Meningeom
Ein Meningeom ist ein meist gutartiger, langsam wachsender Tumor, der von den Häuten des Gehirns oder des Rückenmarks ausgeht. In den meisten Fällen wächst ein Meningeom sehr langsam und bleibt lange ohne Symptome. Größere Meningeome kann der Arzt operativ entfernen, die Prognose ist dann gut. Lediglich bei circa 13 von 100 Tumoren, den sogenannten atypischen und anaplastischen Meningeomen, ist die Prognose ungünstiger.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Meningeom: Symptome, Therapie, Prognose nach Operation
Vorwiegend erkranken ältere Menschen an Meningeomen, insbesondere im Alter zwischen 40 und 60 Jahren. Frauen sind etwa doppelt so häufig betroffen wie Männer. Bei jedem vierten Tumor des zentralen Nervensystems handelt es sich um ein Meningeom. Es ist der häufigste Tumor im Schädelinneren.
Mehr als 85 von 100 Meningeomen gehören nach der WHO-Klassifikation der Hirntumoren zum Typ I, das heißt sie wachsen sehr langsam und bleiben lange ohne Symptome. 10 von 100 Meningeomen lassen sich dem WHO-Grad II zuordnen. Ein Meningeom aus dieser Gruppe heißt atypisches Meningeom.
Einen bösartigen Verlauf haben dagegen die seltenen Meningeom-Typen nach WHO III. Mediziner verwenden für diese Tumoren dann den Begriff anaplastische Meningeome.
Nur diese seltenen bösartigen Meningeom-Varianten können streuen, die anderen Meningeom-Formen bilden keine Tochtergeschwulste (Metastasen).
Ein Meningeom bleibt oft unbemerkt, da es sehr langsam wächst und – vor allem im Anfangsstadium – keine Beschwerden verursacht. Je größer der Tumor wird, desto wahrscheinlicher sind Beschwerden. Abhängig davon, auf welche Hirngebiete das wachsende Meningeom nach und nach drückt, kann es zu folgenden Symptomen kommen:
- Kopfschmerzen
- epileptische Anfälle
- Verhaltensauffälligkeiten wie zunehmende Aggressivität
- Sprachstörungen
- Sehstörungen
- Gefühlsstörungen und Missempfindungen
- Gangstörungen
- Lähmungen
- Hervorteten des Augapfels (Exophthalmus)
Die Therapie richtet sich nach folgenden Tumoreigenschaften:
- Meningeom-Typ
- Tumorgröße
- Lokalisation (Bereich, in dem sich das Meningeom befindet)
- Tumorwachstum
Außerdem spielen auch Beschwerden und der allgemeine Gesundheitszustand des Betroffenen eine Rolle. Gutartige Tumoren, die so klein sind, dass sie noch keine Beschwerden hervorrufen, werden regelmäßig kontrolliert. Wenn der Betroffene typische Symptome zeigt, ist eine Operation das geeignete Therapieverfahren. Der Neurochirurg versucht dabei, das Meningeom vollständig zu entfernen. Gehört der Tumor zur bösartigen Meningeom-Sorte, dann ist auch eine Bestrahlung angebracht. Da diese bösartigen Varianten die Ausnahme sind, ist die Prognose von Meningeomen im Allgemeinen gut.
Definition
Das Meningeom ist im Allgemeinen ein langsam wachsender, gutartiger Tumor, der von den Hirnhäuten des Zentralen Nervensystems (ZNS) ausgeht. Die Bezeichnung Meningeom leitet sich daher vom medizinischen Fachbegriff "Meningen" für Hirnhäute ab.
Die Hirnhäute überziehen wie Schutzhüllen das Gehirn ("weiche Hirnhaut") und kleiden die Schädelhöhle aus ("harte Hirnhaut"). Im Wirbelkanal bilden sie eine Art Schlauch, der das Rückenmark einschneidet (sog. Duralsack).
Meist liegen Meningeome der harten Hirnhaut von innen an. Sie können im Schädel aber auch im Rückenmarkskanal wachsen. Umgeben von einer Kapsel verdrängen sie durch ihr Wachstum langsam das benachbarte Gewebe, ohne in dieses einzudringen beziehungsweise Tochtergeschwulste (Metastasen) zu bilden. Es gibt zwar Meningeom-Varianten, die Metastasen bilden, diese sind jedoch sehr selten.
Da Meningeome in der Regel gutartig sind und langsam wachsen, entwickeln nur wenige Erkrankte Symptome – und wenn, dann oft erst nach Jahren. Das Meningeom ist deshalb häufig ein Zufallsbefund, der im Rahmen anderer Untersuchungen auffällt.
Unter dem Mikroskop lassen sich verschiedene Meningeom-Typen unterscheiden. Für die Prognose ist die Tumoreinteilung ("Grading") von Bedeutung:
- Mehr als 85 von 100 Meningeomen gehören nach der WHO-Klassifikation der Hirntumoren zum Grad I, das heißt sie wachsen sehr langsam und bleiben lange ohne Symptome. Sie sind meist operativ komplett entfernbar.
- 10 von 100 Meningeomen lassen sich dem WHO-Grad II zuordnen. Ein Meningeom aus dieser Gruppe heißt auch atypisches Meningeom. Sie haben ein erhöhtes Wachstumspotential.
- Einen bösartigen Verlauf haben dagegen die seltenen Meningeom-Typen nach WHO-Grad III. Mediziner verwenden für diese Tumoren dann den Begriff anaplastische Meningeome.
Neben einem einzelnen Meningeom können auch mehrere Herde ("Meningeomatose") oder ein diffuses Wachstum auftreten. Bei Patienten mit mehreren Tumorherden liegt zusätzlich oft eine Erbkrankheit vor: die Neurofibromatose Typ 2 (Morbus Recklinghausen), die gut- und bösartige Tumoren hervorrufen kann.
Häufigkeit
Das Meningeom ist der häufigste Tumor im Schädelinneren. Frauen erkranken ungefähr doppelt so häufig an einem Meningeom wie Männer.
Jährlich erkranken etwa 6 von 100.000 Einwohnern. Mit dem Alter steigt das Risiko, an einem Meningeom zu erkranken. Meningeome treten vor allem im Alter zwischen 40 und 60 Jahren auf.
Ursachen
Die Meningeom-Ursachen sind nicht entschlüsselt. Ein Meningeom entsteht, wenn ein bestimmter Zelltyp in der weichen Hirnhaut, die das Gehirn umzieht, entartet und wuchert. Warum es dazu kommt, ist nach wie vor unklar.
Sicher scheint, dass Kinder, die sich wegen einer Krebserkrankung einer Strahlentherapie unterziehen mussten, ein höheres Risiko für die Entstehung von – insbesondere bösartigen – Hirntumoren haben.
Genetische Faktoren spielen nicht nur im Rahmen einer Neurofibromatose Typ 2 eine Rolle. Ein Verlust von Erbmaterial (Chromosom 22) scheint auffallend häufig mit Meningeomen in Verbindung zu stehen. Kein Zusammenhang besteht hingegen zwischen der Hirnhautgeschwulst und einer Kopfverletzung (Schädeltrauma).
Symptome
Beim Meningeom hängen die Symptome entscheidend davon ab, wo sich der Tumor genau befindet. Wächst das Meningeom beispielsweise im Rückenmarkskanal, entstehen die Beschwerden, wenn der Tumor einzelne Nervenwurzeln oder das Rückenmark zusammendrückt oder abquetscht. Die Spanne reicht dabei von
- Missempfindungen (Gefühlsstörungen) über
- Beweglichkeitseinschränkungen der Arme und Beine bis hin zu
- Lähmungen.
Bei einem Meningeom im Gehirn, besonders im Bereich der Großhirnhälften (Hemisphären), sind Symptome seltener oder treten meist erst in einem fortgeschrittenen Erkrankungsstadium auf. Wächst der Tumor zum Beispiel im Bereich des Hirnstamms, drückt er wegen der engen räumlichen Verhältnisse dagegen schneller auf wichtige Hirnstrukturen. Häufig kommt es dann zu solchen Beschwerden:
- Kopfschmerzen
- epileptische Anfälle
- Sehstörungen
- Hervortreten des Augapfels (Exophthalmus)
- Sprachstörungen
Manchmal fällt – insbesondere den Angehörigen – auf, dass sich die Persönlichkeit des Betroffenen verändert. Gerade bei älteren Patienten kann dies mit einer Demenz (z.B. Alzheimer) oder Depression verwechselt werden.
Liegt das Meningeom der knöchernen Schädeldecke an, kann es als Folge zu einem vermehrten Knochenwachstum (Hyperostose) und somit zu einer sichtbaren "Beule" kommen.
Diagnose
Für die Meningeom-Diagnose spielen – wie bei allen Hirntumoren – die bildgebenden Verfahren wie Computertomographie (CT) und Magnetresonanztomographie (MRT) die entscheidende Rolle. Eine Untersuchung mit einem Kontrastmittel ist dabei fast immer hilfreich, da sich dieses im Tumor mäßig bis stark anreichert.
In seltenen Fällen ist eine Angiographie sinnvoll. Diese Untersuchung macht Blutgefäße sichtbar. Der behandelnde Arzt kann dieses Verfahren auch therapeutisch nutzen und Blutgefäße veröden, bevor er den in der Regel gut durchbluteten Tumor operiert.
Erkennt der Arzt auf CT- und MRT-Bildern eine glattbegrenzte Geschwulst, die auf breiter Fläche die Hirnhäute berührt, spricht dies für ein Meningeom. Diese Diagnose liegt nahe, wenn zusätzlich die Hirnhaut im Randbereich dieser Kontaktfläche in typischer Weise verdickt ist. Etwas seltener finden sich kleine Verkalkungen im Tumor (sog. Psammonkörper). Sie sind die Folge von Abbauprozessen im Tumorgewebe.
Therapie
Die Meningeom-Therapie richtet sich nach Tumoreigenschaften (z.B. Größe) und Zustand des Betroffenen.
Ein Meningeom, das sehr klein ist und keine Symptome verursacht, bedarf wegen des gutartigen Charakters und des langsamen Wachstums meist keiner Therapie. Es reicht, abzuwarten und mit regelmäßigen Verlaufsuntersuchungen zu überprüfen, wie sich das Meningeom entwickelt.
Bei Meningeomen vom WHO-Grad I-II und vorliegenden Krankheitssymptomen schält der Neurochirurg die Geschwulst operativ heraus. Nach Möglichkeit sollte er dabei den kompletten Tumor entfernen. Die Operation hängt wesentlich von folgenden Faktoren ab:
- Alter
- Allgemeinzustand und
- Beschwerden des Betroffenen
- Größe des Tumors
- Lokalisation – also wo sich der Tumor befindet
- Wachstumsverhalten des Tumors
Im Fall eines stark durchbluteten Meningeoms kann es manchmal sinnvoll sein, die zum Tumor führenden Blutgefäße vor der Operation gezielt zu verschließen ("Embolisation"). Damit lassen sich größere Blutverluste während des Eingriffs vermeiden.
Meningeome vom WHO-Grad III und unvollständig entfernte, gutartige Meningeome (großer Resttumor) erfordern eine (zusätzliche) Bestrahlung. Kleine Tumoren mit einem Durchmesser von maximal drei Zentimetern eignen sich für eine Einzeitbestrahlung, die sogenannte Radiochirurgie mit einem Linearbeschleuniger beziehungsweise "Gamma-Knife". Diese Therapiemöglichkeit bietet sich vor allem dann an, wenn das Meningeom an einer ungünstigen Stelle wächst. Auch bei großen Rezidiven (nach Therapie wieder aufgetretenes Meningeom) und bei Erkrankten mit einem erhöhten Operationsrisiko ist die Radiochirurgie eine Alternative.
Eine medikamentöse Behandlung – zum Beispiel mit Hormonen oder Zytostatika (Chemotherapie) – gehört bei Meningeomen nicht zur Standardtherapie.
Verlauf & Vorbeugen
Verlauf
Bei einem Meningeom ist der Verlauf in der Mehrzahl der Fälle gut. Oft reicht eine langfristige Beobachtung aus. Auch wenn – zum Beispiel weil Symptome auftreten – eine Operation nötig wird, ist die Prognose bei einem Meningeom günstig. Lediglich bei circa 13 von 100 Tumoren, den sogenannten atypischen und anaplastischen Meningeomen, ist die Prognose ungünstiger.
Tumoren können mitunter nach einer kompletten Entfernung wieder auftreten. Man spricht dann von einem Rezidiv. Um Rezidive frühzeitig zu erkennen, sind deshalb bei Tumorerkrankungen langfristige Verlaufskontrollen (Nachsorge) wichtig – auch beim Meningeom. Die erste Nachkontrolle nach der Meningeom-Operation findet in der Regel nach sechs Monaten statt. Ist kein Resttumor nachweisbar, folgen Untersuchungen in jährlichen Abständen, später genügt eine Nachkontrolle alle zwei Jahre.
Vorbeugen
Allgemeine Maßnahmen, die einem Meningeom vorbeugen, sind nicht bekannt. Generell sollten unnötige Strahlung (vor allem bei Kindern) und Chemikalien gemieden werden.
Um generell Ihre Körperabwehr zu unterstützen und Ihr allgemeines Krankheitsrisiko möglichst gering zu halten, sollten Sie folgendes beachten: