Nahaufnahme auf die Hände einer weiblichen Person in einem grünen T-Shirt, die sich eine Spritze in die Bauchfalte gibt
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Migräne-Spritze: Anwendung, Wirkung und Nebenwirkungen

Von: Monika Hortig (Medizinautorin)
Letzte Aktualisierung: 16.10.2025

Wenn herkömmliche Mittel zur Vorbeugung von Migräne an ihre Grenzen stoßen oder nicht vertragen werden, kann eine Migräne-Spritze möglicherweise Erleichterung bringen. Sie richtet sich vor allem an Menschen, die regelmäßig unter schweren Migräne-Attacken leiden.

FAQ: Häufige Fragen und Antworten zur Migräne-Spritze

Die Migräne-Spritze kostet je nach Präparat zwischen 250 und 500 Euro pro Stück. Die gesetzlichen Krankenkassen können bei medizinischer Notwendigkeit und unter bestimmten Voraussetzungen die Kosten übernehmen.

In Deutschland sind aktuell vier Migräne-Spritzen zugelassen: Aimovig® (Erenumab), Ajovy® (Fremanezumab), Emgality® (Galcanezumab) und Vyepti® (Eptinezumab). Sie alle werden vorbeugend gegen Migräne eingesetzt.

Die Krankenkasse übernimmt die Kosten für eine Migräne-Spritze, wenn mindestens vier Migräne-Tage pro Monat vorliegen und andere vorbeugende Therapien nicht ausreichend geholfen haben oder nicht vertragen wurden. Voraussetzung ist zudem eine ärztliche Verordnung und eine klare medizinische Begründung.

Die Botox-Behandlung gegen Migräne kostet in der Regel ab 250 Euro pro Sitzung. Der genaue Preis variiert je nach Praxis und Aufwand.

Was ist die Migräne-Spritze?

Die Migräne-Spritze ist ein Medikament zur Vorbeugung von Migräne. Sie gehört zur Gruppe der monoklonalen Antikörper. Das sind im Labor hergestellte Wirkstoffe, die gezielt den Botenstoff CGRP (Calcitonin Gene-Related Peptide) im Körper blockieren. Dieser spielt bei der Entstehung von Migräne eine entscheidende Rolle. Wird seine Wirkung gehemmt, können Attacken seltener auftreten und schwächer ausfallen.

Die Spritze gegen Migräne kommt nicht in akuten Phasen zum Einsatz, sondern dient der langfristigen Vorbeugung. Verabreicht wird sie in der Regel einmal im Monat oder alle drei Monate – je nach Präparat.

Es handelt sich um eine subkutane Injektion, also eine Spritze in das Unterhautfettgewebe. Patient*innen haben die Möglichkeit, sich die Spritze gegen Migräne selbst zu Hause zu verabreichen. Dafür gibt es vorgefüllte Pens oder Fertigspritzen.

So wirkt die Migräne-Spritze

Der Botenstoff CGRP wird bei Migräne in besonders hoher Konzentration ausgeschüttet. Er erweitert die Blutgefäße im Gehirn, fördert Entzündungen und verstärkt die Schmerzleitung.

Genau hier setzen die monoklonalen Antikörper der Migräne-Spritzen an. Sie blockieren entweder CGRP selbst oder seinen Rezeptor, sodass der Botenstoff seine Wirkung nicht mehr entfalten kann. Die Folge: weniger Entzündungen, weniger Schmerzübertragung und im besten Fall deutlich weniger Migräne-Anfälle. Damit senkt die Spritze über Wochen und Monate hinweg die Anzahl und Schwere der Migränetage.

In Deutschland sind aktuell vier Wirkstoffe zugelassen:

  • Erenumab
  • Fremanezumab
  • Galcanezumab
  • Eptinezumab

Was ist der Unterschied zwischen Migräne- und Botox-Spritze?

Beide Spritzen zielen darauf ab, Migräne-Anfälle zu reduzieren, aber wirken völlig unterschiedlich.

  • Die Migräne-Spritze blockiert gezielt den Botenstoff CGRP oder seinen Rezeptor. Sie kommt bei episodischer und chronischer Migräne zum Einsatz und wird meist monatlich unter die Haut gespritzt.

  • Botox (Botulinumtoxin A) dagegen wird nur bei chronischer Migräne empfohlen. Dabei injizieren speziell geschulte Ärzt*innen den Wirkstoff in sehr niedriger Dosis an mehreren Stellen der Kopf- und Nackenmuskulatur. Botox entspannt die Muskeln und unterdrückt bestimmte Schmerzsignale. Die Behandlung erfolgt mindestens alle drei Monate.

Welche Spritze gegen Migräne besser geeignet ist, hängt von der Art der Migräne, dem bisherigen Verlauf und der individuellen Verträglichkeit ab. In Ausnahmefällen wird auch beides kombiniert.

Anwendung: Für wen ist die Migräne-Spritze geeignet?

Die Spritze gegen Migräne kommt infrage, wenn andere vorbeugende Therapien nicht wirken oder nicht vertragen werden. Sie richtet sich an Menschen, die regelmäßig unter Migräne leiden, also meist bei mindestens vier Migräne-Tagen pro Monat.

Besonders geeignet ist die Migräne-Spritze für Betroffene mit schweren Verläufen oder bei starker Beeinträchtigung im Alltag. Auch bei chronischer Migräne, also mehr als 15 Kopfschmerztagen im Monat, kann die Spritze eine sinnvolle Option sein.

Manche Krankenkassen übernehmen die Kosten nur, wenn andere vorbeugende Medikamente wie etwa Betablocker bereits ausprobiert wurden.

Die Migräne-Spritze wird unter die Haut gespritzt, meist am Bauch oder Oberschenkel. Nach einer ausführlichen ärztlichen Einweisung können Patient*innen sich die Spritze auch selbst zu Hause verabreichen. Eine Ausnahme bildet Eptinezumab, das als Infusion in der Arztpraxis verabreicht wird.

Dauer der Anwendung

Die Migräne-Spritze ist für eine langfristige Anwendung gedacht. Es gibt keine feste Höchstdauer, solange Betroffene das Medikament gut vertragen und sich eine Besserung zeigt. In der Regel kontrollieren Ärzt*innen in gewissen Abständen, ob sich die Häufigkeit der Migräne-Anfälle deutlich reduziert hat.

Bleibt die Wirkung aus, wird die Therapie meist beendet. Zeigt sich hingegen eine gute Wirkung, kann die Behandlung teils über mehrere Jahre hinweg fortgesetzt werden.

Manche Fachleute empfehlen, nach sechs bis neun Monaten eine Therapiepause einzulegen, um zu prüfen, ob die Migräne vielleicht auch ohne das Medikament stabil bleibt. Solche Schritte sollten aber immer individuell und in Absprache mit Fachärzt*innen erfolgen.

Migräne-Spritze: Gibt es Langzeitfolgen?

Nach aktuellem Stand sind bei Migräne-Spritzen keine Langzeitfolgen bekannt. Dennoch ist eine regelmäßige ärztliche Kontrolle besonders bei Vorerkrankungen oder begleitenden Therapien wichtig.

Wann darf die Migräne-Spritze nicht verwendet werden?

In diesen Fällen ist die Spritze gegen Migräne nicht geeignet:

  • Allergie: Bei bekannter Überempfindlichkeit gegen einen Inhaltsstoff darf die Spritze nicht angewendet werden.

  • Schwangerschaft: Die Sicherheit in der Schwangerschaft ist nicht ausreichend untersucht. Deshalb wird von der Anwendung abgeraten.

  • Stillzeit: Auch hier fehlen verlässliche Daten. Die Migräne-Spritze sollte nur nach sorgfältiger Abwägung zum Einsatz kommen.

  • Kinder und Jugendliche: In Deutschland ist die Anwendung für Minderjährige unter 18 Jahren nicht zugelassen.

  • Bestimmte Vorerkrankungen: Bei schwerwiegenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist besondere Vorsicht geboten. Die Anwendung sollte ärztlich geprüft werden.

Mögliche Nebenwirkungen der Migräne-Spritze

Die Migräne-Spritze kann – wie die meisten Medikamente – Nebenwirkungen haben. Viele Beschwerden sind eher mild und vorübergehend. Dazu zählen beispielsweise:

  • Reaktionen an der Einstichstelle: Häufig kommt es zu Rötungen, Schwellungen, Juckreiz oder Schmerzen direkt nach der Injektion.

  • Müdigkeit oder Erschöpfung: Vor allem in den ersten Tagen nach der Anwendung kann ein allgemeines Schwächegefühl auftreten.

  • Verstopfung: Einige Wirkstoffe (z. B. Erenumab) stehen mit einer veränderten Darmtätigkeit in Zusammenhang.

  • Muskel- oder Gliederschmerzen: Diese Beschwerden können gelegentlich auftreten, sind aber meist nur leicht ausgeprägt.

  • Allergische Reaktionen: In sehr seltenen Fällen kann es zu allergischen Reaktionen kommen, etwa mit Hautausschlag, Juckreiz oder Atembeschwerden. Hier ist eine ärztliche Abklärung nötig.

  • Verstopfte Nase oder Halsschmerzen: Manche Patient*innen berichten über grippeähnliche Symptome wie Schnupfen, Heiserkeit oder leichten Husten bei der Anwendung von Eptinezumab.

Wichtig: Lesen Sie die Packungsbeilage vor der ersten Anwendung aufmerksam durch und holen Sie bei Unsicherheiten ärztlichen oder pharmazeutischen Rat ein.

Gibt es einen Zusammenhang zwischen Migräne-Spritze und Gewichtszunahme?

Bislang gibt es keinen klaren Zusammenhang zwischen Migräne-Spritzen und einer Gewichtszunahme. In den klinischen Studien zu den aktuell zugelassenen Wirkstoffen (Erenumab, Fremanezumab, Galcanezumab, Eptinezumab) wurde eine Gewichtszunahme nicht als Nebenwirkung beobachtet.

Welche Wechselwirkungen zeigt die Migräne-Spritze?

Die Spritze gegen Migräne zeigt bislang kaum Wechselwirkungen mit gleichzeitig eingenommenen anderen Medikamenten. Das liegt daran, dass der Körper die Wirkstoffe der Migräne-Spritze nicht über die Leber verstoffwechselt, so wie es bei vielen Arzneimitteln der Fall ist. Stattdessen baut er den Wirkstoff zu einfachen Eiweißbausteinen ab.

Trotzdem gilt: Betroffene, die zusätzliche Medikamente einnehmen oder das zukünftig möchten, sollten mögliche Wechselwirkungen ärztlich oder pharmazeutisch immer abklären lassen, um mögliche Risiken auszuschließen. 

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei der Migräne-Spritze

Auch wenn die Migräne-Spritze in vielen Fällen gut verträglich ist, gibt es bestimmte Situationen, in denen besondere Vorsicht geboten ist.

Die wichtigsten Hinweise im Überblick:

  • Therapie nur bei klarer Diagnose: Die Migräne-Spritze ist ausschließlich für die Vorbeugung von Migräne gedacht und nicht zur Linderung akuter Kopfschmerzen. Eine eindeutige Diagnose ist Voraussetzung für die Behandlung.

  • Regelmäßige ärztliche Kontrolle: Während der Therapie sollten die Wirkung und mögliche Nebenwirkungen regelmäßig überprüft werden. Das erfolgt meist nach drei bis sechs Monaten. Auch längerfristig sind Kontrolltermine wichtig, um zu beurteilen, ob die Behandlung weiter notwendig ist.

  • Achtung bei Magen-Darm-Beschwerden: Einige Präparate stehen im Verdacht, Verstopfung oder andere gastrointestinale Beschwerden zu verstärken. Deshalb sollten Patient*innen bekannte Darmprobleme schon bei der Anamnese melden.

  • Kein Ersatz für andere Therapien: Bestehende Medikamente zur Migräne-Prophylaxe sollten nicht eigenmächtig abgesetzt werden, sondern nur in ärztlicher Absprache.

Disclaimer

Die Informationen zu Wirkung, Nebenwirkungen, Wechselwirkungen, Gegenanzeigen und Vorsichtsmaßnahmen beziehen sich allgemein auf die Wirkstoffgruppe der Migräne-Spritzen (CGRP-Antikörper). Sie können von den Angaben in der Packungsbeilage einzelner Präparate abweichen. Im Zweifel hilft ein Blick in den Beipackzettel oder das persönliche Gespräch mit den behandelnden Ärzt*innen oder Apotheker*innen.