Eine Frau am Steuer eines Autos trinkt Kaffee aus einem Becher.
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Schlafmangel am Steuer: Ein tödliches Risiko

Von: Onmeda-Redaktion, Brit Weirich (Medizinautorin, M.A. Mehrsprachige Kommunikation)
Letzte Aktualisierung: 25.11.2021

Wer müde hinterm Steuer sitzt, setzt sich und andere Verkehrsteilnehmer einem hohen Unfallrisiko aus: Schon eine fehlende Stunde Schlaf kann im Straßenverkehr schnell tödlich enden. Wie lässt sich das Risiko gering halten?

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Fahrtauglichkeit bei Schlafmangel

Unter Alkoholeinfluss lieber die Hände vom Steuer zu lassen ist (hoffentlich) für die meisten Menschen selbstverständlich. Doch Hand aufs Herz: Lassen Sie Ihren Wagen auch stehen, weil Sie schlecht geschlafen haben und müde sind? Wohl kaum.

Dabei wirkt sich Schlafmangel auf die Fahrtauglichkeit ähnlich negativ aus wie Alkoholkonsum: Wer seit 17 Stunden wach ist, reagiert am Steuer ungefähr so wie mit einer Blutalkoholkonzentration von 0,5 Promille. Nach 24 Stunden ohne Schlaf entspricht die Fahrtauglichkeit der von Menschen mit 1 Promille.

Und das hat Folgen: Autofahrer, die weniger als sieben Stunden schlafen, verursachen deutlich mehr Unfälle.

Bei Autofahrern, die innerhalb von 24 Stunden nur fünf bis sechs statt der empfohlenen sieben Stunden schlafen, verdoppelt sich das Risiko für einen selbst verschuldeten Unfall. Mit weniger als fünf Stunden Schlaf ein Fahrzeug zu steuern ist fast so riskant, als würde man betrunken fahren.

Allgemein gilt: Je weniger man geschlafen hat, desto höher ist das Risiko, am Steuer einen Unfall zu bauen. In Zahlen ausgedrückt ist das Unfallrisiko im Vergleich zu Menschen, die innerhalb der letzten 24 Stunden mindestens 7 Stunden geschlafen haben,

  • nach 6 bis 7 Stunden Schlaf 1,3-mal höher,
  • nach 5 bis 6 Stunden Schlaf 1,9-mal höher,
  • nach 4 bis 5 Stunden Schlaf 4,3-mal höher und
  • nach weniger als 4 Stunden Schlaf sogar 11,5-mal höher.

Trotzdem ist Schlafmangel unter Autofahrern weit verbreitet: Laut einer Untersuchung in den USA sind ein Drittel der US-amerikanischen Autofahrer mit weniger als sieben Stunden Schlaf auf den Straßen unterwegs. Und jeder fünfte Verkehrsunfall in den USA geht auf das Konto eines Autofahrers, der von seiner Müdigkeit übermannt wurde.

Lesetipp: Sekundenschlaf – die ersten Anzeichen erkennen

Auch in Deutschland stellt Müdigkeit eine große Gefahr im Straßenverkehr dar: Auf deutschen Autobahnen beispielsweise wird jeder vierte Autounfall mit Todesopfern durch einen eingeschlafenen Fahrer verursacht. Und an 16 Prozent aller schweren Verkehrsunfälle mit Lkw-Beteiligung ist ein übermüdeter Berufskraftfahrer schuld.

Tipps: So schützen Sie sich und andere

Müdigkeit ist eine der häufigsten Ursachen für Verkehrsunfälle. Das Problem dabei: Die meisten Autofahrer merken gar nicht, wenn sie am Steuer einzunicken drohen – und fahren weiter, bis es knallt. Was also tun?

Die Lösung: Beobachten Sie sich selbst, damit Sie lernen, erste Warnsignale für Schläfrigkeit am Steuer zu erkennen.

Lesetipp: Müdigkeit – normal oder krankhaft?

Um sich und andere zu schützen, sollten Sie sich besser nicht ans Steuer setzen beziehungsweise die Autofahrt für eine Pause unterbrechen, wenn:

  • Ihre Augen brennen und die Augenlider schwer werden,
  • Ihre Augen kurz zufallen oder Sie verstärkt blinzeln müssen und nicht mehr scharf sehen können,
  • Sie dauernd gähnen müssen,
  • Sie zu frieren beginnen, obwohl die Temperaturen unverändert sind,
  • sich Ihre Stimmung verschlechtert,
  • Ihre Konzentrationsfähigkeit nachlässt,
  • Sie innere Unruhe oder starken Bewegungsdrang verspüren,
  • Sie Schwierigkeiten haben, die Fahrspur zu halten,
  • Sie das Gefühl haben, die Fahrbahn würde enger,
  • Ihr Blick starr auf die Fahrbahn gerichtet ist,
  • Sie Straßenschilder übersehen, eine Abzweigung oder Ihre Ausfahrt verpassen und/oder
  • Sie merken, dass Sie plötzlich unbeabsichtigt langsamer oder schneller fahren.

Wenn Sie unterwegs sind und solche Warnsignale für Schläfrigkeit bemerken, lautet der beste Tipp: Fahrt unterbrechen und schlafen. Denn schon ein kurzes Nickerchen von 15 bis 20 Minuten reicht aus, um das Risiko für den gefährlichen Sekundenschlaf am Steuer für eine Weile zu senken.

Als zusätzlichen Wachmacher können Sie vor dem Nickerchen einen starken Kaffee trinken: Dessen anregende Wirkung setzt erst nach etwa einer halben Stunde ein – also dann, wenn Sie Ihre Fahrt nach der Pause fortsetzen.