Ein älterer Mann sitzt auf einer Parkbank.
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PAVK (Schaufensterkrankheit, periphere arterielle Verschluss­krankheit)

Von: Lydia Klöckner (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 22.12.2021

Die PAVK ist eine krankhafte Durchblutungsstörung in den Armen und Beinen. Sie äußert sich vor allem durch Schmerzen, die mitunter so stark werden, dass die Betroffenen nicht mehr gehen können. Wie bei einem Schaufensterbummel bleiben sie immer wieder stehen – daher die Bezeichnung Schaufensterkrankheit.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

PAVK (periphere arterielle Verschlusskrankheit)

Was ist die periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK)?

Bei dieser Erkrankung ist die Durchblutung in den Beinen und Armen dauerhaft gestört, weil die Arterien verengt sind. Diese Durchblutungsstörung verursacht Schmerzen, welche zunächst im Gehen auftreten, später auch in Ruhe.

Wenn sich in den Wänden der Arterien Ablagerungen bilden, kann das Blut nicht mehr ungehindert hindurchfließen. Diese sogenannte Arterienverkalkung (Arteriosklerose) führt bei Befall der Herzgefäße schlimmstenfalls zu Herzinfarkten oder bei Befall der Hals- und Kopfgefäße zu Schlaganfällen. Beeinträchtigt sie die Durchblutung der Beine und/oder Arme, sprechen Ärzte von einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (PAVK).

Anfangs ruft die PAVK keinerlei Beschwerden hervor. In fortgeschritteneren Stadien äußert sie sich durch starke Schmerzen, die vor allem beim Gehen auftreten. Die Betroffenen müssen dann ständig Pausen einlegen – wie bei einem Schaufensterbummel. Darum nennt man die PAVK auch Schaufensterkrankheit.

Häufigkeit

In Deutschland ist die PAVK sehr verbreitet: Etwa 20 von 100 Menschen in der Bevölkerung sind betroffen. Bei einem Großteil von ihnen befindet sich die Erkrankung noch im Anfangsstadium, sodass sie keine Beschwerden verspüren. Nur bei etwa 5 von 100 Menschen in der Bevölkerung ist die PAVK so weit fortgeschritten, dass sie nicht mehr ungehindert gehen können.

Besonders häufig kommt die PAVK unter Rauchern oder ehemaligen Rauchern vor: Etwa 85 von 100 Betroffenen rauchen oder haben in der Vergangenheit geraucht. Rauchen ist somit der Hauptrisikofaktor für die PAVK.

PAVK: Ursachen

Bei Menschen mit PAVK ist die Durchblutung der Gliedmaßen gestört. Da zu wenig Blut durch ihre Arme und Beine fließt, werden die dortigen Muskeln und Nerven nicht ausreichend mit Sauerstoffund Nährstoffen versorgt. Dieser Mangel macht sich durch Schmerzen bemerkbar, welche einsetzen, sobald der Betroffene die Muskeln anspannt.

Ursache der Durchblutungsstörung sind fast immer verkalkte Arterien (Arteriosklerose). Diese wiederum ist meist Folge von

Nur in seltenen Fällen hat eine PAVK andere Ursachen als die Arteriosklerose. Hierzu zählen die sogenannte Thrombangiitis obliterans (Morbus Winiwarter-Buerger) sowie das Takayasu-Syndrom. Beide Erkrankungen sind mit entzündlichen Gefäßveränderungen verbunden.

So entsteht Arteriosklerose

Arterien sind Blutgefäße, die sauerstoff- und nährstoffreiches Blut vom Herzen aus in den gesamten Körper transportieren, auch in die sogenannte Peripherie – also die äußeren Bereiche – des Körpers.

Vor allem bei Rauchern, Diabetikern und Menschen mit Bluthochdruck sind die Wände der Arterien jedoch stellenweise entzündet. An den entzündeten Stellen setzen sich mit der Zeit immer mehr Blutbestandteile fest. Vor allem Teilchen, die für den Transport von Fett durch die Blutbahn zuständig sind (sog. LDL-Cholesterin), lagern sich dort ab.

Die Ablagerungen wachsen mit der Zeit zu sogenannten arteriosklerotischen Plaques an, welche den Blutfluss behindern. Dies kann nicht nur zur pAVK führen, sondern auch zu Herzinfarkten oder Schlaganfällen.

PAVK: Symptome

Zu Beginn ruft die PAVK noch keine Symptome hervor.

Erst mit zunehmender Verengung der Gefäße ist die Durchblutung in den Gliedmaßen so stark eingeschränkt, dass die Betroffenen krampfartige Schmerzen verspüren. Diese treten fast immer in der Wade, im Fuß, im Gesäß oder im Oberschenkel und nur selten in den Armen auf.

Mediziner teilen die Erkrankung in vier Stadien ein:

StadiumSymptome
Stadium IDer Betroffene hat keine Beschwerden.
Stadium IIaNach einer Gehstrecke von über 200 Metern treten Schmerzen auf.
Stadium IIbNach einer Gehstrecke von unter 200 Metern treten Schmerzen auf.
Stadium IIINicht nur bei Bewegung, sondern auch in Ruhe treten Schmerzen auf.
Stadium IVGewebe, welches zu schwach durchblutet wird, stirbt ab. Die Wundheilung ist gestört. Typischerweise sind die Füße kalt und blass.

Ab dem zweiten Stadium äußert sich die PAVK durch Schmerzen, die nur auftreten, wenn der Betroffene die Muskeln belastet (sogenannte belastungsabhängige Schmerzen) – zum Beispiel beim Gehen. Bei größerer Anstrengung (etwa beim Treppenlaufen oder Bergaufgehen) verstärken sich die Beschwerden.

Im dritten Stadium verspüren die Betroffenen auch im Sitzen oder Liegen Schmerzen, also sogar dann, wenn ihre Muskeln ruhen.

Video: Schwere Beine – was kann dahinterstecken?

Schließlich führt die gestörte Durchblutung nicht nur zu Schmerzen, sondern beeinträchtigt auch die Wundheilung. Zudem besteht die Gefahr, dass das Gewebe so schlecht mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt wird, dass es abstirbt. Solche sogenannten Nekrosen betreffen häufig die Zehen oder die Ferse.

PAVK: Diagnose

Der Verdacht auf PAVK kommt auf, wenn der Patient über die entsprechenden Symptome (vor allem Schmerzen beim Gehen) klagt. Der erste Schritt zur Diagnose besteht dann in einer genauen Untersuchung. Dabei achtet der Arzt vor allem auf

  • die Hautfarbe und die Temperatur der schmerzenden Gliedmaßen sowie
  • abgestorbene Gewebebereiche, bevorzugt an den Füßen und Zehen.

Anschließend prüft der Arzt die Pulse an den Armen, Beinen und Füßen. Wenn der Arzt an einer der Stellen keinen Puls fühlen kann, ist dies ein Hinweis auf eine Gefäßverengung. Darüber hinaus hört der Arzt die betroffenen Gliedmaßen mit dem Stethoskop ab. So kann er gewisse Strömungsgeräusche feststellen, die ebenfalls auf eine Verengung der Blutgefäße hindeuten.

Mithilfe der sogenannten Dopplerdruckmessung ermittelt der Arzt mit einem speziellen Ultraschallgerät den Blutdruck in den Arterien der Beine und Füße. Diesen vergleicht er mit dem Blutdruck am Arm und ermittelt den sogenannten Knöchel-Arm-Index. Dabei wird der obere (systolische) Blutdruckwert am Knöchel durch den oberen Blutdruckwert des Arms geteilt.

Beim Gesunden ist der Druck in den Beinen etwas höher als in den Armen oder nahezu gleich – der Knöchel-Arm-Index beträgt dann 1. Ist der Knöchel-Arm-Index kleiner als 1, lässt dies auf eine PAVK schließen.

Meist führt der Arzt zudem einen Gehtest durch: Er misst die Wegstrecke, die der Patient ohne Schmerzen auf einem Laufband zurücklegen kann. Das Ergebnis zeigt an, in welchem Stadium der Erkrankung sich der Patient befindet.

Mit Ultraschall (Sonographie) kann der Arzt das betroffene Gefäß genauer anschauen. Eine besondere Form der Ultraschalluntersuchung ist die Duplexsonographie. Mit dieser speziellen Technik kann der Arzt den Blutfluss in den Gefäßen anhand von Farbbildern erkennen. So kann er feststellen, in welchen Bereichen die Gefäße verengt sind.

Manchmal kommen noch weitere Untersuchungsmethoden zum Einsatz. Bei der Magnetresonanztomographie erhält der Arzt durch ein künstlich erzeugtes Magnetfeld Bilder, auf denen er die Gefäße samt eventuellen Verengungen gut erkennen kann.

Auch mithilfe einer Angiographie kann der Arzt die Gefäße sichtbar machen. Bei dieser Röntgenuntersuchung spritzt er über einen dünnen Schlauch (Katheter) ein Kontrastmittel in die Gefäße. Mögliche Verengungen kann er gegebenenfalls mithilfe eines speziellen Katheters direkt weiten.

Eine weitere Untersuchungsmethode ist die Computertomographie (CT), bei der mithilfe von Röntgenstrahlen dreidimensionale Bilder des Gefäßsystems erzeugt werden. CT-Aufnahmen lässt der Arzt normalerweise nur anfertigen, wenn er eine Gefäßoperation in Erwägung zieht und einschätzen möchte, ob und inwieweit diese möglich und sinnvoll wäre.

Wichtig: Der Arzt sollte auch prüfen, ob der Patient neben der PAVK eine koronare Herzkrankheit oder eine arterielle Verschlusskrankheit der Hirnarterien entwickelt hat. Denn in diesem Fall besteht ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkte bzw. Schlaganfälle.

PAVK: Behandlung

Die aktive Mithilfe der Patienten ist bei der Behandlung der Schaufensterkrankheit von zentraler Bedeutung. Wichtig ist vor allem, dass sie

  • mit dem Rauchen aufhören,
  • sich gesund ernähren und
  • sich regelmäßig und ausrechend bewegen.

Untersuchungen haben gezeigt, dass diese Maßnahmen der Verkalkung der Arterien entgegenwirken und somit das Risiko für Schlaganfälle und Herzinfarkte senken können.

Medikamente

Da ein hoher Cholesterinspiegel die Arterienverkalkung fördert, bekommen Menschen mit PAVK zudem Medikamente verordnet, die den Cholesterinspiegel senken (sog. Statine). Medizinischen Leitlinien zufolge sollten alle PAVK-Patienten ihren LDL-Cholesterinwert auf unter 70 - 100 mg/dl senken.

Ist die Erkrankung bereits so weit fortgeschritten, dass sie Schmerzen hervorruft, erhalten die Patienten zudem Medikamente, die der Verklumpung von Blutplättchen entgegenwirken und das Risiko für mögliche Blutgerinnsel (Thrombosen) in den Arterien senken. Zu diesen sogenannten Thrombozytenfunktionshemmern zählen etwa die Wirkstoffe Acetylsalicylsäure und Clopidogrel.

Gehtraining

Zu Beginn einer PAVK kann Gehtraining hilfreich sein: Unter Anleitung eines Ergotherapeuten (oder im Rahmen eines Herzsport-Kurses) geht der Patient in zügigem Tempo, bis Schmerzen einsetzen. Dann pausiert er, bis die Schmerzen nachlassen und setzt das Training dann wieder fort.

Führt der Patient dieses Training täglich etwa eine bis anderthalb Stunden durch, kommt dies der Durchblutung der Beine zugute – und dem gesamten Körper: Der Blutdruck und die Blutfettwerte sinken. Zudem beugt regelmäßige BewegungÜbergewicht und einem Gefäßverschluss vor.

Fußpflege und Behandlung von Nekrosen

In allen Stadien der Erkrankung ist eine sorgfältige Fußpflege besonders wichtig, denn die Wundheilung ist gestört, sodass kleine Fußwunden sich leicht infizieren und chronisch werden können. Für Diabetiker gilt dies umso mehr.

Ist aufgrund der schlechten Sauerstoff- und Nährstoffversorgung Gewebe abgestorben, muss der Arzt diese sogenannten Nekrosen abtragen. Im Falle einer infizierten Wunde, erhält der Patient Antibiotika.

Kathetertherapie und Operation

Dieser kleine Eingriff dient dazu, verengte Gefäße mechanisch zu weiten. Der Arzt führt einen Katheter mit einem Ballon in die Arterie ein. Dann pumpt er den Ballon auf, wodurch sich die Arterie dehnt. Der Ballon drückt die Ablagerungen an die Gefäßwand, sodass das Blut wieder besser fließen kann. Dabei können vorübergehend Schmerzen auftreten, die aber verschwinden, sobald der Ballon wieder entleert wird (nach ca. einer Minute).

Bei Bedarf kann der Arzt den Vorgang wiederholen. Um zu verhindern, dass sich die erweiterte Stelle erneut verschließt, kann er zusätzlich eine Stütze (Stent) einsetzen. Der Stent verhindert, dass die zurückgedrängten Ablagerungen wieder ins Gefäßinnere gelangen.

Ist die Arterienverkalkung bereits weit fortgeschritten, kann der Arzt eine Gefäßoperation empfehlen. Zum Beispiel kann ein Chirurg einen sogenannten Bypass legen. Das ist eine Art Umleitung um die verengte Arterienstelle. Der Chirurg stellt sie entweder aus körpereigenen Venen oder aus Kunststoffmaterial her. Ein Bypass kommt vor allem bei sehr langstreckigen Engstellen einer Arterie infrage.

PAVK: Verlauf

Welchen Verlauf die PAVK nimmt, beeinflusst der Patient zu einem großen Teil selbst. Arteriosklerose ist zwar nicht heilbar. Der Betroffene kann die Verkalkung der Gefäße jedoch verlangsamen, indem er mit dem Rauchen aufhört beziehungsweise seine Vorerkrankung (Diabetes, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörung) behandeln lässt.

Je weiter die Arteriosklerose voranschreitet, desto schlechter sind die Extremitäten durchblutet – und desto stärker sind auch die Beschwerden. Die Muskeln in Armen oder Beinen bekommen nicht genug Sauerstoff aus dem Blut, sodass ihre Leistungsfähigkeit abnimmt.

Ab dem dritten Stadium besteht die Gefahr, dass große Gewebebereiche absterben. Unter Umständen muss der Arzt die betroffenen Teile der Gliedmaßen (häufig die Zehen oder die Ferse) dann amputieren.

Da die Arterien von Armen oder Beinen bei einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit verengt sind, besteht die Gefahr eines kompletten Gefäßverschlusses der Arm- oder Beinarterien, einer sogenannten Atherothrombose. Die Atherothrombose ist ein medizinischer Notfall, der sich unter anderem durch plötzliche starke Schmerzen und Blässe im betroffenen Arm oder Bein zeigt.

Wichtig: Bei Anzeichen eines akuten Gefäßverschlusses ist sofort den Notarzt zu informieren! Lagern Sie die Extremität bis zu dessen Eintreffen tief.

Erhöhtes Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle

Bei einer PAVK ist das Risiko hoch, dass nicht nur Gefäße in Armen oder Beinen verengt sind, sondern auch die Schlagadern, die Herz und Hirn versorgen. Dementsprechend ist auch die Wahrscheinlichkeit für Erkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall stark erhöht.

Bei mehr als der Hälfte aller an PAVK erkrankten Menschen im Stadium II bestehen zum Beispiel Gefäßablagerungen in den Arterien am Herzen – die Gefahr eines Herzinfarkts ist groß. Daher ist es besonders wichtig, Risikofaktoren zu beseitigen.

PAVK: Vorbeugen

Einer PAVK kann man vorbeugen, indem man:

  • nicht raucht,
  • sich ausreichend bewegt,
  • auf eine gesunde Ernährung achtet.

Wer an einer Erkrankung leidet, die zu Durchblutungsstörungen führen kann (z.B. Bluthochdruck, Diabetes mellitus, Fettstoffwechselstörung), sollte diese behandeln lassen und sich möglichst sorgfältig an die Therapievorgaben halten