Man sieht Flachsblüten und Leinsamen.
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Leinsamen

Von: Onmeda-Redaktion, Astrid Clasen (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 07.02.2022

Leinsamen ist der Samen der als Gemeiner Lein oder Flachs (Linum usitatissimum) bezeichneten Pflanze. Viele kennen Leinsamen – geschrotet oder ganz – aus ihrem Müsli. Die Samen sind aber auch ein wirksames Heilmittel.

Allgemeines

Der Gemeine Lein gehört zur Familie der Leingewächse (Linaceae). Er ist bis zu anderthalb Meter hoch und hat wechselständige, schmale Blätter. Seine himmelblauen, fünfzähligen Blüten sind an langen Stielen rispig angeordnet. Die Früchte sind hellbraune Kapseln, die bis zu zehn Leinsamen enthalten.

Die genaue Herkunft des Gemeinen Leins ist unbekannt. Lein lässt sich aber in fast allen Ländern der Welt anbauen – nur nahe am Äquator kommt er nicht vor. Der Mensch baut Lein schon lange an, um daraus Fasern und Leinsamen sowie das darin enthaltene Öl zu gewinnen.

Der Gemeine Lein hat also einen vielfältigen Nutzen, was auch sein botanischer Name Linum usitatissimum verrät: usitatissimum ist die höchste Steigerung des lateinischen Eigenschaftsworts usitatus (abgeleitet vom lat. Wort usus = Gebrauch, Verwendung). Auch Leinsamen ist für den Menschen aus mehreren Gründen nützlich.

Leinsamen leistet zum Beispiel einen hohen Beitrag zur gesunden Ernährung: Das aus Leinsamen gewonnene Leinöl ist sehr gesund, weil es unter anderem einen hohen Anteil an mehrfach ungesättigten Fettsäuren hat. Der Körper braucht ungesättigte Fettsäuren zum Beispiel zur Reparatur, Erneuerung und Neubildung von Zellen.

Medizinisch allgemein anerkannt ist, dass Leinsamen die Verdauung anregt und so gegen Verstopfung hilft. Diese ist ein weit verbreitetes Problem: Betroffen sind 1 bis 6 Prozent der Menschen mittleren Alters – und im höheren Alter sind es sogar bis zu 80 Prozent. Dass Leinsamen eine abführende Wirkung hat, verdankt er seinem hohen Gehalt an Ballaststoffen. Traditionell kommt zudem aus Leinsamen zubereiteter Schleim gegen leichte Magen-Darm-Beschwerden (infolge einer Magenschleimhautentzündung oder Darmentzündung) zum Einsatz.

Die hierzulande medizinisch verwendeten reifen Leinsamen (Lini semen) sind hauptsächlich aus Anbaugebieten in Belgien, Ungarn, Marokko, Indien und Argentinien importiert.

Wirkung und Inhaltsstoffe

Leinsamen ist bekannt für seine Wirkung als natürliches Abführmittel. Die Inhaltsstoffe, die hierfür verantwortlich sind, heißen Quellstoffe: Das sind Ballaststoffe, die bei Wasseraufnahme quellen. Durch den Verzehr von Leinsamen vergrößert sich also der Darminhalt, was die Darmtätigkeit anregt (weil der Dehnungsreiz auf die Darmwand den Reflex zur Darmentleerung auslöst) und den Darminhalt weich macht. Der Gehalt an Quellstoffen im Leinsamen beträgt etwa 25 Prozent. Rund 4 bis 5 Prozent davon machen Schleimstoffe aus: Diese mildern zusätzlich Reizungen bei Entzündungen der Magenschleimhaut oder des Darms und schützen die Schleimhäute.

Leinsamen enthält außerdem fettes Öl, das bis zu 45 Prozent der Inhaltsstoffe ausmacht. Wie die Ballaststoffe hat auch dieses Leinöl eine Wirkung auf die Verdauung: Die bei der Aufnahme von zerkleinertem Samen freigesetzen Fette dienen zusätzlich als Gleitmittel. Zudem macht das Leinöl den Leinsamen gesund. Dass das Leinöl als so gesund gilt, liegt an seinem besonders hohen Anteil an mehrfach ungesättigten Fettsäuren.

Des Weiteren enthält Leinsamen Eiweiße (Proteine), Mineralstoffe, Vitamine, Lignan-Vorstufen, Blausäure-Vorstufen, Enzyme und bis zu 14 Prozent Wasser. Lignane haben vermutlich eine Schutzwirkung gegenüber Darmkrebs und Brustkrebs. Dass die Ballaststoffe bei ausreichender Zufuhr vor Dickdarmkrebs schützen, gilt hingegen als sicher. Leinsamen kann außerdem den Gehalt an Cholesterin im Blut senken.

Anwendungsgebiete

Leinsamen kommt für verschiedene Anwendungsgebiete als Heilmittel infrage: Medizinisch allgemein anerkannt ist der Einsatz von Leinsamen gegen Verstopfung (Obstipation) und zur Erweichung des Stuhls. Vor allem wenn durch die missbräuchliche Anwendung anderer Abführmittel der Darm bereits vorgeschädigt ist, gilt die Behandlung mit Leinsamen als empfehlenswert.

Als traditionelles Anwendungsgebiet für Leinsamen (bzw. für aus den Samen zubereiteten Schleim) gilt die Linderung leichter Magen-Darm-Beschwerden (bei Magenschleimhaut- und Darmentzündung).

Dosierung und Anwendung

Bei Leinsamen gilt für die Dosierung bei innerlicher Anwendung: Die Tagesdosis sollte höchstens 45 Gramm Leinsamen betragen. So riskieren Sie auch keine Vergiftungserscheinungen infolge des Cyanidgehalts.

Wenn Sie Leinsamen als Abführmittel einsetzen möchten, nehmen Sie zwei- bis dreimal täglich einen Esslöffel (10 g) ganze oder nur angestoßene Samen (nicht geschrotet) mit einem Glas Wasser ein. Es empfiehlt sich, anschließend ein zweites Glas Wasser zu trinken.

In der Regel fängt der Leinsamen innerhalb von 12 bis 24 Stunden nach Beginn der Anwendung an, zu wirken. Manchmal dauert es allerdings 2 bis 3 Tage, bis sich die Maximalwirkung entfaltet.

Wenn Sie Leinsamen gegen Schleimhautentzündungen anwenden, lassen Sie zwei- bis dreimal täglich einen Esslöffel ganze, geschrotete oder aufgeschlossene Samen in einem Glas Wasser quellen und nehmen Sie sie ein. Auch danach ist es ratsam, ein weiteres Glas Wasser zu trinken.

Die Angaben zur Dosierung von Leinsamen gelten nur für Jugendliche und Erwachsene. Für Kinderunter zwölf Jahren ist die Anwendung von Leinsamen als Heilmittel nicht zu empfehlen.

Hinweise

Bevor Sie Leinsamen als Heilmittel verwenden, beachten Sie unbedingt die folgenden Hinweise:

  • Für Kinder unter zwölf Jahren gilt Leinsamen nicht als empfehlenswert.
  • Auch für Menschen mit bekannter Überempfindlichkeit gegenüber Leinsamen sind entsprechende Zubereitungen nicht geeignet.
  • Zudem ist bei folgenden Störungen und Erkrankungen auf Leinsamen zu verzichten:
  • Wenn Sie die Dosierungsanleitung für Leinsamen mit der zusätzlich empfohlenen Flüssigkeitsmenge beachten, sind in der Regel keine Nebenwirkungen zu erwarten.
  • Trinken Sie bei der Behandlung jedoch nicht genug, kann der Leinsamen vorzeitig quellen und den Rachen oder die Speiseröhre verstopfen (Erstickungsgefahr!).
  • Zu hoch dosiert kann Leinsamen außerdem zu einer Blausäurevergiftung (Cyanidvergiftung) führen.

Bei der Behandlung mit Leinsamen sind außerdem folgende Hinweise zur richtigen Anwendung, zu möglichen Risiken und Wechselwirkungen zu berücksichtigen:

  • Treten nach Einnahme von Leinsamen Schmerzen in der Brust, Erbrechen oder Schluck- und Atembeschwerden auf, ist unverzüglich ein Arzt aufzusuchen.
  • Auch wenn eine Verstopfung oder Stuhlunregelmäßigkeiten trotz Behandlung anhalten oder es zu unklaren Beschwerden im Magen-Darm-Bereich kommen, ist es ratsam, die Ursache von einem Arzt abklären zu lassen.
  • Leinsamen kann die Aufnahme und damit die Wirkung anderer Arzneimittel vermindern. Nehmen Sie Leinsamen daher mindestens eine Stunde vor oder nach der Einnahme von Medikamenten ein.
  • Nehmen Sie Leinsamen nicht zusammen mit Mitteln gegen Durchfall ein, welche die Darmtätigkeit hemmen.
  • Bedenken Sie bei der Einnahme von Leinsamen auch die Nährwerte! Der Energiegehalt von Leinsamen beträgt 470 kcal pro 100 g. Es ist vorteilhaft, nur aufgeschlossene Samen zu verwenden: Diese quellen schneller und setzen so weniger Fett frei.

Des Weiteren ist zu beachten, dass sich in Leinsamen das giftige Schwermetall Cadmium anreichern kann. Drogen in nach Arzneibuch geprüfter Qualität enthalten jedoch nur Mengen, die in empfohlener Dosis unbedenklich sind.