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Betazellen ausquetschen?

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  • Betazellen ausquetschen?

    Sulfonylharnstoffe und Glinide sorgen unabhängig vom Blutzuckerstand für die verstärkte Ausgabe des Insulins aus den Beta-Zellen. Sie erhöhen damit unstreitig den Ausgabe- oder Sekretionsdruck. Und das, wo die Betas beim Typ2 eh schon seit vielen Jahren immer mächtiger unter Druck stehen. Denn der hat bei Diagnosereife nur noch die Hälfte oder gar noch weniger Beta-Zellen, als ein gesunder Mensch gleichen Geschlechts und Alters und gleicher Statur.

    Trotzdem lässt sich nicht so einfach sagen, dass die Beta-Zellen mit der medikamentös noch erheblich gesteigerten Mehrbelastung eher ableben, als ohne. Das liegt zwar logisch nahe, ist aber noch nicht erforscht. Denn da konnte man mit dem Messer nie viel rausfinden, weil die Bauchspeicheldrüse sich selbst zu verdauen beginnt, wenn sie etwa mit einer Biopsie verletzt oder nach dem Ableben seziert wird. Etwas mehr Einsicht in dieses Niemandsland wird erst seit dem Einzug immer besserer bildgebender Elektronik gewonnen.

    Und dann ist das mit den Beta-Zellen ähnlich wie mit den roten Blutkörperchen für unseren HBA1c: sie sterben turnusmäßig ab und werden neu gebildet. Das geschieht fortlaufend, und es ist bei allem Fortschritt schwierig zu verfolgen, ob so ein Beta-Zell-Leben nun Hausnummer normal 3 Monate dauert oder eventuell belastungsmäßig verkürzt nur 2 Monate. Zudem gilt ja auch Blutzucker über 140 mg/dl als lebensverkürzend für die Betas, so dass sich eine eventuell verkürzende Wirkung der Mehrbelastung durch die Medis und die geringere Ablebensrate durch damit weniger zu hohen BZ durchaus ein Stück die Waage halten könnten.

    Eine standardmäßige Untersuchung, wie viele Betas noch aktiv sind, gibt es nicht, nicht einmal überhaupt eine, die außerhalb besonders eingerichteter Forschungszentren möglich wäre. Deswegen ist die Erkenntnis ja immer noch recht neu, dass dem werdenden Typ2 schon vor seiner Diagnosereife bis zu 80% der Beta-Zell-Menge eines gesunden Menschen gleichen Geschlechts und Alters und gleicher Statur fehlen können.
    Anders die Sache mit dem Proinsulin. Das ist die Produktionseinheit C-Peptid und Insulin, die gesund vor der Ausgabe getrennt wird. Davon ist schon seit vielen Jahren bekannt, dass es bei werdenden Typ2 gemessen werden kann, lange bevor erste BZ-Auffälligkeiten messbar werden. Und davon ist bekannt, dass es nur 10% der BZ-senkenden Wirkung von Insulin hat und dabei aber munter Arteriosklerose und Adipositas fördert. Und dass der Proinsulinanteil mit steigender Belastung der Betas zunimmt, also auch und besonders mit der Einnahme von Sulfonylharnstoffen und Gliniden!

    Auf der anderen Seite haben Untersuchungen im Rahmen der vielen Tests zur Zulassung von Byetta und Victoza wohl Grund zur Hoffnung gegeben, dass mit dem Gebrauch dieser Mittel der Proinsulin-Anteil am ausgegebenen Insulin abnimmt und dass die Betazellmenge nicht weiter ab- und vielleicht sogar zunimmt. Und wer nun z.B. mit Victoza und Glimepirid seinen BZ einigermaßen gesund hin kriegt, könnte sich vielleicht mit einiger Aussicht auf Erfolg an der Hoffnung festhalten, dass die Schonwirkung des einen Mittels die Belastung durch das andere aufheben möge :-)


  • Re: Betazellen ausquetschen?


    Alle Achtung,

    du schreibst großartig, so kann man auch verstehen wie es funktionieren soll. Das wird einem leider nur von den wenigsten Ärzten erklärt.

    Weiter so,
    Chrissy o

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    • Re: Betazellen ausquetschen?


      Dem kann ich nur voll und ganz zustimmen. Es ist immer wieder ein Genuss die verständlichen und aufschluss- und lehrreichen Beiträge von Jürgen zu lesen. Mir persönlich haben sie schon ofmals sehr geholfen.
      LG Wolfmen

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      • Re: Betazellen ausquetschen?


        Das bedeutet also, wenn der Arzt Repaglinide verschreibt, man die Bauchspeicheldrüsse damit nicht unetrstüzt, sondern das ganz noch schlimemr macht udn man die Bauchspeicheldrüsse ausquetscht und es dann zu einem absoluten Insulinmangel kommen kann?

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        • Re: Betazellen ausquetschen?


          genau das hat jürgen "nicht" geschrieben, daher bedeutet es das nicht.
          der begriff ist eine völlig falsche darstellung , denn da wird nichtst gequetscht,
          und drüsen funktionieren total anders, durch überhöhten blutzucker gehen ß-zellen kaputt.
          entsprechendes beispiel, wer beim anblick und beim essen von appetitlichen sachen einen erhöhten speichelfluß hat "quetscht" dadurch seine speicheldrüsen auch "nicht" aus.
          auf der anderen seite steht das proinsulin, aber das ist ein anderes thema.
          mfg. klaus

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          • Re: Betazellen ausquetschen?


            Moin Littlejune

            bei der guten normalen Therapie mit einem Langzeitwert HBA1c um 6,5-7 und alltäglichen Blutzucker-Verläufen mehr als 12 von 24 Stunden über 200 mg/dl nimmt die Betazell-Masse mit den Jahren auch dann immer weiter ab, wenn statt Tabletten Insulin genommen wird. Denn einmal nimmt die Betazellmasse beim Typ2 durch einen Prozess ab, der im Gegensatz zum Typ1 noch nicht einmal in Ansätzen bekannt ist, und darüber hinaus wie bei allen Menschen durch die vergiftende Wirkung von zu viel Zucker (Glucotoxizität) bei BZs über Stunden über 140mg/dl. Deswegen gilt der Typ2 ja auch als progrediente, also sich auch bei voller Compliance immer weiter selbst verstärkende Krankheit. Das heißt, nach einigen Jahren muss eh Insulin gespritzt werden. Die Einnahme von Ausgabe-Verstärkern kann - ob sie es tut, ist reine Spekulation! - diese Abnahme lediglich beschleunigen, aber dafür muss man während dieser durchschnittlich 6-10 Jahre eben noch nicht spritzen. Und das ist für viele Betroffene (aus Gründen, die ich nicht nachvollziehen kann) sehr wichtig.

            Bisdann, Jürgen

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