Eine Blutprobe im Röhrchen wird im Labor in die Zentrifuge gegeben.
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Eigenbluttherapie: Anwendungsbereiche, Wirksamkeit & Nebenwirkungen

Von: Charlotte Herhold (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 16.10.2025

Bei der Eigenbluttherapie wird körpereigenes Blut entnommen und zu plättchenreichem Plasma aufbereitet, das dann in den Körper zurückgegeben wird. Ziel ist es, Wachstums- und Botenstoffe an die Stelle zu bringen, wo Reparaturprozesse angeregt werden sollen – zum Beispiel in Gelenke wie bei Kniearthrose. Wie wirkt diese Behandlung, welche Verfahren gibt es und welche Nebenwirkungen können auftreten?

FAQ: Häufige Fragen und Antworten rund um Eigenbluttherapie

Diese Behandlung kommt vor allem bei Kniearthrose, Sehnenreizungen wie Tennis- oder Golferellenbogen sowie Muskelverletzungen zum Einsatz. Außerdem findet sie Anwendung in der Zahnchirurgie beim Knochenaufbau und vermehrt auch in der Dermatologie (z. B. bei Haarausfall).

Eine Eigenbluttherapie gilt als gut verträglich. Möglich sind jedoch Schmerzen oder Schwellungen an der Einstichstelle sowie Blutergüsse. In seltenen Fällen treten Infektionen, allergische Reaktionen oder Abwehrreaktionen des Immunsystems gegen den eigenen Körper auf.

Es gibt wissenschaftliche Hinweise, dass die Behandlung bei bestimmten Beschwerden – etwa bei Kniearthrose – positive Effekte haben kann. Jedoch sind weitere Untersuchungen notwendig, um die Wirksamkeit langfristig zu bestätigen. 

Die Blutentnahme und Aufbereitung sind nach Transfusionsgesetz ärztlichen Praxen vorbehalten. Heilpraktisch tätige Personen dürfen kein Blut zur Herstellung von Eigenblutpräparaten abnehmen.

Gesetzliche Krankenkassen übernehmen die Kosten bislang nicht. Betroffene müssen die Behandlung selbst zahlen. Die Kosten liegen oftmals zwischen 100 und 300 Euro pro Injektion. 

Was ist Eigenbluttherapie (ACP/PRP)?

Die Eigenbluttherapie – meist als PRP oder ACP bezeichnet – ist eine Behandlungsmethode, die körpereigene Heilungsprozesse unterstützen soll. Dabei wird Blut aus der Armvene entnommen und in einem sterilen System zentrifugiert. So trennt sich der plasmahaltiger Anteil, der reich an Blutplättchen (Thrombozyten) und Wachstumsfaktoren ist. Dieses Plasma wird anschließend in das zu behandelnde Gewebe injiziert – etwa in Gelenke, Sehnen, Muskeln, die Haut oder die Kopfhaut.

Diese Therapieform gehört zur sogenannten Reiz- und Regulationstherapie. Sie soll Entzündungsprozesse hemmen und die Heilung in bestimmten Bereichen des Gewebes unterstützen.

Verfahren und Varianten: ACP-Therapie und Co.

Es gibt verschiedene Arten von Eigenbluttherapien – allen gemeinsam ist, dass Blut aus der Vene entnommen und im Labor aufbereitet (zentrifugiert) wird. Dabei werden die roten Blutzellen getrennt, sodass die gewünschten Bestandteile im flüssigen Plasma vorliegen. Die häufigsten Varianten der Eigenbluttherapie sind:

  • PRP (plättchenreiches Plasma): Ein Verfahren mit meist mehrfacher Zentrifugation soll Plasma gewinnen, das besonders reich an Thrombozyten und Wachstumsfaktoren ist. Dabei kann auch ein Teil der weißen Blutkörperchen enthalten bleiben.

  • ACP (autolog konditioniertes Plasma): Bei diesem Verfahren wird das Blut nur einmal zentrifugiert. Dadurch entsteht Plasma mit einem moderaten Anteil an Thrombozyten und deutlich weniger weißen Blutkörperchen; die Herstellung erfolgt in der Regel schneller.

Mitunter wird das Plasma bei der Aufbereitung im Labor zusätzlich mit Sauerstoff oder Ozon angereichert. Das soll die Durchblutung verbessern und das Gewebe mit mehr Sauerstoff versorgen, damit es sich besser erholen und regenerieren kann.

Anwendungsbereiche: Wo Eigenbluttherapie eingesetzt wird

Bei der Eigenbluttherapie sollen körpereigene Stoffe aus dem Blut verschiedene Selbstheilungsmechanismen stimulieren, um Beschwerden wie Gelenkschmerzen zu lindern. Eingesetzt wird die Eigenblutbehandlung in verschiedenen medizinischen Bereichen – etwa:

  • Orthopädie/Sportmedizin: Z. B. bei Arthrose im frühen bis mittleren Stadium, Sehnenreizungen (Tennis- oder Golferellenbogen, Achillessehne) sowie bei bestimmten Muskelverletzungen eingesetzt.

  • Kieferchirurgie: Zur Unterstützung des Knochenaufbaus eingesetzt, z. B. vor Implantaten.

  • Dermatologie/Haarchirurgie: Bei erblich bedingtem oder kreisrundem Haarausfall sowie ergänzend nach Haartransplantationen eingesetzt.

 

Wie wirksam ist die Eigenbluttherapie?[Wirksamkeit]

Die Eigenbluttherapie basiert auf der natürlichen Funktion der Blutplättchen, die im Körper dafür zuständig sind, Heilungsprozesse in Gang zu setzen. Sie sorgen dafür, dass andere Zellen zum betroffenen Gewebe gelangen und die Regeneration beginnen kann. Genau diesen Effekt macht sich die Eigenbluttherapie zunutze: Das konzentrierte Plasma wird in Bereiche gespritzt, die Heilungsreize benötigen – etwa bei Gelenkproblemen oder Sehnenreizungen. 

Je nach Diagnose soll die Anwendung aber auch Heilungsprozesse beschleunigen. Zum Beispiel bei: 

  • Rissen und Teilrissen von Bändern (z. B. Außenband vom Sprunggelenk)
  • chronische Sehnenentzündungen (z. B. Tennis-Ellenbogen, Achillessehne)
  • Operationen an Sehnen und Bändern (z. B. Kreuzband- und Achillessehnen- oder auch Rotatorenmanschettenverletzungen)
  • Eingriffen am Knorpel
  • Knochenbrüche, die operativ behandelt werden
  • Meniskusoperationen 

Was sagt die Forschung?

Wie gut Eigenbluttherapien wirken können, ist nicht eindeutig nachweisbar. Wissenschaftliche Arbeiten liefern unterschiedliche Ergebnisse, sodass ein direkter Vergleich oft schwierig ist. Das liegt unter anderem daran, dass die Eigenblutinjektion nicht immer nach dem gleichen Verfahren hergestellt wird, die Anzahl der Teilnehmenden in den Studien oft gering sind und die Beobachtungszeiträume kurz bleiben. Für die Anwendungsbereiche lässt sich jedoch Folgendes zusammenfassen:

  • Kniearthrose: Zusammenfassungen mehrerer wissenschaftlicher Arbeiten zeigen, dass Eigenblutinjektionen Schmerzen verringern und die Beweglichkeit verbessern können – teilweise über einen Zeitraum von bis zu einem Jahr.

  • Sehnen- und Muskelverletzungen: Die Ergebnisse sind gemischt. Manche Betroffene berichten von Verbesserungen, insgesamt fehlen jedoch zuverlässige und standardisierte Untersuchungen. 

  • Wundheilung und Geweberegeneration: In der Zahnmedizin wird die Wirksamkeit durch verschiedene Quellen gestützt, etwa zur Unterstützung der Heilung nach Zahnextraktionen, Implantationen oder Knochenaufbau. Wissenschaftliche Belege fehlen jedoch zum Teil.

Hinweis: Die Eigenbluttherapie wird ergänzend zu Standardverfahren eingesetzt. Sie ist kein Ersatz für eine nachweislich wirksame Behandlung. Ob Injektionen mit Eigenblut infrage kommen, sollte daher individuell nach einer ausführlichen ärztlichen Beratung entschieden werden.

Risiken und Nebenwirkungen der Eigenbluttherapie

Die Eigenbluttherapie gilt als gut verträglich, bleibt aber ein invasiver Eingriff, bei dem das Gewebe mit einer feinen Nadel durchstochen wird. Mögliche Nebenwirkungen können daher sein:

  • Schmerzen oder Druck an der Einstichstelle
  • Schwellung, Blutergüsse
  • Schwindel und/oder Übelkeit

Selten kann es auch zu allergischen Reaktionen oder einem allergischen Schock (Anaphylaxie) kommen. Auch Autoimmunreaktionen – wie etwa Gelenkentzündungen, Hautausschläge oder Muskelschmerzen – sind in Einzelfällen möglich.

Eine Therapie ist in der Regel nicht möglich bei:

  • akuten Infektionen (z. B. Grippe, Hautinfektionen)
  • Gerinnungsstörungen (z. B. Hämophilie)
  • bestimmten Autoimmunerkrankungen (z. B. rheumatoide Arthritis, Lupus erythematodes)
  • Schwangerschaft und Stillzeit

In diesen Fällen ist das Risiko für Komplikationen deutlich erhöht, oder die Wirkung der Therapie kann beeinträchtigt sein.

Ablauf der Behandlung im Überblick

  • Zu Beginn findet ein ärztliches Gespräch statt. Dabei wird geprüft, ob eine Eigenbluttherapie geeignet ist.

  • Wenn die Behandlung infrage kommt, wird Blut aus einer Armvene entnommen.

  • Das Blut wird in sterilen Spezialröhrchen entsprechend dem gewählten Verfahren (PRP oder ACP) aufbereitet.

  • So entsteht ein Plasma, das reich an Blutplättchen und Wachstumsfaktoren ist.

  • Dieses Plasma wird gezielt in das betroffene Gewebe injiziert – beispielsweise in Gelenke, Sehnen oder Muskeln.

  • Oft sind 2 bis 4 Sitzungen im Abstand von 1 bis 4 Wochen notwendig.

  • Nach jeder Behandlung sind Schonung und gegebenenfalls Kühlung der betroffenen Region sinnvoll. In der Orthopädie wird häufig ergänzend Physiotherapie empfohlen.

Kosten der Eigenbluttherapie (ACP/PRP)

Die Eigenbluttherapie gehört in der Regel zu den sogenannten IGeL-Leistungen (Individuelle Gesundheitsleistungen) und muss privat bezahlt werden. Plasmatherapien werden bisher nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Eine einzelne Injektion kostet häufig etwa zwischen 100 und 300  Euro. Wie viel die Behandlung am Ende kostet, ist sehr individuell und richtet sich nach:

  • der Anzahl der Sitzungen
  • der zu behandelnden Region
  • der Methode der Aufbereitung des Blutes