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Hochzeitstag

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  • Re: Hochzeitstag


    Ich habe am Jahresende einfach Bilanz gezogen und bin zu dem Ergebnis gekommen, dass das Negative überwiegt.
    Ganz am Anfang deiner Geschichte hast du erzählt, wie schön die Weihnachtsfeier war .

    Es kann sein, dass wir uns an alles anpassen, bis wir etwas anderes erleben und ab da fällt erst auf, auf was wir verzichtet haben.

    Deine Frau weiß ja auch nicht mehr, wie Freizeit schmeckt, Urlaub, Losgelöstheit und ruhige besinnliche Herzlichkeit. Ihr Egotrip macht sie blind für alles andere.

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    • Re: Hochzeitstag

      Heute ist es soweit. Ich habe die letzte Nacht auf dem Gästesofa im Keller verbracht, so wie die meisten der letzten 20 Nächte.

      Die Kinder haben gestern Abend gemeinsam einen Film angesehen, M. ist sehr früh ins Bett gegangen. Ich war mit einem Freund auf ein Bier in der Kneipe.

      Ihre ersten Worte heute früh: "Was mir nicht fehlen wird, das ist das Chaos im Wohnzimmer, die zerknüllten Decken, die leere Chipstüte!" Ich habe versucht, sie in den Arm zu nehmen, sie zu fragen, ob das wirklich das ist, was sie gerade umtreibt. Sie hat aber ihre drei extradick gepackten Taschen für die Arbeit geschnappt ("Schau her, wie schwer ich es habe!"), ist raus ins Auto und weggefahren.

      Die Decken und die Chipstüten bleiben. Unsere Kinder werden sich nicht von heute auf morgen ändern, wenn ich nicht mehr unter dem selben Dach schlafe.

      Jetzt sitze ich in meinem WG-Zimmer. Dieses Zimmer ist der totale Glücksfall für mich: zu Fuß sind es keine 300 Meter zu unserem Haus. Die Kinder können mit ihren Hausaufgaben-Problemen zu mir kommen. Ich kann mich weiter um die Finanzen kümmern, ohne dafür anreisen zu müssen.
      Die beiden anderen Bewohner sind ein Ingenieur, der das ganze Jahr in der Welt rumreist. Seine Familie lebt in NRW, sein Arbeitgeber hat seinen Hauptsitz hier in meiner Stadt. Er ist also selten da. Die Dritte im Bunde ist Dozentin an der Uni. Sie kommt wenig aus ihren beiden Zimmern raus. Muss sie auch nicht - sie hat ein eigenes Bad. Ich verstehe ihren Lebensentwurf nicht. Aber ihr Wohn-Entwurf passt zu meinen Bedürfnissen.

      Ich bewohne eineinhalb Zimmer. Ein Schrank und ein Schreibtisch sind da, ein großer Lattenrost für meine Matratze. Heute Nachmittag wird ein Sofa geliefert. Die Frage, ob ich mir einen Fernseher kaufen soll, hatte ich eigentlich schon für mich verneint. Dann kamen mir aber zwei Gedanken: Meine Augen werden schlechter, und das tagelange Starren auf Computerbildschirm oder Handy in 40 bis 70 Zentimeter Entfernung haben sicher ihren Anteil dran. Ein Fernseher an der gegenüberliegenden Wand ist Erholung für meine Augan.
      Der zweite Gedanke: Wenn ich mir in meinem eigenen Haus einen Porno anschauen wollte, dann musste ich das unter dem Dach tun, im Keller oder auf dem Klo. Jetzt kann ich das in meinem Wohnzimmer tun. UHD-Filme in UHD-Qualität. Bäm! Nicht, dass ich vorhätte, das dauernd zu machen, aber dass ich kann, wenn ich will, das zelebriere ich.

      Die Wohnküche ist gut ausgestattett. Der Lohn der Putzkraft wurde schon immer durch drei geteilt. Das bleibt so - obwohl ich der einzige sein werde, der hier aufkocht. Es ist genug Platz, um ein paar Freunde einzuladen. Ich wüsste gerade nicht, was ich mir anders wünschen sollte.

      Es ist trotzdem schrecklich. Ich hatte gehofft, dass mein Entschluss M. aufrüttelt. Dass er irgendwas in Gang setzt. Bis jetzt ist das nicht zu erkennen. Mache ich es ihr zu leicht? Sie wird keine Geldprobleme haben. Sie muss sich um nichts kümmern, worum sie sich noch nie kümmern wollte und musste. Ich bin ja da, wenn was zu reparieren ist, zu überweisen, wenn die Steuererklärung ansteht. Dafür ist die schlimme Forderung, die hinter meiner Anwesenheit steht, jetzt weg: Gib mir Aufmerksamkeit. Gib mir Nähe. Sei meine Partnerin, meine Ehefrau. Damit braucht sie sich nicht mehr rumzuärgern.

      Natürlich wird es nicht so bleiben. Ich bin ein kommunikativer Mensch, und ich werde die Frau finden, die meine sein will. Was das dann bedeutet, darüber mache ich mir Gedanken, wenn es so weit ist.

      Klingt es vernünftig, was ich tue? Ist die Hoffnung, dass ich bei ihr was in Gang setze, von Anfang an naiv und albern gewesen? Muss ich die Brücken abbrechen und versuchen, die Kinder auf meine Seite zu ziehen (im Moment scheint es mir so, als seien sie da schon).

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      • Re: Hochzeitstag

        und versuchen, die Kinder auf meine Seite zu ziehen (im Moment scheint es mir so, als seien sie da schon).
        Egal wie man sich neu orientiert, man sollte nicht an den Kindern ziehen, das mag den Erwachsenen was geben, die Kinder nehmen aber auf jeden Fall Schaden.

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        • Re: Hochzeitstag



          Klingt es vernünftig, was ich tue? Ist die Hoffnung, dass ich bei ihr was in Gang setze, von Anfang an naiv und albern gewesen? Muss ich die Brücken abbrechen und versuchen, die Kinder auf meine Seite zu ziehen (im Moment scheint es mir so, als seien sie da schon).
          Hi Curtis

          Verbring mal eine Weile ohne diese "Werte" und koste, rieche, schmecke mal, wie es ist, wenn du das alles mal nicht mehr hast.

          Wie lange ist es her, dass du frech, witzig, locker drauf warst? Das kennt auch deine Frau nicht mehr und daher denke ich, es IST vernünftig, da mal auszusteigen und nicht mehr mitzumachen bei diesem verkehrtem Leben.

          Wäre mein Lebenspartner neben mir, mit mir unfroh, dann wär das, wie wenn ihm ekelt vor mir und ich dräng mich trotzdem weiter auf. Ihm zuliebe käme nur in Frage zu gehen, statt weiter ein Würgen in ihm hervorzurufen bei meinem Anblick.

          Es gibt Menschen, die großen Appetit hätten, wenn sie dich sehen, wenn du dich mit ihnen abgibst und neben denen bist. Das wär mal dran, damit du dich wieder happy fühlst, oder nicht?

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          • Re: Hochzeitstag

            Hi Curtis,
            wie geht es dir jetzt in der neuen Wohnsituation? Das ist ja einerseits sicher ein richtiges Abenteuer (auch das Zusammenleben mit völlig anderen/fremden Menschen), andererseits sicher auch seltsam, wenn so manche Familienrituale und liebe (Alltags-)Gewohnheiten nun eben wegfallen. Aber fühlt es sich nach Freiheit an oder nach Einsamkeit? (Ich wünsche dir natürlich ersteres!) Erzähl mal, wenn du magst!
            Herzliche Grüße
            Venus

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            • Re: Hochzeitstag

              Es ändert sich gerade alles um mich rum. Nicht in Bezug auf meine Frau. Die steckt in ihrer Arbeit drin und in den anderen Dingen, von denen sie sich stressen lässt.

              Meine Kinder waren fast jeden Tag mal kurz bei mir. Mein Sohn (der an der Schwelle der Pubertät steht und eigentlich den ganzen Tag mit Coolsein beschäftigt ist) kuschelt sich bei mir mit auf's Sofa und wir schauen Lucky Luke zusammen an. Meiner Tochter helfe ich bei Mathe, Physik, Chemie, Informatik und so weiter. Mit den beiden ist bis jetzt alles gut.

              Meine Arbeit steht vor einem sehr großen Umbruch. Als ich vor zwölf Jahren Leiter meiner Abteilung wurde, bestand die aus 36 Leuten. Heute sind es noch 20. Die Digitalisierung fordert ihren Zoll. Mir macht die Arbeit aber sehr viel Spaß, und ich bin durchaus stolz auf meine Leute und mich, dass wir heute viele Dinge besser hinkriegen als vor 12 Jahren, weil wir ausgemistet, optimiert und konzentriert haben.

              Dieses Jahr haben wir eine weitere Reduktion um drei Stellen geplant: Zwei Mitarbeiter wechseln in andere Abteilungen, einer geht vorzeitig in den Ruhestand. Vorletzte Woche haben mir die Eigentümer aber mitgeteilt, dass ein Bereich unseres Unternehmens verkauft wird, der genau die Hälfte meiner Abteilung betrifft. Wir werden nicht auf 17 Mitarbeiter reduzieren, sondern auf neun. Acht Kollegen werden gekündigt. Ich muss die Kündigungsgespräche führen, Anhörungsbögen für den Betriebsrat schreiben, Argumentationen für's Arbeitsgericht.

              Ich halte das alles aus. Die Kollegen, die gekündigt werden, haben sehr gute Chancen, noch während der Freistellung in der Kündigungsfrist gute neue Jobs zu finden. Hinterher werde ich aber nicht mehr Chef der Abteilung sein. Sie ist dann zu klein für einen Leiter meiner Gehaltsklasse. Mir wäre eine Herabstufung eigentlich egal, aber unser Eigentümer ist vom alten Schlag. Auch im unteren Management kann er es nicht leiden, wenn die Leute keinen Biss und keinen Aufstiegswillen zeigen. Ich habe keine Ahnung, was das genau für mich bedeuten wird, aber ich kann mir nicht vorstellen in eine andere Abteilung zu wechseln.

              Eine große Stütze bei dieser Arbeit ist meine Assistentin F. Sie ist seit fast 16 Jahren in der Firma und hatte in meiner damaligen Abteilung als Auszubildende angefangen. Ich war wohl so der dritte Mensch, mit dem sie hier zu tun hatte, und wir hatten von der ersten Sekunde an einen sehr sehr guten Draht zueinander - ich fand es ganz gut, dass ich damals nicht ihr Chef war. Wir haben uns angefreundet. Sie macht in der Zwischenzeit nicht nur Assistenz-Aufgaben, sondern ist auch Projektmanagerin, seit zwölf Jahren in meiner Abteilung. Sie hat in der Zeit drei Kinder bekommen und ein Haus gebaut, arbeitet jetzt in 75 Prozent Teilzeit für mich. Sie ist warmherzig und gleichzeitig unter Stress total cool und überlegt. Sie kommt mit allen Kollegen in der Firma gut zurecht, außer mit Leuten, die sie als karrieregeile Schnösel bezeichnet. Mit dieser Einstufung ist sie extrem treffsicher: Sie erkennt das meistens ein halbes Jahr vor mir. Sogar das lesbische Pärchen, das bei uns arbeitet, und das mit der halben Firma verkracht ist, findet F. toll. F. gehört zu den Frauen, die außer Deo, guter Seife, Shampoo und einer Bodylotion mit Ingwernote keinerlei Kosmetika besitzen oder verwenden. Sie gibt überhaupt kein Geld für neue Klamotten aus, sondern deckt sich ausschließlich in Second-Hand-Shops ein. Die meisten Kollegen aus anderen Abteilungen würden sie als Ökotusse einstufen. Mir sind solche Kategorien egal. Was für mich zählt, ist die Art, wie sie ihre Nase kraus zieht, wenn sie verschmitzt lacht. Dass sie es hundertprozentig bemerkt, wenn ich etwas auf dem Herzen habe. Dass sie wie ein alter Freund vorschlägt, zusammen einen Schnaps zu trinken und sich meine Geschichte anzuhören. Oder beim Schnaps gemeinsam zu schweigen.
              Für mich zählt nicht, dass die meisten Kolleginnen, die sie nicht kennen, sie für ein hässliches Entlein halten. Für mich zählt, wie sie sich bewegt, wie sie morgens ihre rotblonde Mähne aus der Mütze schüttelt. Dass ich an fast jeder ihrer Bewegungen sehen kann, dass sie eine ausgebildete Tänzerin ist. Wie sie riecht, wenn sie mich in den Arm nimmt. In den letzten zwei Wochen hat sie das oft getan.

              F. hat mich gebeten, ihr frühzeitig zu sagen, wenn ich einen Plan entwickle und das Unternehmen verlasse. "Damit du nicht allein zurückbleibst, oder? Du willst dir rechtzeitig auch was anderes suchen."
              "Nein, damit ich mit dir herausfinden kann ob ich mit dir gehen kann."
              "Vielleicht mache ich was ganz anderes. Vielleicht werde ich Hippie in Portugal oder gleich in Indien und häng nur noch nackt am Strand rum."
              "Das wär' perfekt. Nimm mich mit!"

              Das klingt jetzt theatralisch. Und ich muss mir das selber erst richtig eingestehen. Ich liebe diese Frau seit 16 Jahren, und am Freitag hat sie mich zum erstenmal geküsst.

              Dabei habe ich ihr nichts vom Auszug erzählt, nichts von den Problemen, die ich mit meiner Frau habe. Wir haben auch nicht darüber gesprochen, was an ihrem Leben falsch sein könnte.

              Wenn ich hier sitze, das aufschreibe, und darüber nachdenke, was ich an F. mag, und was an ihr alles anders ist als an meiner Frau, dann schüttelt es mich und die Tränen schießen mir in die Augen. Ich weiß, dass mein Urteilsvermögen durch die Trennung getrübt ist. Aber gleichzeitig weiß ich schon immer, wie wunderbar ich F. finde. Ich muss die ganze Zeit daran denken, dass sie irgendwann gesagt hat "Mein Mann hat mir noch nie Blumen geschenkt. Für's Blumenschenken fehlen dem irgendwelche Enzyme." Das kann doch nicht sein, dass das so gut zusammenpasst.

              Nein, es passt auch nicht gut zusammen. Wir werden sicher kein buntes Fünfkinder-Patchwork werden. Weil meine Frau da nicht reinpasst.

              Morgen früh geht es weiter. Drückt mir die Daumen!

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              • Re: Hochzeitstag

                Eine schöne Geschichte, danke.

                Man hat beim Lesen fast das Gefühl, eine kurze Zeit mit in der Firma zu sein.

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                • Re: Hochzeitstag

                  Hi Curtis,
                  "läuft bei dir"... es entwickelt sich was, das Leben geht weiter, und diese Liebesgeschichte hat Potenzial! Veränderungen im Leben können Abenteuer sein, an denen wir wachsen und aus denen wir lernen. Ich wünsch dir weiterhin alles Gute - sieht so aus, als würde das ohnehin geschehen!
                  Ja, eine schöne Geschichte. (Besonders faszininierend finde ich, wie genau du F.s Duft schon analysiert hast ;o))
                  LG, Venus

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                  • Re: Hochzeitstag

                    Ich finde faszinierend, wie uns das Leben hilft. Wie wenn es drauf warten würde, dass wir endlich bereit sind .

                    Monatsletzter, Monatserster- kaum losgelassen vom Leid, schon taucht sie auf, die gute Freud.

                    Wie im Märchen klingt das Curtis. Bei deiner langjährigen Kollegin wird vielleicht jetzt erst der Zeitpunkt gekommen sein, sich lösen zu können von ihrem Mann und wie du siehst, du hast auch irgendwie gefühlt, jetzt mag ich nicht mehr, jetzt warte ich nicht mehr. Ist das nicht ein toller Zufall??
                    Auf einmal hat man das Brett weg vorm Aug.

                    Als ob das Schicksal sagen würde, so, jetzt, jetzt gehts. Die Kinder sind draußen aus dem Gröbsten, die Liebe kann kommen, die neue.

                    Ich kann mich nur freuen, es ist, als ob ich selbst spüre, wie du jetzt aufgehst und nach langer Frist endlich wieder volle Sonne spürst. Du hast diesen Thread hier so poetisch begonnen und nun sieh selbst. Reine Poesie war dein letzter Beitrag.

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                    • Re: Hochzeitstag

                      Was fürchtest du? Ihr habt genug Kennenlernen gehabt, genügend ausgiebiges Zusammenwachsen, auch genug Erfahrungen, um das jetzt schätzen zu können, was sich da auftut. Ihr braucht doch nichts planen. Wie du siehst, ergibt doch eins das andere.

                      Hoffentlich lesen genügend Zweifler deinen Beitrag und sehen, es lohnt sich, loszulassen, zu vertrauen in sein Gefühl, in seine Intuition.

                      Du hast doch ganz deutlich gespürt, eine Art Zugzwang gehabt, ich muss mich entscheiden. Keiner hat dich gezwungen, dieser Entschluss ist in dir gereift und was dann folgte, das war doch auch ganz impulsiv, oder nicht?

                      So ein "Zufall" aber auch. Ich glaub schon lang nicht mehr an Zufall.

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                      • Re: Hochzeitstag

                        Ich kenne F. sehr genau. Ich fürchte überhaupt nichts - ich habe auch nichts zu verlieren. Aber sie ist verheiratet, sie hat ein Haus mit einem Riesenberg Schulden und sie hat drei Kinder (das jüngste ist grad vier). Alles was jetzt kommt, wird schwierig - ob sie jetzt sagt: "Lass uns zusammenziehen!" oder ob sie sagt "Ich werde mich nie von Mann, Haus und Kindern trennen!" Und alles dazwischen auch.

                        Heute habe ich sie ungefährt fünf Minuten gesehen. Wir waren beide den ganzen Tag in Terminen. Das frustriert mich natürlich sehr.

                        Damit hier nicht der Eindruck entsteht, der Curtis Newton sei im Paradies angekommen, will ich noch einen anderen Aspekt meines neuen Lebens erzählen: Die Unidozentin (wir wollen bei den Buchstaben bleiben: Sie heißt E.) kommt wirklich kaum aus ihren Zimmern raus. Aber wenn sie rauskommt ist sie stockbesoffen. Sie hat in den letzten zwei Wochen schon zwei einzelne Tage blaugemacht, weil sie nicht über die Treppe runtergekommen wäre, ohne sich was zu brechen.

                        Wenn E.s Rausch am frühen Nachmittag ausgestanden ist, trägt sie das Leergut raus und kommt mit neuem Sprit nach Hause. Das kann echt heiter werden. Ich bin vielleicht froh, dass die ein eigenes Bad hat!

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                        • Re: Hochzeitstag

                          Ich bin fremdgegangen, weil ich keine gut verheiratete Frau war. Ansonsten wär das niemals möglich gewesen, da hätte sich jeder die Zähne ausgebissen.
                          Wie du sie beschreibst, ist auch sie ganz bestimmt keine, die unüberlegt agiert.

                          Mir fällt gerade ein Szenario ein: ihr schläft miteinander, habt Sex und dann...??? Heimliche Telefonate, Versteckspielen, Angst vor Verluste oder Repressalien, Stress, statt Lieben nach einem Monat spätestens und dann...??? Nix mehr Kameradin- du bist dann involviert in diesen Stress...musst mitleiden, bist vielleicht verantwortlich für ihr Leid und ihren Kummer, ihren Zwiespalt. Das könnte man sich ersparen, wenn es beim Lieben bleibt und das Bett vorerst außen vor bleibt und die damit verbundenen Feinheiten, wie eben heimlich herumschleichen mitten in der Nacht, ständig Ausreden finden müssen, sich nicht mehr sicher fühlen und und und..
                          Das lässt sich vermeiden, wenn es beim Lieben bleibt und mehr halt nicht.
                          Würdest du das schaffen? Solange, bis geklärt ist, was Sache ist??

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                          • Re: Hochzeitstag

                            Ich will dir nichts einreden, aber die größte, höchste, beste Liebe meines Lebens konnte sich deshalb so groß entfalten, so ausbreiten, so überaus beglückend, auch extrem ekstatisch aufgeladen entwickeln, WEIL es keinen profanen Geschlechtsverkehr gab. Der Mann war auch verheiratet, hatte Kinder, war sehr familiär und hat diese Grenze nicht überschritten, obwohl ich rasend war nach ihm. Er war mein Shiatsu-Therapeut und ob absichtlich, oder nicht, ich und er, wir haben stundenlang "Liebe" gemacht, er war Tantriker und ein Hauch genügte, ein kleines, winziges, sachtes Antupfen mit den Fingerspitzen und eine Explosion folgte auf die nächste.
                            Ich kann nicht beschreiben, was sich da abgespielt hat zwischen uns. Ein ganz anderes Niveau, als reden drüber, diskutieren drüber, Nichtigkeiten ansprechen, runterkommen von diesem Level war deshalb nie möglich.
                            Jahrelang nie ein Abbruch, es gab kein Absinken, weil eben ganz offenbar Liebe auf Gegenseitigkeit da war, aber niemals Lügen müssen, Abbrechen müssen, Fremdgehen müssen, oder anschließend schlechtes Gewissen haben müssen..obwohl eh alles gegeben war, Höchste Lust, Höchste Liebe.
                            Das kannst du dir vielleicht nicht vorstellen, oder doch? Sie lieben, sonst nichts. Sie dich zurücklieben, sonst nichts. Nahe sein, sonst nichts..total nahe sein, ohne Schnösel.

                            Kommentar


                            • Re: Hochzeitstag

                              Yo Captain Future, niemand kennt die Zukunft, manche sagen sogar, sie existiere gar nicht - und was das "Paradies" ist, definiert jeder für sich, würde ich sagen ...
                              Wichtiger als alles, was werden könnte, ist eine genaue Beobachtung der Dinge, die geschehen, und zwar erstmal ohne Bewertung.
                              Mir stellt sich zu deiner Story die Frage, ob dir seit 16 Jahren bewußt ist, dass du F. liebst - noch bevor du selber mit deiner Frau M. Kinder hattest? Weißt du, ob/dass F. dich ebenfalls liebt?
                              Je nach Antwortlage kann man dann das Verhalten deiner Frau dir gegenüber dann ganz unterschiedlich interpretieren. (Auf einer unbewußten Ebene läuft doch sehr viel mehr ab als meist vermutet wird. (Kunststück, da eine bewußte Wahrnehmung ja zunächst unmöglich ist.) Wenn du quasi seit 16 Jahren eigentlich jemand anderem in Liebe zugewandt warst, wird sie das schon bemerkt haben, das könnte z.B. diesen starken Fokus auf ihre Arbeit erklären.)
                              Ich will damit nicht sagen, dass man nicht mehrere Menschen aufrichtig lieben kann, aber ich glaube, wenn man heimlich, möglicherweise sogar vor sich selbst verheimlichend, jemanden liebt, mit dem man nicht zusammen sein kann, projiziert man den Frust und die Sehnsucht auf die Person, mit der man "stattdessen" zusammen ist. Und das ist für alle Beteiligten belastend, denn ein Partner leidet unter dem unerfüllten Begehren des anderen und weiß es nicht mal, d.h. hat keine Kontrolle und keine Chance, darauf zu reagieren und eine eigene bewußte Entscheidung zu treffen. Kurz gesagt, WENN das O.g. zutrifft, wäre Ehrlichkeit deiner Frau gegenüber für sie sicher heilsam. Und diese wäre abzuliefern mit sehr viel Empathie und Sensibilität!
                              Wie dem auch sei, dir bleibt doch nichts weiter übrig als den weiteren Verlauf zu beobachten und (hoffentlich!) nach der Prämisse "tu was du willst, aber schade niemanden" zu handeln. Das gilt auch für dein WG-Erlebnis, das zudem ohnehin nur eine temporäre Situation darstellt, oder?
                              HG, Venus

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                              • Re: Hochzeitstag

                                Venus, was du beschreibst ist naheliegend. Ich würde das auch denken, wenn ich die Geschichte über jemand anders lesen würde.

                                Tatsächlich habe ich mich nach der ersten Begegnung mit F. gefragt, ob das jetzt die berühmte Liebe auf den ersten Blick war. Weil ich ganz klar gemerkt habe, dass auch bei ihr was passiert ist. Das, was ich oben beschrieben habe, die Art, wie sie sich bewegt, ihre vollkommen ungeschminkte Natürlichkeit und ihre unkonventionelle Art, sich zu kleiden, haben mich von der ersten Sekunde an elektrisiert.

                                M. war damals gerade schwanger, und ich war sehr verliebt in sie. Ich sollte dazu sagen: M. schminkt sich nicht, M. ist das Gegenteil eines Modepüppchens und sie tanzte für ihr Leben gern. Die beiden sehen sich überhaupt nicht ähnlich, aber dass ich auf eine Frau reagiere, die diese (und weitere) Eigenschaften mit meiner Frau teilt, ist kein Zufall. Das heißt aber andersrum: Ich liebe das auch an meiner Frau.

                                Was von Anfang an zwischen F. und mir stand, war der Altersunterschied: Ich war damals schon in Personalverantwortung, sie ganz frisch in der Ausbildung bei uns. Und wir waren schwanger. Ich fand sie toll und sexy und wunderbar, aber ich hätte nichts mit ihr angefangen.

                                Ich glaube nicht, dass M. unter meiner Zuneigung zu F. zu leiden hatte. Im Gegenteil. Ab der Geburt unseres Sohnes war ihr meine Zuneigung zuviel.

                                Im Übrigen kennt M. F. Wir waren bei ihrer Hochzeit.

                                Ich war heute nicht im Büro sondern unterwegs. Vorhin haben wir hin und her geschrieben. F. hat sich verplappert: Sie weiß, dass ich ausgezogen bin (vermutlich, weil eine Kollegin, die damals mit ihr die Ausbildung angefangen hatte, heute in der Personalabteilung arbeitet. Ich habe der Personalabteilung die neue Adresse gemeldet, damit ich die doppelte Haushaltsführung bei der Steuer anmelden kann. Ich weiß schon, das geht womöglich gar nicht.). Mit der gebotenen Diskretion hatten die schon immer ihre Probleme.

                                Vielleicht weiß sie es auch woanders her. Aber es ist jedenfalls kein Zufall, dass sie zum genau richtigen Zeitpunkt auf mich losgeht.

                                WIr haben uns für morgen Abend verabredet. Sie holt mich im neuen zuhause ab.

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                                • Re: Hochzeitstag

                                  Ich bin sehr gespannt, wie es bei dir weitergeht. Deine Ausgangssituation war der meinen sehr ähnlich. Ich habe aber nicht das Glück, von einer Kollegin begehrt zu werden, die ich selber haben wollte. Und ich will einfach nicht von meiner Frau weg. Wie läuft es mit Frau und Kindern?

                                  Ich habe mich sexuell weitgehend von meiner Frau zurückgezogen (nachdem sie sich vor Jahren sexuell von mir zurückgezogen hatte). Ich bin nicht ausgezogen, nehme aber alles an Affären mit, was sich mir anbietet und wovon ich mir etwas verspreche. Das hat unsere Beziehung sehr entspannt.

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                                  • Re: Hochzeitstag

                                    Ich bin verwirrt wie ein Vierzehnjähriger, der auf zwei Parties hintereinander mit zwei verschiedenen Mädchen geknutscht hat.

                                    Ich liebe meine Frau, und ich warte darauf, dass bei ihr irgendetwas passiert, was sie aus ihrer Sackgasse herausholt. Ich konnte das nicht erreichen, was sehr an meinem Selbstwertgefühl nagt: Nichts von dem, was ich ihr an Unterstützung angeboten habe, kein Druck, den ich auf sie ausgeübt habe, hat irgendwas verändert.

                                    F. haut mich um wie ein Vorschlaghammer. Sie arbeitet seit 12 Jahren (mit Babypausen) in meiner direkten Umgebung. Ich fand sie, wie gesagt, von der ersten Sekunde an interessant, sexy, liebenswert, geistreich. Und sie riecht unfassbar gut.
                                    Plötzlich steht sie überlebensgroß in meinem Leben. Sie wirkt erreichbar. Ihr Körper ist es, ihre Zuneigung auch. Ich weiß nicht, was ich wollen soll. Ich will sie aber einfach.

                                    Sie hat, so wie ich sie verstehe, keine Absicht, aus ihrer Familie auszubrechen. Ihr Mann vernachlässigt sie: Er spielt in einer Band, er steht am Anfang einer Karriere in einer spannenden internationalen Firma, er verbringt jedes zweite Wochenende woanders. Sie ist dramatisch untervögelt. So nennt sie das. Und es ist eine Schande, dass es so ist.

                                    Die Wohnsituation wird nicht lange halten. Als ich mit F. in die Wohnung zurück kam (wir waren Essen gegangen), saß E. in einem T-Shirt und sonst nichts am Küchentisch und schlief. Auf dem Herd war eine total festgebrannte Dosen-Gulaschsuppe. Es stank, als hätte es gebrannt. Die Frau braucht Hilfe, aber ich habe keine Lust, der Helfer zu sein. Ich studiere Wohnungs-Anzeigen.

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                                    • Re: Hochzeitstag

                                      Falls du mal keinen Job mehr hast, schreib, was dir so einfällt, ich kaufe deine Bücher alle. Köstlich, noch dazu ganz echt, nicht erfunden!

                                      Bitte weiter. Das ist echt spannend.

                                      Man ist niemanden Rechenschaft schuldig, bloß sich selbst und es ist nachvollziehbar, falls es raus kommt, dass das alles eigentlich in logischer Folge passiert, was da passiert.

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                                      • Re: Hochzeitstag

                                        Köstlich, noch dazu ganz echt, nicht erfunden!
                                        Ist das Ironie? Zweifelst du meine Geschichte an?

                                        Heute Abend wird O. da sein. Der Ingenieur-Mitbewohner. Der soll mir mal erklären, ob er mich da in eine Falle hat tappen lassen, oder was er sich genau beim Mitbewohner-Casting gedacht hat.

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                                        • Re: Hochzeitstag

                                          Nein, ich mein das sicher nicht ironisch. Aber man sieht wieder, das Leben selbst schreibt die tollsten Geschichten, nicht wahr?

                                          Ich habe einer alkoholkranken Bekannten geholfen, indem ich sie auflaufen lassen habe. Sie ist schwer betrunken barfuss ins Auto und ich hab ihr die Polizei nachgeschickt. Solche Schocks sind oft erfolgreicher, als alles andere. Natürlich musst du was tun, umsonst bist du nicht aufgetaucht. Sie braucht Hilfe. Die Rettung holen und ein riesen Tamtam machen beim nächsten Unfall und man wird sie dann den Stellen zuweisen, die sie braucht in Folge. Alleine kann sie da nicht mehr raus.

                                          Was deine eigene Liebesgeschichte berifft, es läuft doch nett jetzt für dich, oder nicht? Auch da ist geholfen, jedem Einzelnen. Gesundheit über alles.

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                                          • Re: Hochzeitstag

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                                            na, das war ja ein etwas unglückliches und vor allem ausgesprochen unromantisches Ende deines ersten gemeinsamen Abends mit F. ! Wäre der Anlass nicht so traurig (E.s Alkoholismus), es wäre zum Lachen!
                                            Vermutlich war es aber auch besser so, es sei denn, du und F. wollt eure Situation (am Arbeitsplatz) verkomplizieren. MMn wäre es in deinem/eurem Fall sinnvoll, in Ruhe vorzugehen und erstmal zu eruieren, welche Art von Gefühlen da eigentlich bei jedem von euch im Spiel sind, damit von vorne herein klare Fronten geschaffen werden können - Affäre oder Liebesbeziehung? Nicht, dass sich das eine nicht zum anderen wandeln könnte, aber einen halbwegs durchdachten Ansatz zu haben, halte ich bei Menschen mit Kindern und Ehepartnern (die sie jeweils nicht aufgeben wollen) für eine gute Idee!
                                            Da ihr euch - wie auch immer die Sache sich entwickelt - auch weiterhin am Arbeitsplatz begegnen werdet und professionelles Verhalten ein Muss ist, ist hier erst recht Vorsicht geboten.
                                            Übrigens, viele künftige Paare lernen sich ja am Arbeitsplatz kennen (meinen Mann hab ich auch da kennengelernt, meinen Geliebten dann am neuen Arbeitsplatz...) - hältst du es für möglich, dass deine Frau so versessen auf ihre Arbeit ist, weil es da auch jemanden gibt, für den sie solche Gefühle hegt? Mal so als Denkanstoß...
                                            Zur WG-Situation: E. braucht Hilfe, und da sollten sich durchaus alle WG-Mitglieder beteiligen und mit 1 Stimme sprechen, statt diesen inakzeptablen Zustand zu ignorieren. Die Welt braucht mehr Empathie! Davon abgesehen ist dieses Verhalten auch einfach gefährlich - nächstes Mal brennt die Hütte ab, im schlimmsten Fall mit euch Bewohnern drin. Davon abgesehen ist eine eigene Wohnung, etwas weiter entfernt von der gemeinsamen Wohnung mit deiner Frau, vielleicht einfach besser für dich.
                                            Weiterhin alles Gute!
                                            Herzliche Grüße
                                            Venus

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                                            • Re: Hochzeitstag

                                              Weiter von meiner Frau weg wäre gut. Weiter von meinen Kindern weg will ich nicht. Der Wohnungsmarkt hier ist aber ungefähr so aussichtslos, als würde ich versuchen, am Times Square was für 500 Euro zu kriegen. Das WG-Zimmer ist eigentlich zu gut um wahr zu sein.

                                              O. hat mir erzählt, dass E. total abgestürzt ist, seit vor fünf Monaten ihre Mutter plötzlich gestorben ist. Sie hatte jahrelang keinen Kontakt zu ihrer Mutter und hat die Aussöhnung zwar gewollt, aber immer vor sich her geschoben. Das geht nicht mehr. Und sie steckt in einem ganz tiefen Loch. Ich werde tun, was ich dazu tun kann, dass sie sich helfen lässt. Ich kenne sie ja überhaupt nicht, aber jetzt tut sie mir schon leid.

                                              Der Abend letzte Woche war mit der verbrannten Gulaschsuppe nicht zuende. Für Tipps, die Finger von F. zu lassen, ist es jetzt jedenfalls zu spät. Den TIpp brauche ich aber auch gar nicht: Die Arbeitssituation wird sich in den nächsten drei Monaten radikal ändern. Ich bin dann nicht mehr ihr Chef in dieser Abteilung.

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                                              • Re: Hochzeitstag

                                                Du hast bald die ganze Bude zumindestenns für etliche Tage sturmfrei, wenn sie auf Reha ist, deine Mitbewohnerin. Für sie ist doch ein ganzer Tross Sozialhelfer auf der Welt. Du musst sie ihnen nur in die Hände spielen. Vielleicht lässt sie sich bestechen? Ein paar Zuwendungen, wenn sie mal auf "Kur" geht, weil sie so mitgenommen ist, zum Aufpäppeln, nur ein paar Tage, mal weg vom Alltag, Erholung, Verwöhnprogramm... du schaust inzwischen auf die Wohnung und leerst den Briefkasten und organisierst Nachthemden und Rückfahrt...

                                                Meine Bekannte ist sechs Wochen dort gewesen und man hat ihr ein neues Leben gegeben. Die Leute, die sie dort getroffen hat sind heute beste Freunde und wer so was hat, dem gehts eigentlich schon viel besser, noch dazu, weil man sich gegenseitig dann ja begreift und mitteilen kann. Für dich ist sie jedenfalls eine große Hilfe und gut, dass es sie gibt. Eine Hand wäscht die andere.

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                                                • Re: Hochzeitstag

                                                  "Den TIpp brauche ich aber auch gar nicht."

                                                  Vielleicht aber den, dass der Überschrift ein neuer Anstrich gut täte ...

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                                                  • Re: Hochzeitstag

                                                    "Den TIpp brauche ich aber auch gar nicht."

                                                    Vielleicht aber den, dass der Überschrift ein neuer Anstrich gut täte ...
                                                    was schlagen Sie vor? Hochzeitsnacht?

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