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Depressive Phasen während Psychotherapie und AD- Einnahme

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  • Depressive Phasen während Psychotherapie und AD- Einnahme

    Hallo,

    ich bin jetzt seit etwas mehr als einem halben Jahr in Psychotherapie, weil ich mich oft kraftlos, freudlos und apathisch fühlte. Habe auf den Rat meiner Ärtzin auch angefangen Mirtazapin zu nehmen (das war Ende April 2016) und versuche es gerade wieder abzusetzen.
    Ich fühle mich auch bereit es abzusetzen (zuerst 30mg, inzwischen 15mg), nur gibt es Momente in denen ich die Therapie und die Medikamenteneinnahme bezweifel. Das sind genau solche Momente, in denen ich mich wie vor Therapiebeginn fühle.
    Auch wenn ich mit meinem Therapeuten zufrieden bin, würde ich doch gerade für diese depressiven Momente einen handfesten Plan haben. Mein Therapeut sagte, dass man in erster Linie lernen sollte solchen Momenten vorzubeugen. Und das stellt mich nicht immer zufrieden, weil diese Tiefphasen extrem kraftraubend sind.
    Die depressiven Momente sind oftmals eine Folge von Stress (Stress im Studium, Streit mit mir nahestehenden Personen).
    Sie sehen folgendermaßen aus: Ich ziehe mich in einen Raum zurück und setze mich hin. Während der ganzen depressiven Momente stehe ich nicht auf und finde auch schnell nicht mehr die Kraft aufzustehen mich zu bewegen. Ich harre aus und werde grauenhaft apathisch, manchmal bis zu fünf Stunden. Irgendwann höre ich auch auf zu sprechen. Auch, wenn manchmal auf rationaler Seite alles geklärt ist, bleibt trotzdem ein so hemmendes, todtrauriges, lähmendes Gefühl. Meine Gedanken kreisen in solchen Momenten oft. Ich bin dann wütend weil ich in diese Apathie verfalle und traurig darüber, dass ich mir selbst im Weg stehe. Meine Wut fixiert sich auch auf das Mirtazapin. Ich denke darüber das Medikament einfach nicht mehr zu nehmen und bilde mir ein, dass es ohne besser wäre. Natürlich begreife ich immer rational, dass die Medikamenteneinnahme und ein langsames Absetzen richtig ist, aber in den Tiefphasen bin ich richtig überemotional. Ich beziehe alles negative auf mich und sehe mich selbst als unfähig und als Urpsrung aller Probleme.
    Seit dem ich mit dem Absetzen des Mirtazapins begonnen habe, kommen Übelkeit und stechende Kopfschmerzen in Stressmomenten dazu.

    Vielleicht hat hier ja jemand Erfahrungen mit der ein oder anderen Problematik, wie das Absetzen von Mirtazapin oder der Umgang mit solchen Tiefphasen. Ich würde mich sehr über Ratschläge oder Erfahrungsberichte freuen.

    Lg
    Lune


  • Re: Depressive Phasen während Psychotherapie und AD- Einnahme

    "(zuerst 30mg, inzwischen 15mg)"

    Auch wenn Sie das Mirtazapin inzwischen "hassen", ist das langsame Absetzen unbedingt nötig.
    Wichtig ist ein sogenanntes Ausschleichen und dass Sie es abends nehmen.

    Frage: Das apathische Verharren - allein in einem Raum -, ist das steuerbar? D.h. können Sie Ihre Körpermotorik beeinflussen, in dem Sie z.B. die Lage verändern?

    Können Sie reagieren, wenn jemand ins Zimmer kommt und Sie anspricht?

    Und noch eine Frage: Wie rasch tritt so ein Zustand ein? Ganz plötzlich?

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    • Re: Depressive Phasen während Psychotherapie und AD- Einnahme

      Hallo Dr. Riecke,

      "Frage: Das apathische Verharren - allein in einem Raum -, ist das steuerbar? D.h. können Sie Ihre Körpermotorik beeinflussen, in dem Sie z.B. die Lage verändern?"
      --> Anfangs ja, doch je länger dieser Zustand andauert desto schwerer und unmöglicher erscheint es mir mich aus eigener Kraft heraus zu bewegen. Ich entscheide mich bei Einsetzen der Apathie bewusst dafür mich hinzusetzen und allein zu sein, weil es in dem Moment das angenehmste darstellt. Doch je länger ich dort sitze, desto weniger entscheide ich mich bewusst dafür sitzen zu bleiben. Es ist eher so, dass ich meinen Zustand nicht ändere, weil ich keine Alternative sehe, nicht sehe dass ich kräftig genug bin aufzustehen und es vielleicht auch als der geringste Übel sehe sitzen zu bleiben. Auch aus Angst, dass es mir vielleicht schlechter gehen könnte wenn ich aus der Apathie "ausbreche".
      Zu Beginn kann ich mich bewegen aber diese Fähigkeit verliere ich nach und nach.

      "Können Sie reagieren, wenn jemand ins Zimmer kommt und Sie anspricht?"
      --> Je nachdem wie lange ich mich schon innerlich abschotte. Anfangs spreche ich noch leise, dann wird es zum Nicken und zum Ende ein Blick oder keine Reaktion. Oft formuliere ich dann Antworten auf die Fragen in meinen Gedanken aber kann nicht die Kraft aufbringen meine Lippen zu bewegen.
      Auch hier ist es mir zum Schluss nicht mehr möglich zu sprechen.

      "Und noch eine Frage: Wie rasch tritt so ein Zustand ein? Ganz plötzlich?"
      --> Ich schätze von dem Moment wo ich mich hinsetze bis zum Schweigen dauert es circa eine Stunde.
      Mein Partner sagt, dass ich diesen Zustand deutlich schneller erreiche. Da es sich meist um 10-15min handelt.

      lg
      Lune

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      • Re: Depressive Phasen während Psychotherapie und AD- Einnahme

        Versuchst du denn in der Therapie Strategien zu entwickeln, um diesen Zustand erst gar nicht aufkommen zu lassen?
        Also zeitiges gegensteuern, nicht in den anderen Raum gehen sondern vor die Tür, solche Dinge?
        Du wünschst dir einen Plan vom Therapeuten für solche Momente, gemeinsam erarbeitete und für dich versuchenswerte Strategien für solche Situationen, wären ein Plan.

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        • Re: Depressive Phasen während Psychotherapie und AD- Einnahme

          Solche Strategien habe ich bisher noch nicht gelernt und fühle mich deshalb immer wieder komplett zurückgeworfen.
          Ich gebe zu, dass ich mich auch nicht so recht traue solche Strategien vehemmt einzufordern, da ich mir denke der Therapeut wisse schon wie er mir am besten helfen könne.
          Auf das bisher einmalige Ansprechen, dass ich mich über solche Strategien freuen würde, bekam ich die Antwort, dass es das Ziel sein sollte diese Tiefphasen zu vermeiden und gar nicht es soweit kommen zu lassen.
          Vielleicht muss ich da auch etwas bestimmter auftreten.

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          • Re: Depressive Phasen während Psychotherapie und AD- Einnahme

            Du könntest bei der Vermeidung anknüpfen, so muss es dir nicht peinlich sein, du denkst seinen Ansatz nur weiter.
            Frag ihn wie du das vermeiden könntest, denn da kommen die Strategien ins Spiel nach denen du dann gezielt fragen kannst: Welche Strategien kann ich zur Vermeidung einsetzen?"

            Manchmal ist es etwas schleppend mit Therapeuten, es gibt welche die auf deine Initiative warten, durchaus auch darauf das du etwas einforderst.
            Es kommt auch immer darauf an wie du auf den Therapeuten wirkst, auch wenn er noch so gut in seinem Job ist, so kann er nur mit dem arbeiten was bei ihm ankommt.
            So neigen viele Depressive dazu die Situation weniger dramatisch zu schildern als sie wirklich ist, sofern sie dazu in der Lage sind, oder sie tragen eine Maske durch sie nicht so belastet wirken und wehren den tieferen Blick auf ihren wirklichen Zustand routinemäßig ab.
            Das kann auch ein Therapeut nicht zwangsläufig durchschauen, er ist immer auf deine Fragen, deine Einforderungen und deine Offenheit angewiesen.

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            • Re: Depressive Phasen während Psychotherapie und AD- Einnahme

              Hallo Lune,

              ich kann Dein Problem ansatzweise nachvollziehen, weil es mir in meinen akuten Phasen auch extrem schwerfiel, aus dem Bett aufzustehen oder irgendetwas in Angriff zu nehmen.

              Mir hat irgendwann folgender Beitrag im Blog von Benno Blues geholfen, diese Lethargie größtenteils abzuschütteln:

              Ohnmacht und Depression

              Es geht darin um die bewußte Erkenntnis, daß wir auch in der Depression zu keinem Zeitpunkt ohnmächtig sind. Es ist "nur" unsere innere, negative Stimme, die uns mit der Zeit der Untätigkeit immer mehr einflüstert, wir könnten uns nicht mehr bewegen, das sei alles zu anstrengend, und überhaupt sei es besser bzw. eben das kleinere Übel, im Bett liegen- oder auf dem Sofa sitzenzubleiben.

              Im Zusammenhang mit anderen Büchern und Texten, die ich bis dahin gelesen habe, ist mir dann endgültig bewußt geworden, daß ich NICHT diese innere, negative Stimme bin. Sie ist zwar ein Teil von mir, aber sie ist nicht ich. Ich habe trotzdem jederzeit die volle Entscheidungsgewalt über mich und das, was ich tue oder nicht tue.
              Seitdem geht es besser. Klar habe ich meine Tiefpunkte, und ich mache gerade am Wochenende auch gern 1-2 Stunden Nachmittagsschläfchen, um mich zu zurückzuziehen und den Kopf ein bißchen freizubekommen. Aber nach längstens zwei Stunden stehe ich dann auch ganz bewußt und willentlich wieder auf, koche mir einen Milchkaffee und genieße den ganz bewußt, bevor ich dann ganz langsam und in Ruhe wieder etwas unternehme.

              Vielleicht wäre da etwas ähnliches für Dich hilfreich, wenn Du so nen Tiefpunkt auf Dich zukommen siehst:

              1. Beschließe ganz bewußt und fest mit Dir selbst, Dich nur für eine bestimmte Zeit zurückzuziehen - sagen wir 1 Stunde. Überlege Dir vorher, auf welche BELOHNUNG Du Dich nach dieser Zeit am ehesten freuen würdest: Ein Kaffee, ein Tee, ein Smoothie, ein Stück Kuchen, ein kurzer Spaziergang zur Eisdiele, oder was auch immer. Und nimm Dir auch die Einlösung dieser Belohnung ganz fest vor.

              2. Stelle Dir einen Wecker.

              3. Zieh Dich zurück.

              4. Wenn der Wecker klingelt, erinnere Dich an Deinen Beschluß und halte auch daran fest. Snooze ist 1-2x erlaubt, beim dritten Klingeln ist auf jeden Fall Schluß.

              5. BELOHNE Dich so, wie Du es Dir vorher versprochen hast. Ganz in Ruhe und ohne Eile.


              Wenn Du etwas in der Art ein paar Mal erfolgreich durchgezogen hast, wirst Du erkennen, wieviel Macht Du sehr wohl doch noch über Dich und Dein Handeln hast und daß das Verhalten vorher lediglich eine Blockade aufgrund der inneren negativen Stimme gewesen ist.

              Im weiteren Verlauf könntest Du Deinem Rückzug eventuell etwas von seinem depressiven Charakter nehmen, indem Du leise meditative Musik oder Klänge mitnimmst. Das wird den Tiefpunkt mit der Zeit massiv abmildern und verleiht dem Ganzen auf Dauer eher etwas positiv-meditatives.
              Ich mache das genauso - ich habe auf meinem Smartphone schon seit geraumer Zeit ein paar Apps mit entspannenden und meditativen Klängen, oder ich höre ein Hörbuch mit positiven Affirmationen. Dadurch erhält mein Rückzug eine deutlich positivere Färbung als wenn ich mich einfach nur unter meiner Bettdecke verkriechen würde. Im Gegenteil nutze ich die erste Viertel- bis halbe Stunde in der Tat nun eher zum bewußten Entspannen und Runterkommen, damit ich danach dann auch wirklich noch ne Stunde gut schlafen und mich erholen kann.


              Hoffe, der Ratschlag hilft Dir ein bißchen und Du probierst ihn mal aus.

              Merke Dir als Essenz folgendes: Dein Wille ist deutlich(!) stärker als Du im Augenblick glauben magst!

              Wir sind niemals ohnmächtig, ganz egal, wer oder was uns das auch immer einflüstern mag. Niemals!

              LG und gute Besserung
              Alex

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              • Re: Depressive Phasen während Psychotherapie und AD- Einnahme

                Vielen Dank dafür, dass du diesen Beitrag eingefügt hast.
                Ich werde ihn definitiv mal probieren und auch versuchen es "durchzuhalten".

                lg
                Lune

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                • Re: Depressive Phasen während Psychotherapie und AD- Einnahme

                  "Vielleicht muss ich da auch etwas bestimmter auftreten."

                  Völlig richtig! Ihr Therapeut braucht unbedingt die Information, wie belastend Sie diesen Zustand empfinden und Ihr Umfeld gleichermaßen.

                  Das unterstreicht dann seine Pflicht, Ihnen Strategien in die Hand zu geben, diese Zustände zu vermeiden.

                  Waren Sie überhaupt bei einem Psychiater?
                  Ihr Bericht klingt nicht so...

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                  • Re: Depressive Phasen während Psychotherapie und AD- Einnahme

                    Ja, ich bin seit etwas mehr als einem halben Jahr in Therapie.
                    Ich werde versuchen beim nächsten Termin eindeutiger zu schildern was ich mir von dem Therapeuten wünsche.

                    Lg
                    Lune

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                    • Re: Depressive Phasen während Psychotherapie und AD- Einnahme

                      Du kannst es auch aufschreiben, Psychotherapeuten mögen es wenn man das was nicht formuliert werden kann aufschreibt und ihnen zu lesen gibt.
                      Auch weil du beim Schreiben mehr Ruhe hast, es den Kern trifft.

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                      • Re: Depressive Phasen während Psychotherapie und AD- Einnahme

                        Vielen Dank für die Tipps. Ich habe nächste Woche meinen nächsten Termin und mir fest vorgenommen meinen Therapeuten darauf anzusprechen. Ich schreibe auf jedenfall einen Brief und werde je nach Befinden vor Ort entscheiden ob ich den Brief gebe oder es selbst anspreche.
                        Zum Glück sind in den letzten Wochen die Tiefphasen nicht so häufig und nicht so intensiv gewesen.
                        Ich konnte den Tipp von Alex (der kopierte Beitrag) noch nicht vollständig umsetzen aber zumindest teilweise.

                        lg
                        Lune

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                        • Re: Depressive Phasen während Psychotherapie und AD- Einnahme

                          Das hört sich insgesamt ganz gut an.;-)
                          Wichtig ist, das du deinen Fokus vor allem auf die positiven Dinge konzentrierst, dich nicht lange mit dem aufhältst was nicht so läuft und gerade nicht zu ändern ist.

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