Idealgewicht: Auf den Bauch kommt es an
Die Sportskanone aus dem Fitnessstudio findet sich zu dick, obwohl sie eine gute Figur hat. Der Nachbar von Gegenüber hingegen fühlt sich trotz "Wohlstandsplauze" pudelwohl. Wer von den beiden hat Idealgewicht? Und wie lässt sich das eigene Idealgewicht überhaupt berechnen?

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Aus medizinischer Sicht handelt es sich beim Idealgewicht um dasjenige Gewicht, bei dem man das geringste Erkrankungsrisiko und die höchste Lebenserwartung hat.
Ob nun 60, 65 oder 70 Kilogramm – wo das persönliche Idealgewicht genau liegt, lässt sich mithilfe einer Waage nicht sagen. Denn ob jemand zu dick, zu dünn oder genau richtig ist, hängt nicht nur vom Körpergewicht ab, sondern vor allem von der individuellen Körperzusammensetzung.
Ein Beispiel: Der Sprint-Superstar Usain Bolt bringt bei einer Körpergröße von 1,95 Metern rund 95 Kilogramm auf die Waage. Berechnet man seinen Body-Mass-Index, so liegt Usain Bolt mit einem BMI von 25 am Rande des Übergewichts. Diskus-Olympiasieger Robert Harting würde man allein unter Berücksichtigung seiner Körpergröße und seines Gewichts sogar als adipös einstufen.
Das liegt daran, dass der BMI nicht zwischen Fett- und Muskelmasse unterscheidet, Muskeln jedoch etwas schwerer sind als Fett.
Machen Sie Ihr Idealgewicht nicht an strengen Normen fest – schließlich ist jeder Mensch anders. Um Ihr eigenes Körpergewicht besser beurteilen zu können, sollten Sie sich fragen:
- Wo sitzt das Fett am Körper?
- Wie muskulös bin ich?
- Liegen andere Umstände vor (z.B. wenn Sie schwanger sind oder stillen)?
Fest steht: Es gibt kein allgemeingültiges Idealgewicht, das sich mit einer einfachen Formel ausrechnen lässt.
Dennoch lässt sich das Idealgewicht zumindest eingrenzen. Studien haben gezeigt, dass stark übergewichtige Menschen häufiger an Diabetes erkranken – auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist bei ihnen deutlich erhöht.
Doch nicht nur Über-, sondern auch starkes Untergewicht kann der Gesundheit schaden. Wer dauerhaft zu wenig isst, versorgt seinen Körper unter Umständen nicht ausreichend mit allen wichtigen Nährstoffen. Dies kann sich wiederum negativ auf die Knochendichte und das Immunsystem auswirken. Daher sind untergewichtige Menschen deutlich anfälliger für Osteoporose und für Infektionskrankheiten als Menschen mit Normalgewicht.
Wo hört Untergewicht auf und wo fängt Übergewicht an?
Eine der bekanntesten Methoden, um Unter-, Über- und Idealgewicht voneinander abzugrenzen, ist die Berechnung des sogenannten Body-Mass-Index (BMI).
Der Body-Mass-Index beschreibt das Verhältnis von Körpergröße zu Körpergewicht. Um ihn zu berechnen, dividiert man das Körpergewicht (in Kilogramm) durch die Körpergröße in Metern zum Quadrat. Ein Beispiel: Bei einer Person, die 1,70 Meter groß und 70 Kilogramm schwer ist, berechnet sich der BMI aus der Formel: 70 / (1,70 x 1,70) = 24,4
Das Besondere am BMI: Er reduziert das Idealgewicht nicht auf eine einzige Gewichtszahl. Der BMI bietet Spielräume, in denen sich das Idealgewicht je nach körperlicher Veranlagung befinden kann. Bei einem BMI von unter 18,5 spricht man von Untergewicht – Übergewicht beginnt bei einem BMI von 25.


Doch der BMI hat auch Nachteile: Die Kiloanzeige auf der Waage erlaubt zum Beispiel keine Rückschlüsse auf die Körperzusammensetzung. Aus Studien weiß man jedoch, dass Menschen, bei denen sich die Fettdepots vor allem am Bauch befinden, ein höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben als jene Menschen, bei denen sich die Fettpölsterchen um die Hüfte verteilen.
Besser geeignet: das Verhältnis von Taille zu Körpergröße
Experten empfehlen, das Idealgewicht über das sogenannte Taillen-Körpergrößen-Verhältnis zu berechnen – auch Waist-to-Height-Ratio (WHtR) genannt.
Der WHtR berechnet sich wie folgt: Messen Sie den Umfang Ihrer Taille (in der Mitte zwischen dem unteren Rippenbogen und dem Beckenkamm) und dividieren ihn anschließend durch Ihre Körpergröße in Zentimetern.
WHtR = Taillenumfang in Zentimeter / Körpergröße in Zentimeter
- Unter 40-Jährige haben Idealgewicht, wenn der Wert größer als 0,4, aber kleiner als 0,5 ist.
- Bei den 40 bis 50-Jährigen steigt der obere Grenzwert um 0,01 pro Lebensjahr.
- Ab dem 50. Lebensjahr sollte der WHtR nicht über 0,6 liegen.
Ein Beispiel: Eine Person im Alter von 30 Jahren kommt mit einem Taillenumfang von 80 Zentimetern und einer Körpergröße von 1,70 Metern auf einen WHtR von 0,47. Dies entspricht Normalgewicht – unabhängig davon, wie schwer sie ist.
Die Grenzwerte für den WHtR gelten momentan allerdings noch unter Vorbehalt, da ihre Richtigkeit in weiteren Studien belegt werden muss.
Für Erwachsene gilt grundsätzlich die Devise: Ihr Taillenumfang sollte weniger als die Hälfte Ihrer Körpergröße betragen. Dann können Sie sicher sein, dass Sie kein Übergewicht haben.