Scopoderm TTS

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 29.10.2019
Hersteller: GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG
Wirkstoff: Scopolamin
Darreichnungsform: transdermales Pflaster
Rezeptpflichtig

Wirkung

Scopoderm TTS enthält den Wirkstoff Scopolamin. Zu beachten ist außerdem die besondere Wirkung von Scopoderm TTS.

Der Wirkstoff Scopolamin wird in Form von Pflastern sowie Tabletten oder Kaugummis angewendet, um die Symptome Übelkeit und Erbrechen bei Reisekrankheit zu vermindern.

Scopolamin wird außerdem in Form von Augentropfen verwendet, um die Pupillen weit zu stellen. Diese Weitstellung kann zur Augenuntersuchung oder zur Therapie von Augenkrankheiten dienen.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Scopolamin sind vertiefende Informationen verfügbar:

Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Muscarinrezeptor-Antagonisten, Antiemetika (Mittel gegen Übelkeit und Erbrechen), zu welcher der Wirkstoff Scopolamin gehört.

Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben

  • Anzeichen der Reise- oder Seekrankheit wie Schwindel, Übelkeit und Erbrechen

Dosierung

Um einen optimalen Schutzeffekt zu erzielen, soll ein transdermales Pflaster etwa fünf bis sechs Stunden oder schon am Abend vor dem Reiseantritt an einer trockenen, unversehrten und unbehaarten Stelle hinter dem Ohr aufgeklebt werden.

Das Anbringen eines einzigen transdermalen Pflasters ist vollkommen ausreichend, um den gewünschten Schutz über einen Zeitraum von 72 Stunden (drei Tagen) zu erzielen. Bei kürzerer Reisedauer kann das System aber
selbstverständlich früher entfernt werden. Wird ein Schutz für länger als 72 Stunden gewünscht, so wird das alte Pflaster entfernt und ein neues
zu Beginn des vierten Reisetages hinter dem anderen Ohr aufgeklebt.

Um zu verhindern, dass Wirkstoffreste in die Augen gelangen, was vorübergehend zu leichtem verschwommenem Sehen und zu einer Pupillenerweiterung (auch einseitig) führen könnte, sollen nach jeder Berührung des transdermalen Pflasters die Hände und nach dessen Entfernen auch die Anwendungsstelle mit Seife gewaschen werden. Sollte das normalerweise gut haftende transdermale Pflaster unbeabsichtigt entfernt worden sein, so muss es durch ein neues ersetzt werden.

Jedes transdermale Pflaster muss vor Gebrauch frisch aus der Einzelpackung entnommen werden. Reißen Sie dazu die Einzelpackung seitlich auf. Das transdermale Pflaster kann nicht beschädigt werden, da es durch Plastikkärtchen geschützt ist. Entnehmen Sie dann das transdermale Pflaster mit der sechseckigen Schutzfolie.

Ziehen Sie die Schutzfolie vom transdermalen Pflaster ab und werfen Sie sie fort. Das Pflaster selbst fassen Sie aber nur am Rand, möglichst ohne Berührung der silbrigen Klebeseite an. Mit dieser Seite wird das Pflaster auf die trockene Haut hinter dem Ohr geklebt und kräftig angedrückt.

Nach Aufkleben des transdermalen Pflasters sollte es während des Tragens
nicht mehr berührt werden, da auf Druck möglicherweise am Rand Wirkstoff austreten könnte.

Nicht allzu langes Schwimmen, Duschen oder Haarewaschen beeinträchtigen weder die Haftfähigkeit noch die Wirkung der transdermalen Pflaster.

Sonstige Bestandteile

Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

  • aluminiumbeschichtetes Pegoterat
  • dünnflüssiges Paraffin
  • Ethylenvinylacetat-Copolymer
  • Polyethylen
  • Polyisobutylen
  • Polypropylen
  • silikonisiertes Pegoterat

Nebenwirkungen

Häufige Nebenwirkungen:
Vorübergehende Mundtrockenheit, Verschwommensehen, Herzrasen.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Schläfrigkeit, leichte Blutdrucksenkung, vermindertes Schwitzen, Augenlidreizung.
Bei Pflastern: Lokale Hautreizungen oder Hautausschlag.
Bei Anwendung am Auge: Bindehautentzündung, Lidschwellungen, Lichtscheuigkeit.

Seltene Nebenwirkungen:
Gedächnisstörungen, Konzentrationsstörungen, Glücksgefühl (Euphorie), Gangstörungen, Sprechstörungen, Schwindel, Ruhelosigkeit, Halluzinationen (Sinnestäuschungen), Harnverhalt.
Nach Therapieende: Übelkeit und Erbrechen, Schwindel, Kopfschmerzen, Gleichgewichtsstörungen.

Vereinzelte Nebenwirkungen:
Akuter Glaukom-Anfall, Tränenflussverminderung, Zunahme der Krampfanfälle bei Epileptikern, vorübergehende Psychose.

Wechselwirkungen

Scopolamin löst zusammen mit anderen Wirkstoffen unterschiedliche Effekte aus. Dazu gehören:
  • gegenseitige Wirkungsverstärkung bei gleichzeitiger Einnahme von anticholinergen Wirkstoffen wie Amantadin, Chinin, trizyklischen Antidepressiva, Neuroleptika, Antihistaminika und Procain
  • verstärkte Hemmung der Bildung von Salzsäure im Magen bei gleichzeitiger Einnahme von H2-Rezeptorblockern
  • verstärkte Wirkung von Phenothiazinen
  • verminderte Wirkung von Cholinesterase-Hemmern
  • Wirkungsverstärkung örtlicher Betäubungsmittel (Anästhetika) am Auge
  • verminderte Wirkung von Metoclopramid und anderen Magenmitteln aus der Gruppe der Prokinetika auf den Magen-Darm-Kanal.

Gegenanzeigen

Scopolamin darf nicht angewendet werden bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff. In Augentropfen verwendet darf der Wirkstoff nicht bei grünem Star eingesetzt werden.

Bei Verdacht auf erhöhten Augeninnendruck ist vor der Anwendung des Wirkstoffs eine augenärztliche Untersuchung notwendig.

Scopolamin sollte nur nach strenger ärztlicher Abwägung von Nutzen und Risiko verabreicht werden bei bekannter Magenausgangsverengung (Pylorusstenose), Störungen beim Wasserlassen (wie bei Prostatavergrößerung), Behinderung der Magen-Darm-Passage und bei Herzrhythmusstörungen oder verlangsamtem Herzschlag (Bradykardie). Diese ärztliche Vorsicht ist ebenfalls geboten bei älteren Menschen, Patienten mit Gehirnverkalkung (Zerebralsklerose) sowie bei Leber- und Nierenfunktionsstörungen.

Patienten mit Down-Syndrom (Mongolismus) und Hirnschäden leiden häufiger unter den Nebenwirkungen von Scopolamin. Über eine Therapie mit dem Wirkstoff sollte ein Arzt erst nach sorgfältiger Abwägung von Nutzen und Risiko entscheiden.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

In der Schwangerschaft und Stillzeit sollte der Wirkstoff nur nach strenger ärztlicher Abwägung von Nutzen und Risiko eingesetzt werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Bei Kindern unter zehn Jahren sollte Scopolamin nicht angewendet werden. Älteren Kindern sollte Scopolamin nur nach strenger ärztlicher Abwägung von Nutzen und Risiko gegeben werden.

Warnhinweise

  • Durch Verminderung des Reaktions- und Sehvermögens können Autofahren und das Bedienen von Maschinen gefährlich sein.
  • Alkohol verstärkt die Verminderung des Reaktionsvermögens.
  • Nach Kontakt mit dem Wirkstoff sollten gründlich die Hände gewaschen werden.
  • Bei Verwirrtheitszuständen und Halluzinationen muss der Wirkstoff sofort abgesetzt werden.
  • Das Medikament vermindert den Tränenfluss. Es ist daher besonders von Kontaktlinsenträgern immer für eine ausreichende Augenbefeuchtung zu sorgen.
  • Besonders bei Patienten mit allergischen Hauterkrankungen kann das Pflaster schon bei der Erstanwendung allergische Reaktionen hervorrufen.
  • Das Medikament darf nicht wärmer als 25 Grad gelagert, aber auch nicht eingefroren werden.
  • Nach dem Anbringen und Entfernen des Pflasters sind die Hände und nach Entfernen des Pflasters die Anwendungsstelle sorgfältig zu waschen.

Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.

Packungsgrößen

Packungsgröße und Darreichungsform
Wirkstoffgehalt (Dosierung pro Stück transdermales Pflaster)
5 Stück transdermale Pflaster
1,54 Milligramm Scopolamin

Vergleichbare Medikamente

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Scopoderm TTS sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Scopolamin (ggf. auch Generika).

Medikament
Darreichungsform
Augentropfen
transdermale Pflaster

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.