Madopar Depot Retardkapseln

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 27.02.2012
Hersteller: Hoffmann-La Roche AG
Wirkstoffkombination: Levodopa + Benserazid
Darreichnungsform: Hartkapsel
Rezeptpflichtig

Wirkung

Madopar Depot Retardkapseln enthält die Wirkstoffkombination Levodopa + Benserazid. Zu beachten ist außerdem die besondere Wirkung von Madopar Depot Retardkapseln.

Die Kombination aus den Wirkstoffen Levodopa und Benserazid wird zur Behandlung der typischen Symptome der Parkinsonkrankheit wie Steifheit der Muskulatur (Rigor), Zittern (Tremor) und Verlangsamung der Bewegung (Akinese) eingesetzt.

Des Weiteren wird die Kombination verwendet, um parkinsonähnliche Beschwerden bei anderen Krankheiten zu behandeln. So wird die Kombination auch gegen das sogenannte Segawa-Syndrom eingesetzt, eine genetisch verursachte Form der Muskelverspannung (auch DRD (Dopa-responsive Dystonie). Es ist das einzige Dystonie-Krankheitsbild, das sich auf die Gabe von Levodopa hin bessert. Allerdings handelt es sich hier um einen "off-label-use", weil die Kombination nicht offiziell dafür zugelassen ist.

Ein weiteres Anwendungsgebiet von Levodopa und Benserazid ist das so genannte Restless-Legs-Syndrom. Bei dem Syndrom der "unruhigen Beine" verspüren die Patienten besonders nachts einen unkontrollierbaren Bewegungsdrang, häufig begleitet von Muskelzuckungen und einschießenden Schmerzen. Hier könnte ebenso wie bei der Parkinsonkrankheit ein Dopaminmangel im Gehirn zugrunde liegen, weshalb die Symptome auf die Parkinsonmittel Levodopa und Benserazid sehr gut ansprechen. Die Kombination wird heute auch dazu benutzt, um ein Restless-Legs-Syndrom sicher zu erkennen. Eine Besserung der Beschwerden durch die Behandlung mit einer Dosierung von 100 Milligramm Levodopa und 25 Milligramm Benserazid bestätigt das vermutete Krankheitsbild.

Die Wirkstoffkombination muss bei den meisten genannten Einsatzgebieten auf lange Zeit hin genommen werden, um die Gehirnzellen dauerhaft anzuregen.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Levodopa + Benserazid sind vertiefende Informationen verfügbar:

Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Parkinson-Mittel, zu welcher die Wirkstoffkombination Levodopa + Benserazid gehört.

Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben

  • Zusatztherapie bei Parkinson-Krankheit zusammen mit L-Dopa-Decarboxylasehemmer-Therapie (nicht bei Erkrankungen, die durch die Einnahme von Arzneimitteln ausgelöst wurden, sowie bei Chorea Huntington).

Dosierung

Das Medikament wird nach Anweisung des Arztes zu Beginn in niedriger Dosierung circa eine halbe Stunde vor den Mahlzeiten eingenommen. Eiweißreiche Mahlzeiten sind zu meiden. Die Steigerung der Dosis setzt der Arzt fest. Die Behandlung ist eine Langzeittherapie.

Die durchschnittliche Erhaltungsdosis beträgt eine Hartkapsel Madopar drei- bis sechsmal pro Tag. Die einzelnen Gaben (nicht weniger als drei) und ihre Verteilung über den Tag müssen den individuellen Anforderungen angepasst werden.

Sonstige Bestandteile

Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

  • Indigocarmin (E 132)
  • Povidon
  • Titandioxid (E 171)
  • Calciumhydrogenphosphat
  • D-Mannitol
  • Drucktinte
  • Eisenoxide und -hydroxide (E172)
  • Gelatine
  • hydriertes Pflanzenöl
  • Hypromellose
  • Magnesiumstearat
  • Talkum

Nebenwirkungen

Je nach Einsatzgebiet treten die Nebenwirkungen in unterschiedlicher Ausprägung und Häufigkeit auf.

Parkinson-Krankheit
Sehr häufige Nebenwirkungen:
Störungen im Bewegungsablauf (Verschlechterung von Dyskinesien), unkontrollierte Bewegungen vor allem des Kopfs, der Zunge und des Munds, Übelkeit und Erbrechen, Urinverfärbungen.

Häufige Nebenwirkungen:
Psychische Störungen wie Unruhe, Angststörungen, Verstimmungen; Benommenheit, Verwirrtheit, Schlafstörungen wie Schlaflosigkeit, Appetitlosigkeit, Zittern, Muskelsteifigkeit, Mundtrockenheit, verstärktes Schwitzen, Müdigkeit, Sturzgefahr, Verdauungsstörungen, Bauchschmerzen.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Benommenheit, Müdigkeit, Schwindel, niedriger Blutdruck (Hypotonie), Beweglichkeitsveränderungen, Depressionen, Halluzinationen, Wahnideen, Selbstmordgefahr, unkontrollierte Bewegungen, Verschwommensehen, metallischer Geschmack im Mund.

Seltene Nebenwirkungen:
Krämpfe, Gefühlsstörungen, Magen-, Darmgeschwüre, Kreislaufstörungen, Atembeschwerden, Venenentzündungen, Hautausschläge, Leberfunktionsstörungen, Anstieg der Leberenzyme, Blutbildveränderungen.

Sehr seltene oder vereinzelt auftretende Nebenwirkungen:
Magenblutungen, vermehrter Zerfall roter Blutkörperchen, Hautverdickungen, Hautausschläge (Papeln), Hautjucken (Juckreiz), grundlose Aufgeregtheit, Gewichtsverlust, Leberentzündungen mit Gallestau, Müdigkeit oder plötzliches Einschlafen.

Restless-legs-Syndrom
Sehr häufige Nebenwirkungen:
Essenverweigerung, Schlafstörungen (nicht durch das Restless-Legs-Syndrom bedingt), Depressionen, unwillkürliche Bewegungen (im fortgeschrittenen Stadium der Behandlung), Übelkeit und Erbrechen, Durchfall, vorübergehende Erhöhung der alkalischen Phosphatase, Erhöhung der Harnstoff-Stickstoff-Werte im Blut.

Häufige Nebenwirkungen:
Ängstlichkeit, Halluzinationen, Änderungen des Geschmacksempfindens, Herzrhythusstörungen, niedriger Blutdruck mit Schwindel bei Körperlageveränderung.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Geschmacksverlust.

Seltene Nebenwirkungen:
Vorübergehender Mangel an weißen Blutkörperchen.

Nebenwirkungen unbekannter Häufigkeit:
Blutarmut (hämolytische Anämie), Mangel an Blutplättchen, innere Unruhe, Wahnvorstellungen, zeitliche Desorientierung, Müdigkeit, Schwindel, übermäßige Tagesmüdigkeit, plötzlich auftretendes Einschlafen, vorübergehende Erhöhung der Leberwerte (Transaminasen, Gamma-GT), allergische Hautreaktionen, Urinverfärbung (meist eine leichte Rotfärbung, die sich bei längerem Stehenlassen dunkel färbt).

Besonderheiten:
Die meisten Nebenwirkungen werden durch die verstärkte Wirkung von Levodopa verursacht. Sie treten besonders zu Beginn der Behandlung zutage. Die Nebenwirkungen können durch sehr langsames Aufdosieren oder eine Dosisverringerung der Wirkstoffkombination vermindert werden.

Die Patienten sollten vom Arzt und ihren Angehörigen regelmäßig hinsichtlich Verhaltensauffälligkeiten wie krankhafte Spielsucht, krankhaft gesteigerter Geschlechtsdrang, zwanghaftes Geldausgeben oder Einkaufen, Essattacken und Esszwang beobachtet werden. Wenn solche Symptome auftreten, sollte die Behandlung möglicherweise geändert werden.

Wechselwirkungen

Nervendämpfende und schmerzlindernde Wirkstoffe wie Neuroleptika und opioide Schmerzmittel, Kreislaufmittel und blutdrucksenkende Mittel (Antihypertensiva) sowie Papaverin und Phenytoin vermindern die Wirkung von Levodopa und Benserazid.

Selektive MAO-Hemmer (MAO-B-Hemmer) wie Selegilin oder Amantadin erhöhen dagegen den Effekt von Levodopa, ohne gefährliche Wechselwirkungen auszulösen. Eventuell muss dennoch die Dosis dieser Wirkstoffe durch den Arzt angepasst werden. Insbesondere bei Selegilin darf dabei die Tagesdosis von maximal zehn Milligramm nicht überschritten werden.

Bei gleichzeitiger Einnahme unselektiver MAO-Hemmer (MAO-A-Hemmer) wie beispielsweise Tranylcypromin kann es zu einem krisenhaften Blutdruckanstieg kommen. Diese Wirkstoffe müssen mindestens 14 Tage vor einer Behandlung mit der Wirkstoffkombination abgesetzt werden.

Blutdrucksteigernde Sympatomimetika werden in ihrer Wirkung durch Levodopa und Benserazid verstärkt. Deshalb muss ihre Dosis bei gleichzeitiger Gabe vom Arzt verringert werden.

Die gleichzeitige Einnahme einer proteinreichen Mahlzeit mit viel Fleisch oder Hülsenfrüchten kann zu einer Wirkungsverminderung der Kombination führen. Gleiches gilt für die gleichzeitige Anwendung von Eisenpräparaten und säurebindenden Mitteln (Antazida). Eisenpräparate dürfen nur in einem Abstand von mindestens zwei Stunden zu einer Gabe der Wirkstoffkombination eingenommen werden.

Das Magenmittel Metoclopramid dagegen beschleunigt die Aufnahme von Levodopa in den Körper, was zu mehr Nebenwirkungen führen kann.

Vor Narkosen mit Halothan und anderen zentral dämpfenden Wirkstoffen wie beispielsweise Atropin oder Clonidin muss die Wirkstoffkombination wenigstens acht Stunden vor der Operation abgesetzt werden (sofern nicht gleichzeitig opioide Schmerzmittel verabreicht werden).

Im Prinzip ist die Kombination mit allen bekannten Antiparkinsonmitteln wie Dopaminrezeptor-Agonisten, Amantadin und Muskarinrezeptor-Antagonisten kombinierbar. Wenn allerdings eine zusätzliche Therapie mit Entacapon oder Tolcapon begonnen wird, wird der Arzt womöglich die Dosis der Kombination vermindern. Wird eine Parkinson-Therapie um die Kombination ergänzt, sollte die vorbestehende Behandlung mit Anticholinergika nicht sofort beendet werden, da die Levodopa-Wirkung verzögert einsetzt.

Gegenanzeigen

Die Kombination darf nicht verwendet werden bei
  • Überempfindlichkeit gegen Levodopa oder Benserazid
  • Parkinson-Beschwerden als Nebenwirkungen von Medikamenten
  • Patienten mit einem Hormon produzierenden Tumor in der Nebenniere (Phäochromozytom)
  • Patienten unter 25 Jahren
  • schwerer Schilddrüsenüberfunktion
  • schweren Stoffwechsel-, Herz-, Leber-, Nieren- und Knochenmarkserkrankungen
  • Psychosen mit oder ohne äußerem Anlass
  • Engwinkelglaukom (spezielle Form des Grünen Star)
  • Herzrasen.
Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt und unter seiner Kontrolle darf die Wirkstoffkombination verordnet werden bei
  • Patienten, die schon einen Herzinfarkt,Herzrhythmusstörungen oder Durchblutungsstörungen der Herzkranzgefäße hatten, hier muss die Herz- und Kreislauffunktion regelmäßig ärztlich kontrolliert werden
  • Patienten mit Magen-Darm-Geschwüren in der Vorgeschichte
  • Knochenerweichung (Osteomalazie)
  • Weitwinkelglaukom (spezielle Form des Grünen Star
  • Zuckerkrankheit, weil die Dosierung der Behandlung gegebenenfalls verändert werden muss
  • niedrigem Blutdruck, weil Benserazid einen durch Levodopa verursachten niedrigen Blutdruck verstärken kann.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Die Kombination darf in der Schwangerschaft nicht angewendet werden, da keine Erfahrungen beim Menschen vorliegen. In Tierversuchen wurden für Levodopa und Benserazid Fruchtschädigungen beschrieben.

Der Wirkstoff Levodopa hemmt die Ausschüttung des Milch produzierenden Hormons Prolaktin. Daher muss abgestillt werden, bevor eine Behandlung mit der Wirstoffkombination begonnen wird.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Das Medikament ist für Kinder und Jugendliche nicht zugelassen.

Warnhinweise

  • Der Wirkstoff kann das Reaktionsvermögen herabsetzen und die aktive Teilnahme am Straßenverkehr und beim Bedienen von Maschinen einschränken.
  • Tagesmüdigkeit und plötzliches Einschlafen können während der Behandlung auftreten.
  • Da in seltenen Fällen Selbstmordgefahr besteht, ist auf Depressionen während der Behandlung vom Arzt besonders zu achten.
  • Es kann zu falsch-positiven Testergebnissen beim Harnzuckertest und Coombs-Test (Test auf einen gesteigerten Zerfall roter Blutkörperchen) kommen.
  • Bei Auftreten von unerwünschten Nebenwirkungen (Übelkeit, Erbrechen und Halluzinationen), insbesondere in den ersten Tagen bis Wochen nach Therapiebeginn, muss der Arzt befragt werden, um gegebenenfalls die Dosis zu verringern.
  • Wird die Wirkstoffkombination abgesetzt, muss die Dosierung anderer Anti-Parkinson-Mittel angepasst werden, um die Symptome der Parkinsonkrankheit ausreichend unter Kontrolle zu halten. Ein abruptes Absetzen muss jedoch vermieden werden.
  • In der Einstellungsphase sind häufigere Kontrollen der Leber- und Nierenfunktion sowie des Blutbilds zu empfehlen.
  • Außer in Notfallsituationen sollte die Kombination immer zwölf bis 48 Stunden vor einer Operation abgesetzt werden, falls eine Allgemeinanästhesie (Narkose) notwendig ist.
  • Bei Auftreten von krankhafter Spielsucht, gesteigertem Geschlechtsdrang, zwanghaftes Geldausgeben oder Einkaufen, Essattacken und Esszwang sollte die Behandlung möglicherweise geändert werden.
  • Depressive Stimmungen können durch die medikamentöse Therapie verstärkt werden.
  • Zu Beginn häufige Kontrolle der Leber-, Nierenfunktion, des Blutbilds
  • Alle Patienten auf psychische Veränderungen und Depressionen mit und ohne Suizidtendenz überwachen
  • Vitamin B6 kann in Form von Polyvitaminpräparaten zusammen mit Madopar gegeben werden.
  • Einstellung und Therapie strikt unter Kontrolle.

Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.

Packungsgrößen

Packungsgröße und Darreichungsform
20 Stück Hartkapsel
50 Stück Hartkapsel
100 Stück Hartkapsel

Vergleichbare Medikamente

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Madopar Depot Retardkapseln sowie weitere Medikamente mit der Wirkstoffkombination Levodopa + Benserazid (ggf. auch Generika).


Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.