#}
  • Sie können sich hier registrieren, um Beiträge zu schreiben. Registrierte Nutzer können sich oben rechts anmelden.

Erblichkeit Alzheimer?

Einklappen
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

  • Erblichkeit Alzheimer?

    Liebes Forum,

    als absoluter Laie in Sachen Alzheimer suche ich bei Euch Rat und Hilfe:

    Meine Freundin ist besorgt, selbst in Zukunft an Alzheimer zu erkranken. Ihre Mutter hat bereits in jungen Jahren Alzheimer bekommen, mit ca. Ende 40. Es folgte ein langer, schrecklicher Leidensweg, das wenige, das ich davon mitbekommen habe, war erschütternd. Inzwischen ist die Mama meiner Freundin leider verstorben.

    Die Sorge meiner Freundin, die nun auch über 40 ist, halte ich für berechtigt, da der Faktor Vererbung, wie sie mir sagte, wohl eine nicht unerhebliche Rolle spielt, und sie hat mich gebeten, ab sofort auf Anzeichen bei ihr zu achten und - sollten sich ungewöhnliche Veränderungen ergeben - auch ärztliche Untersuchungen einzuleiten.

    Aktuell bin ich sicher, dass sie völlig gesund ist, trotzdem beeinträchtigt schon die Furcht davor natürlich ihre Lebensfreude und - qualität :O(

    Könnt Ihr mir bitte einige Fragen beantworten:

    - Wie hoch ist in diesem Fall das Risiko zu erkranken? %? Alle?

    - Gibt es (Gen-)Tests, die eine sichere Aussage dazu machen können, ob man Alzheimer geerbt hat und auch ob es ausbrechen wird?

    - was kann meine Freundin vorbeugend tun?

    - wie kann ich ihr dabei helfen?

    - auf welche sehr frühen Anzeichen sollte ich versuchen zu achten?

    - zu welchem Arzt (Internist, Hausarzt..?) sollte ich sie im Fall der Fälle bringen?

    - sonstige Tipps? Ideen?

    Danke schon jetzt für Eure Antworten!

    Alien


  • Re: Erblichkeit Alzheimer?


    Hallo Allien,

    ich denke ich kann dir einige deiner Fragen beantworten, da ich genau wie deine Freundin, selbst betroffen bin.

    Kurz zu meiner Geschichte:

    Ich bin 25 Jahre alt und zum Glück noch kerngesund. Bei meiner Mutter ist vor 2 Jahren Alzheimer diagnostiziert worden und das mit gerade einmal 53 Jahren. Traurig, denn wir zählen zu den sogenannten "Alzheimerfamilien". Das bedeutet, dass soweit ich den Stammbaum meiner Mutter zurückverfolgen kann, leider jeder der Genträger in sehr jungen Jahren an Alzhheimer erkrankt ist. Meine Urgroßmutter hat die Krankheit an ihre 8 Kinder vererbt. Diese wiederum zum größten Teil an ihre Kinder, darunter ist leider auch meine Mutter.

    Wir waren von der Diagnose "Alzheimer" so geschockt, dass wir unbedingt herausfinden wollten, ob meine Mutter ein für Alzheimer typisch verändertes Gen (bekannt sind davor bisher drei) in sich trägt.

    Bei einer Genuntersuchung in einem Genlabor in Dortmund (NRW) hat sich zu unserem Erschrecken herausgestellt, dass meine Mutter sogar alle drei veränderten Gene hat. Somit war auch die Diagnose noch einmal bestätigt.

    Wir mussten uns damit arrangieren und versuchen, irgendwie mit der Situation zu leben. Es ist ein harter Kampf, Tag für Tag, aber das Wichtigste ist, dass man nicht aufgibt!
    Große Hoffnung legen wir zurzeit in eine an der Universität in Bonn stattfindende Impfstudie gegen die Alzheimer Krankheit. 2001 wurde die Studie schon einmal durchgeführt, musste aber leider wegen schwerer Nebenwirkungen (Gehirnhautentzündung)abgebrochen werden. Trotz dieser "Vorfälle" konnte bei einigen Probanten nachgewiesen werden, dass die für Alzheimer typischen Plaques, die sich im Gehirn ablagern, zumindest nicht weiter zunahmen und zum Teil sogar zurückgebildet wurden. Dies veranlasste die Forscher, im Jahre 2006 an verschiedenen Standorten in Deutschland, eine zweite Reihe der Impfstudie durchzuführen. Bisher sind keine schweren Nebenwirkungen aufgetreten.

    Die Impfung soll, wenn ihre Wirkung bewiesen ist, auch präventiv genutzt werden und flächendeckend die Risikogruppen, wie deine Freundin und mich, vor dem Ausbruch der Krankheit schüten.

    Bleibt zu hoffen, dass die Umsetzung nur eine Sache von Jahren und nicht von Jahrzenten sein wird :-(

    Ich hoffe ich habe dir jetzt nicht zu viel Angst gemacht, aber die Wahrheit ist nun mal eben hart und es bringt auch nichts, sie in schöne Worte zu verpacken.

    Vorbeugend kann man leider nicht sehr viel tun, aber sich gesund ernähren und körperlich und geistig fit halten hat bestimmt noch keinem geschadet :-)

    Wenn deine Freundin Gewissheit haben will, dann informiert euch wo der nächste Gentechniker in der Nähe ist und lasst einen Gentest machen. Aber denk dran, selbst wenn ein Gen verändert ist, heißt es nicht unbedingt, dass die Krankheit auch wirklich ausbricht!

    Also Kopf hoch, lasst euch nicht unterkriegen und denkt nicht allzuviel darüber nach. Denn nur einem geschwächten Organismus kann eine Krankheit wirklich zu Leibe rücken.

    Mit den besten Wünschen, Jeany.

    Kommentar


    • Re: Erblichkeit Alzheimer?


      Liebe Jeany,

      vielen Dank für Deine Antwort - auch wenn ich zugeben muss dass sie nicht gerade aufmunternd ist. Ich werde mich jetzt auf die Suche nach einem Genlabor in unserer Umgebung machen, das einen entsprechenden Test durchführen kann.

      Soweit ich weiss, war der Großvater meiner Freundin, also Vater der Mutter, ebenfalls an Alzheimer erkrankt und ist früh verstorben. Die beiden Geschwister der Mutter haben aber gottseidank nichts, obwohl sie heute auch schon über 70 Jahre alt sind.

      Das lässt mich wieder hoffen!

      Dir alles Liebe und Gute!!!

      Alien

      Kommentar


      • Re: Erblichkeit Alzheimer?


        Sehr geehrter Alien,

        die meisten Fragen hat Jeany bereits beantwortet. Als Ergänzung: bei etwa 5 % aller Alzheimer-Fälle liegt eine sogenannte familiäre Form vor, das bedeutet, dass eine Genmutation vorliegt, die, wenn man Träger ist, mit einer 100%igen Wahrscheinlichkeit zur Erkrankung führt. In allen anderen (sporadischen) Fällen liegt eine multifaktorielle Genese vor, d.h. dass verschiedene Einflüsse/Risikofaktoren, die z.T. noch gar nicht alle bekannt oder ausreichend erforscht sind, letztlich die Wahrscheinlichkeit an einem Morbus Alzheimer zu erkranken, erhöhen. Hier gibt es auch genetische Einflüsse, die auch bestimmt werden können. Da sie aber nur eine relative Risikoerhöhung bedeuten und sich aus Ihnen keine genaue individuelle Prognose ableiten lässt, halte ich nicht viel davon, sie diagnostisch zu nutzen. Bezüglich der eingangs erwähnten familiären Fälle verhält es sich in meinen Augen anders. Sollte ein ausreichender Verdacht bestehen, dass in der eigenen Familie eine solche Erkrankung vorliegt, kann man sich durchaus überlegen, ob man ein Screening hierauf bei sich durchführen möchte. Dies erfordert zuvor jedoch eine (genetische) Beratung, da sich aus dem Ergebnis erhebliche Konsequenzen für das eigene Leben ergeben können. Wenden Sie sich im Verdachtsfall an eine spezialisierte Gedächtnissprechstunde (Adressen unter www.deutschealzheimer.de oder www.alzheimerforum.de) oder ein Institut für Genetik einer (Universitäts-)Klinik.

        Mit freundlichen Grüssen,

        Spruth

        Kommentar



        • Re: Erblichkeit Alzheimer?


          Zur Erblichkeit bei Alzheimer nach vorn geholt

          Kommentar

          Lädt...
          X