuführen sein, gehören aber auf jeden Fall sehr ernst genommen. Es gibt mehrere medikamentöse Alternativen zu Statinen, die "gefäßschützende" Wirkung der Statine ist aber am besten. Was man vor bzw zusätzlich zu der Gabe von lipidsenkenden Medikamenten aber immer ausprobieren sollte sind Diät-Maßnahmen, Ausdauersport und der Verzicht auf Alkohol und Zigaretten - eine absolut nebenwirkungsfreie Basis für den "Gefäßschutz".

Was wurde dir während des Krankenhausaufenthalts bezüglich deiner Muskelprobleme gesagt? Konnte der Cholesterinspiegel mit Ezetrol zufriedenstellend gesenkt werden?
Ich würde dir dringend raten, eine weiteren Internisten zu konsultieren und dich beraten zu lassen.

Alina

[Dr. Pipping]

RE: Statine zur Cholesterinsenkung


Hallo,
ich bitte um Geduld bis morgen. Dann antworte ich ausführlich auf Ihre Frage.

Dr. Heike Pipping

[Dr. Pipping]

RE: Statine zur Cholesterinsenkung


Hallo,
die möglichen Nebenwirkungen von Statinen sind inzwischen unbestritten und können durchaus zum Abbruch der Behandlung führen.
Für Ezetrol ist die Zahl der klinischen Studien längst nicht so zahlreich wie für die Statine. Es wird üblicherweise als Reservemittel bei Unverträglichkeit der Statine verwendet. Es kann besser vertragen werden, aber es sind auch ähnliche Nebenwirkungen möglich.

Leiden Sie unter einer familiären Form der Hypercholesterolämie? Haben Sie es schon mit Diät versucht? Wurden Ihnen die Medikamente prophylaktisch wegen einer Herz-Kreislauf-Erkrankung gegeben?

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Heike Pipping

[Ria41]

RE: Statine zur Cholesterinsenkung


Danke für Ihre Antwort, Frau Dr. Pipping.

Ich bin Diabetikerin, geerbt von meiner Mutter, und vermutlich sind auch die erhöhten Chol.-Werte (über 300) vererbt. Einige Jahre nahm ich ein anderes Statin, bis ich Anfang des Jahres massive Muskelprobleme bekam, konnte kaum noch gehen, habe das Mittel abgesetzt.

Sog. Diät hat leider nur einen min. Einfluß auf die Chol.-Werte - s. Eiertest im Buch "Mythos Cholesterin" des ärztl. Autors U. Ravnskov. Ich habe schon jahrelang keine Butter gegessen, schränke Fettverzehr sehr ein, obwohl z.B. die LOGI-Diät ja sogar anderes empfiehlt, was dann das Chol. senken soll.

Vor drei Monaten erlitt ich einen "leichten" Schlaganfall, konnte nicht mehr laufen (zum Glück nicht gelähmt), saß wochenlang im Rollstuhl, dank intensiveer Therapie kann ich jetzt wieder (noch unsicher) gehen. Auf meine Erfahrung mit dem 1. Statin bekam ich sowohl im Krankenhaus als auch in der Reha Ezetrol. Mein Diabetologe will mir das nicht verschreiben.

Beim Pravastatin begann ich auf Vorschlag meines Docs mit 5 mg, sollte es dann alle 10 Tage steigern. Nachdem ich 15 mg und zwei Tage 20 mg eingenommen hatte, bekam ich massive Sensibilitätsstörungen in den Füßen (kribbeln, elektrisiertes Gefühl, stehe sehr unsicher). Gewisse Übungen bei der Physiotherapie kann ich nun wieder nicht, die vorher gut klappten. Nun soll beim Neurologen die Nervenleitgeschwindigkeit geprüft werden.

Nett fand ich, daß mein ansonsten sympath. Doc mich auf die Psycho.-Schiene (Einbildung) schieben wollte, wofür ich ihm in all den Jahren noch nie Anlaß gegeben habe.

Also habe ich soz. nur die Wahl zwischen Pest und Cholera?
Danke fürs Lesen und Ihre Mühe!

[Ria41]

RE: Statine zur Cholesterinsenkung


Hallo Alina,

s. auch meine Antwort an Frau Dr. Pipping. Anfang des Jahres war mein CK-Wert stark erhöht, so daß ich das damals verordnete Statin absetzte.
Die Muskelbeschwerden verschwanden.

Ich konsumiere weder Alkohl noch rauche ich, hab noch nie geraucht.

Ausdauersport ist mir nicht möglich. Ich bin momentan froh, daß ich nicht mehr im Rollstuhl sitzen muß.

Inwiefern das Ezetrol die Chol.-Werte gesenkt hat, habe ich leider nicht gesagt bekommen. Sowohl im Krankenhaus als auch in der Reha wurde aber mehrmals Blut abgenommen und nichts Negatives mitgeteilt.

[Alina-Marie]

RE: Statine zur Cholesterinsenkung


Hallo Ria,

es gibt verschiedene Möglichkeiten, den Lipidspiegel medikamentös zu senken. Dazu ist jedoch eine persönliche Beratung nötig, bei der deine Vorerkrankungen und Blutwerte Berücksichtigung finden müssen. Außerdem erfordert sie nicht nur pharmakologische Kenntnisse, sondern auch viel Erfahrung in der Inneren Medizin bzw Diabetologie, ein Spezialgebiet davon. Ich kann dir nur raten, dich - mit sämtlichen Befunden aus dem Krankenhaus und der Reha-Klinik (!) zwecks Beurteilung der Effektivität dortiger Therapieansätze - bei einem anderen Internisten bzw Diabetologen vorzustellen und eine zweite Meinung einzuholen. Vielleicht verträgst du auch Fluvastatin Retard, das weniger Muskelbeschwerden machen soll.
Möglicherweise bekommst du auch vom Spezialisten im Diabetes-Forum einen wertvollen Tipp. Versuch´s dort mal.

Alina