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Therapie - erektile Dysfunktion

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  • Therapie - erektile Dysfunktion

    Sehr geehrter Herr Dr. Kahmann,

    anfang November wurde bei mir eine radikale Prostatektomie mit Gefäß- u. Nervenerhalt beidseits durchgeführt.
    Schon nach 11 Tagen konnte ich entlassen werden. Ich bin sehr zufrieden mit der OP, den behandelnden Ärzten und dem Krankenhaus. Als nach 6 Tagen der Katheder gezogen wurde, stellte ich fest, dass ich sofort "dicht" war. Es war eine sehr grosse Freude für mich, dass Wasser auf "Befehl" laufen lassen zu können. Vergangene Nacht hatte ich starken Reizhusten und blieb trotzdem "dicht". Beim Ausruhen heute Mittag, stellte ich auf einmal fest, das "etwas" in die Hose ging. Vielleicht hängt das mit der Erkältung zusammen ?

    Nun zur eigentlichen Frage. Bei der Entlassung und auch Vorstellung beim Urologen wurde mir gesagt, dass ich bald mit einer Therapie wegen der erektilen Dysfunktion beginnen sollte, da sonst die Gefahr besteht, dass die Schwellkörper bei längerer "Ruhepause" irrelevant geschädigt werden könnten.
    Der nachsorgende Urologe verschrieb mir Levitra 20 mg. Von anderen hörte ich, dass man es auch mit Cialis 10 mg versuchen könnte.

    Können Sie mir sagen, was ich unter "bald" verstehen muss und sind o.g. Mittel gleichwertig ?

    Mit freundlichen Grüssen und vielen Dank für Ihre Mühe

    wohlan


  • Re: Therapie - erektile Dysfunktion


    Hallo,

    bald heißt "sofort" nach der Operation, weil in Laborversuchen festgestellt wurde, dass die Schwellkörper bereits 20 Minuten nach der OP beginnen zu degenerieren.

    Gegenmaßnahme ist das "Kieler Konzept" nach Prof. Jünneman.

    Wenn natürliche nächtliche Erektionen nach der nervschonenden OP stattfinden, dann werden die Schwellkörper mit einer täglichen Niedrigdosis PDE-5-Inhibitoren (Viagra, Cialis oder Levitra) trainiert, wenn keine nächtlichen Erektionen vorhanden sind, dann werden die Schwellkörper ebenfalls mit einer Niedrigdosis Alprostadil, das direkt in die Schwellkörper gespritzt wird, am Leben erhalten.

    Hinweis: Viagra und Co. wirken nur, wenn zu mindest ein Teil der Nerven erhalten bei der OP erhalten geblieben sind. Deshab ist die Bedingung beim Einsatz die natürliche nächtliche Erektione. Alprostadil wirkt auch ohne Nerverhalt, weil es direkt in die Schwellkörper gespritzt wird.

    Das Kieler Konzept dient nur zum Training und Funktionserhalt der Schwellkörper.

    Um eine Erektion zu erreichen, die für einen "normalen" Geschlechtsverkehr notwendig ist, muss eine "Normaldosis" Viagra etc. oder Alprostadil verabreicht werden.

    Genaueres unter "Kieler Konzept" mit Google im Internet suchen oder beim BPS in Gehrden Heft 2/2007 anfordern oder von der Homepage des BPS laden.

    Gruß

    Hansjörg Burger
    Selbsthilfegruppe Prostatakrebs Rhein-Neckar e.V.

    Kommentar


    • Re: Therapie - erektile Dysfunktion


      Hallo Hansjörg,

      vielen Dank für Deinen Beitrag.

      Das ist ja wirklich eine neue Situation für mich. Das Kieler Konzept und Beiträge zu diesem Thema habe ich in einem anderen Forum gelesen.
      Darüber hatte mich tatsächlich kein Arzt - und ich war bei einigen Ärzten vor der OP - aufgeklärt.

      Ich zitiere mal einen Beitrag von Carola-Elke aus dem anderen Forum

      Der wohl wichtigste Aspekt in der Rehabilitation der Erektionsfähigkeit nach radikaler nerverhaltender Prostatektomie ist der Erhalt der physiologischen nächtlichen penilen Erektionen, die unabhängig von sexuellen
      Aktivitäten bei gesunden Männern durch regelmäßigen arteriellen penilen Bluteinstrom zu einer repetitiven Erhöhung der intrakorporalen Sauerstoffversorgung führen.

      Da bei fehlender Oxygenierung der Corpora cavernosa ein Teufelskreis mit konsekutiver „Involutionsatrophie“ und zunehmender Fibrosierung der glatten Muskulatur einsetzt [14], sollte keinesfalls die postulierte Zeitspanne der Rehabilitationsphase von bis zu 24 Monaten nach operativer Therapie abgewartet werden.
      Im Gegenteil: Es empfiehlt sich, die medikamentöse Therapie zur Unterstützung der Rehabilitation der erektilen Funktion so früh wie möglich einzuleiten.
      Es wird eine frühzeitige Therapie innerhalb des ersten postoperativen Monats oder schon ab dem Tag der Katheterentfernung mit intrakavernös appliziertem PGE-1 oder eine orale Substitution mit Sildenafil oder der entsprechenden Folgesubstanzen (Vardenafil und Tadalafil) bzw. ggf. der Kombination beider Verfahren angeraten, um die kavernöse Oxygenierung zu unterstützen und damit der sonst drohenden Fibrosierung entgegenzuwirken [15].
      Des weiteren wirkt die frühzeitige Einleitung einer ED-Behandlung einem sexuellen Vermeidungsverhalten entgegen, welches sich bei langsam regenerierender erektiler Funktion ausbilden kann und dadurch wiederum einen negativen Effekt ausübt.
      Ende Zitat

      Dies bestätigt Dein Beitrag.

      Heißt das für mich, wenn ich diese nächtlichen penilen Bluteinströmungen nicht habe, hilft auch kein Viagra und Co. sondern nur die Spritze mit Alprostadil ?
      Wer bezahlt das und wie hoch sind die Kosten ?

      Gibt es Männer, die auch ohne jegliche Hilfmittel eine normale Erektion wieder hinbekommen? Ich dachte bisher, es dauert eben 1 bis 2 Jahre, dann funktioniert das wieder. Hauptsache die Nervenstränge bleiben erhalten.


      Herzlichen Dank

      wohlan

      Kommentar


      • Re: Therapie - erektile Dysfunktion


        Hallo wohlan,

        das sind eine Menge Fragen:

        1.) ohne (teilweisen) Erhalt der Nervenstränge wirken Viagra und Co nicht. Der funktionale Erhalt der Nervenstränge wird an den nächtlichen Erektionen sichtbar oder wie Elke es wissenschaftlich formuliert, an den "penilen Blutströmen".

        Da kommt es aber nicht auf den OP-Bericht "nerverhaltend operiert" an, sondern wie es beim Betroffenen tatsächlich aussieht. Schon ein Dehnen der Nerven bei der OP kann sie schädigen oder die Reizung mit Stromführenden Instrumenten, die gerne bei der OP eingesetzt werdem-

        2.) Kosten und Erstattung

        Ein abendfüllendes Thema, ausführliche Infos auf BPS-Site:

        http://www.prostatakrebs-bps.de/inde...298&Itemid=149

        Da kommt es auf Deinen Versicherungsstatus an:
        als Kassenpatient keine Erstattung,
        als Privatpatient meist nicht, außer der Vertrag ermöglicht die Erstattung
        als Beamter bei der Beihilfe normalerweise auch nicht. (Ausnahme Urteil in Rheinland-Pfalz, das vielleicht die Erstattung für eine Therapie nach dem Kieler Konzept erföffnet)

        Prof. Jünnemann, Kiela bietet den Urologen ein Gutachten für den Erstattungsantrag nach dem Kieler Konzept an.

        Kosten:

        Da gehst Du am besten zu Deinem Apotheker und läßt Dir die Kosten für die einzelnen Präparate sagen.

        Eine 100er Packung Viagra mit 12 Tabletten kostet rund 165 €. Prof. Jünnemann rät, die 100er Tabeltten zu vierteln für 48 Einnahmen, dann t fällt eine Behandlung unter die Kosten einer Schachtel Zigaretten pro Tag (< 5 €).

        Der Wirkstoff Alprostadil gibt es unter den Medikamentennamen Viridal oder Caverject.

        Beispiel Viridal:
        2 Ampullen mit je 10 Mikrogramm kosten rund 35 €.
        Je nach Dosierung (2 - 5 Mikrogramm) fallen Kosten von 3,50 bis > 8 € an.

        Die Ampullen können aufgeteilt werden, dann verbilligt sich die Anwendung ebenfalls. Aber Vorsicht bei der Aufbewahrung von angebrochenen Ampullen. Sie müssen gekühlt gelagert und dürfen nicht zu lange aufbewahrt werden.

        3.) Es gibt Betroffene, die ohne jegliches Hilfsmittel wieder zu einer Erektion gelangen.
        Man rechnet mit einem Zeitraum von einem Jahr, da sollte die natürliche Erektionsfähigkeit wieder vorhanden sein, wenn nicht, dann war die nervschonende OP erfolglos.

        Ich habe sogar eine Studie gesehen, in der nicht nervschond Operierte sogar nach 3 Jahren wieder die Erektionsfähigkeit erlangten. Das dürft aber die große Ausnahme sein.

        4. Vakuumpumpe

        Obwohl die Wissenschaft sagt, dass die Vakuumpumpe nicht zum Erhalt der Schwellkörper dient, weil sie nur sauerstoffarmes (venöses) Blut in die Schwellkörper pumpt, gibt es glaubhafte Berichte von Betroffenen, die sagen, dass sie nach regelmäßigem Training mit der Pummpe wieder eine natürliche Erektionsfähigkeit erlangt haben.

        Die Pumpe wird übrigens von den gesetzlichen Krankenkassen voll erstattet. Bei den privaten kommt es auf den Vertrag an.

        5.) Schluss

        Mein Credo: Auch ohne Erektion ist Mann nach einer Prostatektomie normalerweise orgasmusfähig, da die Nerven, die für den Orgasmus notwendig sind, anders verlaufen, als die Nerven, die für eine Erektion zuständig sind.
        Dazu als Hinweis das Hessische Sprichwort:
        "Heb ich noch Mund und Hend, bin ich net impotent!"

        Dies gilt jedoch nicht für Patienten, die nach der OP mittels Spritze (LHRH-Hemmer) chemisch oder mit dem Messer (Orchiektomie) kastriert wurden oder werden, weil der Testosteronentzug in der Regel auch die Libido wegnimmt.

        Gruß

        Hansjörg Burger
        Selbsthilfegruppe Prostatakrebs Rhein-Neckar e.V.

        Kommentar



        • Re: Therapie - erektile Dysfunktion


          Hallo Hansjörg,

          vielen Dank für Deinen Beitrag.

          Nun bin ich etwas schlauer. Das Gutachten von Prof. Jünnemann hatte ich schon gelesen und werde es meinem Arzt einfach mal vorlegen.

          Antwort 3 ist ja doch hoffnungsvoll und ich bin zuversichtlich, dass dies auch irgendwann wieder mal klappt. Man darf doch auch auf Wunder hoffen.

          5 kann ich bestätigen, es gillt: Leben geht vor Qualität und da ist bei mir schon eine Menge geschehen, dank ärztlicher Hilfe und vieler Gebete.

          Ganz herzlichen Dank

          wohlan

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          • Re: Therapie - erektile Dysfunktion


            Lieber Herr Burger, vielen Dank für die ausführlichen Berichte. Ich war in den letzten drei Tagen auf einer Konferenz und hatte keine Gelegenheit zu antworten. Ihren Ausführungen ist eigentlich auch von meiner seite nichts mehr hinzuzufügen.

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