Was bedeutet ICD-10?
Ob Blinddarmentzündung oder Depression: In der Internationalen Klassifikation der Krankheiten, der ICD, erhält jede Krankheit ein bestimmtes Kürzel.

Inhaltsverzeichnis
Die Abkürzung ICD steht für International Classification of Diseases and Related Health Problems. Die ICD ist ein weltweit anerkanntes Klassifikationssystem, welches die Weltgesundheitsorganisation WHO erstellt hat. Alle wichtigen Erkrankungen werden dabei in verschiedene Kategorien eingeteilt und mit einem Kürzel versehen – dem sogenannten Diagnoseschlüssel. Mithilfe der Kürzel kann jede Diagnose weltweit einheitlich benannt werden.
Die aktuelle Ausgabe der ICD ist die ICD-10. 2018 soll die WHO eine Revision, die ICD-11, verabschieden.
In Deutschland gibt es die ICD in zwei Fassungen:
- ICD-10-WHO: Diese Fassung entspricht der exakten Übersetzung der originalen ICD der WHO aus dem Englischen. Sie wird zur Verschlüsselung der Todesursachen verwendet.
- ICD-10-GM: Bei dieser Version handelt es sich um eine für das deutsche Gesundheitswesen veränderte Fassung für die ambulante und stationäre Versorgung ("GM" steht für German Modification). Die ICD-10-GM dient u.a. der Abrechnung ambulanter Behandlungen oder der Statistik über die Diagnosen im Krankenhaus. Sie wird regelmäßig vom Deutschen Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI) überarbeitet. Mediziner sind verpflichtet, von ihnen diagnostizierte Erkrankungen nach der ICD-10-GM zu verschlüsseln.
ICD-Klassifikation
Jeder Diagnoseschlüssel der ICD besteht aus einem Buchstaben und einem dahinter stehenden Zahlencode. Die ersten drei Zeichen stehen für eine Hauptkategorie. So sind unter den Kombinationen G00-G99 alle Krankheiten des Nervensystems zu finden, während Erkrankungen der Atmungsorgane unter den Kürzeln J00-J99 zu finden sind. Um eine Erkrankung innerhalb einer Kategorie genauer zu spezifizieren, werden weitere Zahlen verwendet.
Beispiel: Das Kürzel F40 steht in der ICD-10-GM für "phobische Störungen". F40.1 steht für eine bestimmte phobische Störung, die soziale Phobie.
Zuordnung
Jede Krankheitsgruppe ist in der ICD Kategorien zugeordnet:
ICD Zuordnung
Kürzel | Diagnosegruppe |
---|---|
A00 bis B99 | Bestimmte infektiöse und parasitäre Krankheiten |
C00 bis D48 | Neubildungen |
D50 bis D90 | Krankheiten des Bluts und der blutbildenden Organe sowie bestimmte Störungen mit Beteiligung des Immunsystems |
E00 bis E90 | Hormon-, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten |
F00 bis F99 | Psychische und Verhaltensstörungen |
G00 bis G99 | Krankheiten des Nervensystems |
H00 bis H59 | Krankheiten des Auges und der Augenanhangsgebilde |
H60 bis H95 | Krankheiten des Ohres und des Warzenfortsatzes |
I00 bis I99 | Krankheiten des Kreislaufsystems |
J00 bis J99 | Krankheiten des Atmungssystems |
K00 bis K93 | Krankheiten des Verdauungssystems |
L00 bis L99 | Krankheiten der Haut und der Unterhaut |
M00 bis M99 | Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems und des Bindegewebes |
N00 bis N99 | Krankheiten des Urogenitalsystems |
O00 bis 099 | Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett |
P00 bis P96 | Bestimmte Zustände, die ihren Ursprung während der Geburt (Perinatalperiode) haben |
Q00 bis Q99 | Angeborene Fehlbildungen, Deformitäten und Chromosomenanomalien |
R00 bis R99 | Symptome und abnorme klinische und Laborbefunde, die anderenorts nicht klassifiziert sind |
S00 bis T98 | Verletzungen, Vergiftungen und bestimmte andere Folgen äußerer Ursachen |
U00 bis U99 | Schlüsselnummern für besondere Zwecke |
V01 bis Y98 | Äußere Ursachen von Morbidität und Mortalität |
Z00 bis Z99 | Faktoren, die den Gesundheitszustand beeinflussen und zur Inanspruchnahme des Gesundheitswesens führen |
Weiterführende Informationen finden Sie in der vollständigen Übersicht der ICD-10-Diagnoseschlüssel.
Entstehung der ICD
Es hat einen großen Vorteil, wenn jede Krankheit weltweit einheitlich benannt und definiert ist: Es erleichtert den Austausch zwischen Ärzten unterschiedlicher Nationalitäten und beugt Missverständnissen vor. Daher arbeiten Forscher schon seit Ende des 18. Jahrhunderts daran, einheitliche Namen für jede Erkrankung festzulegen.
1893 wurde die erste Klassifikation präsentiert, die so genannte Bertillon-Klassifikation, in welcher Todesursachen kategorisiert wurden. Im Laufe der Jahre wurde die Liste immer länger und differenzierter. Die Bertillon-Klassifikation kann als Vorläufer der heutigen ICD-10 angesehen werden.
Die Weltgesundheitsorganisation WHO erweiterte die Bertillon-Klassifikation 1948, indem sie auch Krankheitsbilder und Verletzungen mit in die Kategorisierung aufnahm. Das Ergebnis war die erste ICD – die ICD-6. Aufgrund des raschen medizinischen Fortschritts entstanden immer wieder neue Fassungen, die dem neuesten Stand der Forschung entsprachen.
Die jetzige Version des ICD wurde 1992 abgeschlossen und wird jährlich aktualisiert.
Linktipps:
Quellen:
Online-Information des Deutschen Instituts für medizinische Dokumentation und Information: www.dimdi.de (Abrufdatum: 10.01.2018)
Letzte inhaltliche Prüfung: 10.01.2018
Letzte Änderung: 15.03.2018