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Rachenbetäubung bei Magenspiegelungen

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  • Rachenbetäubung bei Magenspiegelungen

    Hallo lieber Herr Doktor, hallo liebes Team,

    bei mir (26, m) steht eine Magenspiegelung aufgrund von isoliert auftretendem, häufig wiederkehrendem Sodbrennen bevor. Dieses spricht zwar gut auf kurzfristige Anwendung von PPI (Omeprazol oder Pantoprozol) an, kehrt aber nach Absetzen früher oder später zurück.

    Soweit so gut, ich habe einen Termin bei der Arzthelferin vereinbart - nun wird mir ja voraussichtlich der Rachen betäubt, bevor die Untersuchung beginnt. Nach (laienhaften) Recherchen habe ich herausgefunden, dass das mit Lidocain durchgeführt wird. Dagegen bin ich jedoch allergisch: Als Kind (also vor vielleicht 20 Jahren) wurde mir ein Milchzahn vorzeitig gezogen und da wurde mit einem Lidocain-Spray betäubt - jedenfalls laut Aussage des damaligen Arztes, an welcher meine Mutter gewisse Zweifel hat. Das ganze war nämlich in der ehem. Sowjetunion, wo die medizinische Versorgung und Verlässlichkeit der Ärzte möglicherweise nicht so gut war wie z.B. heute in Deutschland. Jedenfalls, nach dem Spray hatte ich einige Stunden später starke Müdigkeit und große, rote Flecken auf der Haut. Nach rund 24 Stunden war das dann vorbei. Beim Zahnarzt und Hautarzt wird bei mir deswegen immer Ultracain verwendet, das ist absolut kein Problem (damit auch schon Weisheitszähne rausbekommen etc). Andere Betäubungsmittel wurden nicht ausprobiert bisher.

    Die Allergie habe ich der Arzthelferin mitgeteilt, sie hat das soweit nur schweigend zur Kenntnis genommen und aufgeschrieben. Mein Termin ist am kommenden Montag, und ich frage mich, was nun auf mich zukommt... Eine Magenspiegelung ohne Spray? Oder gibt es Ultracain auch als Spray...? Oder sollte vielleicht ein Allergietest auf Lidocain durchgeführt werden, da über den so lange zurückliegenden Vorfall mit der Allergie keine schriftlichen und verlässlichen Daten existieren? Soll ich vor dem Termin nochmal anrufen und nachhaken?

    Ich bin ja schon wegen der Magenspiegelung selbst extrem nervös, und jetzt sitzt mir auch noch die Sache mit diesem Spray und der möglichen Unverträglichkeit im Hinterkopf... ahh! Meine Nerven liegen gerade wirklich blank (::I) . Wäre super, wenn Sie mir bezüglich der Spray-Sache vielleicht ein paar weiterführende Infos oder Tipps geben könnten... bzw. wie eben gewöhnlich bei einer Magenspiegelung vorgegangen wird, wenn eine Allergie oder eben ein Allergieverdacht gegen Lidocain besteht.

    Vielen Dank im Voraus für Ihre Bemühungen!

    - KerlAusFranken86


  • Re: Rachenbetäubung bei Magenspiegelungen


    Hallo,

    leider läßt sich der Vorfall aus Ihrer Kindheit nicht so richtig beurteilen. Echte allergische Reaktionen auf Lokalanästhetika sind glücklicherweise extrem selten. Verzögerte Reaktionen, wie bei Ihnen nach Stunden, schwer zu beurteilen.
    Wenn Ultracain vertragen wird, ist die Wahrscheinlichkeit, daß Lidocain ebenso vertragen wird, nach meiner Einschätzung hoch. Beides sind LA vom sog. Amidtyp. Ultracain ist nach meinen Recherchen nicht als Spray erhältlich.
    Möglich wäre auch, gänzlich auf LA zu verzichten und die Magenspiegelung ausschließlich in Sedierung durchzuführen.

    Gruß
    F. V.

    Kommentar


    • Re: Rachenbetäubung bei Magenspiegelungen


      Hallo Herr Doktor,

      vielen Dank für die Antwort. Bezüglich eines sicheren Allergietests auf Lidocain habe ich in der Praxis meines Hautarztes nachgefragt: Das ist leider nicht ganz so einfach wie der bekannte Allergietest am Arm auf Pollen, Tierhaare, etc. So ein Test müsste (laut Arzthelferin, nachdem sie den Arzt gefragt hat) im Krankenhaus durchgeführt werden. Wenn ich das richtig verstehe, würde mir das Lidocain unter kontrollierten Bedingungen gespritzt werden, und danach finden Auswertungen des Blutbilds statt. Habe ich aber alles nicht so genau verstanden leider.

      Nun scheint das alles ein größerer Aufwand zu sein und deswegen werde ich den einfacheren, aber wohl unangenehmeren Weg gehen und die Magenspiegelung ohne Spray durchführen lassen. Bezüglich der Sedierung werde aber auch auf jeden Fall mit dem Arzt reden, evtl kann diese auch weggelassen werden, da eine rein diagnostische Magenspiegelung ja zumindest keine Schmerzen verursachen sollte. Naja, das muss dann aber wohl wirklich der behandelnde Arzt wohl wissen...

      Also denn, danke nochmal!

      Kommentar


      • Re: Rachenbetäubung bei Magenspiegelungen


        Schönen guten Tag!

        Da es vielleicht einige Suchenden doch noch interessieren wird, melde ich mich nochmal:

        Ich habe gestern die Magenspiegelung erfolgreich hinter mich gebracht. Es lief so ab, dass ich mich zunächst auf eine Liege legen musste und gefragt wurde, ob ich eine Sedierung haben möchte. Das Lidocain-Rachenspray kam ja aufgrund der (höchstwahrscheinlich möglichen) Allergie nicht in Frage. Ich habe mich mit dem Arzt darauf geeinigt, dass sie mir nun sicherheitshalber einen intravenösen Zugang legen, wir es aber erstmal ohne Schlafmittel versuchen. So geschah es auch... am linken Arm wurde die Vene nicht gefunden, am rechten hat es dann geklappt. Der Schmerz dabei war mehr oder minder erträglich - meine vorherigen intravenösen Zugänge habe ich schmerzhafter in Erinnerung.

        Dann habe ich mich auf die linke Seite gelegt und der Arzt hat das Endoskop in meinen Rachen geschoben, vielleicht 10cm tief in die Speiseröhre. Also... ehrlich gesagt war das wirklich nicht ohne, ich habe schon massiv gewürgt und gehustet und sonstwas, und auch mein Puls ist angestiegen. Mag sein, dass einige Leute das nicht so schlimm finden, aber ich hatte leider so meine Probleme. Daraufhin hat der Arzt das Endoskop wieder herausgezogen. Obwohl ich mit der hübschen Arzthelferin Händchen halten durfte, war ich offenbar sehr angespannt. Wundert mich auch nicht, ich bin ja ein totaler Angsthase, wenn es um medizinische Eingriffe geht. Ich fange ja schon bei einer Blutabnahme das Winseln an. Der Doktor hat auch gemeint, dass mein Rachen und meine Zunge irgendwie total verspannt seien und deswegen wohl das Würgen stärker sei.

        Dann wurde ich gefragt, ob wir es nochmal ohne Schlafmittel versuchen wollen oder ob sie doch was spritzen sollten. Mir war aber jetzt klar, dass ich das Endoskop im Rachen keine 10 Sekunden mehr aushalten würde, geschweige denn mehrere Minuten. Also habe ich zugestimmt, die Sache mit Schlafmittel zu versuchen. Ich habe mir natürlich Sorgen wegen Nebenwirkungen gemacht, aber der Arzt hat gesagt, dass das Schlafmittel in dieser Menge auch nicht schlimmer sei als "ein paar Bierchen". Das hat mich dann doch wieder beruhigt, nachdem ein paar (und auch mehr) Bierchen mich auch noch nicht umgebracht haben ^^.

        Mit der Antwort haben die Arzthelferinnen schon gerechnet, denn die Spritze war schon vorbereitet. Die Spritze (Midazolam 5mg) wurde in den vorhin gelegten Zugang gedrückt, und wenige Sekunden später wurde mir schwindlig und komisch im Kopf. Ich habe nur noch zum Arzt gemeint "Wow... Wow... jetzt merke ich etwas" und danach hat meine Erinnerung ausgesetzt.

        Irgendwann dachte, ich gespürt zu haben, wie das Endoskop herausgezogen wurde, schubweise durch die Speiseröhre. Vielleicht habe ich mir das auch nur eingebildet oder geträumt, nachdem ich die ganze Woche lang nichts anderes gemacht habe als mich über das Thema Magenspiegelung zu informieren bzw. verrückt zu machen, Videos anzuschauen etc. Ich kann mich aber nicht erinnnern, dass es schlimm war oder ich wieder gewürgt hätte.

        Richtig wacht geworden bin ich exakt in der Sekunde, als das Endoskop aus meinem Mund gezogen wurde und das helle Licht mir kurz ins Gesicht geleuchtet hat. Das nenne ich mal ein Timing! Ab dem Moment war ich wieder komplett bei Bewusstsein, konnte normal denken, sprechen etc und habe auch eine fast lückenlose Erinnerung an alles weitere. Ich sollte mich also aufsetzen, dann aufstehen und - von den beiden Arzthelferinnen gestüzt - in einen Aufwachraum gehen. Das hat ganz gut geklappt, auch wenn ich mich etwas wackelig auf den Beinen gefühlt habe. Im Aufwachraum lag ich alleine, es war etwas abgedunkelt. Eine Puls/Oxymeter-Überwachung fand hier nicht mehr statt, warum auch immer. Übrigens wurde ich während der Untersuchung via Pulsoxymeter überwacht, aber nicht über ein "richtiges" EKG an der Brust. Vielleicht kommt es ja auf die Menge des Schlafmittels oder auf den Allgemeinzustand des Patienten an, ob eine intensivere Überwachung nötig ist - ich weiss es nicht. Vielleicht muss man bei einem geschwächten 95jährigen mehr Acht geben als bei einem 26jährigem mit gutem Allgemeinzustand.

        Jedenfalls, im Aufwachraum lag ich wohl gute 30 Minuten, 1-2 mal hat eine Arzthelferin vorbeigeschaut. Hier habe ich die Wirkung vom Midazolam noch deutlich vernommen. Das Mittel wirkt auch etwas angstlösend, und ich hatte ja nicht nur vor der Untersuchung Riesenschiss, sonder auch vor der Diagnose. Ich habe ja aufgrund meiner doch sehr deutlichen Beschwerden schon mit Geschwüren der Speiseröhre, Blutungen oder einer Barett-Schleimhaut gerechnet, wenn nicht gar mit einem Adenokarzinom in der Speiseröhre. Eigentlich müsste ich zitternd auf die Diagnose warten, aber irgendwie war dem nicht so. Mir ist dann im Aufwachraum irgendein lustiger Gedanke gekommen und habe ein wenig vor mich hingekichert - weiss nicht mehr, was das eigentlich war.

        Dann kamen die Arzthelferinnen und entfernten den intravenösen Zugang, und ich sollte mich dann im Vorraum hinsetzen und habe meine Mutter angerufen, die mich abholen sollte, da man nach dem Einsatz von Schlafmitteln eine verminderte Reaktionsfähigkeit hat, nicht Autofahren darf (24 Stunden glaube ich) und auch allgemein lieber den "Rausch" zuhause aussitzt. Keine Angst - das soll jetzt nicht heißen, dass man 24 Stunden lang in einem halbkomatösen Zustand ist oder es einem ganz schlimm geht, das ist einfach eine Bestimmung vom Betäubungsmittelgesetz. Mit 0,6 Promille ist man ja auch noch lang nicht klinisch tot, aber Autofahren darf man ja auch nicht mehr.

        Also fuhren wir mit dem Taxi zu meinen Eltern, bei denen ich den Rest des Tages verbracht habe. Zunächst habe ich eine Kleinigkeit gegessen, da ich nämlich schon etwas Hunger hatte und in meinem Fall direkt nach der Magenspiegelung essen durfte, da kein Rachenspray verabreicht wurde. Wer das Rachenspray aber bekommt, der darf dann eine bestimmte Zeit nichts essen, weil man sich verschlucken könnte! Die Magenspiegelung an sich (solange es nur eine rein diagnostische ist, und das sind die meisten wohl) zieht kein "Essverbot" nach sich. Diesbezüglich aber auf jeden Fall beim Arzt nachfragen, es hängt ja vielleicht doch auch davon ab, was gemacht wurde und wie - keine Ahnung.

        Nach dem Essen habe ich mich für ca 3-4 Stunden aufs Sofa gelegt, aber nicht wirklich geschlafen, sodern habe quasi vor mich hingedöst und mich ausgeruht. Ich war auch schon so weit, dass ich fehlerlos z.B. SMS schreiben konnte. Sicherlich hat hier nicht nur das Schlafmittel eine Rolle gespielt, sondern auch die Nachwirkung vom ganzen Angststress und die Tatsache, dass ich die beiden Nächte vor der Untersuchung nur sehr schlecht geschlafen habe.

        Am Abend ging es dann mit dem Bus heim, wo ich dann (nach rund 12h) kaum noch etwas vom Schlafmittel gespürt habe. Heute, am Tag danach und nun fast genau 24h später, fühle ich mich wieder komplett fit und habe soweit keine Allergien oder Nebenwirkungen feststellen können. Von der Magenspiegelung selbst habe ich noch ganz leichte Hals/Rachenschmerzen (wie bei einer Mini-Erkältung vielleicht), aber das ist absolut normal und wird ja auch schon besser.

        Achja, noch ein Wort zur Diagnose selbst: Ich habe eine Hiatusinsuffizienz und eine sog. Minimal-Gastritis, d.h. der Mageneingang schließt nicht ganz dicht, wodurch Säure in die Speisröhre hochsteigen kann und Sodbrennen verursacht. Wie ich mir aber die Gastritis eingehandelt habe, da habe ich keine Ahnung. Da bespreche ich gleich mit dem Hausarzt. Auf das Ergebnis der Biopsie wird noch gewartet, bei uns wird das in der Uni-Klinik untersucht. Vielleicht habe ich auch das Pech, mir irgendwo Helicobacter pylori eingefangen zu haben, die zur Minimal-Gastritis führen - das Ergebnis wird es zeigen. Auf jeden Fall haben sich meine Befürchtungen bezüglich Barrett-Schleimhaut und sonstwas glücklicherweise nicht bestätigt, trotz deutlicher Sodbrennen-Beschwerden. Voraussichtlich werde ich heute mit meinem Hausarzt eine sinnvolle Dosierung des Protonenpumpenhemmers Omeprazol besprechen, vielleicht sogar "bedarfsadaptiert", wie der Gastroenterologe es empfohlen hat. Das Medikament habe ich ja schon versuchsweise genommen und es hilft ganz gut. Insgesamt also hab ich nichts dramatisches und bin da ganz froh drum.

        Zusammenfassung: Sollte bei mir jemals eine weitere Magenspiegelung erforderlich werden, so würde ich sie gerne wieder beim gleichen Arzt machen, und wieder genau mit dem gleichen Mittel Midazolam (auch mit dem Handelsnamen "Dormicum" bezeichnet) in gleicher Dosierung. Leider reagiert jeder Mensch unterschiedlich auf diese Mittel, d.h. bei dem einen wirkt es vielleicht stärker, schwächer oder eben anders - jedenfalls sind so die Erfahrungen anderer Patienten im Internet. Im Optimalfall erspart das einem aber das ganze Gewürge mit dem Endoskop im Hals. Nachdem der Arzt das ja kurz ohne Sedierung bei mir probiert hat, weiss ich nun genau, wie sich das anfühlt, und würde es ohne Schlafmittel nicht erleben wollen. Ob das Rachenspray hier wesentlich hilft und ein "Ersatz" fürs Dormicum darstellt, kann ich nicht sagen, nachdem ich das ja wegen der Allergie nicht bekommen habe.

        Ich hoffe, ich konnte hier dem einen oder anderen vielleicht etwa die Angst vor der Untersuchung nehmen. Wie gesagt, das Midazolam ist schon ein ziemlicher Hammer und effektiver als man denkt, das ist kein Vergleich mit einer Baldriantablette, die bei solch einer Untersuchung wahrscheinlich null komma gar nichts gebracht hätte (davon abgesehen, dass man vor der Magenspiegelung i. d. R. eh keine Tabletten zu sich nehmen darf).

        Viele Grüße

        - KerlAusFranken86

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