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Erfahrung mit Reminyl

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  • Erfahrung mit Reminyl

    Mein Vater (79) bekommt seit April d.J. den Acetylcholinesterasehemmer Reminyl. Die Anfangsdosis war 8 mg/d. Ich habe diese Tage meine Eltern wieder besucht und war angenehm überrascht. Mit eine Tagesdosis von unmehr 16 mg ist der Sprachfluss meines Vaters fast wieder normal (zuvor suchte er häufig nach Worten und beteiligte sich manchmal lange Zeit nicht an Konversationen). Auch ist er z.T. humorvoller geworden. Ostern war er teilweise etwas apathisch. Leider ist aber eine neue unangenehme Seite der Krankheit aufgetreten. Vater meint, es wären öfter Leute im Haus, die sein Werkzeug (er ist ein alter Heimwerker und vermag auch jetzt noch problemlos manches zu machen) stehlen. Daraufhin hatte er angefangen, einen Teil seiner Werkzeuge zu verstecken, die er dann selber nicht mehr findet und auch als gestohlen vermutet. Er ist bei diesen Ansichten sehr starrsinnig und vergißt dann auch immer mehr seine ihm sonst durchaus geläufige Krankheitseinsicht. Dazu ist ein eher kindliches Verhalten aufgetreten, was wir bisher nicht gekannt hatten. Widerspricht man ihm zu sehr, zieht er sich ins Schlafzimmer zurück und schmollt. Dann aber taucht er nach einer Weile wieder auf und macht sogar mal einen Witz über sich selber und bezeichnet sich dabei als "alten Dementen, der noch eine Menge zu erzählen weiß" (was bezgl. seiner Vergangenheit auch zutrifft - Dinge aus dem 2.Weltkrieg, seiner Arbeit, usw. hat er noch top drauf).

    Ich vermute, dass bald das nächtliche Umherwandern einsetzen wird. Ansätze hat es dafür schon gegeben (die Vermutung von Fremden im Haus). Dann müssen wohl weitere Medikamente her. Zum Glück ist die Allgemeingesundheit meines Vaters gut und er ist kaum nebenwirkungsempfindlich. Mutter kocht cholesterinarm, Alkohol und Nikotin gibt es schon lange nicht mehr.

    Alles in allem zwar kein wirklicher Hoffnungsschimmer - aber doch eine gewisse Milderung, so dass das Medikament tatsächlich Gutes bewirkt. Ich habe den Eindruck eines gewissen "Gehirntunings". Leider aber wohl eher ähnlich alten Farbfernsehbildröhren - bei denen man nach verblassenden Farben nochmal die Spannung an den Gittern und Wehnelts verändert um für eine begrenzte Zeit nochmal kräftige Farben zu erhalten.

    Man muss einfach versuchen, das Beste draus zu machen. Ein guter Arzt wird dabei helfen.

    Gruss
    Egon-Martin


  • Re: Erfahrung mit Reminyl


    Guten Abend, EgonMartin,
    das kommt mir alles so bekannt vor...
    die Fremden in der Wohnung, die Diebstähle, die zeitweise Einsicht, die genauso schnell wieder erlischt. - Was mich aber interessiert ist, seit wann bekommt Dein Vater Reminyl und ist das sein erstes Medikament oder hat er gewechselt? Mein Vater erhält nämlich seit 2 1/2 Jahren Exelon (6.0) und ich würde ihn gerne auf Reminyl wechseln lassen, weil ich einfach sehr viel Positives darüber gehört habe und die Wirkung länger anhalten soll als bei den anderen Cholinesterasehemmern.Auch soll es die Empfindlichkeit der Rezeptoren erhöhen, was ebenfalls zu einer besseren Verarbeitung von Informationen führt. Ich habe schon die Frage nach dem Wechsel ins Forum gestellt, aber es hat mir leider niemand geantwortet. Wie führt man den Wechsel am besten durch? Muss man das alte Mittel ausschleichen oder kann man einfach das neu dran hängen? Und wenn ja, in welcher Dosierung? Unser Neurologe ist leider nicht so fit mit diesen Medikamenten, er hat schon einmal einen Behandlungsfehler gemacht (Exelon nicht wie notwendig systematisch hochdosiert, sondern es über lange 2 Jahre nur dann langsam erhöht, wenn sich was verschlechterte...).Da in Kürze wieder ein Besuch beim Arzt ansteht und ein neues Rezept gebraucht wird, wüsste ich gerne schnell Bescheid. Vielleicht kannst Du mir helfen?
    Gruß Leona

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    • Re: Erfahrung mit Reminyl


      Hallo Leona,

      kurze und schnelle Eckdaten zum Krankheitsverlauf bei meinem Vater:

      Dez. 2005 / Jan. 2006: OP Bypass am Bein - davor keine Auffälligkeit
      Noch im Krankenhaus plötzliche und starke Verwirrung, die sich nach der Entlassung wieder erheblich abschwächte. Hausarzt macht Test - keine Demenz diagnostiziert. Es geht einige Monate gut.
      Juli 2006: leichte und jetzt auffällige Vergesslichkeiten. Vater sucht nicht vorhandene Briefe. Kann aber aufgeklärt werden. Bekommt Tebonin - sonst keine Mittel gegen Demenz.
      Dezember 2006: Vater wird zunehemnd vergesslicher und etwas aphatisch. Darf noch Autofahren, was ihm in Begleitung auch gut gelingt. Erste "fixe Ideen". Glaubt, sein Haus sei nicht sein Haus, es handle sich um eine Kopie. Sein wirkliches Haus stände nicht weit vom Ort. Wo genau, wisse er aber nicht (reduplikative Paramnesie). Er äußert schon hier, dass Gengenstände nicht mehr genau an den Plätzen stehen würden, an denen er sie zuletzt gesehen haben will. Glaubt zuweilen, dass auch sein Auto eine Kopie ist.
      März/April 2007: Erst jetzt wird das Gehirn meines Vaters gescannt. Degenerationen sind zu erkennen. Bekommt Reminyl mit Anfangsdosis 8 mg/Tag. Zunächst keinerlei Wirkung. Erkennt kurzzeitig auch Mutter nicht. Dann wieder lange Zeit gutes Erkennen von Vertrautem.
      Juli 2007: Tagesdosis jetzt 16 mg. Deutlich verbesserte Sprache, aber "fixe Ideen" nach wie vor. Diesmal sind es Phantomeinbrecher. Kontrolliert häufig - besonders vor dem Schlafengehen mehrmals alles Türen. Ist auch schon mal nachts herumgewandert. Alles in allem aber ein besserer Eindruck als im April.

      Schicke Deinen Neurologen zu einem Seminar - er hat es vmtl. nötig. Neurodegenerative Erkrankungen sind inzwischen recht häufig und m.E. MUSS ein Neurologe (!) das drauf haben. Natürlich haben alle Medikamente Nebenwirkungen. Bei meinem Vater zeigen sich zum Glück keine - aber das will nichts heißen. Es ist auch immer wichtig, dass sich die Substanz mit etwaigen anderen Medikamenten, die alte Leute oft nehmen müssen, verträgt.

      Wechsle ggf. den Arzt. Ein sog. Gerontopsychiater oder ein anderer Neurologe wird sich doch sicher finden lassen. Es gibt m.W. keinen Arztzwang. Ärzte sind Dienstleister und wenn man mit dem einen nicht zufrieden ist, geht man halt zum anderen. Leider steht dem oft die sture Gewohnheit alter Leute im Wege. Die haben sich dann an einen an sich sicher guten Hausarzt gewöhnt - was prinzipiell auch gut ist - und wollen nicht wechseln. Da ist u.U. dann eine Menge Überzeugungsarbeit angesagt. Zuerst aber würde ich mit dem behandelnden Arzt sprechen. Dabei kann man ja ganz höflich mal durchblicken lassen, dass u.U. wohl ein anderer Experte konsultiert werden muss. Dann - so denke ich - lenkt der behandelnde Arzt schon ein.

      Es kann aber vielleicht auch erforderlich werden - nach 2,5 Jahren Exelon - dass auf Memantine (!) gewechselt werden sollte. Das ist m.E. das Mittel, das auch nach Reminyl angesagt ist. Ich bin kein Mediziner. Vielleicht schreibt Dr. Spruth noch was dazu.

      Gruss
      Egon-Martin

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      • Re: Erfahrung mit Reminyl


        Hallo EgonMartin,

        die Krankheitsgeschichte ist der meines Vater sehr ähnlich. Meiner ist übrigens 82 Jahre als.Auch bei ihm kamen sie Ausfälle quasi aus dem Nichts nachdem seine langjährige Lebensgefährtin plötzlich an Herzinfarkt verstarb. Bei Vater ist es die Wohnung, die er nicht als seine erkennt, nur ähnlich ist sie, aber er hat immer noch eine andere an einem anderen Ort, den er aber nicht findet. Mit dem Auto war es lange Zeit eine Tragödie, da er beruflich sehr viel Auto fahren musste und dies ein Teil Unabhängigkeit für ihn war. Auch bei ihm verschlimmerte sich der Zustand nach einem Krankenhausaufenthalt mit Fieberspitzen und besserte sich zu Hause wieder leicht. Exelon schlug erst gut an, wurde aber vom Neurologen nicht richtig hochdosiert. Ich gebe auch Gingko, Lecithin, Folsäure, Vita Gerin, Carnosin, Vitamin E, Kupferototat (Saarbrücker Studie). Vater isst sehr schlecht, lehnt Gemüse und Obst ab und hat stark abgenommen.Trotzdem würde ich seinen Zustand immer noch als stark gemischt bezeichnen - an guten Tagen 50% real und 50% abgedreht. Mit guten Neurologen sind wir hier leider nicht so reich gesegnet und der, den wir haben, ist schon einer der besten und auch noch recht jung. Trotzdem hat er mit der Medikation Probleme. Vater schätzt ihn, weil er bei den Tests immer ganz gut abschneidet und der Arzt ihn lobt...ich habe bereits eine Ärzteodyssee hinter mir und war froh, endlich einen zu finden, der überhaupt die Notwendigkeit der Medikation einsieht. Er würde sicher Reminyl verschreiben (zumal es preiswerter ist...), aber ich möchte keine Verschlechterung bei Vater provozieren, möchte es richtig machen. Ich brauche einfach nur die Anleitung, wie ich von einem auf's andere Medikament übergehe. Bisher hat Vater Exelon auch gut vertragen, mit ein Grund, warum ich es beibehielt, trotz besseren Wissens. Es hängt auch alles an mir, hab keine Geschwister und keinen Partner, nur einen 18jährigen Sohn, der nur begrenzt helfen kann. Ich hoffe, Dr.Spruth äußert sich noch. Danke Dir für Deine Antwort und vielleicht ein anderes Mal wieder! Gruß , Leona

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