Kriebelmücke: Biss, Aussehen und Spätfolgen
Die Kriebelmücke (Simuliidae) ist eine Mücke im Fliegenpelz: Sie sieht aus wie eine harmlose kleine Stubenfliege. Tatsächlich aber ist ihr Biss viel unangenehmer als der Stich einer Stechmücke. Viele Menschen reagieren mit heftigen allergischen Reaktionen darauf. Entzündet sich die Wunde, droht schlimmstenfalls eine Blutvergiftung. Wie Sie sich schützen können, was Sie im Falle eines Bisses tun sollten und wann ärztliche Hilfe ratsam ist, lesen Sie hier.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
FAQ: Häufige Fragen und Antworten zur Kriebelmücke
Die Kriebelmücke ist nur etwa 2 bis 6 Millimeter groß, schwarz und ähnelt einer sehr kleinen Stubenfliege mit einem dicken Hinterteil. Mit einer Stechmücke kann man sie nicht verwechseln.
Die Kriebelmücke beißt, sie sticht nicht wie Stechmücken. Dabei ritzt sie die Haut mit scharfen Mundwerkzeugen auf, um das Blut aufzusaugen.
Der Biss einer Kriebelmücke zeigt sich meist als stark juckende, gerötete Schwellung mit einem kleinen Blutpunkt in der Mitte. Er kann schmerzhaft sein und sich entzünden.
In seltenen Fällen kann der Biss eine Infektion, allergische Reaktionen, Kreislaufprobleme oder eine schmerzhafte Lymphknotenschwellung auslösen. Auch hartnäckige Schwellungen oder Narben sind möglich.
Kriebelmücke: Vorkommen und Aussehen
Etwa von April bis September sind die rund 50 Kriebelmückenarten in Deutschland tagsüber aktiv. Die Insekten sind weltweit verbreitet und auch in Deutschland fast überall anzutreffen.
Vor allem halten sie sich an Flüssen und feuchten Wiesen auf. Besonders häufig befallen sie Weidetiere, aber auch Menschen bleiben nicht verschont. Anders als Stechmücken halten sich Kriebelmücken von Wohnungen allerdings eher fern.
Kriebelmücken nutzen Bäche und Flüsse zur Eiablage
Während Stechmücken für die Eiablage Seen, Pfützen und Teiche bevorzugen, benötigt die Kriebelmücke ruhig fließendes Wasser von guter Qualität, zum Beispiel in Bächen oder Seitenarmen von Flüssen.
Kriebelmücken sind 2–6 Millimeter klein, kompakt gebaut und ähneln auf den ersten Blick Fliegen. Sie haben kurze Fühler, breite Flügel und einen buckligen Rücken.
Kriebelmücke: So lässt sich ihr Biss erkennen
Anders als eine Stechmücke sticht die Kriebelmücke nicht, sondern sie raspelt mit ihren groben Mundwerkzeugen eine Wunde in die Haut, und zwar bevorzugt an dünnhäutigen Stellen. Das austretende Blut saugt sie anschließend auf. Im Gegensatz zum Stich der Stechmücke erkennt man an der Bissstelle der Kriebelmücke Blut. "Das sieht aus wie eine kleine Schürfwunde", weiß Prof. Dr. Sven Klimpel, Parasitologe, Infektionsbiologe und Professor an der Goethe-Universität Frankfurt am Main.
Biss bleibt häufig zunächst unbemerkt
Die Insekten geben eine große Menge Speichel in die entstehende Wunde, damit das Blut nicht so schnell gerinnt und sie die entstehende Lache in Ruhe aufsaugen können. Der Biss selbst bleibt fast immer unbemerkt. "Die meisten Menschen merken es erst, wenn es zu allergischen Reaktionen kommt, die sehr heftig sein können", sagt Klimpel.
Wie bei den Stechmücken auch saugen bei den Kriebelmücken nur die Weibchen Blut, da sie das darin enthaltene Eiweiß benötigen, um Eier zu produzieren. Die Männchen ernähren sich von Blütennektar und sind völlig harmlos.
Kriebelmücke: Hat ihr Biss Spätfolgen?
Der Speichel der Kriebelmücken enthält toxische Substanzen, die häufig heftige allergische Reaktionen hervorrufen: Der Körper schüttet große Mengen an Histamin aus, die Stelle
- beginnt heftig zu schmerzen,
- zu jucken,
- wird rot,
- heiß und schwillt an.
Mitunter kann die ganze betroffene Körperpartie anschwellen und es können sich Wassereinlagerungen bilden. Auch mit Eiter gefüllte Bläschen treten mitunter auf. Die Schwellungen können sehr stark sein.
Infektionsbiologe Sven Klimpel reagiert selbst allergisch auf den Biss der Kriebelmücke. "Wenn ich gebissen werde, habe ich anschließend einen großen, roten Fleck an der Stelle, der heiß wird und sich schnell entzündet“, berichtet er. "Nachdem ich in die Kniekehle gebissen wurde, wurde das ganze Knie rot und dick."
Simuliose: Kreislaufprobleme möglich
Bei wiederholten Bissen kann es in seltenen Fällen zur sogenannten Simuliose kommen. Dabei treten neben den Hautirritationen auch Kreislaufprobleme auf.
Da eine stark juckende Wunde entsteht, ist die Gefahr zudem groß, dass sich die gebissene Person kratzt und dabei Bakterien von der Haut oder den Fingernägeln einbringt. Auch die Kriebelmücke selbst kann an ihren Mundwerkzeugen Bakterien haben und die Wunde auf diese Weise infizieren. Die Wunde entzündet sich und im schlimmsten, aber seltenen Fall, kann es zu einer Blutvergiftung kommen.
Kriebelmücke: Biss richtig behandeln
Ganz wichtig nach dem Biss: nicht kratzen! Denn dabei können Bakterien von der Haut oder den Fingernägeln in die Wunde gelangen und diese kann sich entzünden.
Hilfreich kann es sein, die betroffene Hautstelle:
- zu desinfizieren
- zu kühlen
- ggf. kortisonhaltige oder antiallergische Salbe aufzutragen
Welche Krankheiten übertragen Kriebelmücken?
In tropischen Regionen spielen Kriebelmücken eine wichtige Rolle bei der Verbreitung von Fadenwürmern, die die Flussblindheit (Onchozerkose) verursachen können. In Deutschland übertragen sie vermutlich nur sehr selten Krankheiten. "In unseren Bereichen ist noch nicht bekannt, welche Krankheiten Kriebelmücken gegebenenfalls übertragen", sagt Parasitologe Klimpel. "Wir arbeiten daran, das herauszufinden."
Wann ärztliche Hilfe mit einem Kriebelmückenbiss?
Ist der Biss nach ein bis zwei Tagen noch rot und geschwollen, sollte ärztlicher Rat eingeholt werden, um auszuschließen, dass sich die Wunde entzündet hat. Auch mit Kreislaufproblemen ist schnelle ärztliche Hilfe wichtig.
Schutz vor Kriebelmücken
Mückenabwehrende Mittel helfen auch gegen Kriebelmücken. "Wichtig ist nur, dass man sie regelmäßig aufträgt", sagt Sven Klimpel. "Wenn auf dem Mittel steht, dass es bis zu sechs Stunden wirkt, dann kann man sich darauf nicht unbedingt verlassen. Ich würde es alle zwei bis vier Stunden auftragen." Lange Kleidung kann die Tiere ebenfalls abhalten. Wer heftig auf Kriebelmückenbisse reagiert, sollte zudem Flüsse und feuchte Wiesen im Sommer meiden.
Ein kleiner Trost: Wo Kriebelmücken sind, ist die Wasserwelt in Ordnung, denn die Tiere brauchen eine gute Wasserqualität. Und sorgen gleichzeitig dafür, dass diese erhalten bleibt, denn die Larven filtrieren ihre Nahrung (totes organisches Material und Kleinstorganismen) aus dem Wasser. Außerdem sind sie ein wichtiger Teil der Nahrungskette.