Appendektomie: Arzt hält Model des Darms in der Hand mit entzündetem Wurmfortsatz.
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Appendektomie: Ablauf und Komplikationen

Von: Jessica Rothberg (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 10.02.2023

Als Appendektomie bezeichnen Fachleute die operative Entfernung des sogenannten Wurmfortsatzes. Dieser geht vom Blinddarm ab und neigt dazu, sich zu entzünden. Wann eine OP notwendig ist, wie sie abläuft und welche Komplikationen möglich sind.

FAQ: Häufige Fragen zur Appendektomie

Bei einer Appendektomie wird der Wurmfortsatz entfernt, der vom Blinddarm abgeht. Geläufig sind deshalb auch die Begriffe Blinddarmentfernung oder Blinddarm-OP, wobei in der Regel nur der Wurmfortsatz entfernt wird.

Je nachdem, ob eine laparoskopische oder offene Blinddarm-OP durchgeführt wird, variiert die Dauer der OP. Es ist ungefähr ist mit einer Stunde zu rechnen.

Im Normalfall schließt sich an die Appendektomie ein drei- bis fünftägiger Krankenhausaufenthalt an. Bei einer offenen OP oder bei Komplikationen möglicherweise auch länger.

Allgemeines zur Appendektomie

Unter den Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts ist die Appendizitis (Blinddarmentzündung) diejenige, die am häufigsten eine Operation erforderlich macht. In Deutschland nehmen Fachleute jährlich etwa 130.000 Appendektomien vor. Die meisten Patient*innen sind junge Menschen im Alter zwischen zehn und 19 Jahren.

Ob der Wurmfortsatz wirklich entzündet ist, lässt sich nur klären, indem dieser im Rahmen einer Operation begutachtet wird. Allein der Verdacht auf eine Appendizitis rechtfertigt einen Eingriff, da eine Entzündung ohne rechtzeitige Operation zu schweren Komplikationen führen kann. Eine Entfernung sollte bei Verdacht auf eine Appendizitis so früh wie möglich vorgenommen werden. Bestenfalls innerhalb der ersten 48 Stunden nach Beginn der Symptome.

Appendektomie: Ablauf der Blinddarm-OP

Eine Appendektomie lässt sich auf zwei Arten durchführen:

  • über einen Bauchschnitt (offen) oder
  • als sogenannte Schlüssellochchirurgie in Form einer Bauchspiegelung (Laparoskopie).

Ablauf: Laparoskopische Appendektomie

Bei der laparoskopischen Appendektomie handelt es sich um einen minimalinvasiven Eingriff ohne Bauchschnitt. Patient*innen erhalten hierfür eine Vollnarkose. Bei der Laparoskopie werden lediglich drei kleine Schnitte in der Haut gemacht, durch welche die Operationsinstrumente (Trokare) in den Bauchraum geführt werden können. Chirurg*innen können dann mit einer Kamera den Wurmfortsatz und die benachbarten Organe genau begutachten. Ist der Wurmfortsatz entzündet, entfernt das OP-Team diesen. Danach werden die Instrumente aus dem Bauchraum gezogen und die kleinen Hautschnitte vernäht. 

Wie läuft die offene Appendektomie ab?

Früher wurde grundsätzlich offen operiert. Nach der offenen OP blieb eine typische Narbe am rechten Unterbauch zurück. Heutzutage wird die offene Operation nur noch in Einzelfällen gewählt. Auch diese Blinddarmentfernung wird unter Vollnarkose durchgeführt. Dabei wird ein etwa fünf Zentimeter langer Schnitt am rechten Unterbauch gezogen. Durch diese Öffnung lässt sich der Wurmfortsatz gut erkennen und bei einer Entzündung entfernen. Danach vernäht das OP-Team den Schnitt.

Vorteile der laparoskopischen Appendektomie

Untersuchungen zufolge scheint die Appendektomie mittels Bauchspiegelung folgende Vorteile im Vergleich zur offenen OP zu haben:

  • Es bleiben aufgrund der nur kleinen Hautschnitte wesentlich kleinere Narben zurück.
  • In der Regel infiziert sich die Wunde seltener.
  • Die Schmerzen nach der OP sind schwächer.
  • Patient*innen sind schneller wieder körperlich belastbar und kürzer krankgeschrieben.

In den meisten Fällen müssen Patient*innen nach der OP etwa drei bis fünf Tage im Krankenhaus bleiben. Wie lange man nach einer Appendektomie krankgeschrieben ist, entscheiden Ärzt*innen individuell. Leichte Büroarbeit ist in der Regel wenige Tage nach dem Verlassen der Klinik wieder möglich – körperliche Arbeit hingegen erst nach etwa zwei Wochen.

Appendektomie: Risiken und Komplikationen

Die Appendektomie zählt aufgrund ihrer Häufigkeit in den meisten chirurgischen Abteilungen zu den Routineeingriffen. Die Art und Schwere der möglichen Komplikationen richtet sich vor allem danach, wie weit fortgeschritten die Entzündung des Wurmfortsatzes zum Zeitpunkt der Operation bereits war und nach Alter und gesundheitlichem Zustand der Patient*innen.

Mögliche Komplikationen sind:

  • Wundinfektion
  • Abszess in der Bauchdecke
  • Verletzung von Nerven
  • Darmlähmung
  • Darmverschluss (Ileus)
  • Fistelbildung (vor allem bei Menschen mit Morbus Crohn)
  • Abszess in der Bauchhöhle; kann auch schon vor der OP bestehen, wenn der Wurmfortsatz bereits aufgeplatzt ist
  • Verwachsungen 
  • Nachblutungen

Da sich eine Appendizitis unbehandelt in den meisten Fällen immer weiter verschlechtert, besteht in der Regel keine Alternative zu einer chirurgischen Entfernung. Die Risiken ohne Operation, wie etwa ein Blinddarmdurchbruch, übersteigen die möglichen Komplikationen einer Appendektomie vielfach. 

Was muss man nach der Appendektomie beachten?

Nach einer Appendektomie gilt es einige Punkte zu beachten: 

  • körperliche Schonung: In den ersten zwei Wochen nach der OP sollten Betroffene sich schonen, keine schweren Gegenstände heben oder die Bauchdecke anderweitig belasten. Danach kann die Belastung stetig gesteigert werden.

  • Ernährung: In der Regel ist es direkt nach der Operation möglich, zu essen und zu trinken. In manchen Fällen raten Ärzt*innen für einige Zeit, auf magenschonende Nahrungsmittel zu setzen. Dies wird jedoch individuell besprochen.

  • Körperpflege: Mit einem angebrachten wasserabweisenden Pflaster kann direkt nach dem Eingriff wieder geduscht werden – auf ein Vollbad sollte für mindestens drei Wochen verzichtet werden.

  • Sport: Etwa zwei Wochen nach einer Laparoskopie können Patient*innen mit leichter sportlicher Aktivität beginnen, etwa moderates Joggen oder Wandern. Sportarten, welche die Bauchdecke stark belasten, wie etwa Kraftsport oder Reiten, sollten frühestens vier Wochen nach der OP aufgenommen werden. 

  • Geschlechtsverkehr: Etwa zwei Wochen nach der OP ist Geschlechtsverkehr wieder möglich. Wichtig ist auch hierbei, dass die Bauchdecke keiner Belastung ausgesetzt ist.