Rilpivirin

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)

Allgemeines

Rilpivirin wird in Kombination mit anderen gegen Viren wirksamen Substanzen für die Behandlung von Infektionen mit dem humanen Immundefizienz-Virus Typ 1 (HIV-1), dem Erreger von AIDS, eingesetzt. Die Patienten sind Erwachsene, die bisher noch nicht mit Virusmitteln vorbehandelt wurden und eine Viruslast von über 100.000 HIV-1-NA-Kopien/Milliliter Blut aufweisen.

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • Übersetzung des Viren-Erbgutes in das menschlicher Zellen verhindern
  • Produktion neuer Viren durch infizierte Zellen unterbinden
  • das Enzym Reverse Transkriptase direkt blockieren

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Rilpivirin im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Rilpivirin nicht verwendet werden?

Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff darf Rilpivirin nicht angewendet werden.

Nur nach Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt und unter seiner Kontrolle darf Rilpivirin angewendet werden bei Patienten mit Herzrhythmusstörungen, besonders, wenn gleichzeitig Wirkstoffe eingesetzt werden, die solche (Torsade de Pointes) auslösen können.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

In Tierexperimenten wurde keine schädliche Auswirkung auf die Nachkommenschaft festgestellt. Rilpivirin gelangte auch nur in unwesentlichen Mengen durch den Mutterkuchen zu den Ungeborenen. Es ist nicht bekannt, ob eine solche Übertragung bei Schwangeren auftritt. Daher sollte Rilpivirin während der Schwangerschaft nicht angewendet werden, außer der Arzt hält es für dringend erforderlich.

Es ist nicht bekannt, ob Rilpivirin beim Menschen in die Muttermilch übergeht, wie es bei Ratten der Fall ist. Sowohl wegen der Möglichkeit einer Übertragung des HI-Virus als auch der Möglichkeit unerwünschter Wirkungen bei gestillten Kindern sollten Mütter nicht stillen, wenn sie Rilpivirin einnehmen.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Zur Sicherheit und Wirksamkeit von Rilpivirin bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren wurden bisher keine Studien erstellt.

Welche Nebenwirkungen kann Rilpivirin haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Rilpivirin. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Fettstoffwechselstörungen (erhöhtes Gesamtcholesterin und erhöhtes LDL-Cholesterin (nüchtern)), Kopfschmerzen, Übelkeit, erhöhte Enzymwerte im Blut (Pankreasamylase, Transaminasen).

Häufige Nebenwirkungen:
verminderte Zahl der weißen Blutkörperchen, verminderter roter Blutfarbstoff (Hämoglobin), verminderte Zahl von Blutplättchen, verminderter Appetit, erhöhte Triglycerid-Werte (nüchtern) im Blut, unnormale Träume, Schlaflosigkeit, Schlafstörungen, Depressionen, depressive Verstimmung, Schwindel, Schläfrigkeit, Bauchschmerzen, Erbrechen, erhöhte Lipase-Werte im Blut, Bauchbeschwerden, Mundtrockenheit, erhöhtes Bilirubin im Blut, Hautausschlag, Erschöpfung (Fatigue).

gelegentliche Nebenwirkungen:
Überschießende Immunreaktion mit Entzündungszeichen (Immunreaktivierungssyndrom).

Besonderheiten:
Besonders bei fortgeschrittenem Lebensalter der Patienten sowie einer länger andauernden HIV-Behandlung und damit einhergehenden Störungen des Stoffwechsels kann es zu unnormaler Verteilung des Körperfettes kommen.

Welche Wechselwirkungen zeigt Rilpivirin?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Die Kombination mit einigen anderen Wirkstoffen ist verboten, weil sie zu einer deutlichen Abnahme der Rilpivirin-Konzentration im Blut und daher zu einem Verlust der Wirkung führen. Dies ist beispielsweise bei zu geringer Magensäureproduktion der Fall. Daher darf Rilpivirin nicht zusammen mit Magensäureblockern wie den ProtonenpumpenhemmernOmeprazol, Esomeprazol, Lansoprazol, Pantoprazol oder Rabeprazol eingenommen werden.

Bei Kombination von Rilpivirin und H2-Rezeptorenblockern (Cimetidin, Famotidin, Nizatidin, Ranitidin) sollte der Arzt nur solche einsetzen, die einmal täglich gegeben werden können. Es ist ein festes Dosierungsschema einzuhalten, bei dem der H2-Rezeptorenblocker mindestens zwölf Stunden vor oder mindestens vier Stunden nach Rilpivirin eingenommen wird. Auch mineralische säurehemmende Mittel (Antazida) sollten mindestens zwei Stunden vor oder mindestens vier Stunden nach Rilpivirin eingenommen werden.

Wirkstoffe wie die AntiepileptikaCarbamazepin, Oxcarbazepin, Phenobarbital und Phenytoin, die Tuberkulose-MittelRifabutin, Rifampicin und Rifapentin oder Johanniskraut (gegen Depressionen) sowie eine Dauermedikation mit Dexamethason ("Kortison") als Injektion oder Tablette können hingegen den Abbau des Wirkstoffs beschleunigen und damit die Wirkung beeinträchtigen. Auch diese Kombinationen mit Rilpivirin sind verboten.

Makrolid-Antibiotika wie Clarithromycin, Erythromycin und Troleandomycin können die Wirkung und Nebenwirkungen von Rilpivirin möglicherweise steigern. Daher sollte der Arzt auf andere Antibiotika wie beispielsweise Azithromycin ausweichen.

Rilpivirin kann die Blutkonzentration verschiedener Wirkstoffe erhöhen, was eine sorgfältige Überwachung derselben während einer Konbinationstherpaie erfordert. Die ist der Fall bei Methadon (Drogen-Ersatzmittel), dem Herzglykosid Digoxin, dem AntikoagulansDabigatran und dem Diabetes-Mittel Metformin.

Rilpivirin hat eine große Zahl von bekannten und theoretisch möglichen Wechselwirkungen mit anderen Wirkstoffen, die gegen HIV-Infektionen eingesetzt werden. Hier sind die Dosierungen sorgfältig vom Facharzt abzuwägen.

Bei Einnahme von Rilpivirin im Nüchternzustand war die Aufnahme des Wirkstoffs in den Körper im Vergleich zur Einnahme mit einer Mahlzeit
mit normalem Kaloriengehalt oder einer fetthaltigen, kalorienreichen Mahlzeit etwa 40% geringer. Um eine optimale Wirksamkeit zu erzielen, muss Rilpivirin daher immer mit einer Mahlzeit eingenommen werden.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Die Therapie mit dem Wirkstoff sollte nur von einem Arzt begonnen werden, der in der Behandlung von HIV-Infektionen erfahren ist.
  • Es kommt in seltenen Fällen zu Erschöpfung (Fatigue), Schwindel und Schläfrigkeit, die Autofahren und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigen.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Rilpivirin?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Rilpivirin enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

Medikament
Darreichungsform

So wirkt Rilpivirin

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Rilpivirin. Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen virenhemmende Mittel, Reverse-Transkriptase-Hemmer, zu welcher der Wirkstoff Rilpivirin gehört.

Anwendungsgebiet des Wirkstoffs Rilpivirin

Rilpivirin wird in Kombination mit anderen gegen Viren wirksamen Substanzen für die Behandlung von Infektionen mit dem humanen Immundefizienz-Virus Typ 1 (HIV-1), dem Erreger von AIDS, eingesetzt. Die Patienten sind Erwachsene, die bisher noch nicht mit Virusmitteln vorbehandelt wurden und eine Viruslast von über 100.000 HIV-1-NA-Kopien/Milliliter Blut aufweisen.

Wie auch bei anderen Wirkstoffen gegen Viren soll die Anwendung von Rilpivirin anhand der Ergebnisse von Resistenztests ausgerichtet werden, um eine Unwirksamkeit auszuschließen.

Die Therapie mit dem Wirkstoff sollte nur von einem Arzt begonnen werden, der in der Behandlung von HIV-Infektionen erfahren ist.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Rilpivirin sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Rilpivirin

Rilpivirin gehört zur Wirkstoffgruppe der Reverse-Transkriptase-Hemmer. Es ähnelt nicht den Nukleosiden, den Bausteinen der Erbsubstanz, sondern blockiert das Enzym Reverse Transkriptase direkt. Diese Hemmung unterbindet die "Übersetzung" der Viren-Erbsubstanz in die der menschlichen Zellen. So kann das eingedrungene Virus die Zellen nicht zwingen, neue Viren herzustellen und dabei selbst abzusterben.

Rilpivirin ist gegen eine Vielzahl von Typen des AIDS-Erregers HIV 1 wirksam. Dennoch gibt es einige, die gegen den Wirkstoff resistent sind. Es ist daher vor jeder Behandlung eine Untersuchung der Erbsubstanz des individuellen Virus nötig, um den Erfolg der Therapie sicherzustellen.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.