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Die Tarahumara (Indianer)

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  • Die Tarahumara (Indianer)

    Guten Abend allerseits

    Nun, ich möchte mal die Gelegenheit benutzen, einen Text über die Tarahumara zu "veröffentlichen".

    Ich glaube, die Leistung, welche die Tarahumara mit ihrer Ernährung und Lebensweise vollbringen, ist für viele Menschen unglaublich und zugleich auch unmöglich. Sie haben es sicher verdient, in einem Beitrag für dieses Forum erwähnt zu werden.
    Der Autor des folgendes Textes ist Dr. Ralph Bircher, der Sohn von Max Bircher-Brenner. Ich habe den Text weder verändert noch was hinzugefügt.
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    -->Im Wendepunkt erschien ein kurzer Bericht über das Tarahumara- Phänomen nach einem Referat im "Deutschen Ärzteblatt". Inwischen ist die Originalveröffentlichung eingetroffen, die wir vom Autor - Wiliam R. Hood, Ph. D., University of Aoklahoma Healht Science Center - erbaten. Sie hat sich als eine Kobstbarkeit erwiesen.

    Im äusserst rauhen, schluchtendurchklüfteten Felsgebirge südlich von Chihuahua in Nord-West Mexiko leben die Tarahumara- Indios, ein Volk von rund 50'000 Seelen auf einem Gebiet von etwa 130'000 km2 (Schweiz: 41'288 km2). Diese Tarahumara führen dank ihrer Abgelegenheit und unverlockend rauhen Heimat noch ihr ursprüngliches, unverdorbenes Indio- Leben. Die Zivilisation hat sie noch kaum erreicht und noch nicht verderben können. Nicht dass sie abgeschlossenleben wie die Tasaday. Sie besuchen Fiestas der Umgebung. Aber sie haben, wie es heisst, eine eigenartig stabile, in sich selbst ruhende gesunde und umweltverbundene soziale Ordnung. Mehr noch als durch diese fallen sie seit längerer Zeit durch eine phänomenale körperliche Leistungsfähigkeit auf. Diese hat eine Reibhe von Forscher auf den Plan gerufen. Diese obengenannte Arbeit gibt Übersicht über die bisherigen Befunde.

    Die Tarahumara leben zu 70-80% ihrer Kalorienzufuhr von einer Nahrung, die Hauptsächlich aus Mais, zum anderen Teil aus Böhnchen besteht: mais y frijoles- die uralte Indio- Kost Mexikos **. Fleischnahrung bildet eine äusserst seltene Ausnahme und Molkereiprodukte kommen gar nicht vor. Was sonst noch dazu kommt - Malvenspinat, Beeren usw. - etwa soe wie die grosse Untersuchung vom Jahre 1945 es ergab, welche vom Mexikanischen Ernährungsinstitut in Zusammenarbeit mit dem Bostoner Forschungszentrum von Prof. Dr. Robert S. Harris ergab, wird leider nicht näher berichtet. Man erfährt nur, dass die Kost im Alltag sehr knapp und unscheinbar sei.

    Und nun höre man jedenfalss, was die Tarahumara bei dieser knappen Mais- und Böhnchen Kost ohne Milch und im Alltag ohne Fleisch leisten.
    Sie halten häufig Fussbal-Rennen (kick-ball-races) ab. Zwei Mannschaften rennen im Wettbewerb miteinander während vierundzwanzig bis achtundvierzig Stunden ohne Rast und Unterbrucht hinter dem Ball her und legen dabei hunderfünfzig bis dreihundert Kilometer zurück!

    Es ist etwas Geöhnliches, wenn ein Mann eine Zentnerlast (100 Pfund) auf dem Rücken 177 Kilometer weit (in siebzig Stunden ) trägt und wenn die ganze Familie 250 km wandern, um einen Besuch zu machen oder an einer Fiesta teilzunehmen.
    Auch Frauen und Kinder nehmen an solchen Leistungen teil: ein fünfzehnjähriges Mädchen gewann ein 65km Rennen.
    Dabei führen diese Rennen über äusserst rauhe Gebirgspfade auf und ab und ist solche Leistungsfähigkeit keineswegs auf die erste Lebenshälfte beschränkt. Ein Dreihundvierzigjähriger rannte eine solche Gebirgsstrecke von 65 Kilometer in sechs Stunden und 52 Minuten. Es ist etwas ganz Gewöhnliches, wenn Erwachsene derartige Gebirgsstrecken mit einer Stundengeschwindigkeit von 15 Stundengeschwindigkeit hinter sich bringen.

    Diese Leistungen sprengen nach "Balke&Snow" alle bisherigen Begriffe von menschlicher Fähigkeit über längere Strecken und machen eine Revision der physologischen Begriffe über die Höchslteistungsfähikgeit des Menschen nötig.
    An der Lungenkapazität kann es nicht liegen, denn sie ist bei den Tarahumara nicht so gross wie bei den 4000m Höhe lebenden Indios am Titicaca-See. Am Hämoglobin, am Herzen und am Kreislaufsystem kann es auch nicht liegen, erklären die Forscher; denn das alles ist zwar gesund und kräftg, aber fällt nicht aus dem Rahmen.
    Dass man somit vor das Phänoment der Stoffwechsel- oder Ernährungsökonomie gestellt ist, liegt auf der Hand. Versuchsweise wird die Hypothese vorgebracht, dass das energiespeichernde Glykogen bei den Tarahumara nicht in den Muskeln oder im Fett gespeichert ist, sondern im Blut, als Glukose und Glukose-6-Phosphat, und daraus könnte sich ein wesentlicher grösserer Wirkungskoeffizient, eine bessere Ernährungsökonomie ergeben. Aber das ist noch alles zu untersuchen.

    Es gibt wohl kaum ein Gebiet in der Ernährungsphyiologie, welches weniger beliebt und allgemeiner vernachlässigt wäre als gerade dieses. Zu denken, dass diese unerhörten Sportler praktisch ohne Fleisch, ganz ohne Molkereiprodukte, also fast ohne tierisches Eiweiss, dass sie bei einer knappen Kost vollbracht werden, die zu 70-80% aus mais und Böhnchen besteht, uns unausdenkbar, ein Gedanke mit unerträglichen Konsequenzen. Das "Deutsche Ärzteblatt" ist in seinem Referat vorsichtshalber auf die Ernährung der Tamahumara überhaupt nicht eingegangen. Andersetis bestätigt sich darin der Befund von "Kofranyi" vom Max-Planck- Instiut für Ernährungsphysiologie, dass die biologische Eiweisswertigkeit dr rein pflanzlichen Kombination: Mais und Böhnchen der höchste Eizeleiweiss- Wertigkeit überhaupt gleichkommt.

    Die Eiweiss- Tageszufuhr dürfte bei den Tarahumare wenig mehr als 50 Gramm praktisch rein pflanzlichen Eiweisses betragen und es wird offenbar- im Sinne der Stoffwechselökonomie- darauf verzichtet, Energie aus Überschussprotein zu gewinnen. Trotzdem werden beiläufig Leistungen vollbracht, die nach Hood über 720 Kilokalorien per Stunde weit über 10'000 Kilokalorien im Tag erfordern!

    Am reizvollsten ist, dass die Tarahumara nicht das geringste Bedürfnis zu empfinden scheinen, an den Olympiaden teilzunehmen. Sie leisten das für sich und damit hat sich's. "Was tut der baum, den man verigsst? Er blüht." < --

    **Einesteils wiesen E. Kofranyi und F.K. jekat vom Max- Plack Institut für Ernährungsphysiologie nach, dass die in den präkkolumbischen Indiokulturen so glänzend bewährte Ernährungsgrundlage Mais+Böhnchen u.a. darauf zurückgeführt werden kann, dass die Kombination von 55%Mais und 45% Bohnenprotein eine Wertigkeit ergibt, die nicht einmal von der höchsten bisher bekannten Eineleiweissart, nämlich der des Ei- Protein, übertroffen wird, anderteils führte E. Kodicek (Univ. Cambridge) die Bewährung der Maiskost bei den Indiovölker auch darauf zurück, dass sie das darin grosstenteils gebundene Antipellagra-Vitamin (Niacin, Nikotinsäureamid) mittels Kalkwasserbehandlung wirksam zu machen verstehen.
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    Was Interessant ist, dass solche Völker (sei es die Tarahumara, Quiches, Bishnois oder Hunazs), die zum Teil äusserst kalorienarm leben (so kalorienarm, dass sie nach der heutigen Ernährungslehre als Magersüchtig eingestuft würden) und die Lebensmittelauswahl stark begrenzt ist, und dass sie keine Nährstofftabelle kennen, anscheindend einiges Gesünder sind und keine Krankheiten kennen, die wir kennen.

    Herzliche Grüsse
    Manuele






  • RE: Die Tarahumara (Indianer)


    und das alles ohne Nahrungsergänzung, Vitaminpillen und Kalorientabellen - bei uns würde so jemand als schwer krankheitsgefährdet eingestuft. Was lernt man daraus? Unser Körper ist schlauer, als manche Ernährungsberater glauben möchten.

    Thomas

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    • RE: An Manuele


      Hallo Manuele!
      Vielen Dank für Ihren langen und zeitaufwendigen Artikel!
      Interessant, aber kein ernährungsphysiologisches Wunder!
      Die biologische Wertigkeit von Eiweiß erhöht sich durch die Kombination von verschiedenen Nahrungsmitteln erheblich. Bohnen und Mais sind lange bekannt als Kombination, die fast das Eiweiß von Hühnerei erreichen.
      Diese Ernährung kann also durchaus gut mit lebensnotwendigen Aminosäuren abdecken.
      Biologische Wertigkeit von Hühnerei = 100; von Bohnen und Mais 99; allerdings Hühnerei und Mais oder Milch und Kartoffeln = 114; Ei und Soja = 124;
      Die höchste biologische Wertigkeit ergibt sich aus der Kombination Kartoffeln und Ei = 136 !!!
      Diese Kombination wird z.B. für Nierenkranke genutzt.
      Nochmal vielen Dank für Ihre Mühe!
      Viele Grüße
      Fr. Walter-Friedrich

      Kommentar


      • RE: Die Tarahumara (Indianer)


        ja eben. wir machen uns viel zu sehr sorgen um unsere gesundheit. ob wir auch genug eiweiss, genug fett etc, haben. für mich würde das essen keinen spass mehr machen, wenn ich bei jedem essen die kalorien und der eiweissanteil zählen müsste. solche texte beweise doch, dass es einfach und ohne ergänzungen und tabellen geht.

        Grüsse
        Manuele

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        • RE: Die Tarahumara (Indianer)


          Wirklich beeindruckend, danke für den interessanten Artikel.

          Nur leider ist diese Ernährung in keiner Weise auf unsere Lebensweise zu übertragen. Eine Tasse Kaffee, ein Schokoriegel oder auch nur ein Schinkensandwich pro Tag würden das ganze schöne Gleichgewicht zerstören.

          Die Tarahumara haben sich in Jahrhunderten eine Ernährung geschaffen, mit den Mitteln, die ihnen zur Verfügung stehen (und auch mit den Inhaltsstoffen, die die Pflanzen in eben ihrer Umgebung enthalten - wir sollten das nicht mit hochgezüchtetem Mais und Bohnen aus industrieller Produktion versuchen), die genau auf sie und ihre Lebensweise zugeschnitten ist.

          Überspitzt gesagt, entweder du lebst mit ihnen oder du versuchst, eine deiner Lebensweise gerechte Ernährung zu finden - kopieren ausgeschlossen.

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          • RE: An Manuele


            ...na ja - nicht nierenkrank wäre mir alles zu "Einseitig" .
            Nur Kartoffeln und Ei ist so weing reizvoll, wie Mais und Böhnchen- auf Dauer.
            Da mögen die Idios rennen, wie sie wollen.
            Ich esse dann doch lieber. Verschiedenes.
            Interesant trotzdem.

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