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Bin verzweifelt! Bitte um Rat!!!

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  • Bin verzweifelt! Bitte um Rat!!!

    Hallo zusammen,

    meine Großmutter ist 87 Jahre alt und war eigentlich immer noch total selbständig und gut unterwegs. Auch Spaziergänge und Einkäufe etc. waren problemlos möglich. In den letzten Wochen hat sie doch arg abgebaut und es wird von Tag zu Tag turbulenter mir ihr.
    Wir wohnen zusammen im Haus meiner Großmutter. Sie bewohnt das Erdgeschoss, wir (mein Mann, unsere 2 Kinder und ich) bewohnen das Dachgeschoss (60 qm). Wir teilen uns ein Badezimmer, da wir uns aufgrund Platzmangels kein eigenes Bad in unserem Wohnbereich einrichten konnten.

    Die Hygiene lässt in den letzten Wochen sehr zu wünschen übrig. Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht mit Desinfektionsmittel durchs Haus wische oder das Bad reinige, weil meiner Großmutter mal wieder nicht aufgefallen ist, dass sie alles verschmutzt hat. Aktuell wissen wir nicht, ob das alles passiert, weil sie es wirklich nicht merkt oder ob sie es absichtlich macht, weil sie erfahren hat, dass ich mit meiner Familie ausziehen möchte (wir wollen was Größeres, denn 60qm sind für 2 kleine Kinder einfach zu wenig Bewegungsmöglichkeit usw.).
    Alle 2 Tage spätestens brennt in der Küche was an, wenn sie am Kochen ist. Wenn meine Mutter sich um sie kümmern möchte, lehnt sie dankend ab, weil sie angeblich keine Hilfe braucht. Bei mir macht sie einen auf Mitleid und "ich brauch Unterstützung" und erzählt mir ständig, dass sie doch recht gerne zu meinen Eltern ins Haus ziehen würde, weil sie sich alleine und alt fühlt. Wäre kein Problem - sie müsste das meiner Mutter nur sagen. Eben hat meine Mutter sie drauf angesprochen und da meinte sie doch lapidar "quatsch...ich bin doch fit - wieso sollte ich zu Euch ziehen?"

    Ich weiß echt nicht mehr weiter, bin mit meinem Latein am Ende. Mein Mann droht schon mit Auszug (er ginge dann alleine), weil es ihn ekelt, wenn die Toilette ständig dreckig ist oder sonstwo "spuren" zu finden sind *iiiiiiiiiiiiigitt* *sorry für die ausdruckswahl*
    Wir schämen uns echt, Besuch ins Haus zu lassen, kapseln uns sozial schon ziemlich ab, weil wir Angst haben, das jemand ins Bad muss oder so.

    Ich weiß, dass man meine Großmutter nicht zwingen kann, zu meinen Eltern zu ziehen. Wir möchten sie ja auch nicht einfach aus dem Haus werfen, aber die Verhaltensweisen, die sie derzeit an den Tag legt, sind zeitweise echt gefährlich. Sie findet es ja nicht wirklich schlimm oder tragisch, wenn in der Küche das Essen anbrennt und die Zimmer voller Rauch stehen, während sie in ihrem Schlafzimmer mal noch nebenbei was wegräumt oder Staubwischt. Sie erkennt die Gefahren nicht und sieht auch nicht ein, dass das Verhalten für alle hier im Haus gefährlich ist.

    Wie geht man mit solchen Leuten noch um, ohne sie emotional so zu verletzten, dass die Beziehungen in die Brüche gehen oder sie das Gefühl hat, man wolle sie abschieben?

    Bin für jeden Rat dankbar - meine Nerven liegen echt blank. Bin froh, dass ich psychisch jetzt einigermaßen stabil bin, nachdem ich in den letzten Wochen eine Wochenbettdepression bewältigen musste (hab im Oktober unseren Sohn entbunden). In den letzten 7 Wochen hab ich mehr Desinfektionszeug verbraucht, als ich in den letzten 15 Jahren zusammen verbraucht hab.


  • Re: Bin verzweifelt! Bitte um Rat!!!


    ....ohne sie emotional so zu verletzten?
    Wie ist es mit Ihnen selbst und den weiteren Familienangehörigen? Haben Sie keinen Anspruch auf Unverleitzlichkeit der eigenen Gefühlswelt? Können und dürfen Eltern / Großeltern erwarten, dass alles widerspruchslos hingenommen wird?
    Im Gegensatz zum Kind - dieses wird größer und im allgemeinen verständiger/erwachsener - aber Eltern mit zunehmenden Alter zeigen ein absolut gegenteiliges Verhalten.

    Wir sind eine Wohngemeinschaft mit dementen Menschen (schiebe zur Zeit Nachtdienst) - Ihre Erlebnisse sind vergleichbar mit den Erlebnissen der Söhne und Töchter der hier wohnenden Senioren und Seniorinnen (10 Mieter). Die Belastungen zu Hause, Anfeindungen, Selbstmorddrohungen, körperliche Angriffe, unkontrollierte Ausscheidungen (sogar in die Besteckschublade) - diese Aufzählung könnte noch einige Seiten füllen. Unterschiedlich die Grenze, wie lange man es selbst und die eigene Beziehung dies aushält.

    Beispielhaft der Grund des vorletzten Einzugs einer Mieterin:
    Dies ging soweit, dass die Tochter mit knapp 60 an einer psychotherapeutischen Betreuung einfach nicht mehr vorbeikommt; beruflich am Ende ist und .......... die Mutter sich immer noch im "Recht" glaubt.
    Leichter Herzinfarkt, mehrere Nervenzusammenbrüche, burn-out-Syndrom sind die aktuellen Folge gewesen mit dem Ergebnis, dass die Mutter jetzt erstmals nach einem 3/4 Jahr von der Tochter wieder hier besucht wurde. Ihr Weg: Übernahme der gesetzlichen Betreuung (Feststellung i.A. des Familiengerichts) einschl. des Aufenthaltsbestimmungsrechts und dann Suche einer geeigneten, externen Wohnmöglichkeit. Problem: die Vorhaltungen von allen möglichen Seiten - einschl. der eigenen Kinder (wohnen nicht mehr im eigenen Haus) - wie kann man nur die Oma/Mutter weggeben. Aber: für aktive und reale Hilfe im Alltag hatte keiner Zeit - nur der moralische Zeigefinger. Heute hat sich das Verhältnis entspannt - wir hoffen auf kürzere Besuchsfrequenzen - die "Auffälligkeiten" der Mutter haben sich gelegt und die Mutter macht lt. Richter (!) des Familiengerichts (anl. Nachbegutachtung wg. ges. Betreuung) einen hervorragenden körperlichen Eindruck (es liegt Alzheimer im mittlerem Stadium vor).

    Aber: Bedenklich ist das Anbrennen lassen von Speisen. In Mietwohnungen regelt der Vermieter dies im allgemeinen sehr schnell via Ordnungsamt, gesetzliche Betreuung und Einweisung in ein Heim. Hier spielt die Gefährdung Dritter eine große Rolle und sollte nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Diese Vorkommnisse dürften ausreichend sein, um die gesetzliche Betreuung durchsetzen zu können.

    Betrachtet man die Verhaltensweisen der älteren Menschen, gibt es viele Parallellen:

    Das Verhalten gegenüber den eigenen Angehörigen (hat vielfach Züge von Erpressung an sich)
    und völlig konträr
    das hier in der Wohngemeinschaft. Es ist ein Phänomen, wie sich das Verhalten der Mutter schlagartig ändert, wenn Tochter/Sohn das Haus verlassen haben. Plötzlich kann wieder gelacht werden; mit den übrigen gespielt werden, es wird bei hauswirtschafltichen Arbeiten sofort freudig mitgearbeitet etc. - die Angehörigen sind wie vergessen.

    Wir vermuten, dass eine Summe von Gefühlen wie Machtverlust, empfundene / tatsächliche Einsamkeit, Verlust von Alltagskompetenzen zu einem "Ohnmachtsgefühl" führen und als Reaktion zum jetzigen Verhalten (körperliche/gesundheitliche Einschränkungen (zB Blasenntzündung etc) mal als nicht vorhanden unterstellt) führt. Man stellt bei den unvemeidbaren Auseinandersetzungen ganz schnell fest, dass mit Logik überhaupt nichts zu erreichen ist - im Gegenteil - die Fronten verhärten sich immer mehr.

    Trotz aller Ressentiments gegen Heim sollte man sich mit anderen Unterbringungsmöglichkeiten schon auseinandersetzen und eine für sich selbst akzeptable Lösung als Unterbringung außerhalb der eigenen Familie finden.

    Kommt irgendwann einmal die Feuerwehr, weil Oma wieder mal was hat anbrennen lassen, ist die gesetzliche Betreuung im Eilverfahren in wenigen Minuten umgesetzt und die sofortige Heimunterbringung auf dem nächstbesten freien Platz "gewährleistet". Sicherlich nicht dort, wo man mit einem eigenen, ruhigen Gewissen hinblicken kann.

    Es klingt alles vielleicht etwas gefühllos - aber aus der Ferne ohne persönliches Kennen der Umstände läßt sich kaum ernsthaft etwas empfehlen. In NRW haben wir die Sozial-Psychologischen-Zentren, die tw. auch über Gerontopsychiater mit Heimerfahrung verfügen und m. E. eine sachgerechte Arbeit leisten und zu Hause bei den Betroffenen beraten/informieren. Sozialamt / bei Kreisen die dortigen SozÄmter - ggfs. einfach mal die Homepage der Stadt-/Kreisverwaltung - Rubrik Senioren - etc besuchen. Das Informations- und Beratungsangebot ist riesig und kaum überschaubar.

    Insofern hat dieses Forum ganz schnell seine Grenzen erreicht - wirkliche Lebenshilfe kann selten vermittelt werden - aber der Hinweis, man ist nicht allein und viele andere mußten gleichfalls diesen Entscheidungsweg gehen und der Hinweis auf ortsnahe Infoquellen dürfte vielleicht schon mal etwas beruhigen.

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    • Re: Bin verzweifelt! Bitte um Rat!!!


      Hallo lohmar,

      danke für Deine ausführlichen Schilderungen und Hilfestellungen.

      Dass meine Großmutter in irgendeiner Weise geistig nicht mehr ganz auf der Höhe ist, können wir ihr wohl unterstellen. Denn am WE hat sie mich kurzerhand mal ganz direkt und in einem härteren Ton von der Seite angefahren!

      Ich habe ihr erklärt, dass mein Mann und ich mit unseren Kindern ausziehen werden, sobald wir eine passende Wohnung oder ein Haus gefunden haben. Ohne Rücksicht darauf, wie sich meine Mutter dann zukünftig um meine Großmutter kümmern wird. Ich kann nicht mehr und ich will nicht mehr - das weiß meine Großmutter nur zu gut! Am WE kam sie nun mit der Aussage "ich habe mir meine Gedanken gemacht über die Situation hier im Haus. Es ist ja immer noch mein Haus und ich werde es verkaufen. Von dem Geld gehe ich dann ins 'betreute Wohnen' und ihr habt keine Arbeit mehr mit mir. Dann vegetiere ich halt in einem Heim dahin".
      Ich hab mich gar nicht auf den Hinweis "ich vegetiere dann dahin" eingelassen und nur gesagt "Du bist noch voll geschäftsfähig und es ist dein Haus. Wir werden dann in den nächsten Wochen schnellstmöglich ausziehen und du kannst dich in der Zeit um einen Platz im Heim bemühen". Damit hatte sie wohl nicht gerechnet, hoffte wohl vielmehr darauf, dass ich ihr diese Idee ausrede. Aber weit gefehlt!

      Deine Beschreibungen bzgl. Burn-out usw. kann ich total nachvollziehen. Ich war bis Anfang Dezember 2010 als Teilzeitkraft angestellt. Ging alles ziemlich gut, bis ich dann eines Tages nervlich am Ende war und nur noch geweint habe. Zunächst hat meine Hausärztin alles auf die berufliche Belastungssituation geschoben. Trotz Krankschreibung kam aber nur eine mäßige Besserung zustande, so dass ich es durchaus auch auf die Situation hier zu Hause geschoben habe. Dann bin ich im Januar 2011 auch noch ungeplant schwanger geworden, was meine Situation nicht wirklich erleichtert hat. Und seit ich nun den ganzen Tag zu Hause bin (wegen der Kinder....Elternzeit), hofft natürlich auch meine Großmutter auf mehr Aufmerksamkeit und Gespräch. Das spiegelt sich auch darin wieder, dass sie am Tag öfter durchs Haus tigert und wartet, bis sich ein Gesprächspartner findet.

      Ich werde heute nochmals eindringlich mit meiner Mutter reden und zusehen, dass ich einige Deiner Tipps realisiert bekomme. Es ist für mich nicht einfach, da meine Mutter vor diesen Dingen die Augen verschließt und mein Onkel (er wohnt 400km weit entfernt) sich darüber nicht wirklich Gedanken macht bzw. sich dafür interessiert.

      Danke nochmals!

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      • Re: Bin verzweifelt! Bitte um Rat!!!


        Drücke die Daumen - finde den Weg gut - die räumliche Trennung scheint auch mir der einzig vernünftige Weg. Ich denke, dass jetzt die "Mutter" mehr als die "Tochter" gebraucht wird.

        Zur eigenen moralischen Beruhigung: Wenn die Mutter wirklich "betreutes Wohnen" - vergleichbar mit unserem Wohnangebot meint, hätte sie sicherlich eine akzeptable und aussichtsreiche Zukunft (denke hier Lebensqualität) vor sich. Hier würd ich meiner Mutter höchstens Entscheidungshilfe anbieten - suchen und finden sollte sie allein. Würde ihr in der Zukunft etwas nicht passen, kommen die Vorwürfe endlos als Bumerang zurück.

        Alles Gute!

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