Das Bild zeigt ein Kind, das ein Fläschchen trinkt.
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Flaschennahrung

Von: Onmeda-Redaktion, Astrid Clasen (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 17.09.2021

Flaschennahrung gewährleistet eine gesunde Ernährung für Säuglinge, deren Mütter nicht stillen können oder möchten. Auch wer sein Baby zufüttern oder ganz abstillen muss, obwohl es noch Milch benötigt, kann sich mit Flaschenmilch behelfen.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Allgemeines

Stillen und Flaschennahrung sind jedoch nicht völlig gleichwertig: Im Vergleich zur Flaschennahrung ist für ein Baby Muttermilch immer noch die beste Form der Ernährung: Die Zusammensetzung der Muttermilch ist optimal auf die Bedürfnisse eines Kindes abgestimmt. Außerdem müssen sich stillende Mütter keine Gedanken über die richtige Trinktemperatur oder Hygiene machen: Beides ist bei Muttermilch einwandfrei. Und zu guter Letzt fördert das Stillen den Mutter-Kind-Kontakt.

Trotzdem können Eltern (stattdessen oder zusätzlich zum Stillen) auf Flaschennahrung zurückgreifen: Auch mit der sogenannten Säuglingsanfangsnahrung oder Säuglingsersatznahrung ist eine gesunde Ernährung des Babys möglich. Und elterliche Zuwendung spürt das Baby ebenso, wenn es das Fläschchen bekommt.

Allerdings ist es wichtig, dass Sie bei der Flaschenernährung industriell hergestellte Fertigmilch (sog. Formulanahrung) verwenden, statt die Ersatznahrung selber herzustellen: Das Milchpulver und die anderen Zutaten dieser künstlichen Babymilch stehen unter strenger Kontrolle. Somit ist für das Baby industriell hergestellte Flaschennahrung die beste Alternative zur Muttermilch.

Wenn Sie die Flaschennahrung selber zubereiten und dabei Kuhmilch, Sojamilch, Mandelmilch oder Frischkornmilch verwenden, riskieren Sie Unverträglichkeiten, Allergien und Fehlernährungen bei Ihrem Baby. Auch die für Säuglinge wichtige Lebensmittelhygiene ist bei der eigenen Zubereitung der Flaschennahrung kaum zu gewährleisten.

In den ersten sechs Lebensmonaten reicht die sogenannte Säuglingsanfangsnahrung – wie die Muttermilch beim Stillen – als alleinige Babynahrung aus. Später ist sie auch als Teilnahrung neben der Beikost bis zum Übergang zur allgemeinen Familienkost geeignet.

Es stehen verschiedene Flaschennahrungen zur Verfügung. Welche Flaschennahrung für Ihr Baby am besten geeignet ist, hängt unter anderem von seinem Allergierisiko ab: Ist das Risiko für Allergien erhöht, bietet sich als spezielle Ersatznahrung die sogenannte Hydrolysatnahrung oder hydrolysierte Ersatznahrung an. Dieses Fertigprodukt trägt dazu bei, Allergien und Unverträglichkeiten zu vermeiden.

Babymilch

Für ein Baby ist als Flaschennahrung eine industriell hergestellte Babymilch (sog. Formulanahrung) empfehlenswert: Diese künstliche Säuglingsersatznahrung bietet eine größere Sicherheit als selbst zubereitete Säuglingsmilch. Die Formulanahrung auf Kuhmilchbasis unterteilt man in Anfangsnahrungen und Folgenahrungen:

  • Anfangsnahrung ist gekennzeichnet mit der Vorsilbe Pre und der Ziffer 1
  • Folgenahrung ist gekennzeichnet mit den Ziffern 2 und 3

Säuglingsanfangsnahrung (mit der Kennung Pre oder 1) ist während des gesamten ersten Lebensjahrs zur alleinigen Flaschenernährung geeignet: Auch nach dem sechsten Lebensmonat ist Ihr Kind mit dieser Flaschenmilch also noch bestens versorgt. Dabei ist die Pre-Milch der Muttermilch am ähnlichsten: Diese Flaschennahrung enthält keine anderen Kohlenhydrate außer Milchzucker, weshalb das Baby so viel davon trinken kann, wie es möchte. Sogenannte Dauermilch mit der Ziffer 1 enthält neben dem Milchzucker noch bis zu zwei Prozent Stärke und sättigt mehr. Daher ist es ratsam, auf die vom Hersteller der künstlichen Babymilch empfohlenen Trinkmengen zu achten, damit der Säugling kein Übergewicht entwickelt.

Im Vergleich zur Säuglingsanfangsnahrung ist die Folgemilch (mit der Ziffer 2 oder 3) recht eiweißreich. In ihrer Zusammensetzung ist diese Flaschennahrung der Kuhmilch sehr ähnlich. Im Säuglingsalter ist künstliche Babymilch mit den Ziffern 2 und 3 allerdings wenig sinnvoll. Ab wann Folgemilch für Ihr Kind empfehlenswert ist, hängt davon ab, wann Sie die Beikost einführen: Geben Sie Ihrem Baby frühestens dann Folgemilch, wenn es schon Beikost bekommt – also ergänzend zur gemischten Kost.

Ist das mit Flaschennahrung gefütterte Baby gesund, reicht die Flüssigkeitszufuhr durch die Babymilch (ebenso wie beim Stillen mit Muttermilch) vollkommen aus. Wenn Ihr Baby stark schwitzt oder hohes Fieber hat, können Sie ihm zusätzlich zur Fertigmilch ungesüßten Fencheltee (mit abgekochtem Wasser zubereitet) oder Tafelwasser aus der Flasche anbieten, das den Hinweis "geeignet für die Zubereitung von Säuglingsnahrung" trägt.

Hydrolysatnahrung

Als Flaschennahrung für Säuglinge, die ein erhöhtes Risiko fürAllergien haben oder bereits allergisch sind, steht eine spezielle Babymilch zur Verfügung: die sogenannte hydrolysierte Säuglingsnahrung. Die in dieser Ersatznahrung enthaltenen Milcheiweiße haben eine geringere allergieauslösende (bzw. allergene) Wirkung, da man sie durch ein speziellen Verfahren teilweise oder ganz aufgespalten hat:

  • Partiell hydrolysierte Säuglingsersatznahrung (HA-Nahrung) enthält Milcheiweiße, die nur teilweise aufgespalten sind. Diese Nahrung ist immer mit dem Zusatz "HA" versehen und als Flaschennahrung ausreichend, wenn Sie allgemein einer Allergie vorbeugen möchten oder wenn bei Ihrem Kind ein erhöhtes Allergierisiko besteht. Wenn Ihr Kind schon eine Allergie hat, ist diese Babymilch jedoch nicht zu seiner Flaschenernährung geeignet.
  • Extensiv hydrolysierte Ersatznahrung (Hydrolysatnahrung = ehF) enthält Milcheiweiße, die stärker aufgespalten sind. Diese Flaschennahrung ist sinnvoll für Ihr Baby, wenn es bereits Symptome einer Milcheiweißallergie zeigt und Sie es nicht stillen. In seltenen Fällen können Kinder allerdings noch auf die restlichen allergieauslösenden Stoffe in dieser Babymilch (sog. Allergene) überempfindlich reagieren.

Aminosäuren-Formulanahrung

Als Flaschennahrung für Babys mit einerMilchallergie oder mehrerenNahrungsmittelallergien ist eine andere Babymilch geeignet: sogenannte Aminosäuren-Formulanahrung. Diese künstlich hergestellte Säuglingsmilch ist völlig frei von Kuhmilch und enthält als Eiweißquelle nur die kleinsten Eiweißbausteine (sog. Aminosäuren), die keine Allergien auslösen können (d.h. non-allergen sind). Deshalb bietet diese Säuglingsmilch bei Allergien eine besonders sichere Ernährung.

Trinken – wie viel ist normal?

Wie schnellBabys ihre Flaschennahrung trinken, kann sehr unterschiedlich sein. Die Frage "Wie viel ist normal?" ist ebenfalls nicht allgemein zu beantworten: Auch die benötigte Milchmenge kann von Baby zu Baby stark variieren. Säuglinge lieben es, an der Mutterbrust oder an der Flasche zu nuckeln – weil dabei die Nahrungsaufnahme mit lustvollem und beruhigendem Saugen verbunden ist. Mit der Zeit entwickeln die meisten Babys beim Trinken einen Vier-Stunden-Rhythmus. Manche melden sich aber auch alle zwei bis drei oder nur alle fünf Stunden. Bei der Fütterung mit Flaschennahrung sollte eine einzelne Mahlzeit in der Regel nicht länger dauern als eine Fütterung durch Stillen.

Wenn Sie Ihr Baby immer dann stillen beziehungsweise mit Flaschennahrung füttern, wenn es danach verlangt, können Sie in der Regel nichts falsch machen.

Trinkt das Kind genug?

Egal, ob ein Baby Flaschennahrung oder Muttermilch erhält – gerade beim ersten Kind fragen sich Eltern oft: Trinkt das Kind auch genug? Die Trinkmenge ist ausreichend, wenn

  • die Windeln nach jedem Füttern nass sind,
  • das Baby mindestens einmal pro Woche oder bis zu achtmal am Tag Stuhlgang hat (Stillkinder) beziehungsweise ein- bis dreimal am Tag (bei Flaschennahrung) Stuhlgang hat,
  • es im ersten Lebenshalbjahr pro Woche etwa 200 Gramm zunimmt.