Ein Arzt untersucht die Augen eines Kindes.
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Trachom

Von: Dr. rer. nat. Geraldine Nagel (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 12.01.2021

Ein Trachom entwickelt sich oft schon im Kindesalter und gilt als die häufigste Ursache für Erblindungen weltweit.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Trachom

Was ist ein Trachom?
Als Trachom bezeichnet man eine chronische eitrige Binde- und Hornhautentzündung der Augen. Sie wird durch eine Infektion mit der Bakterienart Chlamydia trachomatis (Serotyp A-C) hervorgerufen.

Häufigkeit

Weltweit sind etwa 40 Millionen Menschen von einem Trachom betroffen. Die Augenerkrankung ist vor allem in Entwicklungsländern beziehungsweise in Ländern mit schlechter Wasserversorgung und den dadurch erschwerten Hygienemöglichkeiten weit verbreitet. Gut zwei Drittel aller Fälle kommen in Afrika vor (z.B. Äthiopien, Sudan, Uganda, Nigeria) sowie im Nahen Osten, in Regionen Asiens, in Mittel- und Südamerika und in Gebieten Australiens. Frauen erblinden infolge eines Trachoms bis zu viermal häufiger als Männer. Ursache hierfür ist wahrscheinlich der engere Kontakt von Frauen zu möglicherweise infizierten Kindern, sodass es zu häufiger zu Neuinfektionen kommt. In Deutschland kommt das Trachom sehr selten vor.

Trachom: Ursachen

Ursache für ein Trachom ist die Infektion mit der Bakterienart Chlamydia trachomatis(Serotyp A-C). Die Bakterien gelangen vor allem durch Schmierinfektionen über die Hand ins Auge – auch indirekt, also zum Beispiel über gemeinsam benutzte Gegenstände oder Stoffe (wie Kleidung, Handtücher, Bettzeug). In Entwicklungsländern ist zudem eine Übertragung durch Fliegen möglich, die sich bevorzugt aufs Auge setzen.

Zur eigentlichen Infektion kommt es dabei meist schon bei Klein- oder Schulkindern. In den Jahren darauf entwickelt sich schließlich eine chronische Binde- und Hornhautentzündung.

Inkubationszeit

Bis sich nach einer Infektion mit Chlamydia trachomatis (Serotyp A-C) die ersten Symptome zeigen (Inkubationszeit), vergehen im Durchschnitt fünf bis sieben Tage.

Trachom: Symptome

Ein Trachom kann sich durch verschiedene Symptome bemerkbar machen, wie etwa:

  • leichten Juckreiz am Auge und den Augenlidern
  • tränende Augen
  • schleimigen oder eitrigen Augenausfluss
  • geschwollene Augenlider
  • Lichtempfindlichkeit
  • Augenschmerzen
  • Druckgefühl im Auge

Ein Trachom tritt immer an beiden Augen gleichzeitig auf, wobei sich manche Symptome wie Schwellungen vor allem am oberen Augenlid zeigen. Die Augenerkrankung schreitet eher langsam fort und zeigt sich im Kindesalter häufig durch mildere Symptome. Schmerzen treten unter Umständen erst im Erwachsenenalter auf.

Trachom-Stadien

Unbehandelt gibt es beim Trachom laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) fünf Stadien:

Stadium 1: Follikuläre trachomatöse Entzündung

Stadium 1 liegt kurz nach Beginn der Augenerkrankung vor. Bei einer augenärztlichen Untersuchung sind auf der Innenseite des oberen Augenlids mindestens fünf Follikel zu erkennen. Darunter versteht man kleine glasige Körner, die zwei Zellarten des Immunsystems enthalten: Makrophagen und Lymphozyten.

Stadium 2: Starke trachomatöse Entzündung

In Stadium 2 ist man hochansteckend. Die Augen sind gereizt und die Bindehaut der Augenlider schwillt an.

Stadium 3: Trachomatöse Vernarbung der Bindehaut

In Stadium 3 vernarbt durch wiederholte Infektionen schließlich die Innenseite der Augenlider. Häufig sind die Narben bei einer augenärztlichen Untersuchung als weiße Linien erkennbar. Als Folge der Narben beginnt das Augenlid, sich samt Wimpern nach innen zu rollen (Entropium).

Stadium 4: Trachomatöse Trichiasis

In Stadium 4 rollt sich das Augenlid zunehmend nach innen ein, wodurch nach einer Weile mehrere Wimpern beim Lidschlag auf der Hornhaut des Auges reiben. Das kann zu schmerzhaften Schäden an der Hornhaut führen und begünstigt weitere bakterielle Augeninfektionen.

Stadium 5: Trübung der Hornhaut

In Stadium 5 führen die ständigen entzündlichen Prozesse am Auge zusammen mit den mechanischen Schädigungen durch die einwärtsgedrehten Lider schließlich dazu, dass sich die Hornhaut sichtbar zu trüben beginnt und die Sehkraft nachlässt. Wie stark die Erblindung fortschreitet, hängt vom Ausmaß der Vernarbungen ab. Je nachdem, wie stark das Augenlid eingedreht ist, kann auch der Lidschluss erschwert sein, sodass die Augenoberfläche nicht ausreichend mit Tränenflüssigkeit bedeckt werden kann und austrocknet.

Trachom: Diagnose

Ob eine Augeninfektion durch die Chlamydien-Art Chlamydia trachomatis (Serotyp A-C) verursacht wird und ein Trachom vorliegt, stellt der Augenarzt meist durch das Beschwerdebild fest und indem er nach kurz zurückliegenden Auslandaufenthalten fragt. Denn häufig haben die Betroffenen kurz zuvor Länder wie Ägypten, China oder Indien bereist, in denen Erkrankungen durch diese Chlamydien hauptsächlich auftreten. Daneben untersucht der Arzt die Augen mit einer Spaltlampe näher.

Trachom: Therapie

Welche Therapie bei einem Trachom die richtige ist, hängt davon ab, in welchem Stadium sich die Augenerkrankung befindet. Im Frühstadium lässt sich ein Trachom meist gut mit Antibiotika behandeln, zum Beispiel mit dem Wirkstoff Azithromycin. Ist das Trachom bereits weiter fortgeschritten, kann eine Augenoperation erforderlich werden, die die Verformungen des Augenlids behebt.

Trachom: Verlauf

Wird ein Trachom frühzeitig mit Antibiotika behandelt, nimmt es in der Regel einen guten Verlauf. Unbehandelt schreitet die Erkrankung jedoch über Jahre stetig fort, meist begleitet von Komplikationen wie:

Trachom: Vorbeugen

Bislang gibt es keine Möglichkeit, einem Trachom direkt vorzubeugen. Zu einem Trachom kommt es jedoch vor allem in Ländern mit schlechter Wasserversorgung und dadurch mangelnden Möglichkeiten zur Körperhygiene, wie etwa in Ländern des Nahen Ostens, Nordafrikas und Schwarzafrikas. Auch in einigen Regionen Südasiens und Chinas treten Trachome häufiger auf. Wer einem Trachom vorbeugen will, sollte deshalb in diesen Regionen verstärkt auf Hygiene achten und sich regelmäßig Gesicht und Hände waschen.